„Mein Kopf gehört mir!“: Kampagnen„journalismus“ vom Feinsten

Gabor Steingart ist der Chefredakteur des Düsseldorfer Wirtschaftsversteher-Kümmerblättchens „Handelsblatt“, ein chronisch klammer Titel der Dieter von Holtzbrinck gehört, einem der beiden Holtzbrinck-Verlage (der Teil, der nicht viel online macht). Sein Blatt macht heute auf mit: „Mein Kopf gehört mir! 100 Schriftsteller, Sänger, Künstler, Werber, Softwareentwickler und Unternehmer“ wollen ihren Kopf also nicht loswerden. Ach, denkt sich der geneigte Leser. Wirklich? Ein tiefer Griff in die Klischeekiste, mit Guillotinen-Revolutionsrhetorik (wer fordert hier wessen Kopf?) und einem schamlosen Griff zur §218-Debatte um Abtreibung („Mein Bauch gehört mir“). Aber Steingart, ehemals Spiegel-Büroleiter in Berlin, galt noch nie als irgendwie sonderlich zimperlich.

Also alles keine Aufregung wert? Und überhaupt: warum setzt man als Gegenpart zu den Künstlern auf die Piratenpartei? Deren derzeit als Beschlüsse existierende Urheberrechtsideen sind allenfalls partiell revolutionär. Leider ist der Hintergrund ernster: hier wird nicht Journalismus betrieben, hier wird eine politische Kampagne gefahren. Natürlich ist es eine große Leistung des Handelsblatts, nur einseitig Personen um Teilnahme gefragt zu haben. Aber bei all den putzigen Zitaten (Künstler Markus Lüpertz: „Es ist kein Wunder, dass man versucht mit diesen lieblosen Maschinen die Indiskretion zu legalisieren“, Bundesinnenminister Friedrich: „Dass Sie im Kaufhaus auch nicht alles mitnehmen können, sondern bezahlen müssen, ist keine Einschränkung der Freiheit. Warum sollte im Internet etwas anderes gelten?“) fällt eines auf: die meisten der Zitierten haben offensichtlich weder eine Ahnung vom Programm der Piratenpartei noch allzu viel gemein. Es geht nämlich den meisten zitierten Kreativen – nicht zitierten Geschäftsführern – nicht primär um das Urheberpersönlichkeitsrecht, sondern banal um die Brötchen. Und um diese haben sie Angst – obwohl sie schon heute oftmals eben bei diesen beschissen werden. Warum man sich freiwillig so fröhlich in einen Topf rühren lässt, ist rätselhaft.

Nun hat das Handelsblatt nicht ohne Grund „Aktion“ und nicht „Journalismus“ über diese 100 Kopfeigentümer geschrieben. „The Empire strikes back“, und das Handelsblatt-Herumblödeln ist nur der Anfang davon, wie wir aus für gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen erfahren haben. Es ist wohl eine breitere Medienkampagne in Vorbereitung. Das wird (k)ein Spaß – auf geht’s in die nächste Runde im Kampf gegen Holzköpfe, Kasperle und vor allem: Unwissen und Angst-Konservatismus. Niemand fordert jemandes Kopf. Außer vielleicht den von Gabor Steingart für die Kampagne, die er in einer angeblich seriösen Zeitung führt.

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93 Ergänzungen

  1. möglicherweise hat sich die blogosphäre über die jahre auch so lange eingeredet, dass die sache mit dem urheberrecht so und so ist, dass andere meinungen gar nicht mehr zugelassen werden.

    sehr lesenswert in diesem zusammenhang der eintrag von johnny haeusler, der da einen deutlich differenzierteren blick auf die ganze diskussion erkennen lässt: http://www.spreeblick.com/2012/03/26/get-the-balance-right/

  2. @Markus: Schade, dass du noch gleich eine Front gegen die Piratenpartei mit aufmachst, obwohl du weißt, dass sie eigentlich auf deiner und unserer Seite steht und ihr Erfolg maßgeblich zur aktuellen Debatte beiträgt.

    1. @Anonymer Gast: Äh, worum geht es? Welche Front bau ich gegen die Piratenpartei auf, etwa die, dass ich darauf hinweise, dass eine revolutionäre Abschaffung des Urheberrechts nicht in ihren Programmbeschlüssen zu finden ist, wie gerne unterstellt wird?

