Aktion, Aneignung, ĀzādiDie Zeichen der Revolution im Iran

Die Revolte im Iran hält seit mehr als drei Wochen an. Dass es dem Regime nicht gelingt, sie zu unterdrücken, hat auch mit den kreativen Aktionsformen der Protestierenden und ihrer digitalen Mobilisierung zu tun. Ein Überblick.

Remix eines Propaganda-Plakates, das neue Protestformen zeigt. – Twitter

Jede große Revolution hat ihre eigenen Zeichen, auch wenn sich die Bilder, die Ikonographie und die Protestwerkzeuge unterscheiden. Auf dem Tahrir-Platz in Kairo waren es die Zelte, in Hongkong die Regenschirme und gelben Bauarbeiter:innenhelme und auf den Straßen des Iran schwenken die Frauen Hidschabs über ihren Köpfen. Sie sind das sichtbare Zeichen der Befreiung, die subversive Aneignung des unterdrückerischen Kleidungsstückes und dessen Umdeutung zur feministischen Fahne der Revolution. In den ersten Tagen der Revolte verbrannten Demonstrierende das Kopftuch vor allem feierlich, nun sieht man in vielen Videos, wie Frauen den verhassten Alltagsgegenstand zur wehenden Fahne ihres Anliegens umdefinieren.

Auch Männer schwenken das Tuch, das repräsentativ für die Legitimität und damit Zukunft der autoritären islamischen Republik steht. Genau das haben Aktivist:innen erkannt: Bewusst ziehen sie Parallelen zur Berliner Mauer. Die gegenwärtigen Proteste sind breiter als je zuvor und durchdringen alle Gesellschaftsschichten. Alt und jung. Auch bekannte Sportler:innen und Künstler:innen haben sich öffentlich vom Regime distanziert, rufen zu Protesten auf.

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Die Leitsprüche dieser Revolution sind der ursprünglich kurdische Slogan „Frau. Leben. Freiheit.“ sowie „Tod dem Diktator“. Es geht um elementare Grundrechte, die im Widerspruch zur autoritären Theokratie  des Iran stehen: die Gleichstellung von Mann und Frau, die Selbstbestimmung über den Körper, die Handlungsfreiheit, die Meinungsfreiheit, die Pressefreiheit und die Versammlungsfreiheit. Es geht nicht mehr um Reform, sondern um Umsturz. Es geht um Revolution. Und ein wesentliches Werkzeug dieser Revolution sind Aneignung, Umdeutung und Verbreitung machtvoller Zeichen, Symbole und Gesten.

Eine Hymne aus Tweets

Zu den Zeichen der Revolution gehört immer auch Musik. Gleich zwei persische Versionen von „Bella Ciao“ werden im Rahmen der Proteste vielfach geteilt. Bella Ciao ist so etwas wie der Gassenhauer der Revolte, der auf den Straßen der (westlichen) Welt für Wandel und Erneuerung steht.

Doch die wirkliche Hymne der neuen iranischen Revolution ist eine andere: der Song „Baray-e azadi“ (Für die Freiheit) von Shervin Hajipour. Der Sänger hat Tweets, in denen die Protestierenden die Gründe benennen, warum sie auf die Straße gehen, zu einem lyrischen Text (Video mit deutschen Untertiteln / auf Englisch gesungen) verbunden. Mit geschlossenen Augen singt er das Lied – und trifft dabei offenbar den Ton und die Stimmung der Proteste. 

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Nach Erscheinen wurde das Lied in den ersten 48 Stunden mehr als 40 Millionen Mal auf Instagram abgespielt, während es sich gleichzeitig über Twitter und andere soziale Medien weiterverbreitete. Am 29. September wurde Shervin Hajipour festgenommen und das Lied von seinem Instagram-Account gelöscht. Am vergangenen Dienstag wurde er auf Kaution freigelassen

Protestbewegungen haben eine eigene Dynamik, Inhalte weiterzuverbreiten und so erklang Hajipours Lied alsbald an allen möglichen Orten: Schülerinnen ohne Hidschab sprechen den Liedtext vor einer Tafel, ein Mensch spielt das Lied laut über den Dächern der iranischen Hauptstadt ab. Im Teheraner Lieblingscafé des Freundes, der anonym an diesem Artikel mitgewirkt hat, singen Männer und Frauen gemeinsam das Lied und stellen ein Video davon ins Netz. Die Polizei schließt das Café kurz darauf. 

