Offene digitale BasistechnologienMillionenprogramm zur Unterstützung von Open Source gefordert

Weite Teile wichtiger Infrastrukturen laufen auf Basis von Open-Source-Software, deren Wartung oftmals nur wenige Personen stemmen. Die Open Knowledge Foundation fordert, dieses Ökosystem mit einem staatlichen Förderprogramm zu stärken.

Herz
Open-Source-Software ist oft Basistechnologie, ohne die nichts läuft. (Symbolbild) – Gemeinfrei-ähnlich freigegeben durch unsplash.com Jesse Orrico

Die Open Knowledge Foundation will nachhaltige und konsequente Förderung für Open-Source-Technologien. Ein starkes Open-Source-Ökosystem sei nötig, um die digitale Souveränität Deutschlands zu stärken. Dazu „braucht es dringend ein Förderprogramm für Offene Digitale Basistechnologien“, heißt es in einem Blogeintrag der Organisation. Die Open Knowledge Foundation hat nun in einer vom Bundeswirtschaftsministerium unterstützten Machbarkeitsstudie analysiert, wie ein solches umfassendes Förderinstrument aussehen könnte.

Die Studie (PDF, 47MB) skizziert eines der Probleme der offenen digitalen Basistechnologien: Open-Source-Software wird zwar weithin benutzt, auch von Unternehmen und in kommerzieller Absicht, aber die Wartung und Betreuung vieler Systeme liege in den Händen von wenigen Einzelpersonen. Das führe zu einem fragilen Ökosystems und damit auch zu möglichen sicherheitsrelevanten Problemen.

Dieses Problem würde von einem dominanten Innovationsdiskurs überlagert, zumal das Wissen über die Basistechnologien und die Probleme fehle. Als Lösungsansatz wollen die Autorinnen ein Förderprogramm aufsetzen, das ein sicheres, resilientes Ökosystem und damit digitale Souveränität unterstützt. Durch sichere Basistechnologien würde letztlich auch Innovation gestärkt. Sie schlagen auch gleich einen Namen vor: Sovereign Tech Fund

Projektleiterin und Co-Autorin Adriana Groh sagt: „Open Source ist zu einer großen Erfolgsgeschichte geworden. Damit diese weiter gehen kann, müssen wir den Fokus jetzt auf die Bereitstellung und Wartung der Basistechnologien richten. Für diese gibt es aktuell fast keine Fördermöglichkeiten. Dies macht das gesamte Open-Source-Ökosystem immer fragiler“.

10 Millionen im Jahr

In ihrer Machbarkeitsstudie beziffern die Autorinnen die jährlich notwendige Summe zu Beginn auf etwa zehn Millionen Euro. Gefördert werden sollen damit:

  • Basistechnologien des Internets, unter anderem Protokolle wie TLS/DNS/NTP/BGP, Sicherheitszertifikate, Content Delivery Networks, DNS-Server und Betriebssysteme
  • Basistechnologien für Softwareentwicklung wie Compiler, Softwarerepositories, Wissensdatenbanken
  • Gesellschaftliche Basistechnologien wie Servermanagementsoftware und Integration von Modulen

In der Machbarkeitsstudie ist von jeweiligen Fördersummen zwischen 50.000 und 500.000 Euro die Rede, mit denen die Projekte jeweils 6 bis 24 Monate gefördert werden sollen. So kommt die Studie auf etwa 30 Projekte pro Jahr, die aus dem Fördertopf unterstützt werden könnten.

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8 Ergänzungen

    1. Das geht aus der Machbarkeitsstudie absolut nicht hervor und ist auch nicht die Idee dieses Förderprogramms, so wie es die OKNF aufgeschrieben hat.

      1. Sorry, gemeint war „die Regierung“. Also das gnädige Aufnehmen des Balls, Luft raus, und ab in den Burggraben gekickt.

  1. Der zunehmende Einfluss der Staaten und ihrer Behörden auf die Open-Source-Gemeinde ist hochgefährlich. Dass diese Studie ausgerechnet vom Bundeswirtschaftsministerium bezahlt wurde, ist für mich fast schon ein Ausschlusskriterium.

    1. Ich finde, man hätte die Förderung effektiver hinbekommne, wenn man das Geld den Universitäten und Fachhochschulen gegeben hätte, um damit zusätzliche Stellen zu bezahlen die Pflege/Wartung und Erweiterung von Open-Source-Projekten unterstützen. Doktoranden auf dem Gebiet der IT wären sicher nicht schlechtesten Kandidaten für sowas, und haben das Geld bzw. die Stelle seit Corona ohnehin bitternötig!

      1. Open source ist aber nicht nur Forschung… da ist auch langweilige Wartung oder einfach nur Programm- und -ierkenntniss vonnöten. Programmier sind auch nicht immer die Besten an den Unis.

        Bin auch der Meinung, das Universitäten da spezifisch mit gefüttert und gefördert gehören, aber das alleine kann es nicht sein, wäre auch nicht inklusiv genug (bzw. durchlässig).

        1. Ich hatte nicht gemeint, dass die Förderung auschließlich an (Fach)Hochschulen gehen soll. Ich weiß eben von direkt Betroffenen, dass Corona gerade für Doktoranden an Unis ein herber schlag war, und viele der (ohnehin sehr schlecht bezahlten) Möglichkeiten etwas durch Arbeit im eigenen Fachbereich zu verdienen weggebrochen sind. Teilweise ist es so schlimm, dass die Dissertation abgebrochen wird!

          1. Verständlich, ohne Frage. Wäre sogar sinnvoll, es sei denn man würde dann, ähnlich wie mit den befristeten Verträgen auch schon, neue Abhängigkeiten schaffen, oder schlimmer noch einen Abschiebebahnhof. Da wäre eine Zusatzfinanzierung vielleicht sogar sinnvoller, also das Geld direkt zu geben. Befürchtung ist, dass effektiv vor allem in Fussballfeldern, Leuchttürmen und Skylines gerechnet wird, so dass der Reform- und Reparaturbedarf, was den Politikbetrieb betrifft, alles von Verstand aufzufressen droht, ohne dass es zusignifikanten Korrekturen kommt.

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