KommentarLasst Lokalzeitungen sterben, damit Lokaljournalismus leben kann!

Seit Jahren wird der Niedergang des Lokaljournalismus beklagt und gefragt, wie das Sterben von Regionalzeitungen aufgehalten werden kann. Aber ist das überhaupt die richtige Frage? Ein Kommentar mit vielen weiteren Fragen zum Thema.

Stapel alter Papierzeitungen
Ist es sinnvoll, soviel Papier zu bedrucken und vor Haustüren zu werfen? Liis Saar

Seit Jahren werden in Deutschland Regionalzeitungen verkauft, geschrumpft, fusioniert und wieder verkauft, weitergeschrumpft und nochmal fusioniert. Aktuell zum Beispiel die Mitteldeutsche Zeitung. Im MDR-Medienblog Altpapier stellt Ralf Heimann aus diesem Anlass wiedermal jene Frage, die diesen Prozess begleitet:

Wie [kann] es gelingen, regionale Zeitungen bei rapide fallenden Erlösen am Leben zu halten. Denn eines der zentralen Probleme ist der gewaltige Kostenberg, den der ganze Zeitungsapparat verursacht, und der zur Folge hat, dass die Abo-Preise für eine Papierausgabe teilweise bei etwa 40 Euro im Monat liegen.

Der Rest des Beitrags dreht sich dann, genauso wie die ganze Debatte zum Sterben von Lokalzeitungen, um verschiedene Möglichkeiten, wie es vielleicht doch gelingen könnte. Aber ist das überhaupt die richtige Frage? Ist es überhaupt sinnvoll, mit größtem Aufwand immer weniger lokaljournalistische Inhalte zusammen mit ganz viel PR, ganz viel Werbung und ganz viel überregionalen Füllinhalten auf Papier zu drucken und vor Haustüren zu werfen?

Folgen des „gewaltigen Kostenbergs“ von regionalen Printzeitungen

Mehr noch, hat nicht der „gewaltige Kostenberg“ von lokalen Zeitungen zur Folge, dass es fast notwendig zu weichgespültem Journalismus gegenüber den lokal Mächtigen in Politik und vor allem Wirtschaft kommt, weil man genau auf deren (Anzeigen-)Geld angewiesen ist? Mit anderen Worten, ist diese Form der Finanzierung von Lokaljournalismus nicht prinzipiell problematisch? Führt nicht gerade der „gewaltige Kostenberg“ traditioneller Printlokalzeitungen dazu, dass es heute meist nur einen lokalen Monopolisten gibt?

Kann es nicht sogar sein, dass das Fortbestehen von Zombie-Regionalzeitungen das Entstehen von unabhängigerem Lokaljournalismus mehr behindert als befördert? Ist nicht der Umstand, dass viele Menschen immer noch „etwa 40 Euro“ monatlich für ihre Lokalzeitung ausgeben, ein Grund dafür, dass sie keine Notwendigkeit oder Möglichkeit sehen, stattdessen 10 bis 20 Euro für lokaljournalistische Blogs auszugeben, die sich mit klein(st)em Team auf genuin journalistische Recherche konzentrieren?

Ist es zum Beispiel ein Zufall, dass der mit Abstand wichtigste Lokaljournalist in meiner aktuellen Wahlheimat Tirol der Aufdeckungsblogger Markus Wilhelm ist – und die von ihm in den Schatten gestellten Lokalzeitungen dessen Namen deshalb tunlichst zu nennen vermeiden? Oder könnte es nicht vielmehr sein, dass die Zukunft des Lokaljournalismus das Blog ist?

Lokalredaktionen mit Laptop und Smartphone

Denn, wie Ralf Heimann richtigerweise schreibt:

Drei Journalisten mit Laptops und Smartphones könnten von heute auf morgen eine Lokalredaktion gründen.

Damit soetwas öfter passiert, möchte Heimann „über eine staatliche Förderung“ nachdenken. Und verweist darauf, dass „Länder wie Frankreich, Schweden oder Österreich ihre Presse seit Jahren [fördern]“. Als Österreicher kann ich dazu nur sagen: das ist leider gar kein Vorbild. Die Abhängigkeit der österreichischen Presse von staatlichen Förderungen und Inseraten hat vielmehr zu einem sehr ungesunden politmedialen Boulevardnexus geführt, ohne an lokalen Zeitungsmonopolen zu rütteln.

