Ingo Dachwitz Also, ihr müsst locker sein, das wisst ihr. Das ist das wichtigste Ziel heute. Chris Köver Danke für das Briefing. Sebastian Meineck Der Lockermodus startet. Chris Köver Warte, ich atme immer kurz bis runter zum Zwerchfell. Ingo Dachwitz Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von Off On, dem freshen Laber-Podcast für alle Cyber-ExpertInnen und solche, die es gerne werden wollen. Heute mit einer Folge Off the Record, bei der wir euch einmal im Monat mit hinter die Kulissen von Netzpolitik.org nehmen und euch einmalige Insider-Berichte aus dem Innenleben einer preisgekrönten Redaktion geben. Heute haben wir ein Schwerpunktthema, bei dem sich unser Team regelmäßig die Köpfe heißredet. Es geht nämlich um die Republika, die größte Netzkonferenz in Berlin. Ich glaube, dass man das von außen vermutlich gar nicht so denken würde, aber manche im Team lieben sie, andere hassen sie. Okay, okay, ihr merkt, ich übertreibe ein wenig. Aber ob ihr es glaubt oder nicht, es gibt wirklich sehr unterschiedliche Sichtweisen auf dieses Event und wir dachten, es könnte ganz spannend sein, euch mal mit daran teilhaben zu lassen, liebe Hörer. Ich bin Ingo, für heute der Kapitän auf diesem Raumschiff namens Podcast. Und wenn ihr wissen wollt, warum ich so komisch spreche, dann bleibt dran. Okay, okay, die Auflösung für diesen super Cliffhanger, die gibt es jetzt hier direkt zum Start der Sendung. Wir sind ja schließlich bei Off the Record und geben Einblicke hinter die Kulissen. Vielleicht habt ihr es in der letzten Folge schon bemerkt, wir experimentieren gerade ein wenig mit diesem Podcast-Format. Wir haben zum Beispiel neue Rubriken eingeführt. Unter anderem beantworten wir Fragen aus der Community. Und wir denken darüber nach, wie wir hier eigentlich sprechen. Mit euch als HörerInnen, als Community, aber auch untereinander. Deshalb freue ich mich, dass ich in der heutigen Folge nicht alleine bin, sondern zwei echte Podcast-ExpertInnen dabei habe, die dieses Experiment mit mir machen. Nämlich Chris und Sebastian aus unserem Podcast-Team. Hallo ihr beiden. Hallo Sebastian Meineck Ingo. Ingo Dachwitz Wir starten mit der kurzen Frage, woran ihr gerade arbeitet. Sebastian Meineck Wir beide arbeiten gerade an derselben Sache tatsächlich, Chris und ich. Wir schreiben einen Artikel über Konkurrenzplattformen zu PIMEIS, Gesichtersuchmaschinen. Also man lädt ein Foto von einem Gesicht hoch und bekommt als Ergebnis ausgespuckt Fundorte im Netz mit identischen oder ähnlichen Gesichtern. Hochgradig bedenklich und ich glaube, wir wollen so seit zwei, drei Wochen endlich fertig werden. Ingo Dachwitz Stimmt, im Morgenmeeting heißt es immer, diese Woche machen wir diese Geschichte wirklich fertig. Wir dürfen gespannt sein, wann sie rauskommt. Und Chris, warum ist das ein relevantes Thema? Warum ist PimEis und sind die Konkurrenten von PimEis interessant? Chris Köver Weil das einfach sehr, sehr tief in Grundrechte eingreift. Es hieß immer, als die Plattform das erste Mal aufkam, das sei jetzt das Ende der Anonymität im öffentlichen Raum. Und wenn man sich das in letzter Konsequenz anschaut, was da passiert, dann ist das wahrscheinlich so. Also es heißt, dass einfach jede Person, die eine Kameraaufnahme, auch irgendeinen beliebigen Schnappschuss von einem in der U-Bahn anfertigt, danach mit Plattformen wie PimEis hingehen kann. Und natürlich nicht sehen kann, wer ich bin erst mal. Aber dadurch, dass Fundstellen von meinem Gesicht im Internet auftauchen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass darüber dann rauskommt, wie ich heiße, wo ich arbeite und in welchen Verein ich tätig Ingo Dachwitz bin. Daniela Klette kann ein Lied davon singen. Chris Köver Allerdings, ja. Das wäre natürlich nochmal ein Ingo Dachwitz Thema für eine eigene Folge. Es gibt übrigens noch eine Neuigkeit, von der wir unseren HörerInnen berichten können. Ihr könnt es nicht sehen, aber wir sitzen in einem neuen Podcast-Büro. Sepp, Chris, wie ist so die Stimmung hier in diesem neuen Raum? Sebastian Meineck Es wirkt nochmal deutlich professioneller. Wir haben das ja jetzt extra eingerichtet für Podcastaufnahmen. Es ist nicht einfach nur die Mikrofone an unsere üblichen Schreibtische dran geschraubt. Wir haben hier einen eigenen Schallschutz. Der sieht auch ziemlich Next Level aus. Ein Teppich soll zusätzlich den Sound verbessern. Ich habe etwas Respekt, muss ich sagen, aber bin auch sehr froh darüber. Chris Köver Ja, professionell war auch das Erste, was mir eingefallen ist. Ich finde, es hatte einen sehr offiziellen Vibe jetzt hier drin zu sitzen. Und für Sepp und mich ist, glaube ich, die größte Umstellung, dass wir jetzt überhaupt unser Büro verlassen müssen, um Podcasts aufzuzeichnen, weil bisher haben wir einfach nur das Schwenkmikro zu uns rangezogen und die Aufnahme gestartet. Sebastian Meineck Das stimmt, das ist surreal. Und trotzdem bleiben wir locker. Das haben wir uns fest vorgenommen. Chris Köver Ja, ja, ja. Ingo Dachwitz Die große Herausforderung für diesen Podcast, locker bleiben. Und das gilt auch bei unserer nächsten Rubrik, der Blattkritik. Blattkritik, so nennt man das ja, wenn Medien oder Redaktionen sich irgendwie treffen und einmal so ein bisschen darüber nachdenken, was lief eigentlich gut, was lief im Blatt, also in der gedruckten Zeitung gut und was lief schlecht. Und das machen wir jetzt auch hier im Podcast. Eure Wins und Fails des Monats, könnte man sagen. Chris, Sebastian, wer mag anfangen? Chris Köver Ich kann gerne anfangen. Ich glaube, der Win oder das, was im letzten Monat gut gelaufen ist, ist ein Thema, über das wir gleich noch sprechen werden. Nämlich unsere Berichterstattung zu einem neuen Gesetz in Schweden, das dort den Kauf von sexuellen Dienstleistungen im Internet kriminalisiert. Da waren wir mit die Ersten, die im deutschsprachigen Raum