Angst vor ansteckenden Aktionsformen

Derartige Aktionen und Symbole der Freiheit sind ansteckend, das weiß auch das iranische Regime. Sie sind eine Inspiration für andere, verbreiten sich über Stadt-, Provinz- und Landesgrenzen hinweg und inspirieren zu weiterem Protest. Auch das dürfte ein Grund sein, warum das iranische Regime das Internet immer wieder zensiert, abstellt und drosselt. Es will den Fluss von Informationen jeglicher Art beschränken, die Fähigkeit zur Mobilisierung nehmen und es den Menschen erschweren, sich zu vernetzen und zu verabreden. Das Handeln des autoritären Regimes zielt gegen die sich verstärkende Selbstvergewisserung der Zeichen, Lieder, Aufrufe und Videos mutiger Menschen. Teheran fürchtet nichts mehr als die kollektive Aktion und ihre ansteckende Wirkung.

Transparent: Wir haben keine Angst mehr, wir werden kämpfen
„Wir haben keine Angst mehr, wir werden kämpfen“ steht auf dem Transparent. - Twitter

Deswegen muss auch Shervin Hajipour, der Sänger der Protest-Hymne, nach seiner Freilassung aus dem Knast abschwören. Alle müssen abschwören, nachdem sie durch die Hölle der Repression gegangen sind, selbst die Angehörigen der auf Demonstrationen getöteten Menschen. Und alle im Iran kennen diese Methode, die mit Druck, Erpressung und Folter erzwungen wird. Sie ist so durchschaubar wie die Behauptung Chameneis, dass auch dieses Mal die USA und Israel hinter den Protesten stecken würden. 

Iraner:innen berichten, dass die Büttel des Regimes jene Häuser, von deren Dächern Parolen der Solidarität gerufen wurden, mit einer gelben Aufschrift besprühen: „Dieses Haus wird überwacht“. Auch auf diese Weise versucht die Regierung, die Angst gegen die Machthaber wiederzubeleben. Doch das Regime hat sichtlich Mühe, die Revolte, ihre Zeichen, Bilder und Held:innen zu kontrollieren. 

„Du kannst das auch!“

Jede Revolution hat ihre Held:innen. Zig tausendfach wird im Netz ein Video geteilt, in dem „Der alte Mann mit den Händen in der Tasche“ aus dem Nichts heraus einen Polizisten in Zivil angreift. In zahlreichen weiteren Videos sind junge Frauen zu sehen, die ohne Kopftuch Polizisten konfrontieren, anderen Menschen zu Hilfe eilen oder Festgenommene befreien. Es sind Videos, die den Mut der Protestierenden zeigen. Das millionenfache Teilen über Telegram, Twitter, Instagram und andere soziale Netzwerke verstärkt diesen Mut viral und ruft mit jedem Like laut dazu auf mitzumachen: „Du kannst das auch!“

Bei vielen beginnt der Protest damit, dass sie in der Öffentlichkeit ihre Haare offen tragen, die laut Kleiderordnung im Alltag durch den Hidschab verdeckt sein müssen. Inzwischen hat sich außerdem die Aktionsform des Haareabschneidens vom Iran aus in alle Welt verbreitet. Sie findet Nachahmerinnen bei Demonstrationen in Deutschland und der Türkei, bei einer Abgeordneten im EU-Parlament sowie bei Oscar-Preisträgerinnen, die sich aus Solidarität ebenfalls ihre Haare abschneiden. Und die Idee wird auch geremixed: Eine italienische Satire-Sendung ruft dazu auf, die abgeschnittenen Haare an iranische Botschaften zu schicken. Auch das zeigt: Ist eine gute und vor allem reproduzierbare Idee erst einmal in der Welt, wird sie auch genutzt und weiterentwickelt.