Wenn schon öffentliche Finanzierung für die Gründung von lokaljournalistischen Projekten, dann besser über staatsferne, öffentlich-rechtliche Förderinstrumente (und ich sage das im vollen Wissen um die bisweilen mangelhafte Staatsferne bestehender, öffentlich-rechtlicher Anstalten). Warum nicht den Rundfunkbeitrag um 10 Lokalcent im Monat anheben und das Geld wettbewerblich für lokaljournalistische Anschubfinanzierung vergeben? Zentrales Ausschreibungskriterium müsste aber sein: keine Werbefinanzierung und kein bedrucktes Papier mehr. Gemeinnütziger Journalismus bevorzugt.

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39 Ergänzungen

  1. Obwohl beide Blätter in Sachsen-Anhalt erscheinen stehen sie nicht in direkter Konkurrenz. Die MZ erscheint im ehemaligen Bezirk Halle und die Volksstimme im ehemaligen Bezirk Magdeburg. Keine der beiden Zeitungen hat Lokalteile und -redaktionen auf dem Gebiet der anderen Zeitung.
    Was bei einer Fusion hier gesparrt werden kann liegt nur im überregionalen Teil der beiden Zeitungen und der Verwaltung.

  2. Absolut d’accord.

    Warum es nicht gemacht wird? Weil traditionelle Politiker gut darin sind, mit zentral beherrschten Zeitungen bezugterweise konservativer Ausrichtung zum gemeinsamen Vorteil zu interagieren. Ein Flickenteppich aus wirklich unabhaengigen Medien ist fuer die in Albtraum, weshalb ja auch der OeR moeglichst aus den „neuen Medien“ gehalten werden soll, die man zB per LSR den Verlegern ueberlassen moechte…

  3. Fast alle Lokalzeitungen bieten schon seit Jahren e-Paper an. Wenn Leute noch gedruckte Ausgaben bekommen, wollen sie das explizit so. Eine direkte Korrelation zwischen Papierausgaben und dem Zustand des Lokaljournalismus herbeizureden geht also nicht.

    Der Rest des Kommentars ist leider genau so polemisch und uninformiert. 2020 noch „Die Zukunft des Lokaljournalismus ist das Blog“ in den Raum zu stellen, wenn selbst überregionale Projekte seit zehn Jahren reihenweise an langfristigen Finanzierungsmodellen scheitern, finde ich fast schon lächerlich. „Drei Journalisten mit Laptops und Smartphones“ können eben keine Lokalzeitung schmeißen, wenn der Kunde mehr als ein paar kopierte dpa-Artikel pro Tag lesen will. netzpolitik.org beschäftigt ja beispielsweis auch deutlich mehr als zehn Personen, plus Externe. Und könnte mir dieser Mannschaft höchstwahrscheinlich trotzdem noch keine Lokaltageszeitung stemmen.

    1. Ich sehe kaum einen Hauch von Polemik im Artikel und frage mich, wie Sie zu der Einschätzung gelangt sind. Wurde der Artikel vielleicht geändert nach ihrem Kommentar? Im Artikel wurde eine Frage gestellt: „Oder könnte es nicht vielmehr sein, dass die Zukunft des Lokaljournalismus das Blog ist?“. Sie haben als Zitat ausgewiesen: „Die Zukunft des Lokaljournalismus ist das Blog“. Sehr seltsam, denn wenn der Artikel nicht verändert wurde, haben wir hier einen klassischen Fall von Falschwiedergabe.

      Die Kernfrage des Artikels, nämlich wie eine zeitgemässe und objektivitätserhaltende kostendeckende Finanzierung und Arbeitsweise möglich werden kann, haben Sie die übersehen? Es geht nicht wirklich ums Papier des Druckerzeugnisses.

      Und nur mal so zur Info. Hier bei uns wird in der Tageszeitung der Lokalteil (30000 Einwohnerstadt) von 3 Personen gestemmt.

