Transiki: OpenStreetMap für öffentliche Verkehrsmittel

Als Steve Coast, der ‚Gründer‘ von OpenStreetMap vor einiger Zeit in San Francisco einen Zug nicht erreichte, weil es ihn gar nicht gab, ärgerte er sich über die Google-Maps-App auf seinem iPhone.
Über Maps hatte er sich schon einmal geärgert, und dann OpenStreetMap an den Start gebracht. OpenStreetMap leistet so ziemlich alles, was Google Maps kann, die Inhalte stehen aber unter CC-BY-SA und werden von einer großen Community gepflegt – ebenso wie der offene Quellcode. Der offenen API bedienen sich unter anderem Projekte wie Wheelmap. Ohne Zweifel hat Coast da etwas ins Rollen gebracht. Nun möchte er das gleiche mit öffentlichen Verkehrsmitteln machen:

Transiki (Transit-Wiki) soll die vielen Fahrpläne der unterschiedlichsten Anbieter in sich vereinen und (irgendwann) Anbieter-übergreifende Routenplanung für den öffentlichen Personenverkehr ermöglichen – aber so gut es geht in Echtzeit: Verspätungsanfällige Strecken können live markiert, notfalls Alternativrouten angeboten werden. Das Aufnehmen von temporären Netzänderungen (z.B. durch längere Bauarbeiten) wird unterstützt. Ein besonders hehres, wenn auch fernes Ziel wäre natürlich dass alles einfach ‚live‘ ist.

Die Stärke der OpenStreetMap-Community hat mehr als einmal überrascht. Ob Transiki langfristig ohne eine Unterstützung der Anbieter ähnlich gut funktionieren kann, oder ob es die Unterstützung vielleicht sogar bekommen wird, nachdem diese jeweils in eigene geschlossene Dienste investiert haben, wird sich zeigen. Wobei es wirklich falsch ist, hier von Unterstützung zu sprechen. Eigentlich ist es doch schade, dass die Community auf so etwas kommen, und es sich mühsam erarbeiten muss. Aber was will man machen? Hier gibt es den Code.

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9 Ergänzungen

  1. Die hiesigen Anbieter werden solche Angebote nie und nimmer unterstützen, weil ein solcher ihr Monopol oder de-facto-Monopol brechen würde.

    Mein Traum wäre eine solches Transportmodell, wo auch private Anbieter und Privatpersonen Fahrgelegenheiten anbieten können. Dann öffnet man in seinem Smartphone die Transiki-App und sieht auf dem Display: In 6 Minuten Mitfahrgelegenheit nach Grützdorf (3€, 20 min), in 8 Minuten Taxisharing (6€, 25 min), in 12 Minuten Bus der Firma Landbus GmbH (1€, 45 min), in 20 Minuten Zug der DB AG (2€, 14 min).

  2. Naja, OpenStreetMap ist schon was anderes als Google Maps. Es leistet eben nicht alles, sondern es ermöglicht vielfach anderen Projekten es zu leisten, und – durch einen vollkommen freien Zugang zu den Rohdaten – eben noch viel mehr!

    @Benedikt:
    Da wäre ich mir nicht so ganz sicher, dass die das nicht unterstützen würden. Verkehrsverbünde sind in aller Regel in kommunaler Hand. Dort kann man gar nicht so selten Menschen finden, denen das Gemeinwohl wichtig ist, und die sich für solche Community-Ideen auch begeistern lassen. Wenn man ihnen die daraus erwachsenden Möglichkeiten nicht-technisch demonstrieren kann, weil man beispielsweise schon eine funktionierende Anwendung hat, sind solche Menschen oftmals zu einer Zusammenarbeit bereit, weil sie sich möglicherweise auch einfach die teure Entwicklung einer eigenen Lösung sparen können. Ich gebe aber zu, dass das in kleineren Verbünden möglicherweise leichter machbar ist als bei beispielsweise MVG und BVG.

  3. @Patrick
    Hier bei uns im RMV kriegen die es noch nicht mal hin, Streckenänderungen wegen Baustellen in ihr eigenes System einzupflegen. Das liegt auch daran, dass gerade beim ländlichen Busbetrieb eine absurde Zahl an Stellen beteiligt ist. Es gibt die Stadt, den Kreis, die Verkehrsgesellschaft des Kreises (für die Busse zwischen den Städten), die Verkehrsgesellschaft der Stadt (für die Stadtbusse), die Busgesellschaften, die von der Verkehrgesellschaft des Kreises oder der Stadt mit dem eigentlichen Busfahren beauftragt
    werden, und dann auch noch ein kreisübergreifendes Gremium, welches für den Verkehr zuständig ist sowie auch den RMV selbst, der die Fahrkarten ausstellt und die Fahrpläne herausgibt.

    Da klappt die Kommunikation von hinten bis vorne nicht und die linke weiß nicht, was die rechte tut.

    Von daher bin ich da eher skeptisch. Man hat sich in seinem Monopol eingerichtet…

  4. Ich bin ebenfalls ziemlich skeptisch. Es gab ja bereits juristisches Vorgehen von ÖPNV-Betrieben gegen Appbastler, weil diese sich erdreistet hatten, aus dem lt. Ansicht der Betriebe urheberrechtlich geschützten Fahrplan die Zeiten abzuschreiben …

  5. Ob die einzelnen, kleinen ÖPNV-Anbieter Lust haben, ihre Daten zu veröffentlichen? Die haben ja nicht mal Interesse daran, einen brauchbaren Fahrplan oder misslungene Anschlussverbindungen herzustellen.

    In Kombination mit http://öpnvkarte.de/ wäre das wirklich nett.

    Gibt’s das auch mit einer vernünftigen Domain.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.