dazu berichtet haben. Wir Ingo Dachwitz haben schon, als Chris Köver der Gesetzentwurf draußen war, uns den angeschaut. Ingo Dachwitz Ja, sprechen wir gleich drüber. Was lief denn schlecht, Chris? Sorry. Chris Köver So locker jetzt bitte auch nicht. Okay, okay. Ja, und mein Fail liegt ja dann auch sehr genau einen Monat zurück, würde ich sagen. Was Selbstreferenzielles ist nämlich aus der letzten Podcast-Folge, wo ich relativ unlocker Thomas und seinen Kollegen interviewt habe. und dabei im Rückblick ein doch eher, ja, zwar sehr informatives, aber auch eher wenig dynamisches Gespräch dabei rausgekommen ist. Ingo Dachwitz Okay, wir werden sehen, ob das ständige Betonen der Lockerheit zur Lockerheit beiträgt. Ich habe schon eine These. Sebastian, was waren denn deine, dein Win und dein Fail persönliche des Monats? Sebastian Meineck Ja, ich habe einen Fail mitgenommen und zwar unseren Bericht von uns beiden, Ingo. Outing durch Standortdaten, das ist ein Spin-Off aus unserer längeren Recherche zu den Data Broker Files. Es geht um einen konkreten Fall. Also ganz kurz der Kontext. Ein Datenhändler hat uns einen Datensatz mit 380 Millionen Handystandortdaten gegeben von Handys aus 137 Ländern. Wir haben dazu schon einiges veröffentlicht. Und ein kleines Spin-Off aus diesen Recherchen ist ein Pfund aus Norwegen. Eine Person, die Grindr genutzt hat und auf keinen Fall gefunden werden wollte, aber mithilfe dieses Datensatzes gefunden wurde. Das ist so eine klassische Personalisierungsgeschichte. Wir erzählen das, was man eigentlich schon seit einer längeren Zeit weiß, was wir schon ausführlich berichtet hatten, anhand einer konkreten Person. Und wir haben sogar überlegt, ob wir den Bericht überhaupt machen wollen. Die KollegInnen aus Norwegen wollten den auf jeden Fall tun und wir hatten im Rahmen der Kooperation die Möglichkeit, das zu tun. Wir haben das gemacht. Und ich finde es gut, dass wir es gemacht haben. Und trotzdem finde ich rückblickend, wir haben vielleicht nicht genug gemacht. Die Stärke dieser Story ist die Personalisierung. Aber wir haben über den Protagonisten nicht viel rausgefunden. Er wollte wohl auch nicht viel sprechen. Auch die Kolleginnen aus Norwegen haben nicht so viele Byrne abgebildet. Aber ich frage mich, ob es verschenktes Potenzial ist. Denn mir ist aufgefallen in der Resonanz, viele Leute haben das aufgegriffen. Haben von diesem einen Grindernutzer aus Norwegen gesprochen, der sozusagen als Beispiel für die Problematik gilt. Und naja, ich dachte mir einmal mehr, vielleicht waren wir da zu sehr in unserem Expertenmodus, dass wir denken, naja, wir haben doch schon das System erklärt und die grundlegenden Gesetze, Behörden und Akteure benannt. Wie wichtig ist jetzt noch die Gefühlswelt dieser einen Figur? Also die bleibt sehr, sehr knapp im Artikel. Und vielleicht hätten wir da mehr graben sollen, um das noch deutlicher herauszuarbeiten. Denn die Resonanz hat mir gezeigt, das interessiert die Leute. Während wir sozusagen aus unserer Fachbrille dann eher dachten, naja, die Gefühlswelt dieser einen Person, ist das wirklich so wichtig? Müssen wir uns da so sehr aufdrängen? Im Zweifel vielleicht ja. Ingo Dachwitz Okay, dein Win des Monats. Sebastian Meineck Ich habe keinen Win vorbereitet, Dinko. Ingo Dachwitz Oh, okay, dann mache ich weiter. Du bist Teil meines Wins oder meiner Wins. Wir haben nämlich Preise bekommen. Also es hat Preise gehagelt sozusagen und ich hatte das Vergnügen, uns auf zwei Preisverleihungen zu vertreten. Und das war einfach schön. Wir haben nämlich den reiner, ich muss überlegen, ich will immer reiner Reichlichpreis sagen, aber stimmt gar nicht, den reiner Reichertpreis zum Tag der Pressefreiheit bekommen für unseren Podcast Systemeinstellung. Genauer gesagt für die erste Folge des Podcasts Linkextremismus, ein Preis, der vom Bayerischen Journalistenverband vergeben wird. und ich durfte da hinfahren und den einsammeln für uns. Und dann war ich letzte Woche noch beim European Press Prize, den wir für die Data Broker Recherche, die gerade schon Thema war, erhalten haben in der Kategorie Innovation. Die gleiche Recherche ist auch noch mit dem Datenschutz Medienpreis ausgezeichnet worden. Also ja, das war irgendwie schön, wenn die Arbeit dann auch noch so geballt so viel Anerkennung findet. Mein Fail des Monats ist mir auf der Republika passiert. Ich habe immer Probleme mit Zeitmanagement, bei Vorträgen, bei allem. Ich will immer eigentlich zu lange machen. Nochmal herzlichen Glückwunsch zur Entscheidung, dass ich heute durch diese Sendung hier führen darf und das Zeitmanagement im Blick haben muss. Ich habe es eigentlich bei Vorträgen, kriege es inzwischen ganz gut hin. In den meisten Fällen, in diesem Fall, habe ich es gar nicht gut hinbekommen. Ich habe richtig verkacktes Zeitmanagement. Ich habe über mein Buch gesprochen. Da ist einfach viel zu erzählen gewesen. Ich habe in letzter Zeit richtig lange Vorträge darüber halten dürfen und habe es nicht gebacken bekommen, das auf eine halbe Stunde zu kürzen und musste dann am Ende richtig durchrushen. Das Feedback war trotzdem nett, aber ich habe mich wahnsinnig geärgert, dass ich das so nicht hinbekommen habe. Sebastian Meineck Kann passieren. Ingo Dachwitz Kann passieren. Wir sprechen über das Thema des Monats. Das Onlyfans-Gesetz in Schweden. Chris, du hast es gerade schon angesprochen. Dein Win des Monats sozusagen. Ihr wart nicht mit, sondern ihr wart die Ersten, glaube ich, die in Deutschland darüber berichtet haben. Danach gab es recht viel Berichterstattung darüber. Worum geht es da? Das ist ja eigentlich ein ziemlich aufreger Thema. Onlyfans interessiert dann doch ziemlich viele. Wie seid ihr drauf gekommen und was ist dieses Gesetz, das die virtuelle Sexarbeit in Schweden zu kriminalisieren droht? Chris Köver Ja, also mitbekommen haben wir es über eine