Nach SammelklageTikTok verteilt 92 Millionen Dollar an US-Nutzer:innen

Millionen US-Nutzer:innen dürfen von TikTok nun eine Handvoll Dollar verlangen. Der Konzern soll ihre Gesichter ohne Zustimmung biometrisch erfasst haben. TikTok bestreitet das – legt jedoch einen Batzen Geld hin, damit der Rechtsstreit endet.

Frau sitzt am Tisch und wird von einer anderen person mit Handy fotografiert
Hat TikTok in den USA die biometrischen Daten seiner Nutzer:innen gesammelt? Das ist unklar, aber in jedem Fall hat das Unternehmen einer Entschädigung zugestimmt, um Klagen abzuwenden. – Gemeinfrei-ähnlich freigegeben durch unsplash.com Josh Rose

TikTok-Nutzer:innen in den USA hatten zu Beginn der Woche eine kuriose Benachrichtigung erhalten: Demnach hätten sie das Recht auf eine Zahlung von Tiktok, wenn sie die App vor dem 1. Oktober benutzt haben. Auf Sozialen Medien äußerten einige Verwirrung oder vermuteten eine kreative Betrugsaktion. Doch die Nachricht ist echt.

Sie geht auf eine außergerichtliche Einigung aus dem Februar zurück: TikToks Mutterkonzern ByteDance hatte zugestimmt, 92 Millionen Dollar an Nutzer:innen zu zahlen, um damit einer Reihe verschiedener Klagen zu entgehen. Laut beteiligten Anwält:innen ist es eine der größten Summen, die in so einem Fall je erreicht wurde.

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Der Vergleich ist das Ergebnis von mehr als 20 Klagen gegen TikTok. In den Dokumenten heißt es dazu, TikTok habe künstliche Intelligenz eingesetzt, um Gesichtsmerkmale in Videos zu erkennen. TikTok soll die Videos analysiert haben, um Alter, ethnische Zugehörigkeit und Geschlecht zu erkennen und Nutzer:innen auf dieser Basis Inhalte vorzuschlagen.

Dazu soll die App selbst solche Videos ausgewertet haben, die Nutzer:innen nicht veröffentlicht, sondern lediglich als Entwürfe in der App gespeichert hatten.

TikTok: Keine neue Datensammlung

TikTok bestreitet die Vorwürfe. In einem Statement nach der Einigung im Februar schrieb das Unternehmen, es stimme den Feststellungen nicht zu und zahle lediglich, um langwierigen Gerichtsprozessen zu entgehen.

Als Teil des Vergleichs hat TikTok auch zugestimmt, in Zukunft keine Daten aus Gesichtserkennung oder sonstige biometrischen Daten zu sammeln. Es bleibt allerdings unklar, ob das Unternehmen auch potentiell bereits gesammelte Daten löschen wird – eine Maßnahme, die etwa Facebook vor kurzem angekündigt hat. Falls TikTok mit den gesammelten Daten eigene Modelle zur Gesichtserkennung trainiert und verfeinert hat, könnte es diese Modelle weiter nutzen und wäre auf die Trainingsdaten nicht mehr angewiesen. Der Schatz wäre schon gehoben.

Weitere Zusagen als Teil des Deals: Nutzer:innen nicht mehr per GPS verfolgen, keine Daten aus gespeicherten Entwürfen in TikTok sammeln und keine Daten von US-Nutzer:innen außerhalb des Landes speichern oder an dortige Drittanbieter weitergeben – es sei denn, dass die Datenschutzerklärung das offenlegt. Genau genommen verpflichtet sich TikTok damit also nicht, diese Praktiken einzustellen, sondern lediglich zu Transparenz.

Wer bekommt wie viel?

Auch wenn die Summe von 92 Millionen Dollar beachtlich klingt: Viel verdienen dürften an dem Vergleich vor allem die beteiligten Anwält:innen. Einzelne Nutzer:innen dürften dagegen lediglich geringe Dollarbeträge bekommen. Wie hoch die Summe für einzelne ist, hängt unter anderem damit zusammen, wie viele Nutzer:innen nach der Nachricht von TikTok nun einen Antrag einreichen.

Grundsätzlich berechtigt sind alle, die TikTok oder die Vorgänger-App musical.ly vor dem Stichtag 1. Oktober in den USA genutzt haben. Eltern können Anträge für ihre minderjährigen Kinder stellen.

Nutzer:innen aus dem Bundesstaat Illinois bekommen dabei das Sechsfache der Summe, die anderen zusteht. In dem Bundesstaat gilt eine besondere Gesetzgebung, die das Sammeln biometrischer Daten explizit untersagt. Die höhere Summe für Einwohner:innen von Illinois zeigt, dass stärkere Gesetze für Datenschutz einen Unterschied machen können.

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Eine Ergänzung

  1. Das digitale Trainieren, ist Schmarotzertum in Vollendung. Allerdings braucht es Unmengen von Unbedarften, die dabei mitmachen. Beileibe ist noch niemand gezwungen, derlei zu benutzen.

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