Frau reckt die Faust auf der Straße gegen Polizeikräfte
Die Bilder von Frauen ohne Hidschab in Straßenkampf-Situationen gehen um die Welt. - Twitter / Screenshot

Mitunter greifen Aktivist:innen umgekehrt auch Methoden von Satiresendungen auf. So rief ein iranischer Aktivist bei der religiösen Beratungs-Hotline an, die der iranische Staat anbietet. Er fragt den ahnungslosen Staatsdiener am anderen Ende der Leitung, ob man das 17-jährige Kind ohne Einverständnis der Eltern begraben dürfe. Als die Hotline verneint und dies als unislamisch bezeichnet, gibt sich der Aktivist zu erkennen und fragt nach, warum der Staat das mit der 17-jährigen Nika Shakarami dann getan hätte. Das Gespräch wird aufgenommen, in sozialen Netzwerken geteilt und unterhöhlt so die Autorität des iranischen Regimes, das sich vor allem auf Repression und Gewalt stützt.

Sozial-mediales Andenken als Motor

Die Menschen, die der Staat gewaltsam getötet hat, spielen die vielleicht größte Rolle bei der Mobilisierung der Protestierenden. Denn ihre Schicksale zeigen deutlich: Jede:r kann Opfer dieses Regimes werden.

Die Bilder und Videos von Mahsa Amini, deren Tod die Proteste auslöste, ließen die Fassungslosigkeit und Wut der Menschen in ganz Iran anwachsen. Videos aus dem TikTok-Account der 21-jährigen Hadis Najafi zeigen eine Frau, die Musik liebt und gerne tanzt. Nachdem sie auf einer Demonstration ermordet wird, wenden sich ihre Familie per Video an die Welt und klagen das iranische Regime an.

Ein anderes Video zeigt die 17-jährige Nika Shakarami wie sie singt und lacht. Es sind solche Aufnahmen, die das iranische Regime selbst bei unentschlossenen Bürger:innen diskreditieren. Wenn das Regime eine junge Frau wie Nika Shakarami tötet, dann kann es jede:n treffen. Dann kann jede:r zum Ziel werden.

Auch die 16-jährige Sarina Esmailzadeh wurde auf den Straßen brutal getötet. Videos zeigen sie als eine kluge Teenagerin, die singt, Grimassen schneidet und Quatsch macht. Aber auch als eine kritische junge Frau, die den iranischen Staat treffend und hart kritisiert. Eine junge Frau, die eigentlich noch das ganze Leben vor sich hatte – und die der iranische Staat ermordete. Ein neues Video erinnert an sie:

So hart es klingt: Diese Videos und das sozial-mediale Andenken der Toten der Revolution dürfte der iranischen Regierung mehr schaden als alles andere. Sie erzeugen eine tiefe Emotionalität, gerade weil sie die Personen in der Normalität ihres Lebens zeigen, aus der sie die Revolution und die staatliche Brutalität herausrissen. Sie sind Erinnerung und Mahnung, und in der revolutionären Logik darf ihr Tod nicht umsonst gewesen sein. 

Bildersturm im Klassenzimmer

Trotz aller Gewalt hat aber auch diese Revolte eine humorvolle Seite. Als Demonstrierende ein Polizeiauto umkippen, kommentieren dies andere damit, dass der Wagen wegen eines „Sturzes aus großer Höhe“ beschädigt worden sei – jene Begründung, die das Regime für den gewaltsamen Tod von Nika Shakarami anführt. Die Protestierenden eigenen sich so die Aussagen des Staates an und wenden diese gegen ihn. Längst hat sich die Revolte auch den zuvor quasi heiligen Begriff der Revolution angeeignet, den das Regime eigentlich für sich beansprucht: „Das ist kein Protest mehr, das ist eine Revolution“, erschallt auf den Straßen. Auch die Aneignung der Symbole ist ein Kennzeichen vieler Revolutionen.

Die Aktionen im Iran richten sich auch gegen die Symbole der Macht selbst und damit gegen die Vertreter der islamischen Revolution. Videos zeigen ausgerissene Buchseiten mit den Konterfeis Ajatollah Khomeinis und Ali Chameneis. Andere zeigen Frauen mit offenen Haaren, die das im Alltag allgegenwärtige Bild der beiden umdrehen oder gleich von der Wand reißen. Auch gibt es inzwischen etliche Bilder von Schülerinnen, die ohne Hidschab und mit ausgestrecktem Mittelfinger vor der Tafel ihres Klassenzimmers stehen und andere dazu aufrufen, es ihnen gleichzutun. Auch hier ist entscheidend, dass die Zeichen der Revolution mit einfachen Mitteln reproduzierbar sind, sie ohne großen Aufwand nachgeahmt und weiterentwickelt werden können. 

