Lustige Sache: Mozilla vermarktet den Firefox-Browser als „Bio-Software“:
Was ist Bio-Software?
Im Bereich der Software-Firmen sind wir ein bisschen anders als die anderen. Wir verwenden den Begriff „Bio-Software“, um all die Eigenschaften zusammenzufassen, in denen wir uns von den anderen unterscheiden: Unser bekanntestes Produkt, Firefox, wird von einer weltweiten Gemeinschaft tausender Mitwirkender entwickelt, wobei nur ein sehr geringer Prozentsatz tatsächlich Angestellte sind. Wir werden motiviert von unserer Mission, Offenheit, Innovation und Möglichkeiten im Web zu fördern, nicht von Profitmaximierung oder unserem Aktienkurs (kleiner Hinweis: Wir haben gar keine Aktien).
Ich teile ja die Ansicht, dass man Freie Software mit nachhaltigen Ressourcen vergleichen kann. Ich hab mir jetzt auf die schnelle aber noch keine Meinung gebildet, ob ich Freie Software auch als „Bio-Software“ bezeichnen würde. Klingt auf jeden Fall etwas komisch. Und der Freiheitsaspekt fällt auch etwas heraus. Könnte aber aus Marketing-Sicht funktionieren, um neue Zielgruppen zu erschliessen. Was sagt Ihr?
Auf dem Social Camp in Berlin gab es ja viele Teilnehmer, die Wert auf fairen Konsum und Nachhaltigkeit legen. Linux nutzte aber kaum jemand. Gedanken über einen nachhaltigen Umgang mit digitalen Ressourcen hatte sich dort auch kaum jemand gemacht. Für die Ubuntu für Einsteiger-Session gab es keine Interessenten. Da ist also noch viel Potential.
Dazu habe ich mir letztes Jahr schon mal ein paar rudimetäre Gedanken gemacht: Open-Source-Software hochgradig naturbelastet
Beim Begriff „Bio/Organic“ muss ich – neben der impliziten Nachhaltigkeitsfrage – an den ganzen Anbaukrams denken, also das eigentliche Acker beackern und so. Das auf Software zu übertragen… trägt irgendwie nicht. „Sustainable software“ wäre vielleicht passender, aber etwas sperrig und nicht so skurril wie „Bio-Software“.
Naja, in gewisser Hinsicht ist Freie Software ja Code-Recycling; oft können Komponenten in anderen Projekten wieder verwendet werden. Nur leider kocht gerade Mozilla da sein eigenes Süppchen mit XUL, ähnlich OpenOffice.org.
Marketingmäßig finde ich das zwar reichlich schwachsinning, aber vielleicht Lobo ja noch ein Buch zu „Bio-Software“ … ;)
Bei der Überschrift hab ich daran gedacht, dass Firefox 3 im Gegensatz zu FF2 viel weniger Systemressourcen verbraucht, Seiten schneller lädt (und somit auch weniger Strom verbraucht usw).
Ich glaube in der Hinsicht kann man FF3 schon als Bioware bezeichnen ^^
Hallo
Voll auf der Welle…
Anders kann man es garnicht mehr ausdrücken.
Nur weil Bio gerade voll Trend ist.
Merke es in den Läden und Medien (oder umgedreht?).
Habe gerade Praktikum bei einen Berufsimker gemacht, der mit dem Siegel von Bioland wirbt. Letztendlich stellten wir beide fest, das sein Futterersatz für den Winter zertefiziert aus Südamerika kommt und das das überhaupt nichts mit Nachhaltigkeit zu tuen hat. Aber einzig und allein zählen grundsätzlich erst mal nur Zertifikate.
Und das ganze passiert meiner Meinung nach auf dem Sektor Software. Anfangs orientierte sich Linus Torvalds auf sein Ziehl…später wurde sich nur noch nach MS gerichtet, oder nach MAC mit ihren Auqa. Der diesjährige Aprilscherz der CT´ brachte die Sache auf den Punkt.
Und jetzt laufen die Jungs&Mädchen eben dem Bio-Trend nach.
Also ganz ehrlich, Kreativ nenne ich diesen „analogen“Kopiervorgang nicht.
Wer wie ich die „alternative Ideen&Menschen“, also Projekte durch langjähriges mitmachen begleitet hat, weiss, das selbst da Unmenschlichkeit, Grössenwahn und Ressourcenverschwendung auf der Tagesordnung stehen.
Es wird wohl noch ne weile dauern, bis es sich wirklich herrauskristalisiert hat, was der Grundlegende Ansatz ist, was open source und prioritäre Software unterscheidet und so für die zukünftigen Macher ein Orientierungs- und identifikationsModell gibt.
Aber bitte jetzt nicht Bio!
Um das mal ganz hart auszudrücken:
In einer Sklavenhaltergesellschaft ebenso wie in einer Demokratie wird übereinander und untereinander Kooperiert genauso wie bei allen open source Projekten.
Ich beschäftige mich gerade aktuell dazu mit dem begriff: Coopetition.
