Reiseführer scheinen genau das Richtige für die Sommerhitze im Moment, Global Partners Digital haben einen erstellt, der Aktivisten durch die Welt des Internets führen soll. Es geht darum, einen Einblick zu bekommen, wie das Internet funktioniert, sowohl auf der technischen als auch auf der Regulierungsseite, um daran teilhaben zu können, Probleme gezielt anzugreifen. Dabei hilft ein historischer Überblick, wenn auch die konkreten Ereignisse nicht 100%ig nachvollziehbar ausgewählt wurden. Aber auch eine Erklärung des Internet-Schichten-Modells fehlt nicht und so erfährt man, was die kritischen Punkte innerhalb der einzelnen Schichten sind und welche Organisationen und Gruppen sich damit beschäftigen. So lässt sich in einer Tabelle leicht ablesen, dass Netzneutralität in der physikalischen Ebene ermöglicht oder verhindert wird und dass Internet Service Provider und Internet Exchange Points dabei eine große Rolle spielen.
Nachdem Verständnisgrundlagen gelegt sind, geht es an die Möglichkeiten, auf den Prozess des Internet Governance Einfluss zu nehmen. Die verschiedenen Interessensgruppen – Firmen, Regierungen, ICANN, ISPs, IETF, IGF … – werden vorgestellt, ihre kryptischen Abkürzungen dekodiert und ihre Rollen in der unübersichtlichen Regulierungsmaschine erklärt. Nachfolgend wird an mehreren Fallstudien erklärt, wo die Menschenrechtsprobleme und Herausforderungen im heutigen Internet liegen, beispielsweise bei der Überwachung durch Software wie FinFisher oder der Zensur durch die große chinesische Firewall, aber auch durch neue Entwicklungen wie das Internet der Dinge. Am Ende ist klar, es muss an vielen Ecken gehandelt werden:
Human rights defenders must get involved now in order to shape a future internet landscape that protects and promotes the values of international human rights.
Die Veröffentlichung stellt eine schöne Zusammenfassung dar, die sich sowohl als Einstieg in das Thema empfiehlt als auch als Nachschlagewerk, wenn wieder einmal eine unbekannte Abkürzung einer Organisation im Internet-Governance-Dschungel auftaucht. Und am Ende fühlt man sich nicht mehr ganz so ratlos und hoffentlich ermutigt, seinen Teil für ein freies Internet beizutragen.
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