Aus diesen Bildern entstehen weitere Fotomontagen, die etwa auch Propaganda-Plakate des Regimes imitieren. Von der direkten Aktion bis zum künstlerischen Remix im Netz vergehen dabei meist nur wenige Stunden. Es sind kleine digitale Denkmäler, die im Netz kursieren, weitergegeben werden und das Feuer der Revolution anheizen. All das zeigt die wunderbare, spontane Kraft, mit der unbekannte Menschen miteinander interagieren und sich gegenseitig beflügeln und begeistern.

Die Bilder in den sozialen Medien ermutigen zahlreiche Frauen, den nächsten Schritt zu wagen und die Revolution mit Akten des zivilen Ungehorsams in den Alltag zu tragen. In den vergangenen Wochen sind immer mehr Bilder aufgetaucht, die Frauen ohne Hidschab in den alltäglichsten Situationen zeigen – auf der Straße, im Café, in der Universitätskantine gemeinsam am Tisch mit Männern oder beim Bezahlen an der Kasse

Zwei Frauen laufen im Iran ohne Kopftuch
Junge Frauen laufen ohne Hidschab auf der Straße. - Twitter

Auch dank dieser ganzen Bilder wächst die Solidarität im Ausland. In etwa 150 Städten weltweit hat es bislang Demonstrationen gegeben: Unter anderem in Pisa, London, Eindhoven, Istanbul, Melbourne und Dhaka gingen die Menschen auf die Straße. In Toronto sollen es 50.000 Demonstrierende gewesen sein, in Berlin sangen Tausende Menschen, es gab Solidaritätsbekundungen in Fußballstadien und auf dem Gebäude der iranischen Botschaft in Berlin. An den Hauswänden der ganzen Welt stehen nun jene Parolen, die auch die Menschen im Iran auf der Straße rufen.

Solidarität in Kunst und Remix

Auch künstlerisch beschäftigen sich zahlreiche Menschen mit den Protesten – im Iran und weit darüber hinaus. Dabei ist oftmals nicht auszumachen, woher ein Bild, ein Meme oder eine Illustration stammt und wer die Urheberschaft dafür trägt. Revolutionen sind große Mosaike, in denen jede:r ein Steinchen einfügen kann – ganz gleich, ob diese Person auf die Straße geht, am Schreibtisch sitzt oder mit Hilfe des Smartphones ein Video aufzeichnet und auch wenn Einsatz, Mut und Schmerzen dabei extrem ungleich verteilt sind. Bislang sind bei den Protesten im Iran landesweit etwa 130 Menschen getötet und mehr als 1.000 verhaftet worden.

In die künstlerischen Werke finden nicht nur Bilder aus den bekannten Videos Eingang, sondern auch neue Motive, die mit den unterschiedlichen Protest- und Aktionsformen spielen und diese weitertragen. Manche Bilder erinnern an die Frauen, die das Regime getötet hat, andere sind eher im klassischen Agit-Prop verwurzelt, wieder andere sind Remixe.

Künstlerische Aktionen finden nicht nur online, sondern auch vor Ort statt. In Teheran haben Unbekannte das Wasser eines Springbrunnens rot eingefärbt, um an das vergossene Blut dieser Revolte zu erinnern. Auf einer Straßenbrücke in Isfahan entrollten Frauen ein ebenfalls blutrotes Transparent, das den Iran in Form einer Frau mit offenen Haaren zeigt. Währenddessen schwenken sie ihre Hidschabs, was Autofahrer:innen mit solidarischem Hupen quittieren. Eine der Frauen hebt daraufhin selbstbewusst ihren linken Arm und spreizt Zeige- und Mittelfinger zur Victory-Geste – das Zeichen für Sieg. 

Dieser Artikel entstand unter der Mitarbeit eines Freundes, der nicht namentlich genannt werden kann, weil dies zu gefährlich für seine Familie im Iran wäre. Die hier verlinkten Videos und Bilder konnten nicht unabhängig auf ihre Echtheit überprüft werden.

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16 Ergänzungen

  1. Ich verstehe einiges nicht.

    Die Islamische Kleiderordnung könnte auf die Zeit des Ramadan und Freitag in der Zeit von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang begrenzt werden. Wobei als Ausnahme gilt, am Arbeitsplatz. Außerhalb dieser Zeit kann Frau tragen was ihr gefällt.