      1. @Markus: Also an der Formulierung zur Legalisierung von Filesharing im Grundsatzprogramm der PIRATEN ist doch nichts auszusetzen, oder?

        https://wiki.piratenpartei.de/Programm#Urheberrecht_und_nicht-kommerzielle_Vervielf.C3.A4ltigung

        Da sich die Kopierbarkeit von digital vorliegenden Werken technisch nicht sinnvoll einschränken lässt und die flächendeckende Durchsetzbarkeit von Verboten im privaten Lebensbereich als gescheitert betrachtet werden muss, sollten die Chancen der allgemeinen Verfügbarkeit von Werken erkannt und genutzt werden. Wir sind der Überzeugung, dass die nichtkommerzielle Vervielfältigung und Nutzung von Werken als natürlich betrachtet werden sollte

        Sicherlich kann man andere Verlautbarungen wie z.B. zu bestimmten Laufzeiten kritisieren (dazu würde ich mich übrigens mal über eine genaue Auseinandersetzung mit diesen Positionen freuen, weil ich deine Meinung sehr schätze) aber der Grundtenor ist doch so richtig wie auch revolutionär, oder?

        1. @Anonymer Gast: Nein, daran ist nichts auszusetzen. Aber trotzdem sind die Positionen der Piraten zum Urheberrecht nicht revolutionär, sondern reformorientiert – übrigens fast vergleichbar mit denen von Grünen und Linken. Und die würde man auch nicht revolutionär bezeichnen.

      2. Was Urheberrecht angeht, sind Piraten eher erzkonservativ als revolutionär. Ich zitiere dazu den Titel des ersten Urheberrechtsgesetzes der Welt:
        „An Act for the Encouragement of Learning,

        by Vesting the Copies of Printed Books in the Authors or Purchasers of such Copies, during the Times therein mentioned“ aus dem Jahre 1710

        Der erste Teil das ist der wichtige. Das ist das Ziel. Der Rest ist Mittel.
        Übrigens stand schon in dem Ding, dass Kopien an Bibliotheken geliefert werden müssen.
        Und nur der Autor – kein Verwerter – konnte die zweiten 14 Jahre des Copyright bekommen. Find ich sehr sinnvoll.

    1. Weil für die Verwerter (ich sage absichtlich nicht die Urheber) eine Reform die Abschaffung ihres Geschäftsmodells bedeutet. Die Urheber sollten sich mal umsehen, wer denn wirklich der Gegner ist.

  3. Fakt ist, dass beim Thema Urheberrecht viele Sprüche geklopft werden, aber wenig über Fakten nachgedacht wird. Manche Fakten sind sogar regelrecht unerwünscht und werden möglichst nicht erwähnt.
    Die meisten von uns haben ein langes Wochenende vor sich. Wie wäre es, wenn wir die Zeit nutzen und einen lesen.

    1. Industrie & Verbände wissen halt auch: wenn/ falls/ sobald 2013 die Piraten in den Bundestag einziehen, ist die Tür für „Dritte Körbe“, ACTA etc. erstmal zu. (Wobei die Piraten dann einige Stimmen benötigen – die FDP ist momentan oft moderner als die SPD, die 2013 als Juniorpartner zurückkommen dürfte). Bis zur Bundestagswahl 2013 (22. / 29.9.2013) tritt daher das letzte Aufgebot an – wäre gut, es gebe bis dahin auch entsprechende Kampagnen für ein smartes Urh.recht.

  4. Gibt es eigentlich eine Art „Gegenbewegung“ von „Kreativen“ die ihre Arbeit zB unter BY-NC-SA stellen und eine andere Meinung zu Urheberrecht etc. haben?

    1. Eine Gegenbewegung von „Kreativen“ hieß zb. Appropriation Art, aber es gibt noch weitaus mehr.

      http://de.wikipedia.org/wiki/Appropriation_Art

      Wäre schön, wenn sich eine moderne Kulturpolitik der Piraten direkt auf zeitgenössische Kunst und dortige kunsttheoretische Überlegungen beziehen würden. Denn da haben viele schlaue Leute schon lange viel Vorarbeit geleistet. Nur leider kaum beachtet („moderne Kunst“, Konzeptkunst, usw.). Ein schönes Reservoir an Konzepten und Gedanken, und ausdrücklich für alle zur Weiterverwendung da.