Pressemitteilung des Dachverbands für Sexarbeiterinnen in Europa. Die sind da organisiert und die haben sich gemeinsam mit Organisationen in Schweden dafür engagiert, dass dieses Gesetz eben nicht kommt. Das hat ja nicht geklappt. und die haben uns als Entwurfvorlag per Mail darauf hingewiesen. Ingo Dachwitz Okay, die haben euch direkt angeschrieben, weil sie wissen, da haben wir zwei Journalistinnen in Deutschland, die das Thema berichten und für die könnte das interessant sein oder wie lief das ab? Chris Köver Genau, es gibt Kontakte und ich weiß gar nicht, ob die in dem Fall direkt uns angeschrieben haben. Ich glaube an die Kontakt-E-Mail-Adresse oder so, aber es kam auf jeden Fall eine Mail. Das Thema schließt an an eine politische Situation, die in Schweden gar nicht neu ist. Es ist dort schon seit Jahrzehnten so, dass der Kauf, also nicht das Anbieten von Sexarbeit, nicht die SexarbeiterInnen selbst, sondern diejenigen, die dafür bezahlen, dass das kriminalisiert ist. Und das galt bisher für Dinge, die eben im direkten Kontakt passierten. Und der Gesetzentwurf jetzt, die Initiative sollte das ausweiten oder verfolgt das Ziel, das auszuweiten ins Internet. Konkret ist in dem Entwurf, glaube ich, die Rede von Dienstleistungen, die aus der Ferne passieren. Und das wäre oder ist, es ist ja geschehen, das Gesetz wurde verabschiedet. Es ist ein absoluter Präzedenzfall, dass dieses sogenannte nordische Modell oder eben schwedische Modell auch ausgeweitet wird auf Dinge, die eben nicht im direkten Kontakt passieren. Sprich, deswegen dann auch der sehr eingängige Name OnlyFans-Gesetz. Es betrifft natürlich sehr viel Mail-Plattformen, es betrifft Cam-Shows, es betrifft alle möglichen Formate, in denen Menschen sexuelle Dienstleistungen über das Internet Ingo Dachwitz anbieten. Nordisches Modell, hast du gesagt, heißt ja sozusagen nicht, das Anbieten wird eigentlich kriminalisiert, sondern das Kaufen der sexuellen Dienstleistung. Ist das da auch so? Also werden Onlyfans-CreatorInnen verboten oder wird denen die Arbeit verboten oder wird es unter Strafe gestellt und was für Strafen dann überhaupt, diese Dienstleistung in Anspruch zu nehmen? Chris Köver Also auf dem Papier wird immer gesagt, nein, die Anbieterinnen selber sollen davon nicht betroffen sein, die sollen ja nicht bestraft werden, die werden nicht kriminalisiert explizit. Faktisch richtet sich das Gesetz eben einerseits gegen die Kundinnen, das heißt, wenn nachgewiesen wird, dass sie für etwas bezahlt haben und dass sie vorher Wünsche geäußert haben. Also dass es nicht etwas ist, was jemand hat eh einfach ein Porno aufgezeichnet und ins Netz gestellt, sondern ich sage, ich möchte hier Fußfetisch-Bilder bestellen und bezahle dafür und bekomme die dann. Das wäre so ein Fall, für den man jetzt nach diesem Gesetz abgestraft werden könnte. Und es betrifft die Plattformen selber. Die sind dann nämlich diejenigen, die es enablen, überhaupt möglich machen, die dann auch mit Strafen zu rechnen haben. Und was aber die Organisationen selber sagen, die Vertreterinnen von Sexarbeiterinnen weisen darauf hin, dass das eigentlich eine juristische Fiktion ist, diese Nichtkriminalisierung. Weil faktisch führt es natürlich dazu, dass die Leute die Plattformen werden, die verlieren ihre Accounts und natürlich verlieren sie an Einnahmen, können, also faktisch betrifft es diejenigen, die vorgeblich von diesem Gesetz, das ist ja die Idee dahinter, geschützt werden sollen, weil dahinter der Gedanke steht, jede Art von Inanspruchnahme von Sexarbeit ist eine Form von patriarchaler Gewalt, vor der die einzelnen Personen, in der Regel sind es Frauen, aber die einzelnen Personen geschützt werden müssen und die Gesellschaft als Ganzes geschützt werden muss, weil das ein gesellschaftlicher Schaden, wenn man das zulässt. Ingo Dachwitz Okay, ich versuche es gerade noch zu verstehen. Porn ist aber weiter erlaubt. Wo verläuft da die Grenze? Chris Köver Ja, sag du mal selbst, sie ist schwierig. Es ist schwierig, Sebastian Meineck der juristische Text lässt da einen gewissen Däufungsspielraum, aber es greift darum, dass Menschen laut Gesetzestext nicht verleitet werden sollen zu sexuellen Handlungen. Also in dieser Logik kann man sich weiterhin beispielsweise ein Abo klicken, auch bei Onlyfans, aber sobald man beispielsweise, das ist ja auch möglich, sich explizit Inhalte wünscht, Allah, drehe mir doch mal bitte ein Fußvideo und trage dabei vielleicht diese und jene Schuhe. Also sobald ein expliziter Kundinnenwunsch erfüllt wird, würde es unter dieses Gesetz fallen. Chris Köver Ich glaube, dahinter stand die Erkenntnis, dass es so weit gegangen wäre, komplett Pornografie im Internet zu verbieten und man hat nach einem Weg gesucht, um das eine vom anderen zu trennen, nämlich zu sagen, Pornos darf man weiterhin kaufen und bezahlen. So weit gehen wir dann doch nicht. Aber bitte nicht die Leute dazu verleiten, dass sie eben auf Onlyfans irgendwie in Dessous oder für jemanden treppen. Sebastian Meineck Warum ist das Thema so wichtig? Ich kann da gerne was zu unserem redaktionellen Umgang mit sagen. Wir haben zuerst, das war, glaube ich, das hast du gemacht, Chris. Du hast einfach erst einmal den Gesetzentwurf beschrieben, als er kurz vor der Abstimmung stand. Worum geht es überhaupt? Und dann in einem zweiten Schritt, als es durch war, haben wir gesagt, wir machen einen Kommentar oder eine Analyse. Und da haben wir eine Weile überlegt, wie wir es eigentlich aufmachen wollen. Nordisches Modell wird ausgeweitet, stimmt, aber trifft noch nicht so den Nagel auf den Kopf. Onlyfans wird eingeschränkt, darauf müssen Onlyfans Kundinnen in Schweden künftig achten. All das sind Takes, die inhaltlich korrekt sind, aber die wir dann aus Gründen nicht gewählt haben. Und der Titel von unserem Artikel, den Chris und ich gemeinsam geschrieben haben, war