    2. Deswegen ist da ja auch nicht von „Lokalzeitung“ sondern „Lokaljournalismus“ die Rede. Zeitung als bedrucktes Papier wie auch als Werbetransportmittel (und der Gewinn kommt aus der Werbung, der Verkaus/Abopreis deckt vielleicht gerade das Drucken und Verteilen) ist letztlich im 21sten Jahrhundert sinnvollerweise bis auf Liebhaebernischen am Aussterben.

      Lokaljournalismus kann mit 3 Leute eine Menge reissen, wenn die dafuer notwendige Infrastruktur zentral bereitgestellt wird, also zB eine oeffentlich-rechtliche Journalismus-Plattform.
      Ein Grossteil der klassischen Zeitungsjobs und Verlegergewinne entfaellt dabei natuerlich. Aber an denen gibt es auch kein spezielles Gesellschaftsinteresse, das gibt es nur fuer den unabhaengigen Journalismus. Die Verleger agieren natuerlich primaer fuer ihre eigenen Interessen, also klassisch Werbevermarktung und Interessenvertretung. Damit sollte man sie allein lassen…

    3. > Wenn Leute noch gedruckte Ausgaben bekommen, wollen sie das explizit so.

      Nah, jede Woche wirft ein Bote den nutzlosen Stapel bedruckten Altpapiers in eine Ecke. Der landet dann sogleich in der Tonne, da die wenigen Briefkästen ohne „Kein Müll“-Aufkleber zusätzlich vollgemüllt werden. Ich bin mir sicher, es ist nicht nur bei mir so.

      1. Damit sprechen Sie aber von kostenlosen Angeboten der Verlage. Das sind schon noch ein Unterschied zur Tageszeitung, die die meisten Leute, die sie bekommen, abonnieren und daher entsprechend viel Geld dafür zahlen.

  4. Ich habe seit vielen Jahren aufgegeben, Lokalzeitungen zu lesen (lokal ist hier die Mediengruppe Thüringen). Es stand dort nichts mehr Lesenswertes drin. Interessant waren manchmal noch die Leserbriefe, die zu einem Thema ein Spektrum eröffneten, das in der Berichterstattung der Redaktion nicht vorkam. Nach meiner Beobachtung lesen viele Menschen auf dem Land nur noch die ohne Abonnement gelieferten Werbeblätter — und reagieren mit Unverständnis, wenn ich die Auffassung ausdrücke, das es sich hierbei nicht um Zeitungen handelt. Ein journalistisches Blog, das pro Woche ein oder zwei gut recherchierte Artikel, sagen wir auf Ebene des Landkreises, bringen würde, hätte wesentlich mehr Informationsgehalt und Darstellung an Zusammenhängen als die abonnierbaren Tageszeitungen. Leider gibt es hier bisher keins.

  5. @ „Drei Journalisten mit Laptops und Smartphones“ können eben keine Lokalzeitung schmeißen, wenn der Kunde mehr als ein paar kopierte dpa-Artikel pro Tag lesen will.

    Genau das. Aus Gründen der Ausfallsicherheit braucht es mindestens doppelt so viele Redakteure und Reporter, wie an einem guten Tag in der Redaktion und vor Ort auf Terminen sein können. Krankheit, Urlaub – und schon sind es nicht mehr drei Journalisten, sondern nur noch einer. Um eine ernstzunehmende Lokalredaktion zu stemmen, die sich noch dazu auf einen Landkreis konzentrieren muss, statt sich optimistisch Nord-/Ost-/Süd-/West-[Bundesland]-Nachrichten zu nennen, braucht es locker fünf bis sechs Journalisten, noch dazu freie Mitarbeiter für Kleckertermine. Sonst wird nicht nur mit dpa aufgefüllt, sondern auch mit großzügigen Zitaten aus den vermeintlich toten Printpublikationen vor Ort.

    Aus den euphorischen Hoffnungen Anfang des Jahrtausends auf einen vielfältigen und unabhängigen Journalismus, der nicht mehr ganz so viel Rücksicht auf Verleger- und Wirtschaftsinteressen legen muss, weil die „Journalisten“ (teils Dahergelaufene, die gerade mal WordPress bedienen können) ja nur noch einen Laptop statt Verlags- und Druckhaus brauchen, ist in vielen Regionen nichts geworden: Blaulicht-, Event- und Firmennews, Vereinspressemitteilungen und ein paar halbherzige Artikel, gerne zu Tuningveranstaltungen und Subkultur, haben bisher keinem Klüngelpolitiker und korruptem Wirtschaftsboss wehgetan.