      Wenn ich diese zunehmenden „Künster-für-Urheberechte“-Statements lese, rollen sich bei mir daher die Zehennägel hoch. Die Leute sprechen nicht für die Kunst. Ebensowenig dieser Deutsche Kulturrat. Guckt euch einfach an, was zeitgenössische Künstler so machen, in den Galerien und Museen: Sie sammeln fremde Fotos. Sie eignen sich Ästhetiken an. Sie stellen Readymades hin. Das machen sie nicht, um für schärfere Urheberrechte zu kämpfen. Zeit für eine Allianz!

      1. Und noch ein Tip aus dem Kunstkosmos: Hier wird bei den 100 Künstlern ganz selbstverständlich von einem völlig altbackenen Begriff von Autorschaft/Urheberschaft ausgegangen, der letztlich auf dem Geniekult des 19. Jahrhunderts beruht. Diese Sicht auf Autorenschaft ist nicht nur sehr angreifbar, sondern bereits x-mal theoretisch zerlegt und dekonstruiert worden. Nur ein Beispiel:

        http://de.wikipedia.org/wiki/Tod_des_Autors

        Viel Spaß noch, liebe Urheberrechtskampagnenführer, lieber Steingart. Ich sags mal so: Ihr weckt gerade schlafende Hunde.

    1. Die Lösung sieht so aus, dass in Zukunft das Geld von den Usern direkt an die Künstler fließt. Zwischenverwerter wie bei den alten Geschäftsmodellen braucht es da nicht mehr. Warum sich die Künstler Sorgen machen ist eigentlich unverständlich. Es sind doch die Zwischenverwerter wie GEMA, Plattenfirmen, Verlage usw. die keiner mehr braucht.

      1. Das stelle ich mir bei Bands/Musikern äußerst schwierig vor. Diese müsste dann nämlich z.B. mit jedem einzelnen Radio-Sender in Deutschland einen separaten Vertrag aushandeln, wenn sie dort gespielt werden wollen. Im Zweifel werden die Radiosender dann aber auf diejenigen Künstler zurückgreifen, die sich (weiterhin) zentral vermarkten lassen, weil sich hierdurch der Aufwand für die Sender deutlich reduziert. Und reduzierter Aufwand bedeutet oft auch höherer Gewinn.

        Und ja, das Radio hat für die meisten Konsumenten noch einen genau so hohen Stellenwert wie z.B. das Internet, wie eine gerade eben veröffentlichte Studie erneut gezeigt hat. Ganz unabhängig vom Alter.

  5. Gibt es eine Liste mit den 100 kreativen Köpfen? Ich würde die dann gerne auf meine persönliche Blacklist setzen, damit ich nicht aus versehen mal ein Buch, eine CD, oder einen Film kaufe/höre/sehe.

    Schade, dass sich immer wieder Leute finde lassen, die sich blind vor den Karren spannen lassen. Wobei da sicherlich auch einige Kreative bei sind, die mal auf Staats/Steuerzahler-Kosten ihre Kunst erstellt haben. Denke da so an Filmförderung, etc. pp.

    1. Dumm nur, dass die „Reform“ des Urheberrechts nach Piratenmanier dessen Abschaffung verdammt nahe kommt. Welchen Nutzen hat denn ein Urheberrecht, bei dem der Urheber keine Kontrolle über die (nicht-kommerzielle) Weiterverbreitung seiner Werke besitzt?

  6. Sind diese Urheber eigentlich alles unmündige Idioten, denen es an der geistigen Kraft fehlt die Urheberrechtsreformvorschläge zu verstehen?

    Oder liegen die „Reformer“ vielleicht daneben?

    Aber zumindest über ein passables Selbstvertrauen scheinen sie ja zu verfügen.

    1. VIelleicht sollte man die Frage stellen, ob diese Menschen Urheber sein wollen oder mit ihrer Rolle als Contentsklaven zufrieden sind.