gefährlicher Angriff auf die sexuelle Selbstbestimmung. Denn das ist das, worum es unserer Meinung nach geht. Es geht nicht darum, dass jetzt in Schweden irgendwas gemacht wird oder wie sich nun irgendein Modell einer Gesetzgebung erweitert. Es geht um die Grundrechte dahinter. Um die sexuelle Selbstbestimmung einerseits von den CreatorInnen, die gerne diese Dinge erstellen und verkaufen möchten, aber auch von KundInnen, die gerne diese Dienstleistung in Anspruch nehmen möchten. Und weiteres Grundrecht, das wir in den Mittelpunkt gerückt haben, die Berufsfreiheit. Das sind Menschen, die gerne diesen Beruf ausüben möchten, Sexarbeit in irgendeiner digitalisierten Form und die auch in Verbänden organisiert sagen, übrigens dieses Gesetz, das uns da angeblich schützen möchte, das wollen wir überhaupt nicht, das macht unser Leben weitaus schwieriger. Wir haben ganz andere profane Forderungen vom Gesetzgeber, sowas wie Krankenversicherung und Ingo Dachwitz sowas. Wie ist denn so die Onlyfans-Branche, was so Selbstbestimmung angeht? Das ist ja bei Pornografie und bei Sexarbeit sonst immer so das Thema. Also Menschenhandel, Ausbeutung, Nichtfreiwilligkeit, sozusagen die Argumente, die da sozusagen gebracht werden. Wisst ihr das? Kann man das sagen? Gibt es das auch bei virtuellen sexuellen Dienstleistungen? Also Chris Köver man kann dazu sehr viel oder man kann dazu auf jeden Fall etwas sagen, unter anderem, weil auch journalistisch dazu recherchiert worden ist und es ist klar, dass auch auf Onlyfans, das haben Recherchen gezeigt, Ausbeutungsstrukturen stattfinden. in der skursierten Anleitung dazu, wie man eben seine Freundin zum Beispiel dazu einsetzen kann, um auf Onlyfans eben Geld zu machen. Und dann irgendwie die Frauen interviewt worden sind, gesagt haben, ja, ich hatte gar keinen Zugang zu diesem Konto, das hat er verwaltet. Das gibt es. Und ich glaube, der Punkt, den wir aber auch in dem Kommentar gemacht haben, ist, Onlyfans oder diese Plattformen müssen jetzt auch nicht der Hort der feministischen Emanzipation sein. Das ist nicht der Himmel, das ist kein Paradies und das muss es aber auch nicht sein, sondern es ist für sehr viele Menschen trotzdem die beste Möglichkeit, die sich ihnen unter vielen Möglichkeiten vielleicht in dem Moment bietet, um da ein Einkommen zu verdienen. Und wenn die Menschen sich dafür entscheiden, dann sollten sie in der Lage sein, das zu tun. Und ich finde gegen die Missstände, über die wir gerade gesprochen haben, ich will das nicht runterspielen, das ist schlimm. Da kann man etwas gegen tun. Und genauso wie Seb auch gerade gesagt hat, indem man die Arbeitsbedingungen verbessert für die Leute. Und das sind auch die Forderungen, die die Verbände machen. Zu sagen, ja, die Bedingungen, unter denen wir arbeiten, sind nicht immer gut, die könnte man konkret verbessern. Aber das heißt nicht, dass man quasi das komplett verbieten müsste. Ingo Dachwitz Okay, ich danke euch für diesen Einblick in eure Recherchen und dieses Thema. Wir könnten noch lange weiter darüber sprechen. Ich habe auf jeden Fall noch ein paar Fragen, die stelle ich euch im Anschluss oder wir sprechen irgendwann noch mal länger hier im Podcast drüber. Wir gucken in den Maschinenraum von Netzpolitik.org und wollen noch über ein anderes Thema sprechen, das die Gemüter bewegt. Ich fange noch mal kurz an mit dem Maschinenraum mit ein paar Hausmitteilungen, kurze Infos. Die drei Preise, die wir gewonnen haben, haben wir schon gesagt. Wir haben einen Transparenzbericht veröffentlicht. Also, liebe HörerInnen, wenn ihr euch für unsere Finanzen interessiert bei Netzpolitik.org, dann ist der für das erste Quartal inzwischen draußen. Die könnt ihr da nachlesen. Und wir haben eine kleine Spendenkampagne laufen gehabt zum Aufstocken. Wir haben LeserInnen und SpenderInnen gebeten, wenn sie uns schon unterstützen, doch vielleicht zu überlegen, ob sie noch mehr geben können. Weil wir eben dieses Problem haben, dass wir unterhalb des Jahres so ein großes Defizit haben. Und sehr abhängig davon sind, dass zum Ende des Jahres die Spenden reinkommen. D.h. wir hatten eine kleine Aufstockerkampagne. Falls ihr sie noch nicht mitbekommen habt, dann erwägt doch mal, ob ihr da mitmachen wollt. Jetzt aber. zum Thema Republika. Chris, Sepp, ihr wart auch beide da in diesem Jahr, oder? Wie viel Zeit habt ihr dort verbracht? Wart ihr mehr auf dem Hof und habt mit Leuten gesprochen? Oder habt ihr euch auch ein paar Talks angeguckt? Chris Köver Ich war dieses Jahr leider nur an einem Tag da, am Montag. Ich hätte sehr gerne mehr Zeit verbracht. Aber bei uns laufen auch gerade Bewerbungsverfahren. Das passt eigentlich noch zu den Hausmitteilungen. Wir haben nämlich eine Volontariatsstelle ausgeschrieben. und deswegen konnte ich leider nur am Montag hin, was ich sehr schade fand, weil ich ja eigentlich die letzten Jahre immer sehr gerne Zeit dort verbracht habe. Ich sowohl lasse ich mich da irgendwie einfach treiben, gucke im Zeitplan, was kommt als nächstes, welcher Vortrag spricht mich an und setze mich da spontan rein, als auch dieses Rumstehen und mit Leuten sprechen im Hof ist etwas, was ich wirklich sehr genieße. Ich finde, die Republika ist wirklich die Veranstaltung, auf der man eigentlich so einmal im Jahr so ein Klassentreffen hat. Mit Leuten von früher, mit Kolleginnen von früher, mit Menschen, die aus ganz anderen Ecken von Deutschland kommen, die ich dann wirklich manchmal nur einmal im Jahr dort im Hof treffe. Und das finde ich sehr schön. Ingo Dachwitz Die ganze Digitalblase oder ein großer Teil der Digitalblase kommt einmal im Jahr zusammen in der Station in Berlin am Gleisdreieckpark. Sepp, wie lange warst du da und wie hast du deine Zeit dort verbracht? Sebastian Meineck Dieses Jahr etwas kürzer als sonst. In der Regel kann ich von der Republika nicht genug bekommen. Dieses