    Das würde viel Wind aus den segeln nehmen, und für’s erste ein Kompromiss sein, die für beide akzeptabel ist, sowohl für die Hardliner und Frauen.

    Ein derartiger Kompromiss hätte auch einen religiösen und spirituellen Mehrwert, alleine dadurch das es nicht zur alltäglichen Normalität wird.

    Der zweite Punkt ist die Art des Widerstands, die einfachste und effektivste Lösung ohne Blutvergießen wäre doch, schlicht zu streiken und nicht mehr zum Arbeitsplatz zu erscheinen.

    Eine derartiger Streik würde weder der Iran, Saudi Arabien noch eine anders Land über länger Zeit durchhalten.

    Der Hintergrund für diese Protestwelle ist auch noch aus einer andere Perspektiv zu sehen.

    Wasserkrise im Iran
    https://de.wikipedia.org/wiki/Wasserkrise_im_Iran

    Iran ist auf und dran, das Großteile des Landes unbewohnbar wird, die jetzige restriktive Politik der Hardliner wird direkt in den Abgrund führen. Das ist so etwas wie ein letztes Aufbäumen vor Ihrem eigenen unausweichlichen Niedergang.

    1. Wenn die die Gesellschaft wirklich reformieren wollen, fahren die die Strafen in der Praxis runter, und geben dann nach und nach Frauen wie Männern gleichermaßen, volle Bildung: Schule bis Universität, und darüber hinaus. Dann noch irgendwo zwischendurch das Kopftuch wie beschrieben.

  2. Der bislang beste Beitrag zur Thematik.

    Eine Anmerkung auf der Metaebene: „Netzkultur“ in Form von Twitter-Nachrichten und der Art der Kommunikation ist sicherlich ein relevanter Pfeiler der Proteste. Das ändert nichts daran, dass hier wichtige Zusammenhänge nochmal deutlich besser verständlich gemacht werden als in vielen anderen Mediendarstellungen und verschiedene Aspekte der Revoluton unter Verweis auf (Video-)Quellen beleuchtet werden. Insofern handelt es sich meines Erachtens um eine hochwertige Reportage; die „netzkulturellen Beobachtungen aus der Ferne“ werden dem Inhalt jedenfalls nicht in seinem Umfang gerecht; was hier im Artikel dargestellt wird, ist sehr viel mehr.

    Der Revolution einen möglichst zeitnahen und durchschlagenden Erfolg.

      1. Warum wurde meine Kritik an dem Beitrag gelöscht, dass man hier auch die kurdische Identität unsichtbar macht, indem man „Jin, Jiyan, Azadi“ als ehemals kurdischen Slogan abtut? Das hat auch absolut nichts mit reiner Meinungsbeitrag zu tun und ist einfach Kritik an dem Geschriebenen, da man genau im Stile der Besatzerstaaten Iran, Türkei, Syrien und Irak schreibt – hat man sich schon mit all dem befasst oder passt es gut rein, wenn man es erstmal veriranischt, dann verenglischt und schon wieder sind diejenigen, die derzeit vom iranischen Regime bombardiert werden (siehe Sine) bedeutungslos geworden. Seit jeher unterdrückt der Iran nicht nur Frauen, Religionen usw. – sondern auch inbesondere Kurd:innen. Kann man ganz leicht googlen, recherchieren und feststellen, aber dieser Fakt schein egal, weil es ja „eine Meinung“ ist. Nein, ist es nicht. Es ist eine Feststellung, eine Tatsache und der Autor bedient genau die Narrative dieser besetzenden Staaten, die Feste türkisiert, Jina Amini iranisiert, kurdische Identitäten ausradiert. Sorry, aber kann kaum glauben, dass diejenigen, denen man hin und wieder spendet, genau so bescheiden rumlabern, wie der Rest…wobei selbst die ZEIT oder Zett und Co. machen da ne bessere Arbeit. Danke für das Löschen…Der Schluss war dann eine reine Meinung.