    1. Es wird auch im Lokaljournalismus auf Entbündelung hinauslaufen. Natürlich werden viel weniger für Aufdeckungslokaljournalismus zahlen, also davor für das „Bundle“ Lokalzeitung. Und einiges davon wird ehrenamtliche Fan-Berichterstattung sein (z.B. durch Anhänger oder Sportvereine selbst; da machen auch Lokalzeitungen heute Fanservice und keinen Journalismus). Aber es braucht auch viel weniger Leute die weniger zahlen, um kleine lokale Investigativredaktionen zu finanzieren.

      1. Es stimmt, dass Lokalzeitungen sich oft zu unkritischem Fanservice mausern (ob jetzt im Sport oder Gastronomie-Bereich z.b.), aber es ist auch einseitig zu glauben, dass allein Aufdeckungsjournalismus die einzig interessante Form des Journalismus sei. Ein gut geschriebener Spielverlauf bei einer Sportart, eine Konzertkritik oder eben auch der Sitzungsverlauf einer politischen Debatte ist ebenso wichtig. Das mag in der Blogkultur, respektive Internetkultur nicht so sein, aber wer mit Lesern von Regionalzeitungen spricht, erfährt genau das.

        1. Umgekehrt wird ein Schuh draus: gerade in der Sportberichterstattung findet sich im großen (z.B. the Athletic) wie im kleinen, regionalern (z.B. ballverliebt.eu) der beste Journalismus schon lange online.

          1. Das sieht wirklich nach ganz gutem Journalismus aus. Aber diese Qualität mindert nicht automatisch die von regionalem Sportjournalismus in Lokalzeitungen, der eben auch hervorragend sein kann. Aber auf ballverliebt.eu erfahre ich (offenbar?) nichts über den Ausgang oder Verlauf eines Spiels, das ich nicht selbst verfolgt habe. Falls mich das aber interessiert, bin ich hier aufgeschmissen.
            Möglicherweise sind hier unser beide Ansprüche auch zu unterschiedlich und die journalistischen Produkte, die wir lesen in ihrer Qualität ebenfalls.

    2. Viele Lokalzeitungen setzten heute ja auch auf freie Mitarbeiter und viele auch darauf, dass die Vereine selbst Texte einreichen. Meines Erachtens nach sind DIESE Texte das Problem für die Lokalzeitungen, denn sie sind häufig schlecht geschrieben und interessieren nur eine handvoll Leute.

      Davon auszugehen, dass man mit nur drei Personen dauerhaft eine Lokalzeitung schmeißen kann, die jeden Tag gut informierten Journalismus bietet, kann so nicht zutreffen. Dazu passiert in den Kommunen zu viel. Wenn einer Urlaub hat, jemand krank ist und der dritte jetzt alleine vor Ort ist, gleichzeitig als recherchieren und schreiben muss, am besten auch den ganzen Tag telefonisch erreichbar ist – dann ist das schlicht nicht zu stemmen und ich spreche da aus Erfahrung!

      Dazu kommt, dass auch genügend dafür bezahlt werden muss, dass man auch eine entsprechende Redaktion bestücken kann – und meines Erachtens hapert es derzeit daran noch gewaltig.

  6. Ich freue mich grundsätzlich über Artikel, die Lokaljournalismus betreffen. Es ist wichtig, diesem kritisch gegenüber zu stehen und ich kann das Argument mit den 40 Euro im Monat gut nachvollziehen. Das ist mir selbst eindeutig zu viel, auch wenn man diese Summe vielleicht auch immer am Einkommen eines Haushaltes messen muss.