Jahr war ich am Dienstag einfach müde und war deshalb dann Montag und Mittwoch da. Und mein Gefühl vor Ort ist sehr ähnlich wie das, was du beschreibst, Chris. Man sieht einfach so viele alte Bekannte wieder oder Menschen, mit denen ich bisher nur E-Mails getauscht hatte, sehe ich nun das erste Mal in echt vor mir stehen. Es läuft oft so ab, dass ich mir vorher einige Programmpunkte rausschreibe, die ich gerne sehen möchte. einige Vorträge, einen Großteil davon schaffe ich dann doch nicht zu sehen, weil ich einfach Menschen treffe auf dem Weg über das Gelände und dann hängen bleibe. Und dann redet man plötzlich eine Viertelstunde und eine halbe Stunde und es kommen noch mehr Leute dazu, die einen dann selbst bemerken. Und plötzlich ist schon der halbe Tag vorbei. Und ich gehe nach Hause mit unfassbar vielen Erinnerungen an interessante Gespräche und Anregungen und Sachen, die man mal aufgreifen müsste und bin einfach happy. Ingo Dachwitz Okay, ja, mir geht es auch so, dass eigentlich mein klassischer Republika-Modus ist, dass ich irgendwie ständig Leute sehe und dann immer so, ja, wir sprechen uns später nochmal, lass uns später mal treffen, später auf einen Kaffee oder ein Bier oder sonst was. Später ist dann ein Jahr später. Richtig. Das Thema der Republika dieses Jahr, das Motto war Generation XYZ. Es ging um Generationen. Was hat das bei euch ausgelöst? Hat das was bei euch ausgelöst? Chris Köver Bei mir hat das nichts ausgelöst. Ich setze mich meistens, ich habe nicht den Eindruck, dass das Thema der Republika, außer dass es dann irgendwie versucht wird, irgendwie als roten Faden durchs Programm zu ziehen, so einen großen Unterschied macht. Die Dinge, die da passieren, die passieren, die Vorträge werden gehalten und es gibt irgendwie so ein Dach, unter dem das stehen muss, aber sonst bedeutet das für mich nicht so viel. Sebastian Meineck Ich begreife das Thema auch immer als so eine optionale Anregung, die mich einfach nicht anregt, aber das ist völlig in Ordnung. XYZ hat ja auch sowas recht beliebiges, also manche Leute sagen ja auch, wenn ihnen gerade nichts einfällt als Lückenfiller XYZ. Letztes Jahr war das Motto Who Cares, nach dem Motto Ach ist doch eigentlich auch egal. Und ich meine das gar nicht despektierlich, ich finde das völlig in Ordnung. Ich Ingo Dachwitz glaube, es ging um Care Sebastian Meineck -Arbeit im letzten Jahr oder sollte zumindest darum gehen. Schon verstanden. Das war ein absichtlicher Scherz. Danke für die Einordnung, Ingo. Also ich glaube, es hat auch eine wichtige Funktion, auch gerade nach außen. Leute, die vielleicht noch keinen Zugang zur Republika gefunden haben, können mit dem aktuellen Aufhänger vielleicht irgendwas anfangen und finden dann vielleicht auch eine kleine Aufgabe. Was mache ich vor Ort? Man kann dieser Fragestellung dann eher nachgehen. Für alte Republika-Hasen, die einfach ihren Lieblingsthemen folgen und alte Bekannte wieder treffen, ist so ein Motto dann einfach weniger spannend. Ingo Dachwitz Gucken wir mal aufs Programm. Gibt es Dinge, die ihr in diesem Jahr, weil ich finde, dass die Republika zeichnet sich ja durch eine riesige Bandbreite, also wahnsinnig viel Programm. Es gibt so viele Bühnen, ich bin jedes Mal wieder komplett überfordert und wenn ich dann durchgucke, denke ich, wow, es gibt echt viele tolle Programmpunkte und es gibt aber auch immer wieder krass viele Programmpunkte, wo ich denke, okay, ja, Buzzwords, es ist ein bisschen weniger geworden, finde ich, in den letzten Jahren, das Buzzword-Gewitter dort. Aber es gibt schon auch immer noch durchaus Talks oder Programmpunkte, wo ich so ein bisschen denke, okay, wie hat es das ins Programm geschafft? Sag doch mal vielleicht ein Highlight, was euch besonders überrascht oder gefallen hat in diesem Jahr und auch eins, wo ihr so ein bisschen die Stirn gerunzelt habt. Chris Köver Also ich habe ein Highlight, das habe ich nicht, weil es nicht auf der Republika selbst hören können, den Vortrag, sondern habe ich mir tatsächlich jetzt gerade heute Morgen, als er online gegangen ist, angehört, dass von Nadja Sabura der Vortrag zum fehlenden Medienvertrauen und Medienversagen, das stattgefunden hat in den deutschen Medien, vor allem in öffentlich-rechtlichen Medien, im Zusammenhang mit der Berichterstattung über Gaza und den Krieg in den Nahost. Und die einfach anhand von sehr plakativen Beispielen ganz sauber und klar analysiert hat und gezeigt hat, wo die Redaktionen gegen handwerkliche Vorgaben verstoßen haben, wie einseitig da teilweise Pressemitteilungen übernommen wurden der israelischen Armee. Und das fand ich einfach sehr eindrucksvoll und ist auch, glaube ich, vor dem Hintergrund dessen, wie auch die Stimmung war in Deutschland in den vergangenen Monaten, sich auf die Republika zu stellen. Aber Nadja ist auch jemand, die das im Internet und auf Instagram schon die ganze Zeit durchgehend macht. Und trotzdem ist das für mich in diesem Republika-Vortrag alles nochmal so kulminiert. Also große Empfehlung dafür. Steht auch Sebastian Meineck noch auf meiner Anschau-Liste. Sebastian, was war dein Highlight? Mein Highlight ist ein Vortrag, über den ich auch im Netzpolitischen Wochenrückblick kurz geschrieben hatte. Ich hoffe, der ist inzwischen online. Mit Star Trek, Yoda und Satire gegen den Wahnsinn der Gegenwart. Ich bin eigentlich nur reingegangen, weil ich dachte, es ist ganz nett und ich liebe Star Trek. Und meine Erwartungen waren einfach so mittel. Und es war richtig toll. Der Vortrag hat so viel Mut und Hoffnung gemacht und war so witzig. Es ging um die motivierende, hoffnungsvolle Wirkung von Popkultur in düsteren Zeiten, gerade in Zeiten von aufkommendem Faschismus. Es gab Beispiele, wie Popkultur Protestkultur gefördert hat und natürlich die wunderschönen herzerwärmenden Geschichten, wie die schwarzen Star Trek DarstellerInnen