  7. Ich lach mich jeden morgen kaputt, wenn ich diese Kampagnen der Handelsbild gegen die „Kostenloskultur“ lese, weil ich kostenloses Jahresabo dieses zeitungsähnlichen Druckerzeugnisses habe :-P

    1. Ist mir auch angeboten worden – 3 Monate kostenlos. Hab kurz drüber nachgedacht und entschieden, dass mir das zu teuer ist.
      Ich würds wahrscheinlich lesen, und mit der Zeit kann ich besseres anfangen.
      Ging mir jedenfalls bei der Wirtschaftswoche so. Die steckt auch voller Propaganda. Da wird schon mal der Arbeitgeberanteil als Steuerlast auf das Gehalt angerechnet, damit möglichst wenig netto vom brutto übrig bleibt oder – ganz aktuell von heute – Netzentgelte als Staatsquote („Steuern und Abgaben, u.a. Netzentgelt, EEG, Stromsteuer, Konzessionsabgabe“). Ist mir jedenfalls neu, dass die 4 Tochtergesellschaften der großen Konzerne, die Netzbetreiber sind, verstaatlicht wurden.

  8. naja, die debatte wird allmählich größer, und sollte sie eines tages sachlich und zielorientiert geführt werden, haben die piraten gewonnen, denn die besseren argumente sind bei ihnen. hoffnungsvoll stimmen mich zahlreiche unterstützende kommentare bei zeit online, faz etc
    breit verkündetes motto und immer wieder betonter tenor sollte jetzt sein: „keiner will die urheberrecht abschaffen, sondern die künstler sollen wieder profiteure ihrer ideen werden“

    1. Naja – Argumente, stichhaltige, sinnvolle Argumente sind gerade im Bereich der Rechteverwerter eher schwer zu finden.
      (Sicher – man kann anführen, dass sich die Rechteverwerter darum kümmern, dass die Urheber ihrer Werke rechtlich geschützt vor bösen Raubkopierern werden – allerdings zu einem Preis, der für die meisten Urheber eigentlich unakzepabel sein sollte).

      Deshalb versucht man es einfach mit klassischer „Fear Uncertainty an Doubt“-Kampagne.

      Dreck werfen und so lange wiederholen, bis der Dreck die eigentlichen Aussagen übertrifft und alle *glauben* dass die Piraten nur eine Bande von Dieben sind, die am liebsten straflos im Supermarkt klauen gehen wollen.

      Das ist das gemeine an Wahrheit. Es ist ein sehr demokratisches Ding. Wahrheit ist das, was die Mehrheit der Leute dafür hält.

      Die Frage ist, was zuerst passiert: Dass die Diskussion sachlich geführt wird (potentiell großer wirtschaftlicher Verlust für eine Menge einflussreicher Leute) oder die PP zur Verfassungsfeindlichen Terrororganisation erklärt wird (kein wirtschaftlicher Verlust, es trifft eh nur unwichtige Leute ohne Geld und die Hersteller von Predator-Drohnen verdienen auch noch mit…)

      Gruß
      Gedankenverbrecher

  9. GEZ -Gebühren , Beihilfen und Subventionen, Filmförderung und vieles mehr auf Steuerzahler Kosten , also sind viele Werke schon vom Volk bezahlt und gehören uns längst.
    Man könnte auch sagen die Tatort Autoren wollen das Volk Enteignen.

    1. Eine Antwort die leider von Unwissenheit nur so strotzt. Dürfen deswegen alle Angestellten des Gesundheitswesens keinen gerechten Lohn mehr bekommen und sie deshalb Leibeigene? Nur weil ihr Gehalt aus öffentlichen Gelden stammt? Mann Mann Mann…

      Und als Autor lebe ich beileibe nicht nur von GEZ.

      1. Was für eine abwegige Analogie. Es wurden tatsächlich jahrzehntelang Gebührengelder in beachtlicher Höhe engezogen, mit dem Anspruch, anspruchsvolle Inhalte jenseits der Privatindustrie zu produzieren. Erinnert sei nur an das Kleine Fernsehspiel des ZDF. Wenn die Gebührengelder in beträchtlicher Höhe nun plötzlich nur dazu dagewesen sein sollen, die einfache Ausstrahlung oder vielleicht noch Wiederholung von Inhalten abzugelten, ist mir das etwas zu dünn für mein Geld. Auch Kooperationen mit der Privatwirtschaft sind hier kein Argument, denn auch diese haben ja damals Geld verdient. Es ist nicht nachvollziehbar, warum ich mir Inhalte wie etwa die alten ÖR-Kinderserien der 70er und 80er nun ein zweites mal auf DVD kaufen soll, wenn man diese auch einfach ähnlich wie in Tauschbörsen, oder gleich da, zu freien Download bereitstellen kann. Genau das wäre Aufgabe der ÖRs im 21. Jahrhundert gewesen.

