COMMUNIA-Buch: „The Digital Public Domain – Foundations for an Open Culture“

Hervorgegangen aus dem EU-geförderten europaweiten Forschungsnetzwerk „COMMUNIA – The European Thematic Network on the Digital Public Domain“ wurde im vergangene Jahr die NGO Communia Association gegründet. Thema von Netzwerk und Organisation sind, wie der Name schon sagt, die digitale Allmende* und deren Bedeutung for Wissenschaft, Wirtschaft, Kunst und Kultur. Im Gegensatz zur – auch in Deutschland von Tatort-Autoren bis zum Handelsblatt – im Mainstreamdiskurs zu Immaterialgüterrechten (über-)betonten Bedeutung „geistiger Eigentumsrechte“, geht es der Communia-Organisation darum, die oft unterschätzte Bedeutung digitaler Gemeingüter für Innovation und Kreativität herauszuarbeiten.

Jetzt liegt das erste größere Werk der neugegründeten Organisation in Buchform vor: Der Sammelband „The Digital Public Domain – Foundations for an Open Culture“, herausgegeben von Melanie Dulong de Rosnay und Juan Carlos de Martin, versammelt eine Reihe spannender Beiträge zum Thema. Nach einer generellen Einführung in das Phänomen der digitalen Allmende folgen drei Artikel, die sich mit deren rechtlichen Grundlagen auseinandersetzen, bevor in sieben Beiträgen die verschiedenen Dimensionen der „digital public domain“ an Hand konkreter Beispiele und Fragestellungen illustriert werden.

Es dominieren dabei Fragen, die mit Versuchen einhergehen, eine digitale Allmende mit Hilfe privatrechtlicher Lizenzstandards wie Creative Commons herzustellen – was nicht zuletzt daran liegt, dass eine große Zahl der COMMUNIA-Mitgliedsorganisationen in ihren Ländern als lokale Creative-Commons-Außenstellen tätig sind. Besonders erwähnt sei in diesem Zusammenhang Kapitel 10, das sich mit der „Creative Commons Rights Expression Language“ („CC REL“) auseinandersetzt, mit deren Hilfe die Auffindbarkeit frei lizenzierter Inhalte im Internet verbessert werden soll.

Zum Inhalt passt auch die gewählte Form der Veröffentlichung. Das Buch steht unter der freiesten Creative-Commons-Lizenz (CC-BY) als PDF-Download zur Verfügung, kann aber bei Open Book Publishers auch in verschiedensten Formaten als E-Book und Totbaum-Exemplar käuflich erworben werden.

* Der Begriff der „Public Domain“ lässt sich weder in seiner engen, rechtlichen Bedeutung im US-Copyright noch in der von Communia verwendeten, eher metaphorischen Form gut ins Deutsche Übersetzen. Mehr zu Begriff und Konzept habe ich in einem Beitrag für die Zeitschrift juridikum mit Titel „Wesen und Wirken der Wissensallmende“ ausgeführt.

4 Ergänzungen

  1. nur so am Rande, was ist an der Bezeichnung „Allgemeingut“ für „public domain“ den verkehrt? Ist doch an sich die 1:1 Übersetzung des Begriffes

    1. Gerade in der Weise, wie ihn die COMMUNIA-Leute verwenden, wäre eine derartige Übersetzung sehr irreführend: Werke, die unter Creative-Commons-Lizenzen veröffentlicht werden, sind nämlich keineswegs „Allgemeingut“, sondern der Allgemeinheit werden von den Rechteinhabern – je nach Lizenzversion – unterschiedliche Nutzungsrechte pauschal eingeräumt.

      Und auch in der engeren, juristischen Bedeutung wäre eine Übersetzung als „Allgemeingut“ problematisch, weil es beispielsweise im deutschen Urheberrecht gar nicht die Möglichkeit gibt, auf sämtliche , also auch Urheberpersönlichkeitsrechte, wirksam zu verzichten. Der deutschsprachige Wikipedia-Artikel zur Public Domain heißt deshalb auch „Gemeinfreiheit„.

  2. The wordings „public domain“ as used in modern European states, come from the juridical vocabulary, section administration law.

    It’s a space owned, or ruled over, by a public governing entity like a city or a state. In this spaces in general all citizens of that city or state are entitled move in and out freely, behaving within the laws of that city or state.

    Counterpart of public domain is private domain, spaces owned or controlled by a private entity like a person, a foundation, or a company.

    This type of ‚public‘ or ‚publicly‘ is only possibe within the framework of a public entity like a state. Money to run anything ‚public‘ comes from the citizens and corporations living and working in that public entity.

    When discussing digital spheres, the wordings public domain often are used in a confusing way. For instance in the German StreetView discussion, bloggers and journalists stated that Google StreetView is public domain. They could not be wrong more.

    StreetView, the product offered to consumers, is a 100% privately owned software program. The servers presenting StreetView to consumers are 100% privately owned. The infrastucture over which consumers digitally reach servers presenting StreetView, is mostly privately owned.

    Public also can be used meaning ‚for all‘, for all eyes“, like in „she spoke in public“, „he published a receipe“, „the scientists released her research publicly“.

    To discuss new problems raised from digitisation and internet in an effective way, both types of ‚public‘ shouldn’t be mixed up and in any case ‚public‘ should not be used as ‚for free for everyone‘.

    A book titled „The Digital Public Domain“ discussing the licensing of works, should therefore be read with a healthy dosis of independent critical thinking.

    10COM is a not for profit initiative that’s active to make the EU and it’s citizens fit for the Age of Digital.

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