über die Jahrzehnte hinweg ganzen Generationen Mut gegeben haben. Ich weiß natürlich, Konsum von Popkultur, das hat auch sowas von Rückzug ins Private und ist vielleicht jetzt nicht unbedingt das beste Mittel gegen aufkeimten Faschismus. Also mir ist die Begrenzung dieses Vortrags total klar, aber er hat es geschafft, in so einer ermatteten Stimmung, die Leute sind ermattet nach so einem, nach mehreren Tagen Republika, aus so einer ermatteten Grundstimmung heraus wirklich sowas wie Begeisterung im Publikum zu wecken. Das war toll. Ingo Dachwitz Okay, cool. Mein Highlight war ein Talk von Esther Memer. Künstlerin aus Sambia, die über Infrastrukturen gesprochen hat und die Zusammenhänge bzw. Parallelen gezogen hat, krasse Parallelen zwischen der Bedeutung von kolonialen Infrastrukturen, der Telegrafeninfrastruktur, aber auch den Narrativen, die damals darum betrieben worden sind, um sie als zivilisatorisches Geschenk, das Frieden und Gerechtigkeit bringen würde, zu verkaufen und den Infrastrukturprojekten von Big Tech heute. Ich habe Esther auch interviewt. Ich packe den Artikel mal in die Shownotes, kann man sich angucken. Was waren denn so eure Stirnrunzler? Sachen, die ihr euch angeguckt habt oder vielleicht auch nur im Programm gesehen habt? Chris Köver Ich kann dir gar nicht den einen sagen, aber es ist generell ein Problem, das ich habe mit dem Programm. Also wenn ich mir das Programm anschaue, habe ich aufgrund der Titel erstmal oft große Probleme mir überhaupt vorzustellen. Was erwartet mich da? Und, also weiterer Kritikpunkt, aber eher der Republika dann als Ganzes. Ich finde, es ist oft nicht klar ersichtlich, wer vielleicht ein Panel dann gesponsort hat. Und das ist etwas, was mich da sehr stört, was man sehr oft hat, dass entweder Behörden, politische Institutionen, manchmal Ministerien dann Veranstaltungen oder einzelne Vorträge, Panels sponsoren. Und da gehe ich einfach schon nicht davon aus, dass wenn dort eine Auseinandersetzung über ein kontroverses Thema stattfindet, dass da irgendwie kritische Fragen gestellt werden und das ist dann leider sehr oft auch der Fall. Sebastian Meineck Ich habe zwei Sachen mitgebracht, die in die Richtung fallen. Ich habe sie nur im Programm gesehen. Chris Köver Ich war nicht selber Sebastian Meineck da. Das sind jetzt keine Beispiele, wo ich das Gefühl habe, oh, da wird aber eigenartig auf die Meinungsbildung zugegriffen, sondern ich fand sie einfach weird. Lustig weird. Vielleicht habt ihr es auch gesehen oder ihr hört es jetzt zum ersten Mal. Das erste von den beiden Sachen ist Bundesbank goes Metaverse. Richtig Bock. Er erfahrt in der Metaverse-Welt der Bundesbank mehr zu den Themen Geld. Punkt, Punkt, Punkt. Chris Köver Ganz neutrales Panel, das sich ja einfach im Wettbewerb der Ideen sich durchgesetzt hat, oder? Sebastian Meineck Also bei den Chris Köver Republikanreichungen. Sebastian Meineck Der Partner ist die Deutsche Bundesbank. Überraschend. Aber Metaverse und Geld, wer will denn Geld im Metaverse sehen? Das ist wirklich weird. Ich kann dir sagen, wer da Geld sehen will. Meta. Das ist die Antwort. Und das zweite, was ich mitgebracht habe, vielleicht habt ihr es im Programm gesehen, von den Berliner Wasserbetrieben. Sind wir noch sassy oder schon old school, wie die Berliner Wasserbetriebe um Beschäftigte werden? Chris Köver Finde ich total gut. Die Berliner Wasserbetriebe haben ja auch so eine Wasserzapfanlage auf der Republika stehen, wo die größten Schlangen, die ich am Tag eins gesehen habe, waren an dieser Wasserzapfsäule. Ich weiß nicht, ob ihr da vorbeigegangen seid. Ja, ich habe da schon mal Wasser gezapft. Insofern, ja, ob sie dann auch noch einen inhaltlichen Beitrag leisten müssen, bin ich mir nicht so sicher. Aber das Wasser dort zur Verfügung zu stellen, finde ich erst Ingo Dachwitz kassisch. Employer Branding ist natürlich ein Thema. Aber war das auch ein gesponsertes Panel? Ja, ja, Partner waren die Berliner Wasserbetriebe. Sebastian Meineck Aber habt ihr das verstanden? Noch sassy, schon oldschool. Ich habe das Wort sassy auch schon mal verwendet, aber nie in dem Kontext. Und ist das eine natürliche Entwicklung von sassiness zu oldschoolness? Ich habe so viele Fragen. Ingo Dachwitz Vielleicht gibt es das Panel online und du musst es dir angucken. Meine Stirnrunzler. Ein Panel, das nicht gesponsert war, glaube ich, wenn ich es richtig gesehen habe, das war von jemandem, der, es hieß Cambridge Analytica und dann irgendwie, ich kriege es nicht mehr genau zusammen, aber es ging darum, wie man mit Targeted Advertising die Klimakrise bekämpfen soll. Weil ja das Budget der Ölkonzerne so groß ist und dass der Klimabewegung so klein ist, die Antwort Targeted Advertising. Ich habe es mir nicht angeguckt, weil ich es schon so von der Prämisse her so falsch finde, dass ich es mir nicht angeguckt habe. Aber ja, habe sehr die Stirn gerunzelt. Und noch ein anderes, das ist ein gesponsertes, da ging es um die AI Readiness. Ist die Zivilgesellschaft ready für AI? Ja, man würde erwarten, dass so eine Frage gestellt wird, falls überhaupt von der Zivilgesellschaft. Sie wurde aber gestellt vom Bundesarbeitsministerium Und auf dem Panel sind dann nur drei Bundesministerien gewesen und ein Forscher, eine Forscherin, die eine Studie dazu gemacht haben. Also das wurde dann nicht mit der Zivilgesellschaft besprochen. Mal abgesehen davon, dass die Frage eigentlich andersrum gestellt werden müsste, nicht ist die Zivilgesellschaft ready für AI, sondern ist AI eigentlich ready beziehungsweise kompatibel mit Zivilgesellschaft und Demokratie. Diese Fragen sind ja durchaus auch gestellt worden bei der Republika. Das finde ich immer krass, diese große Disparität, die es da gibt, diesen großen Unterschied zwischen wahnsinnig fundierter, kluger KI und Tech und Hype-Kritik und gleichzeitig so wahnsinnig viel Drehen