        Stattdessen lese ich nun von „Germanys Gold“, einem privatwirtschaftlichen, kostenpflichtigen Filmportal aus dem Dunstkreis der ÖRs, wo man diese Inhalte nun wiederum erneut kaufen soll. Und das bewirkt, dass ich mich vom einstigen GEZ-Verteidiger (das Qualitätsargument, es zieht aber immer weniger) zum entschiedenen Gegner wandle. Anders gesagt: Für den Quatsch, und ab und zu mal die Tagesschau (darauf beschränkt sich inzwischen mein ÖR-Konsum eigentlich) zahl ich doch nicht diese Gebühren. Da reichen auch 50 Cent im Monat, liebe Leute. Und die paar Hunderter, die ich über die Jahre bereits per GEZ gezahlt habe. Hättet ihr sie eben besser mal in Rechteerwerb gesteckt, anstatt seichte Degeto-Ware zu produzieren, die ich mir nicht mal gratis ansehen möchte.

  10. Habe mal ein paar Argumente aus dem Zusammenhang gerissen und kommentiert:

    „Was keinen Preis hat, hat in der Marktwirtschaft keinen Wert“
    -> dann können wir ja alle Ehrenämter knicken, newar?
    Und das oben genannte kostenlose Handelsblatt-Abo macht so auch keinen Spaß mehr :P

    „Der Urzeit-Mensch wertete geistiges Eigentum noch wie die Piraten-Partei: als nachrangig.“
    -> Und der Tyrannosaurus Rex wertete das Recht des Stärkeren noch wie das Handelsblatt: als vorrangig.

    „Die Internetgemeinde hat nie viel Wert auf Respekt vor den Ideen anderer gelegt.“
    -> DIE Internetgemeinde! Nicht zu verwechseln mit DER Telefongemeinde. Oder DER Bücherlesergemeinde. Oder DER Im-Park-Spaziergänger-Gemeinde.

    „Alle schmarotzen aus der reellen Welt.“
    -> Echt mal total schlimm, diese „ALLE“! Aber kein Handelsblatt regt sich über die Tagesschau auf, wenn da steht Quelle: Youtube,- oder noch besser Quelle: Internet

    „Jeder Software-Programmierer würde einen Aufstand machen, wenn jemand seine Idee klaut.“
    -> JEDER?! Das ist Schlicht und ergreifend Blödsinn über den ich kräftig lache. Hier: HAHAHA! In der Traum-Welt des Handelskäseblattes gibt es wohl kein Open Source?

    Naja. Wahrscheinlich wollen diese Leute – die da ihren KⒸpf behalten wollen – den Piraten nur helfen, in den Bundestag zu kommen. So einen unausgegorenen Argumentations-Quatsch schreibt man ja nicht, weil man jemanden überzeugen, sondern weil man Anhängerschaften noch ein bisschen länger binden will. Und die – wie damals der Tyrannosaurus – sterben wohl allmählich weg….

    1. DIE Internetgemeinde scheint nun aber tatsächlich zu existieren. In Deutschland gibt es da sogar so eine spätpubertäre Partei, die sich als Vertretung eben dieser „Internetgemeinde“ gegen die böse Welt der altmodischen „Internetausdrucker“ versteht.

  11. Ja, Herzchen und das Medium, auf die Inhalte drauf sind, gehört jemand anderem. Aber den Unterschied zwischen Kopf und Medium wollt ihr nicht verstehen.

    Die ewige Analogieschwäche unseres Innenministers geht mir auch auf die Nerven. Schließlich geht es darum, ob man die neue Spielart der Privatkopie durch umfassende Eingriffe zu ahnden versucht oder sie auch durch neue Vergütungsmechanismen abgegolten wird.

  12. unsere arroganz, unsere ungeduld, unsere flucht in den slang der echokammer und unser unsicheres verlachen ihrer angstrhetorik sind ihre stärksten verbündeten.

    lasst uns gewitzt und geduldig die besseren erklärungen, die besseren bilder finden – für eine welt, die ein so großer teil der mit entscheidenden nicht versteht.