        1. Ich kam einfach gestern nicht dazu, deinen Kommentar freizuschalten, auf den ich auch unbedingt antworten wollte.

          Das mit dem „ehemals kurdisch“ ist so gemeint, dass die Parole in Kurdistan entstand, jetzt aber auch woanders und auf Farsi zum Slogan der Revolte wurde. Ich wollte also das Gegenteil: Ich wollte ja gerade sagen, dass „Jin, Jiyan, Azadi“ aus Kurdistan kommt.

          Ich ändere mal die Formulierung, wenn das missverständlich formuliert war. Statt des Wortes „ehemals“ habe ich nun „ursprünglich“ genommen.

          1. >> Die Leitsprüche dieser Revolution sind der ursprünglich kurdische Slogan „Frau. Leben. Freiheit.“ sowie „Tod dem Diktator“.

            Mein Vorschlag: Die Leitsprüche dieser Revolution gehen zurück auf die kurdischen Slogans „Frau. Leben. Freiheit.“ sowie „Tod dem Diktator“.

            Damit wird vermieden „kurdisch“ als vergangen, nicht mehr existent oder gültig zu interpretieren bzw. nahezulegen. Kurdisch war, ist und bleibt kurdisch.

          2. ich finde meine Variante OK, sie sagt nicht aus, dass kurdisch vergangen oder nicht mehr existent sei.

  3. Sehr gute Zusammenfassung über die aktuelle Entwicklung, vielen Dank dafür.

    Nur zwei Anmerkungen von mir dazu:
    Wenn man euren Bild-Slider benutzt, springt die Seite immer wieder nach oben an den Anfang und man muss sich die Lesestelle wieder erneut suchen. Etwas ungünstig.
    Zum anderen finde ich es nicht sehr zielführend, wenn Links zu externen Artikeln verwendet werden, die hinter einer Paywall liegen. In diesem Artikel sind es besonders viele. Das solltet ihr nicht tun.

    1. Zum Zeitpunkt als ich den Artikel geschrieben habe, war kein Artikel hinter einer Paywall. Das ist heute leider sehr fluide. Da immer mehr relevanter Journalismus hinter Paywalls stattfindet, können wir aber auch sowieso nicht verzichten auf Links zu Artikeln hinter Paywall – auch wenn wir das selbst nicht gut finden. Das ist leider so.

      Das mit dem Bilder-Slider gebe ich weiter.

    2. Paywall ist ätzend, hat aber ihre Gründe. Bloß weil ein Text früher oder später hinter der Paywall verschwindet, heißt das ja nicht, dass die Informationen dahinter nicht mehr lesenswert wäre, als Quelle dieses Textes oder erweiterte Information nicht mehr angemessen ist zur Verfügung zu stellen. Vielmehr würde ich mir wünschen, dass sich andere Medien ein Beispiel daran nehmen und vernünftig verlinken. das Internet ist ja keine statische Zeitung!
      meine Bitte: hört nicht auf, auch direkt im Text weiterführende Quellen zu verlinken!

        1. >> wir hören nicht auf, viele Links zu setzen. Auch auf Paywall-Artikel. <<

          Aber bitte kennzeichnet diese als Paywall-Links z.B. so (Paywall). Das reduziert Frust und verhindert User-Tracking, wenn man das nicht will.

          Ganz grundsätzlich sind Paywalls üble Barrieren, die als solche doch sehr kritikwürdig sind.

  4. Iranian intelligence and security officers have been entering hospitals and surveilling pharmacies to identify and arrest injured protestors. CBS News reported that Iranian protestors injured in anti-regime demonstrations are avoiding seeking treatment at medical facilities for fear of being arrested by Iranian authorities, preferring home treatment to hospitalization [14] Security personnel have reportedly begun to station themselves in front of pharmacies in Sanandaj, Kurdistan Province to identify injured protestors avoiding visiting medical facilities.[15] Some social media users reported that pharmacies have limited medical supplies needed by injured protestors, including medical gauze, antibiotic serum, and lidocaine.[16] Iranian medical officials have issued several statements strongly condemning Iranian authorities’ hospital probes.[17]

    Quelle: https://understandingwar.org/backgrounder/iran-crisis-update-october-11

    Das ISW erstellt tägliche Lageberichte zur Situation in Iran.

  5. „ehemals kurdisch“ ist halt genau das, was die Türkei, der Iran, Syrien und der Irak seit Jahrzehnten mit Kurdistan abziehen. Hier geht es dann genauso weiter… Traurig.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.