Was vom Tage übrig bliebTelegram-Todesfall, Terroristen-Anschlag und teurer Instagram-Spaß

Zur Demo in Berlin gibt es auch im Nachgang Falschinformationen, scherzhafte Drohungen können teuer werden und saudi-arabische Gefängnisse sind wenig überraschend nicht die sichersten Orte für Regierungskritiker. Die besten Reste des Tages.

Wolken, ein bisschen Sonne und ein doofes Hochhaus, das die Aussicht versperrt.
Die Homeoffice-Außenstelle Mainz meldet Sonne und Wolken und angenehme 20 Grad.

Falschmeldung über Todesfall (tagesschau.de)
Über den Messenger-Dienst Telegram verbreitete sich im Anschluss an die Corona-Proteste in Berlin die Falschinformation, eine Frau sei bei einem Polizeieinsatz zu Tode gekommen. Laut Informationen von tagessschau.de empfingen über 15.000 Nutzer:innen die Nachricht mit der Falschmeldung, die sich daraufhin auch in den sozialen Netzwerken verbreitet habe. Die Polizei erklärte in einer Stellungnahme, die Frau sei bei ihrer Festnahme nur leicht verletzt worden, nachdem sie selbst zwei Polizisten angegriffen haben soll.

Schüler muss Polizeikosten tragen (Verwaltungsgericht Hannover)
Das Verwaltungsgericht Hannover hat entschieden: Wer auf Instagram scherzhafte Drohungen ausspricht, muss anschließend auch für die Kosten aufkommen, wenn das Ziel der Drohungen den Streich nicht erkennt und die Polizei einschaltet. Im konkreten Fall bedrohte ein 15-jähriger Schüler seine Schule – laut eigener Aussagen erkennbar scherzhaft. Sein Spaß war ein teurer: Er muss nun die 864 Euro für die Polizeikosten bezahlen.

Raif Badawi’s wife says he was the subject of an assassination attempt (The Canadian Press)
Seit acht Jahren sitzt der saudi-arabische Blogger Raif Badawi bereits im Gefängnis. Als wäre die harsche Strafe, die unter anderem auch Peitschenhiebe beinhaltet, nicht genug, muss der preisgekrönte Regierungskritiker nun offenbar auch um sein Leben bangen. Auf Badawi sei ein Mordanschlag verübt worden, berichtet seine Frau. Er befinde sich im Hungerstreik, weil er sich im Gefängnis nicht sicher fühle. Das ist nachvollziehbar: Badawi, der wegen „Beleidigung des Islam“ verurteilt wurde, muss sich seine Zelle mit islamistischen Terroristen teilen.

Jeden Tag bleiben im Chat der Redaktion zahlreiche Links und Themen liegen. Doch die sind viel zu spannend, um sie nicht zu teilen. Deswegen gibt es jetzt die Rubrik „Was vom Tage übrig blieb“, in der die Redakteurinnen und Redakteure gemeinschaftlich solche Links kuratieren und sie unter der Woche um 18 Uhr samt einem aktuellen Ausblick aus unserem Büro veröffentlichen. Wir freuen uns über weitere spannende Links und kurze Beschreibungen der verlinkten Inhalte, die ihr unter dieser Sammlung ergänzen könnt.

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Eine Ergänzung

  1. Bei Golem gab’s unlängst einen Artikel, nachdem ich Telegram eher als Plattform ohne Regeln denn als Messenger einordnen würde. Das erklärt dann auch, wie solche Fake-News innerhalb kürzester Zeit so viele Menschen erreichen können, weil es dazu nur eines einzigen Posts in einer großen Gruppe bedarf.
    https://www.golem.de/news/hildmann-naidoo-identitaere-warum-telegram-bei-rechten-so-beliebt-ist-2008-149992.html
    Zitat:
    Der umstrittene Messenger punktet zudem bei Netzwerkern damit, dass Gruppen bis zu 2 Millionen und auf Push-Nachrichten ausgerichtete Channels unbegrenzt viele Mitglieder haben können. Bei Whatsapp ist dagegen bei 256 Teilnehmern Schluss, Nachrichten lassen sich zudem nur sehr begrenzt oder gar nicht an mehrere Nutzer gleichzeitig weiterleiten. Der Betreiber will damit verhindern, dass es zu einem weiteren Fiasko wie 2019 in Indien kommt, als ein wütender Mob Menschen aufgrund großflächig verbreiteter Falschmeldungen angriff und tötete.

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