CoronaQualität von Schnelltests mit dem Smartphone checken

Niemand kann einen Schnelltest gebrauchen, der kein Corona erkennt. Eine Liste mangelhafter Schnelltests ist längst bekannt. Während Behörden noch an einem leicht zugänglichen Info-Angebot arbeiten, war das Hacker:innen-Kollektiv Zerforschung mal wieder schneller.

Viele Schnelltests auf einem Tisch
Welcher Antigen-Schnelltest ist wirklich gut? (Symbolbild) – Gemeinfrei-ähnlich freigegeben durch unsplash.com Jan Kopřiva

Wie gut ist der Schnelltest, den ich in der Drogerie gekauft habe? Kann ich bei einem negativen Test wirklich beruhigt Freund:innen treffen? Erkennt der Test nur hohe Viruslasten oder auch schwächere? Für die meisten ist das Angebot hunderter unterschiedlicher Schnelltests undurchsichtig. Doch jetzt gibt es Abhilfe.

Kürzlich hat das Paul-Ehrlich-Institut festgestellt, dass es große Unterschiede bei den verfügbaren Tests gibt. Das Institut, das in Deutschland für die Untersuchung von Impfstoffen und Arzneimitteln zuständig ist, veröffentlichte eine Liste mit Ergebnissen. Daraus geht hervor, dass einige Test sehr gut sind – andere können selbst eine hohe Viruslast kaum erkennen.

Leider ist das lange PDF-Dokument wenig hilfreich für Menschen, die gerade einen Test kaufen und einfach schnell wissen möchten, ob der Schnelltest vor ihnen etwas wert ist. Deswegen kündigte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vor gut einer Woche eine Positivliste für Schnelltests an. Im ARD-Hauptstadtstudio sagte er, er habe das Paul-Ehrlich-Institut veranlasst, eine solche Aufstellung vorzubereiten. Dann aber gleich die Einschränkung: „Dies wird allerdings einige Zeit in Anspruch nehmen.“

Einfach den Strichcode mit dem Handy scannen

Ob „einige Zeit“ für Gesundheitsministerium und Paul-Ehrlich-Institut nun Wochen oder Monate bedeutet, wird sich zeigen. Für das Hacker:innen-Kollektiv Zerforschung haben elf Tage gereicht. Zerforschung legt mal wieder mit Hochgeschwindigkeit vor, wofür bei Staat und Behörden vermutlich deutlich mehr Zeit und Geld draufgehen würde. Das Kollektiv baute aus der unübersichtlichen Liste des Paul-Ehrlich-Instituts auf schnelltesttest.de einen interaktiven Service. Interessierte können einfach den Strichcode auf der Packung des Schnelltests scannen und direkt das passende Ergebnis sehen. Der Programmcode ist wie immer öffentlich und frei verwendbar.

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Ein Problem gibt es noch: Tests von ein und demselben Anbieter können verschiedene Barcodes haben, wie Zerforschung berichtet, etwa für die 1er-Packung, die 10er-Packung oder die Version mit dem Logo eines bestimmten Supermarktes. Zwar hat Zerforschung schon zahlreiche Barcodes in den Service eingebaut, aber noch nicht alle. Deswegen ruft das Kollektiv zum Einsenden des Strichcodes und eines Bildes der Packung auf, wenn ein gescannter Test nicht erkannt wird.

Bei einem kurzen Test von netzpolitik.org lief es genauso ab: Ein gescannter Schnelltest wurde zunächst nicht erkannt. Aber schon zwei Stunden nach dem Absenden der E-Mail – für Zerforschung ist das vermutlich „einige Zeit“ – war das Update eingespielt und die Info über die Qualität des Tests lag vor.

Update 15:03:
Lilith Wittmann von Zerforschung kritisiert das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) auf Twitter scharf. Zerforschung sei „ziemlich enttäuscht“ vom PEI, das auf Nachfrage die Daten der Tests nicht maschinenlesbar bereitstellen könne. „Es ist eine Schande, dass wir solche Tools als Zivilgesellschaft bauen müssen und das nicht der Staat übernimmt“, so Wittmann weiter.

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15 Ergänzungen

  1. Mein 5er-Set von OFM-Medical.de „Deni COVID-19 Antigen Test“ mit der Nr. 4 251708 154250 und der PZN 17378346 ist nicht im PEI-Verzeichnis enthalten. Die Versprechungen auf der Packung sind aber schon mal hochprozentig, was immer das heißen mag: Spezifizität von 100%, Genauigkeit von 98,48%, Sensitivität von 96,8%. Laut Hersteller-Homepage validiert vom PEI.

    Scannen mit schnelltesttest.de mit meinem Schlaufon geht nicht: Bis auf die Aufforderung „Bitte scanne …“ passiert nichts, bei EIngabe der Nummer kommt: Unbekannter Test.

    1. Du kannst den Leuten von Zerforschung schreiben. Schicke denen per Mail ein Foto des Strichcodes und der Packung. Falls der Test in der Liste des PEI ist, bauen die das nachträglich ein. Und den Hinweis schicken, dass auf Deinem Telefon (Betriebssystem und genutzten Browser angeben) der Scan nicht ausgelöst wird. Vielleicht lässt sich das auch reparieren.

