Preisgekrönte RechercheJournalistenpreis Informatik für Enthüllungen über TikTok

Die Recherchen von netzpolitik.org zur Moderation und Informationskontrolle bei TikTok machten damals Schlagzeilen – jetzt gab es dafür auch einen Journalistenpreis.

Journalistenpreis Informatik
Virtuelle Verleihung des Journalistenpreis Informatik. Links: netzpolitik.org-Redakteurin Chris Köver. – Alle Rechte vorbehalten Saarland Informatics Campus

Chris Köver und Markus Reuter haben für ihre Arbeit zu TikTok den Sonderpreis des Journalistenpreises Informatik erhalten. In der in drei Teilen veröffentlichten Recherche, die weltweit Beachtung fand, legten Chris und Markus die Praktiken von Moderation und Informationskontrolle des chinesischen Konzerns offen.

Ausgezeichnet wurde am vergangenen Freitag der Artikel „TikToks Obergrenze für Behinderungen“, in dem die Methoden beschrieben werden, wie TikTok Videos von Menschen mit Behinderungen einfach versteckte und queeren und dicken Nutzer:innen das Publikum abdrehte.

In der Begründung der Jury heißt es: „Anstatt gegen Täter vorzugehen und aktives Cybermobbing zu bekämpfen, wurden Menschen, die für die oben genannten Gruppen stehen, systematisch zensiert und somit aktiv durch die Plattform diskriminiert. Durch die Recherchen, die eindrucksvoll auf diese negativen Auswüchse der Informationsgesellschaft aufmerksam gemacht haben, sah sich Tiktok gezwungen, seine internen Moderationspraktiken zu überarbeiten. Für die Jury zeigt der Artikel, dass fundiert recherchierte Beiträge, die Missstände offensiv anprangern, die Gesellschaft verändern können.“

Preis den Quellen gewidmet

Chris Köver, Redakteurin bei netzpolitik.org, betonte die Wichtigkeit der Quellen solchen Recherchen: „Wir möchten diesen Preis vor allem jenen Personen widmen, die nicht geehrt wurden: den Whistleblower:innen, die interne Missstände bei TikTok nach außen getragen haben und ohne deren Mut es diese Geschichte nicht gegeben hätte. Sie riskieren viel und profitieren wenig von den Risiken, die sie eingehen. Aber wir wissen, wer sie sind – und dieser Preis gehört auch ihnen.“

„Es ist ein Glück in einer spendenfinanzierten Redaktion zu arbeiten, in der solche investigative Recherchen möglich sind – auch wenn sie lange dauern und unklar ist, ob am Ende etwa dabei heraus kommt. Am Ende macht es natürlich auch Spaß, einen Weltkonzern durch Veröffentlichung und Beschreibung seiner internen Dokumente zu zwingen, seine fragwürdigen Regeln zu ändern“, sagt Markus Reuter, Redakteur bei netzpolitik.org.

Die Preisverleihung lässt sich hier online nachgucken.

Der mit 1.000 Euro dotierte Sonderpreis wurde vom Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) gestiftet und vom Kompetenzzentrum Informatik der Universität des Saarlandes am vergangenen Freitag vergeben. Der Journalistenpreis Informatik wird seit 2006 ausgelobt. Dabei will der Saarland Informatics Campus eine qualitativ hochwertige Berichterstattung über Informatik-Themen fördern. Für die aktuelle Auflage bewertete die Jury insgesamt 69 Beiträge.

Weitere Preisträger:innen dieses Jahr waren Sophie Stigler, die für ihren Podcast „Und es hat „Klick“ gemacht“ ausgezeichnet wurde, der am 26. Juni 2020 in der Podcastreihe „StoryQuarks“ erschienen ist. Ausgezeichnet wurden zudem Gregor Honsel für den Artikel „Einmal Utopia und zurück“, erschienen am 16. April 2020 in Technology Review sowie Dr. Thomas Brandstetter für den Artikel „Deepfake – Die vorgetäuschte Wirklichkeit“, erschienen am 15. August 2020 in P.M.

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