Die personalisierte Webserie Do not track veröffentlichte gestern ihre neue Webpisode. Darin geht es darum, wie Informations- und Nachrichtenaustausch in sozialen Netzwerken uns alle beeinflussen und/oder unsere Weltsicht verzerren. Es sind Algorithmen die, aufgrund unser Facebookfreunde, berechnen, was wir am wahrscheinlichsten anklicken. Das Problem, das hieraus entsteht, ist, dass die redaktionelle Verantwortung die traditionellere Medien haben, dabei wegfällt. Diese ist aber notwendig, um bestimmte Informationen richtig deuten zu können.
Zum Beispiel bei einer Zeitung hat man in der Regel eine Vorstellung davon, welche politische Ausrichtung diese verfolgt. Das fällt hier weg, da wir eben Nachrichten von vielen verschiedenen Redaktionen und Medien in unserem Newsfeed haben. Damit wir diese auch anklicken, kommen eben diese Algorithmen zum Einsatz, die mit Hilfe der über uns vorhandenen Daten, berechnen was wir hören wollen bzw. nicht anklicken würden. Dementsprechend bekommen wir nur die Version der Wahrheit vorgesetzt, die in unser Weltbild passt. Facebook verwendet hierfür einen Algorithmus namens EdgeRank. Dieser funktioniert beispielsweise so: Wenn zwei Personen auf Facebook George W. Bush folgen, eine davon auch Fox News liked, ist es für den Algorithmus wahrscheinlich, dass die zweite Person, die nicht Fox News folgt, tendenziell Fox News liken würde.
Das Internet polarisiert den Informationsstrom also sehr stark. Als Medienunternehmen wird es immer wichtiger, Inhalte zu haben, die Klicks generieren. Ist dies nicht der Fall, hat das direkte wirtschaftliche Konsequenzen für das Unternehmen. Facebook argumentiert so, dass der/die Rezipient*in selbst dafür verantwortlich ist, einen ausgewogenen Feed zu haben, man entscheidet ja schließlich auch, mit wem man auf Facebook befreundet ist. Allerdings sollte das wirklich Einfluss darauf haben, welche Nachrichten ich erhalte? Letztendlich ist somit eine bestimmte Lesart einer Information relevanter als dieselbe Information, die aber eine andere Interpretation des Geschehenen liefert. Nur die halbe „Wahrheit“ zu kennen, bedeutet zwangsläufig, dass diese Form von Nachrichtenaustausch im Konflikt mit dem Ideal einer aufgeklärten und informierten Gesellschaft steht.
Nicht das Internet, sondern Facebook polarisiert den Informationsstrom sehr stark. Diesen doch ziemlich markanten Unterschied möchte ich hiermit hervorheben.
Wer benutzt heute noch soziale Netzwerke? Das ist doch eher ein Thema von gestern.
Genau, wer heute noch soziale Netzwerke (= Web 2.0) nutzt, ist out. Mal sehen, ob sich mal Leute in Web 0.0, oder besser Web N^x, dem Leben von Angesicht zu Angesicht wieder in die nichtexistierenden Highscorelisten ‚Lebendiger Umgang mit Zufällen, Unplanbarkeiten und Unkontrollierbarkeit‘ spielen können. Das ist nicht nur schwer an sich, damit haben sich leider schon hunderte Generationen Menschen abmühen müssen, und teils auch gar nicht so klickibunti, sondern abseits der 4 Ecken der kleinen Spiegelchen ist auch einiges an lustigen asozialen Updates passiert, die man so gar nicht mehr mitbekommt durch die lustigen bunten ’sozialen‘ Filter der Spiegelchen. Aber wenn der hlg. Zuckerberg von seiner himmlischen Facebook-Wolke seine neuen ’sozialen‘ Gesetze runterschmeisst, ist doch alles andere egal. Wem kann man da schon mit Argumenten kommen, wenn man nicht einmal mehr angeschaut wird. Ist ja auch nicht so bunt, kontrollierbar und spieglein-hirnverdrogt.
Man muss sich dem ganzen ja nicht unterwerfen. Es gibt durchaus eine Möglichkeit soziale Netzwerke sinnvoll zu nutzen. Speziell wenn man nicht immer mit denselben 5 Kumpels rumhängt sondern ein internationales Leben führt und ständig unterwegs ist. Da sind Netzwerke eine grosse Hilfe. Das Problem liegt zwischen den Augen der Benutzer, die nicht denken sondern posten. Da wäre es nett wenn ein automatisches Verfalls/Löschdatum für Postings eingebaut wäre aber dieses Feature wird zumindest bei Facebook nicht kommen da sich die Geschichte ja auch finanzieren lassen soll. Filter sind eine logische Erweiterung des Systems da man ansonsten sich durch etliche Seiten an Statusupdates durchwurschteln muss. Nur sind sie leider nicht transparent d.h. es ist dem User nicht möglich einzusehen welche Posts er bekommt. Er kann aber seine eigenen Präferenzen wählen.
Ich habe selber am Aufbau eines lokalen sozialen Stadtnetzwerkes in China ein paar Jahre mitgearbeitet. Es war eine tolle Zeit und es hat nicht nur Trolle angelockt sondern viele Interaktionen zwischen fremden Menschen in einem fremden Umfeld entstehen lassen. Freundschaften sind entstanden und Netzwerke haben sich aufgebaut. Daraus hat sich viel positives ergeben..speziell weil die meisten das Netzwerk als Kontaktstelle angesehen haben und nicht als alleinigen Treffpunkt.
Wie bei aller Technologie gibt es kein Schwarz und Weiss, aber man sollte das eigene Hirn einschalten beim Benutzen
Natürlich sind viele Freundschaften entstanden, aber wahrscheinlich genauso viele Feind bzw. Nicht- Freundschaften. Leider hört man nur mehr „hab ich auf fb“ gesehen usw.
Sind sicher schon viele Ehen in die Brüche gegangen. Nichts desto trotz geb ich dir Recht. Facebook mit Hirn zu benützen.
Lg
Kannst Du hier darüber mehr schreiben? Das ist super interessant! Wie waren Deine Erfahrungen mit der chinesischen Bürokratie/Überwachung? Sind die Menschen in China an Privacy interessiert? Wieviel blinky blinky braucht eine chinesische website?