    … noch nicht versteht. es liegt an uns.

    .~.

  13. Mal etwas anderes, was sagt eigentlich die Zielgruppe zu diesem Geschwurbel? Die Handelsblatt-Leserschaft dürfte in erheblichem Umfang rechts-, wirtschafts- oder sozialwissenschaftliche Vorbildung genossen haben und ist angesichts dieser Suada schwer beschäftigt, die Zehennägel wieder runterzuklappen. Man könnte angesichts dieser populistischen Resterampe allerdings eher auf den Gedanken kommen, der Verlag hielte sein Publikum für geistig andersartig begabt. Was soll das hier werden, Selbstmord aus Angst vor dem Tod?

  14. Nu ja, Gabor Steingart ist einer der Herrschaften, die entscheidend dabei waren, den „Spiegel“ vom Nachrichtenmagazin zum heutigen Industrie-Propagandablättchen umzukrempeln. Jetzt darf er halt das Handelsblatt runieren, aber da wird’s den weitgehend ohnehin industrienahen Lesern wohl eh nicht großartig auffallen. *schulterzuck* Da ist mir selbst der direkte Konkurrent „Financial Times Deutschland“ schon positiver aufgefallen. Wenn tatsächlich stärker progressive Inhalte in den Medien Einzug finden, dann würde ich die zu allerletzt im Handelsblatt suchen. Erst recht solange Steingart, der wohl immer noch auf die deutsche Margareth Thatcher wartet, dafür verantwortlich ist. Von daher: Abhaken und schnell wieder vergessen.

  15. Das Imperium schlägt zurück – aber wir wissen bereits, wie der Plot ausgeht :)
    Sobald wir uns dem Hauptkampf nähern, möge bitte jemand diesen Link an die Bad Guys übersenden:

    Instant No Button – PRESS IN DIRE SITUATIONS
    http://nooooooooooooooo.com/

  16. Lüpertz ist echt der größte Witz in der Liste. Bildende Künstler sind ja das Vorbild, auf das all diese „Künstler“ schielen uns sich beziehen. Aber Lüpertz? Wer will denn dessen Kopf oder die Gedanken daraus? Den drögen „Malerfürsten“ musste man schon aus der Schublade holen, da sämtliche anderen zeitgenössischen Künstler Dinge wie Collagen, Aneignung/Appropriation, Zitate, Sampling oder andere Missachtungen geistigen Eigentums heute ganz selbstverständlich im Werkzeugkasten haben. Eine enge Geisteshaltung wie die der 100 Künstler und 51 Tatortautoren liegt den meisten, modernen echten Künstlern fern. Daher wohl Lüpertz, ist ja auch Gerhard Schröders Hofkünstler.

  17. 1. Wir als Urheber im Allgmeinen und Autoren im speziellen sollen gestärkt werden. Sagen die Piraten.

    2. Dann versteh ich aber nicht warum ich mich so wenig in den Ideen wiederfinde.

    Die viel beschriebene und diskutierte Content – Allianz hat beispielsweise beschlossen einen VoD Kanal zu instalieren. „Germanys Gold“ . Es wird ganz klar von den Sender fomuliert: Mehr Auswertung durch uns, aber nicht mehr Geld für Euch. Und wir verdienen ja jetzt schon nicht berauschend. Die Huby-Reinecker Zeiten sind doch lange vorbei. Und dann kommen noch Ideen wie Laufzeitenverkürzung und so Kram.

    Liebe Piraten: Denkt auch wirklich mehr an uns – ich würde Euch gerne wählen können!

    1. „2. Dann versteh ich aber nicht warum ich mich so wenig in den Ideen wiederfinde.“

      Dann hilf ihnen doch auf die Sprünge. :) Du scheinst ja Ideen zu haben, wie es funktionieren könnte.

      Schreib die als Diskussionsanstoß ins wiki der Piraten; oder schick eine Mail mit Deinen Ideen und der Bitte, sich damit zu beschäftigen oder geh‘ mal zu einem Stammtisch in der Nähe und bring das Thema da auf. Die Piraten haben – so mein Eindruck und ich kenne den Laden seit 2008 recht brauchbar – offene Ohren für Ideen und Ansätze in dem Bereich.