    2. Die Zertifizierung ist mal wieder insuffizient für die REALITÄT :).

      Niedrige(re) Viruslast steht eben nun mal nicht auf dem Menü der Hersteller (bisher). Beim PEI schon.

  2. „Leider ist das lange PDF-Dokument wenig hilfreich für Menschen, die gerade einen Test kaufen möchten und einfach schnell wissen möchten, ob der Schnelltest vor ihnen etwas wert ist. “

    1) Die Liste ist auch eher für die Einkäufer für Drogerien und Apotheken gedacht
    2) Die Liste der unbrauchbaren Tests ist eher kurz.

    3) … auch wenn die Gefahr (App als reines Nachschlagewerk) gering ist: Heutzutage noch React?

  3. WAHNSINN!
    Andere Nummer auf dem Test gehabt, Fotos gemacht und per E-Mail geschickt.
    KEINE 2 Minuten später die Antwort das es soeben eingepflegt wurde!!!
    Tolle Sache!

  4. Angabe der Zahlen: X% hoher Viruslast, Y% über alle Viruslast /Werte.
    Problem: Explizit bei niedriger?

    Ich fand einen bestellbaren Test für Laien (mittelkurze Netzsuche), mit besseren Werten bei niedrigerer Viruslast, soweit ich die Tabelle korrekt gedeutet habe. Lieferung wohl März+-.

    1. Aber, aber, werter Konsumment!
      Das, äh, hat doch der Markt bereits geregelt, so der Minister.

      Fehlt die Transparenzpflicht mit Internetregister: welches Testzentrum benutzt welchen Test. Mal sehen was dann passiert…

      Nicht doch, werter Konsumment!
      Der Markt, äh, hat das bereits geregelt, sie müssen nur noch kurz die verbleibenden Produkte konsummieren, Kunsumption ist immerhin ihre Aufgabe. Und wenn das geschehen ist, haben wir auch echten Sozialismus. Nee, Moment: führen wir Demokratie ein! Ach nee, auch nicht. Jetzt hab‘ ichs: die soziale Marktwirschaft regelt das absolut sozialverträglich (>= 12 ppm) mittels des wohlgeformt eingehegten Trickle-Down-Effekts direkt über den Markt (<=1/10^-10a). Kurze Übergangsphasen sind nun mal von Nöten.

    2. Aus Versehen oben falsch eingeworfen: Man kann schon darauf schließen.
      >>>
      Toda Coronadiag Ag“ von „Toda Pharma“ erkennt Infizierte mit sehr hoher Viruslast zu 100 %

      Über alle Viruslasten erkennt der Test 86 % der Infizierten
      <<<
      Die "alten" Tests sind dann bei 50% oder so.

      Heute überraschend geliefert. Jetzt "Derzeit nicht verfügbar.", woanders mit kurzer Suche auch nicht gefunden. Das mit dem Markt ist wohl wieder ein Fall von "es". Der Markt hat "es" geregelt, d.h. die schlimmsten Dysfunktionalen werden nicht mehr gekauft, die wirklich guten sind halt nicht verfügbar.

  5. Den zeitlichen Aufwand zwischen einer Hackergruppe und einer Behörde zu vergleichen ist reichlich unfair. Was bei dem einen ein verzeihbarer Fehler oder nachvollziehbarer Datenmangel ausgelegt wird, wird dem anderen direkt als Inkompetenz und Fehlinformation angekreidet…
    Auflagen, und da gibt es auch sinnvolle, man mag es kaum glauben, zu erfüllen, kostet nunmal Zeit.
    Ich finde das Projekt von Zerforschung sehr sinnvoll. Tatsächlich würde ich in diesem Fall sogar sagen, das eine „öffentliche Version“ von den Behörden damit überflüssig wird und sich das Geld und der Aufwand gespart werden kann.

    1. auf der Zerforschungs Seite über den Schnelltest:

      „Achtung: Handarbeit

      Da wir das alles händisch zusammensuchen mussten und die Tests teilweise sehr ähnliche Namen haben oder die gleichen Firmen unterschiedliche Tests mit fast identischen Namen anbieten, kann es zudem sein, dass sich kleine Fehler eingeschlichen haben. Falls euch so ein Fehler auffällt, schreibt uns am besten eine Mail mit dem Barcode und dem Test, gern auch mit einem Foto zur Verifikation.“

      1. Schön wäre noch explizit zwischen Laientest und nicht-Laientests zu unterscheiden. Habe ich vielleicht übersehen.

  6. Frage: Habe bei dieser App keinen Zugriff auf die Kamera.
    Scannen nicht möglich. Gerät I phone s6. Siri Zugriff ist freigeschaltet.

  7. Bitte Barcode Scanner empfehlen!
    Denn: Unsere neuen Geräte schaffen das weder mit Scanner- App noch mit der Caméra. (Android 10 haben wir)

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.