    Das Argument, das Zeitungen sich durch Werbefinanzierung grundsätzlich abhängig von den Werbetreibenden machen, ist allerdings alt wie die Welt und greift bei vielen journalistischen Produkten auch nicht. Es gibt niedersächsischen Tageszeitungen, die hochgradig kritisch über VW berichten und dennoch seit Jahren VW-Anzeigen auf Titelseiten haben.
    Der Blog als Alternative ist nicht nur in seinem hier vorgeschlagenen Finanzierungsmodell schwierig (3 Redakteure, die ca. von 3000 Euro brutto leben müssten, bräuchten etwa 1000 Leser, die jeden Monat 10 Euro bezahlen. Das ist für regionale Blogs unrealistisch). Leider muss man dazu sagen, dass die Blogidee rund 20 Jahre alt ist und wenn sie eine echte Alternative zu Lokalzeitungen wäre, wäre es in der Zeit einfach schon passiert.

    1. Mein Kernargument ist aber genau der Versuch zu erklären, warum es in den letzten 20 Jahren genau nicht passiert ist: weil die Lokalzeitungen immer noch da sind und sogar vergleichsweise viele AbonenntInnen haben.

      Zwei Beispiele aus meiner Heimat:
      – die Oberösterreichischen Nachrichten haben immer noch über 90.000 zahlende AbonenntInnen, die Tiroler Tageszeitung verkauft (größtenteils über Abos) über 70.000 Exemplare.
      – beide sind aufs engste mit lokalen Eliten verflochten und abhängig.

      >> meine These ist ja, dass es in Regionen wie Oberösterreich (rd. 1,5 Millionen Einwohnern) jedenfalls Potential für 3-4 Lokaljournalistische Blogs gibt, die jeweils 1.000+ regelmäßige SpenderInnen bekommen könnten, wenn die lokalen Monopolisten dem nicht im Wege stünden.

      1. Das Potenzial ist theoretisch tatsächlich vorhanden. Und es wäre auch äußerst erfreulich, wenn es funktionieren würde. Allerdings sind Lokalzeitungen ja keine Monopolisten, weil sie sich mit ihrer heftigen wirtschaftlichen Macht alles an den Nagel gerissen haben, sondern sie sind ein (wenn auch mit stark sinkender Tendenz) „erfolgreiches“ Modell. Das mag für bestimmte wirtschaftliche oder Altersgruppen nicht der Fall sein, aber oft genug eben schon. Das Modell lautet: Ich bezahle ein Abo für journalistische Inhalte. Zahlungskräftige Leser möchten eventuell auch nicht weniger zahlen und dafür aber „bloß“ Investigativjournalismus bekommen.

        Ich bin mir sicher, dass Sie diesen Artikel kennen
        https://www.zeit.de/politik/deutschland/2017-10/lokaljournalismus-wendland-plaedoyer-d17
        Hier wird wirklich sehr anschaulich erklärt, was passiert, wenn die unschönen Verflechtungen auch mal aufgelöst werden. Es ist demnach nicht zwangsweise wie in Ihrer Region.

        Und alleine der Begriff „Spenden“ suggeriert schon eine mildtätige Almosenform. Das ist einfach (übrigens auch bei Netzpolitik.org, die wirklich einen guten Job machen) nicht das, was es ist: Man bezahlt für Texte (oder auch Videos, Inhalte eben). Es schmerzt wirklich sehr, dass das online ein so schwieriges Konzept ist.

        1. Lokalzeitungen sind idR Monopolisten, weil ihr wirtschaftliches Modell bereits so schlecht ist, dass alle bis auf eine Pleite gegangen oder aufgekauft wurden.

          Frueher[tm] sah man Kreise mit nur einer unabhaengigen Zeitung als unterversorgt an. Heute hat selbst eine Grossstadt wie Stuttgart nur noch eine Zentralredaktion.

    2. Die Abaengigkeit von den Werbenden greift absolut: die geben naemlich zunehmend weniger Geld fuer bedruckten toten Baum aus, und damit stirbt das lange Zeit sehr renditetraechtige Verlagsgeschaeft. Es bleiben irgendwann nur die Kunden, die unabhaengig vom begleitenden Inhalt Papierwerbung vertreiben wollen, und die bekommen’s ohne nennenswerte Redaktionskosten am billigsten. Also minimieren die Verleger die Redaktionskosten.