der Hype-Orgel irgendwie. Sebastian Meineck Also mein Weirdness-Barometer schlägt da auch gerade sehr aus, wo du das erzählst. Ja, vor allem, Chris Köver weil ja sehr viel Zivilgesellschaft anwesend ist bei dieser Veranstaltung. Insofern wäre das eigentlich naheliegend gewesen, die dann die drei Schritte darüber machen zu lassen, um sie aufs Panel zu setzen. Ingo Dachwitz Wir haben jetzt natürlich niemanden, keine Person hier, super Gästemanagement, die richtig kritisch gegenüber der Republika ist, aber die Punkte, die wir jetzt schon so ein bisschen angesprochen haben, sind auf jeden Fall auch Punkte, die in der Redaktion, wenn wir darüber sprechen, auch immer wieder aufkommen. So ein bisschen, okay, wie relevant ist das, wie viel Bullshit, Bingo und ja, wie problematisch ist das eigentlich mit dem vielen gesponsorten Content? Was ist da euer Take? Chris Köver Naja, ich glaube, es ist halt eine Veranstaltung mit ihren eigenen ökonomischen Zwängen und die werden halt sehr stark nach außen sichtbar. Man kann jetzt sagen, okay, das ist der Preis dafür, dass es die Republika gibt, dass diesen Raum, den wir auch alle eben in Hüchstentillen gelobt haben, um dort irgendwie im Hof mit Leuten Bier zu trinken, dass der dadurch auch mit ermöglicht wird. Aber ich finde, das ist auf jeden Fall ein schwieriger Balanceakt, wie weit man dabei geht. Und manchmal würde ich mir wünschen, dass sie nicht ganz so weit gehen würden, weil ich den Eindruck habe, dass zum Beispiel diese Panels, auf denen sich dann Behörden komplett unkritisch zu einzelnen Forderungen oder Themen auslassen dürfen, das irgendwie insgesamt auch dem Ansehen der Veranstaltung. Sebastian Meineck Oder Ingo Dachwitz in Vorjahren durchaus auch Google Sebastian Meineck oder so. Chris Köver Ja, Konzerne auch. Ja, Sebastian Meineck ich sehe das auch ambivalent. Also ein Vorteil ist natürlich, dass dann sehr viele Akteure einfach da sind, die vielleicht sonst nicht kommen würden und man kann gefühlt mit allen freundlich ins Gespräch kommen. Also auch so zu Recherchezwecken und für Hintergrundgespräch ist das ein Vorteil, dass die alle da sind. Aber trotzdem, wenn ich mir so irgendwie ein ideales Forum der digitalen Zivilgesellschaft vorstellen würde, dann wäre das ein Ort, wo die Zivilgesellschaft vielleicht Leute einlädt und nicht die kritisierten Akteure aus Politik und Wirtschaft sozusagen selber Räume eröffnen und selber hosten. Und dieses Jahr habe ich auch viel ganz buchstäblich über Räume nachgedacht, denn wenn ich das nicht übersehen habe, war die Republika kleiner als letztes Jahr. Diese ganzen Grünflächen, die gemütlichen Sitzgelegenheiten am Wasser und auf den Wiesen, die Freilichtbühnen, die waren dieses Jahr nicht dabei. Ich weiß nicht, ob das vielleicht auch einfach technische Gründe hatte, dass die Gelände nicht verfügbar waren und ich weiß nicht, ob das eine Sparmaßnahme war. Vielleicht ist es ja auch nächstes Jahr besser. Aber gerade wenn es darum geht, dass man ja auch Begegnungen schaffen möchte, sind solche Räume, glaube ich, sehr gut. Denn was dann sonst bleibt, sind Flächen mit viel Beton und wenig Schatten. Und das ist, finde ich, suboptimal. Ingo Dachwitz Das war natürlich in dieser alten Ausweichlocation, wo Sie tatsächlich an der Spree waren im Festsaal Kreuzberg. Das war nett an dieser Location damals, fand ich auch. Das stimmt, aber auch Sebastian Meineck in der Station am Gleisdreieck gab es letztes Jahr, ich weiß nicht, ob ihr so weit gelaufen seid, da gab es mit einem kleinen Spaziergang von drei, vier Minuten dann nochmal so Republika im Grünen, wo ich immer wieder war, weil ich mich da am wohlsten gefühlt hatte. Und ich finde, solche Räume sollte es gerade auf einer Veranstaltung wie der Republika geben. Das wäre mir eigentlich noch wichtiger als Panel Nummer 759. Ingo Dachwitz Aber der Laden muss halt auch finanziert sein. Also ich gehöre ja durchaus auch zu den Republika-Verfechtern, gehe da wahnsinnig gerne hin, habe in den letzten zehn Jahren, als ich angefangen habe bei Netzpolitik, das erste war, dass wir auf der Republika waren und dort einen Stand hatten auf der Messe. Damals war ja auch die Verbindung noch deutlich enger. Damals war Markus Becker da noch hier im Team, der die Republika mitgegründet hat und das Programmteam dort mitleitet. Ich habe dort wahnsinnig viele Vorträge gehalten, super interessante Diskussionen gehabt, habe über die Datenschutzgrundverordnung und kritische Männlichkeit diskutiert auf Panels, war sogar selber mal im Track-Team sozusagen, das ehrenamtlich die Programmgestaltung begleiten durfte. Also fühle mich der Republika sehr verbunden, aber muss den Punkt, den ihr macht sozusagen, es ist ein Unternehmen, klar, die müssen sich finanzieren, aber ich würde mir wünschen, dass wenn es sozusagen diese Panels, die gesponserten Panels gibt, die ja durchaus echt viel Raum einnehmen, dass man dort dann ein bisschen stärker drauf beharrt, dass man ja auch in den kritischen Austausch geht. Chris Köver Ja, da habe ich mich gefragt, wie weit das eben geht. Weil natürlich das Interesse, ein Panel zu sponsoren, auf dem dann Google womöglich auch sehr kritisch angegangen wird, vielleicht nicht ganz so groß ist. Ingo Dachwitz Das stimmt. Aber gleichzeitig, ich erinnere mich noch an diesen Olaf Scholz-Auftritt. Ich glaube, der war nicht gesponsert, der sozusagen seine eigene Moderatorin mitgebracht hat, die ihm da die langweiligsten Fragen gestellt hat als Bundeskanzler. Null Informationswert. Ja, und da würde ich dann sagen, im Zweifelsfall einfach mal sagen, nö, dann halt nicht. Sagt sich natürlich jetzt leicht aus unserer Perspektive hier, aber ja. Also damit haben wir mal ein bisschen, vielleicht nochmal als letzte Frage dazu, da müssen wir auch zum Ende kommen. Was bedeutet, warum sind wir da überhaupt sozusagen? Was bedeutet eigentlich so eine