MfG Herr Schmidt
Ja, Markus, da ist viel Potential. Wenn Firefox darauf hinweisen will, dass viele der Motive, die die Ökos und die FOSS leiten, dieselben sind, dann finde ich das gut. (Was genau sie meinen, wird allerdings aus dem Zitierten nicht klar, der Begriff klingt zudem in der Tat ziemlich holprig.) Ich finde immer, dass es dasselbe ist (derselbe Mechanismus), ein Terminator Gen in den Mais einzuimpfen und eine Anwendung mit DRM zu versehen.
Der Unterschied ist: Das eine tötet Leben. Das andere Kreativität. Am Ende nützt das nur jenen, die die Kontrolle über die Gene oder über (proprietäre) Software haben, bzw. deren Verkaufsinteressen.
Die Öko und Wissenallmendbewegungen (inkl. FOSS) gehören aber zusammen. Genau diese Idee leitet ja auch den Allmendesalon der hbs.
Du meine Güte, habt ihr euch die Aufmachung der Site angesehen? Was soll das: Ein Eierkarton mit zehn äußerlich unterschiedlichen (Bio?)Eiern, die zum Teil dann noch einmal (frei herum laufend?) als Textillustration auftauchen? Als deutschsprachige Adaption für „organic“ halte ich „Bio“ jedenfalls für ziemlich ungeeignet und ich hoffe inständig, dass sich dieser Retortenbegriff „Bio-Software“ nicht etabliert.
Wenn man sich die Übersetzungen bei Mozilla so im Allgemeinen mal anguckt, denke ich eher, dass das schlicht und ergreifend ein Fehler ist. Wahrscheinlich war das im Original „organic“ oder „sustainable“ oder so.
Bei den Release-Notes zu Firefox 3 schaudert es den deutschen Leser ja auch etwas – lauter Sätze, die zwar irgendwie richtig sind, aber einfach vollkommen am Sprachgebrauch vorbei gehen.
…ich glaube, viele leute haben angst vor linux. ich auch ein bißchen – will seit monaten umsteigen, mache es aber nicht: aus bequemlichkeit und weil ich konfus-vage gedanken hege wie: und was, wenn dann meine soundkarte nicht mehr geht? was, wenn er meine externen geräte nicht mehr erkennt? was wird mit soulseek? usw. usf. – da reicht der politische ansatz bis zur gewohnten desktop-umgebung, die man eben nur sehr ungern aufgeben möchte, weil man einen riesigen berg arbeitSLASHzusammenbruch auf sich zukommen sieht. leider haftet linux, vielleicht auch besonders im geistes- und sozialwissenschaftlichen bereich, immer noch das vorurteil an, es handele sich um „frickler-stuff“. für tüfftler. für leute, die sich ECHT damit beschäftigen wollen. hatte kürzlich diese diskussion in meinem lehrgang, da haben sich sofort ganz harte fronten gebildet. dabei liegt es ideel und gesellschaftspraktisch auf der hand: wie kann man im non-profit-bereich tätig sein und für fairen konsum, nachhaltigkeit, soziale gerechtigkeit und gleichberechtigung kämpfen (wollen), sich aber tagtäglich gleichzeitig dem global turbo-player no. 1 unterwerfen…?
„Organische Software“ hat schon mehr Reiz. Und die Abkürzung „OS“ wie „Open Source“ könnte auch beibehalten werden.
Es scheint aber (siehe auch den gerade zu uns rüberschwappenden LOHAS-Trend) jenseits des Atlantiks gerade eine große Biowelle zu geben. Hat vielleicht auch damit was zu tun.
(Und ja: echte „organic software“ müsste nicht nur eine lebensfreundliches Herstellungsprinzip haben, sondern auch „greener it“ sein)
@Sandra: Linux vielleicht nicht gerade, aber die beiden, die an dem großen naturwissenschaftlich-technischen Institut, an dem ich arbeite, am meisten Wert auf Firefox statt IE legen, sind die beiden dort arbeitenden SozialwissenschaftlerInnen …
@8: Angst ? Eher wie Faulheit. Wenn deine Soundkarte nicht mehr geht, ist das nämlich in den meisten Fällen ein bisschen Arbeit. Außerdem gibt es für solche Fälle Live-CDs. Einen Soulseek-Client findest du nach zehn Sekunden Google etc. pp.
Die meisten Probleme sind lösbar.
@ till: dieser fakt beruhigt mich irgendwie… – –
@ erlehmann: sag ich ja: bequemlichkeit/faulheit/you-name-it… „angst“ stimmt aber auch. habe kürzlich aus spass und zu testzwecken mal ne alte suse aufgesetzt. beim upgrade/netzwerkeinrichten fingen dann die probleme an… für anfänger/innen ohne vorkenntnisse eben nicht so super-easy. – –
@markus: gut wäre ein hands-on-praxis-workshop „für dummies: zum dual-boot in 10 schritten am eigenen lappi unter professioneller anleitung“, da wäre ich sofort am start!
@Sandra
Schau Dir mal Ubuntu an, da brauchts keine Angst und es gibt eine funktionierende Community, die bei Problemen gerne hilft.
@Sandra: also „ne alte suse“ ist der denkbar schlechteste Linux-Start, den man sich aussuchen kann. Wenn schon, dann bitte eine der aktuellsten (wegen der Treiber) Distributionen mit der besten verfügbaren Doku, die man bekommen kann. Für Anfänger ist das momentan wirklich Ubuntu.