      1. Ich verstehe, was Sie meinen und es ist korrekt, dass riesige Ballungsräume oft nur noch eine Zeitung haben. Allerdings zeichnen Monopolisten sich dadurch aus, dass sie Ihre Stellung gezielt ausnutzen. Das bedarf wohl der weiteren Untersuchung, aber Lokalzeitungen nutzen ihre Stellung oft nicht gezielt aus, um Konkurrenz schon im Keim zu ersticken, sondern sie sind „unfreiwillige“ Monopolisten. Wenn an einem Ort eine Lokalzeitung (oder Redaktion) dicht macht, ist das für die andere Lokalzeitung oft kein Grund zur Freude. Es bedeutet, dass nicht mehr genug Kaufkraft für beides da ist. Das liegt an weniger zahlungsbereiten Lesern und auch an weniger Werbetreibenden.
        Und der Unterschied, den ich meinte ist auch nicht, dass Lokalzeitungen nicht von Werbung abhängig wären. Das sind sie natürlich! Aber sie sind inhaltlich (und das ist ja das Argument des Netzpolitik-Kommentars) eben nicht abhängig von den Werbetreibenden. Die Berichterstattung ist von ihnen unabhängig. Ja, es gibt Beispiele, wo das nicht so ist und die Schwächen die Glaubwürdigkeit aber es das ist eben nicht die Regel.

        1. Mal davon abgesehen, ob die Zeitungen von den Werbetreibenden abhaengig sind: sie sind von den Eigentuemern abhaengig. In Zeiten fallender direkter finanzieller Rendite wird die eigene Finanzkraft und „indirekte Rendite“ wichtiger in Form von Interessenvertretung und Meinungsbildung, und auch das merkt man Zeitungen an. Ob das direkte Einflussnahme ist oder Verteidigung der eigenen Position durch moeglichst weitgehende Erhaltung des Status Quo durch die Autoren, sei dahingestellt. Man kann sich durchaus fragen, ob die primaere Zielgruppe von Zeitungsverlagen ueberhaupt gesellschaftlich ausreichend divers ist, oder nicht ohnehin einen klaren Bias hat, der bei erzwungener Profilschaerfung immer weiter verstaerkt wird. Man sehe sich im grossen Zeit, SZ, NZZ an. Und wen wirft der lokale Verleger bei Verschlankung zuerst raus: den bequemen Redakteur, oder den, der dauernd Aerger mit den Freunden im Golfklub und bei den Abonnenten ueber 75 macht?

          Das hiesige Verlagshaus zB hat eine klar konservative Ausrichtung, und das macht sich bei jeder Uebernahme und Redaktionskonsolidierung bemerkbar.

    3. „3 Redakteure, die ca. von 3000 Euro brutto leben müssten“

      Genau da beißt sich die Katze in den Schwanz – wenn es nur drei Redakteure sind, werden sie nicht genügend eigenen Content produzieren können, der für Werbetreibende ein so anzeigenaffines Umfeld darstellt, dass insgesamt 10.000 Euro mtl. reinkommen, 1.000 Euro Kosten für Sonstiges schon abgezogen. Und in genau dem Augenblick, wo solcher Profit möglich ist, wird aus dem Journalistenbüro mit flachen Hierarchien auf zaubrische Art ein Medienhaus, in dem der ehemalige Kollege plötzlich Geschäftsführer ist und die anderen nur noch 2.200 Euro brutto bekommen. Und es kommen die Verbindlichkeiten: Autopremiere, neuer Geschäftsführer, Umsatzrekord etc. Alles schon erlebt.

      1. Wirklich mal ganz unabhängig von der Diskussion:
        Wo hat sich denn aus deinem 3-Mann-Blog eine Art Medienhaus herausgebildet? Das ist keine polemische Frage, sondern ich suche nach einem „Best“-Practice-Beispiel. (Oder eben „worst“-Practice aus ihrer Sicht)

  7. Ich bin fest davon überzeugt, dass Lokaljournalismus Zukunft hat und man damit Geld verdienen kann – wenn Journalismus sich neu erfindet!

    – Weniger Emotion, mehr Fakten und die methodisch gut aufbereitet
    – Argumentationslinien herausarbeiten, einander ggü. stellen und moderieren
    – Leserkommentare einbinden in die Sachdiskussion
    – zwischen den Fronten methodisch gut moderieren
    – Papier mit E-Paper verbinden
    Dafür würde ich gerne 15-20 € im Monat ausgeben.

