Frankreich will Freie Software fördern

Frankreich möchte Paris zu einer „Exzellenzregion“ für Freie Software machen. Ziel sei es, so der französische Minister für Wirtschaft, Finanzen und Technologie, Thierry Breton, eine schlagkräftige und profitable OpenSource-Industrie zu entwickeln. Die „Ile de France“ solle das „wissenschaftliche und wirtschaftliche Zentrum der Freien-Software-Industrie in Europa werden“. Das forderte Breton auf einer Pressekonferenz zum Bericht „Levy-Jouyet“, der sich mit der Ökonomie immaterieller Güter befasst. Breton sagte: „In der immateriellen Wirtschaft liegen die Wachstumschancen der Zukunft!“ Er gehe davon aus, dass Software und andere immaterielle Güter der französischen Wirtschaft ein Wachstum um drei bis vier Prozent jährlich bescheren würden.

Breton verlautete, dass Freie Software der IT-Industrie neue wirtschaftliche und technologische Potenziale biete. Diese neuen Möglichkeiten würden die Strukturen, die sich in den vergangenen 15 Jahren innerhalb der Software-Industrie verfestigt hätten, in Frage stellen. Frankreich müsse diese Möglichkeit nutzen, denn in diesem Bereich würde es „vor Talenten nur so wimmeln“.

Das Exzellenzzentrum soll von einer Gruppe aus Wissenschaftlern und Software-Entwicklern geleitet werden. Ihr Chef soll Roberto Di Cosmo von der Universität Paris werden. Softwareentwicklung brauche einen festen Ort, so Di Cosmo: „Es wäre naiv, die Bedeutung von menschlichen Kontakten und Infrastruktur außer acht zu lassen.“ Co-Chef wird der Software-Entwickler Alexandre Zapolsky von der OpenSource-Firma Linagora. François Bancilhon von Madriva und Stéfane Fermigier werden ebenfalls mit dabei sein.

Die Gruppenmitglieder bekräftigten das Potenzial des Exzellenzcenters für Paris: Die Region könne so Arbeitsplatzverluste erfolgreich bewältigen. In Deutschland gab es ebenfalls Versuche, solche Exzellenz-Regionen zu etablieren, bestes Beispiel ist die OpenSource-Region Stuttgart. Früher wurden OpenSource-Projekte auch national gefördert. Leider ist aktuell zu beobachten, dass Deutschland beim Thema Freie Software hinter die Nachbarländer – wie eben Frankreich – zurückfällt. Hier ist auch die Koordinierungs- und Beratungsstelle der Bundesregierung für Informationstechnik in der Bundesverwaltung (KBst) zu nennen, die von Jahr zu Jahr weniger Mittel zugewiesen bekommt.

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