Brockhaus auf den Spuren von Google Answers und Wikipedia

Das Bibliographische Institut & F. A. Brockhaus AG (BIFAB), Hersteller von Duden und der traditionsreichen Enzyklopädie steigt in das modische Geschäft mit den Communities ein, darauf lassen ein zeitweilig erreichbarer Prototyp und eine Projektbeschreibung eines österreichischen Instituts schließen.

„aLEXander“ soll – so die Beschreibung des Instituts für Informationssysteme und Computer Medien (IICM) „verschiedene Datenquellen wie den Brockhaus Multimedial (Enzyklopädie) und Die Presse (Tageszeitung) zusammenführ[en]“. Zudem sollen die Benutzer eigene Texte hinzufügen können.

Neben der Enzyklopädie Wikipedia, die es innerhalb weniger Jahre zu einem der populärsten Webseiten geschafft hat, gehört es inzwischen zur Standardausrüstung von Portalanbietern, Wissensgemeinschaften zu hegen. Den Anfang machte 2002 der Suchmaschinenprimus Google mit „Google Answers“. Fragende durften Preise für die korrekte Beantwortung ausloben, das Projekt gehört zu den eher weniger auffälligen Seiten von Google. 2006 zogen Lycos und Yahoo nach, letztere auch seit Juni auch in deutscher Sprache. Statt Geld winken den Teilnehmern hier Punkte und Anerkennung.

Das IICM entwickelt seit Jahren unter anderem die Software für die Brockhaus-Infotainmentsoftware „Brockhaus multimedial“, die ein Kind des 15-bändigen Brockhaus-Lexikons ist. Der zweite Content-Lieferant ist die österreichische Tageszeitung „Die Presse“, die der Styria Medien-AG gehört. Letztere ist auch die Sponsorin eines Lehrstuhls an der Uni Graz für „zukunftsweisende Medientechnologien“. Bereits im Frühling 2005 hatte es Andeutungen gegeben, eine lexikalische Community aufzubauen.

Gesponsert durch den Lehrstuhl wurden im vergangen Jahr mehrere wissenschaftliche Publikationen des Institutsleiters Herrmann Maurer und Josef Kolbitsch, die bereits für den Dezember 2005 einen Prototypen angekündigt hatten. Das dahinterliegende System „Kōrero“ ist eine Anspielung auf das hawaiianische Wort „wiki“, das sich mit „schnell“ übersetzen lässt.

Im Laufe des Tages konnten Surfer unter der zu dem IICM gehörenden IP 129.27.200.58 einen frühen und nur teilweise funktionierenden Prototypen von aLEXander austesten. Aktivster Benutzer war zu diesem Zeitpunkt der Geschäftsführer der BIFAB-Tochter „Brockhaus Duden Neue Medien“ (BDNM), Bernd Kreissig. BDNM ist seit Jahren verantwortlich für die Herausgabe aller elektronischen Produkte des Verlags.

Teile von aLEXander sind weiterhin über den Google-Cache einsehbar.
BIFAB wies im abgelaufenen Jahr einen Verlust von mehreren Millionen Euro aus. Für das Geschäftsjahr hofft man auf steigenden Umsatz und die Rückkehr in die Gewinnzone. Ob aLEXander dazu beitragen kann, wird sich zeigen.

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