      1. Ich spreche mit den Piraten. Aber da hängt man sehr fest an den fixierten Ideen. Und auf meine Fragen (z.B. gerechte Verteilung bei Kulturflatrate usw. ) weiß man tatsächlich keinen Rat. Tja…

  18. Also ich kann solchen Aktionen wie dieser durchaus etwas Positives abgewinnen. Es zeigt nämlich deutlich, dass das Urheberrecht in seiner jetzigen Form zunehmend zur Disposition steht. So eine Verteidigungsrede, wäre ja nicht nötig, wenn das Urheberrecht nicht zunehmend seine Legitimität verliert.

  19. Lustig, dass sich mit Anselm Grün gerade ein Pater für strenge Urheberrechte ausspricht… hätte es in urchristlichen Zeiten schon Urheberrechte und Verwertungsgesellschaften gegeben, wäre die Bibel vermutlich nicht das am weitesten verbreitete Buch geworden und der Menschheit ohne Christentum so einiges erspart geblieben! Immerhin wurde der größte Teil der Bibel (Altes Testament) einfach von den Juden raubkopiert!

  20. Gestern kam ja das Handelsblatt mit den 100 Leuten. Ich habe angefangen, den Beitrag zu lesen und bin im zweiten Satz des Teasers über die erste Unwahrheit gestolpert, im dritten Satz war die Zweite, im vierten Satz die Dritte. Und war ich grade erst am Ende der Einleitung(!). Mir ist da die Lust vergangen – wenn ich Fehlinformationen will kann ich auch durch’s www surfen.

    Wenn sich Werkschaffende – und Sven Prange ist als Autor ein Solcher – zur Verbreitung solcher Unwahrheiten hinreißen lässt, um eine Story zu bekommen, braucht es keines sonderlich großen Gedankensprunges, dass die Bereitschaft der fälschlich Titulierten zur Diskussion gen null tendiert. In den 100 Aussagen der Werkschaffen findet sich dann Allerlei: von straw man Argumenten über Hochnotpeinliches bis ziemlich dümmlich, aber glücklicherweise auch überdenkenswerte Ansätze.

  21. Die Aussage der Justizministerin („Dass Sie im Kaufhaus auch nicht alles mitnehmen können, sondern bezahlen müssen, ist keine Einschränkung der Freiheit. Warum sollte im Internet etwas anderes gelten?“) ist falsch. Zumindest bei den Kostnix-Läden (www.umsonstladen.at) kann man ohne zu Zahlen mit reinem Gewissen etwas mitnehmen. ;)

  22. Die aktuelle Brandeins hat nachgelegt: Unter der Rubrik „Gute Frage“ erscheint diesmal ein Artikel mit dem Titel „Wozu taugt Acta?“.

    Zitat hieraus: „Was ist wirklich dran [an den Bedenken zu Acta]? Nichts mehr.“ Na dann, alles wird gut, Acta ist toll und Kritik ist völlig und absolut fehl am Platz.

    Und für derartigen Blödsinn habe ich gestern 7,60€ ausgegeben.

  23. Nachdem ich das Vergnügen habe, mindestens einen der im Handelsblatt prominent genannten Künstler und dessen Arbeitsweise zu kennen, glaube ich, dass es eine gute Idee wäre, ähnlich den Gutten- und Vroni-Plag-projekten, zu versuchen, jedem dieser Herrschaften einen Verstoß gegen Immatrialgüterrechte nachzuweisen.
    Sollte nicht allzuschwer sein ;-)

  24. Wie bereits hier schon einmal im Blog zitiert:

    „Der Sharer ist im Recht – im Recht der kommenden Zeit, deren Praxis längst unsere geltende Rechtsordnung ad absurdum geführt hat. Wer sich heute gegen den Sharer stellt, stellt sich stur gegen den Weltgeist. Sharing ist vernünftig – auch im Bereich des geistigen Eigentums.

    Wir werden den Sharer nur vertreiben können, wenn wir bereit sind, unsere bürgerliche Freiheit an den Nagel zu hängen. Und wer für diesen Weg ist, der ist ein ärgerer Feind als derjenige, der das Urheberrecht verletzt.“


    Janosch Schobin

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