Konferenz für unsere Arbeit? Was bedeutet das Vorträge halten, aber was bedeutet, also das Netzwerken habt ihr eben schon gesagt, aber was bedeutet auch das Vorträge halten, Recherchen vorstellen sozusagen? Warum ist das ein Teil, wichtiger Teil unserer Arbeit? Sebastian Meineck Mir fallen da eine Menge Sachen zu ein. Manchmal unterschätzt man das. Gerade in der Pandemie dachte ich manchmal, ach, braucht es diese Konferenzen eigentlich? Es lebt sich ja auch ganz gut ohne. Aber nun, da das endlich wieder losgeht, mit Leuten treffen seit ein paar Jahren, merke ich, es nutzt auf so vielen Ebenen. Also erst einmal nutzt ein Vortrag, weil wir uns, obwohl wir glauben, das Thema längst zu kennen, nochmal neu damit beschäftigen und es nochmal neu erzählen und nochmal einfacher fassen, was eigentlich das Problem ist. Ich merke nach Vorträgen, dass Leute auf uns zukommen und Sachen irgendwie nochmal auf einer neuen Ebene begreifen und emotional erfasst haben. Gerade bei Leuten, von denen ich dachte, die hätten das von Berufs wegen eh schon alles gelesen und finden es nicht mehr spannend. Finden sie aber doch spannend. Es ist, glaube ich, auch nicht zu unterschätzen, dass so ein Vortrag, selbst wenn er gefühlt ein bisschen Recycling betreibt, noch mal neu einen Ball oder einen Stein ins Rollen bringen kann. Genauso wie wir eigentlich zig Sachen auf dem Tisch haben und irgendwie priorisieren müssen, so haben das auch alle anderen, ich glaube, bis in die höchsten politischen Ebenen. Und solche Vorträge können nochmal ein Moment sein, wo alle sagen, bis hin zu den Leuten, die den Vortrag einladen, was eine große Ehre ist, dieses Thema ist uns immer noch wichtig. Die Wiederholung ist keine Wiederholung, sondern eine Bestärkung. Chris Köver Und darüber hinaus finde ich es einfach nochmal eine andere Reichweite. Also ja, auf der Republika werden sicherlich auch Leute unterwegs sein, die uns auch lesen. Aber ich gehe davon aus, dass da sehr viele Leute auch unterwegs sind und wahrscheinlich noch viel mehr im Internet sich vielleicht danach noch die Vorträge angucken. Das muss man ja eigentlich auch noch mitrechnen. Viele Vorträge haben ja dann danach im Netz eine viel größere Reichweite als das, was da tatsächlich in den Saal reingepasst hat an Leuten. Und ich finde, dadurch erreicht man einfach mit Themen, die uns selber ja auch total wichtig sind, in die wir eh schon super viel Zeit investiert haben, noch mal noch mehr Leute, die die Geschichte noch nicht mitbekommen haben. Und alleine das sollte es schon wert sein. Ingo Dachwitz Und eben genau, noch mal ein ganz anderes Publikum, Weil dort dann eben nicht nur die politisch, netzpolitisch eh schon Bewanderten, sondern ja auch die Marketingleute sind. Und das, ja, Chris Köver im Ingo Dachwitz besten Fall kommt man in gute, produktive Gespräche. Chris Köver Während ich diesen Pitch gehalten habe, habe ich mich gerade gefragt, warum habe ich eigentlich nichts bei der Republika eingereicht? Dieses Jahr voll Disclosure. Nächstes Jahr wieder. Das einzige von uns, aber ja, in der Theorie finde ich das einen guten Ansatz. Ingo Dachwitz Okay, wir kommen zur letzten Rubrik des Tages. Das ist das Postfach. Sebastian hatte vor der letzten Folge im Netz einmal rumgefragt. Und richtig viele Fragen sind eingereicht worden von Menschen. Unter anderem hat Randos gefragt, gibt es in diesem Jahr wieder eine Bildet-Netze-Konferenz? Herz-Emoji. Die Antwort lautet leider nein. Chris Köver Aber danke für das Herz-Emoji. Wir hatten auch viel Herz für die Veranstaltung. Ingo Dachwitz Aber ich freue mich total Sebastian Meineck darüber, dass Leute das so gut fanden, dass sie das gerne wiederholen möchten. Schön. Ingo Dachwitz Aber es ist leider wahnsinnig viel Arbeit, das nebenbei zu machen. Und ja, das schaffen wir einfach nicht jedes Jahr, wenn wir den redaktionellen Betrieb aufrechthalten wollen. Sebastian Meineck Aber besteht die Möglichkeit, dass es das nochmal gibt? Das wäre vielleicht ein ganz netter Ausblick. Ingo Dachwitz Also ich habe das natürlich nicht allein zu entscheiden, aber ich würde, mein Gefühl ist, spätestens zum nächsten Rundengeburtstag machen wir wieder einen. Event. Chris Köver Ja, ich kann mir vorstellen, dass es vielen ähnlich geht. Wir machen die Events ja auch total gerne. Wir haben nur zu wenig Zeit dafür. Ingo Dachwitz Dieses Mal nur eine Frage im Postfach. Die anderen, die ich auch gerne noch hätte hier reinreichen wollen, klemme ich mir jetzt mal, um etwas Zeit zu sparen. Ihr habt mir zugehört, wie ich wieder grandios am Zeitmanagement gescheitert bin. Ich hoffe, es war für euch, liebe HörerInnen, trotzdem interessant, dass wir eine etwas längere Ausgabe von Off the Record gemacht haben Dieses Mal. Danke Chris. Danke Sepp für dieses lockere Gespräch. Es war schön mit euch. Liebe HörerInnen, wenn ihr Feedback habt zu dieser Folge, zu diesem Podcast, dann schickt uns doch sehr gerne eine E-Mail an podcast.netzpolitik.org Wir würden uns wirklich freuen, gerade wo wir jetzt am Rumexperimentieren sind. Wie findet ihr das so? Habt ihr noch Ideen für neue Rubriken? Welche Rubriken befallen euch besonders gut? Oder habt ihr eben Fragen für das Postfach? Dinge, die ihr schon immer mal von uns beantwortet haben wolltet. Ich sage danke an alle, die uns unterstützen und diesen Podcast möglich machen. Denn Off the Record ist wie alles, was wir bei Netzpolitik.machen finanziert durch Spenden. Wenn ihr uns spendet, dann finanziert ihr nicht nur für euch, sondern auch für Menschen, die weniger Geld haben. Die Arbeit von Netzpolitik.org. Dafür sagen wir ganz herzlichen Dank. Und wenn ihr diesen Podcast unterstützen wollt, ohne uns zu spenden, dann könnt ihr ihn positiv bewerten und weiterempfehlen, damit noch mehr Leute davon erfahren. Herzlichen Dank, dass ihr dabei wart. Und jetzt abschalten nicht vergessen. Vielen Dank.