    Bei uns gibt es die UMSCHAU mit einem kleinen redaktionellen Teil und viel Werbung. Die Redaktion spießt Kommunalpolitik auf und lässt Bürger zu Wort kommen. Das ist ein Pflänzchen, dem ich grosse Chancen einräume, wenn man es weiter entwickelt

    1. In meiner provinzbeheimateten Verwandschaft sind Zeitungsleser entweder ueber 70 („haben immer schon ein Abo“) oder irgendwie lokalpolitisch aktiv („gucken, was die wieder geschrieben haben“). Der Rest liest (und wenige schreiben) im Netz, und der interessierte Teil davon aergert sich durchaus, dass es keine Plattform mit einfacher Moeglichkeit zur Kuratierung und auch Beahlung gibt.

      1. Ergaenzend: das zum Wochenende verteilte Werbeblaettchen dort ist idR eher Schuelerzeitungsniveau, aber je nach Interessenlage der jeweiligen Autoren auch mal alles zwischen grottenschlechter Propoganda ueber interessante Berichterstattung bis wirklich lesenswertem Lokaljournalismus. Ganz die klassische Pressefreiheit: die Freiheit, die eigene Meinung gedruckt zu verteilen 8)

        Das Problem der gesicherten Finanzierung von Lokaljournalismus bleibt. Und so sehr ich kleinen Initiativen die Daumen druecke, so wenig halte ich sie fuer ausreichend oder ausreichend erfolgversprechend. Zu klein, zu isoliert, zu prekaer, zu grosser Overhead in Produktion wie Rezeption wie Beahlung.

    2. Als Frau vom Fach:
      1. Gelesen werden die Geschichten, die Emotion haben. Das zeigt sich sowohl in der Leserforschung als auch in den Klickzahlen. Das gilt gerade für den Lokaljournalismus.
      2. Journalisten berichten und das am besten so, dass, falls zwei Seiten vorhanden sind, beide Seiten zu Wort kommen. Das heißt nicht, dass man auch über den berichten muss, der behauptet, der Mond sei aus Käse. Gleichzeitig kann man natürlich in Streitfragen auch mal überprüfen, wer Recht hat. Aber auch dann geht es nicht um das Gegenüberstellen von Argumenten, sondern das Überprüfen selbiger. Es gibt da dieses schöne Bild: „Wenn Person A sagt, es regnet, und Person B sagt, dass es nicht regnet, dann geht der Journalist raus und überpüft das.“
      3. Gerne würden Zeitungen Leserkommentare einbinden. Dazu müsste es aber genügend qualifizierte (!) Leserkommentare geben. Mit jemandem zu diskutieren, der eigentlich nur seine eigene Meinung geschrieben sehen möchte, aber weder genügend informiert ist noch Interesse am Argument der anderen hat, ist zeitraubend und nicht zweckdienlich.
      4. Wie oben schon gesagt: Journalisten sind in dem Sinne keine Moderatoren zwischen zwei Ansichten, sondern vor allem Berichterstatter. Das KANN mal eine Moderation enthalten.
      5. Solche Modelle gibt es bei einigen Medienhäusern bereits.

      Alles in allem hängt es natürlich stark davon ab, in welcher Region sie sind, wie die Zeitungslandschaft dort aufgestellt war und aufgestellt ist (mehrere Häuser mit mehreren Produkten/ein Haus mit einem Produkt/ein Haus mit mehreren Produkten) und auch, was die Richtlinie der Chefredaktion ist. Und da probieren sich die Zeitungen aus – das ist auch gut so und es ist notwendig.

      1. Frau vom Fach:
        Das ist genau die Argumentationslinie der FAZ-Redakteure. Ich finde sie falsch und ziemlich arrogant. Denn gerade bei der FAZ bringt mancher Leser mehr Sachkompetenz ein, als der Redakteur.

        Das Eigenbild vom „Berichterstatter“ ist in den meisten Fällen falsch. Mit Emotionen aufgeheizte Artikel sind eben gerade keine Berichterstattung sondern Meinungsmache. Viele von Journalisten geschriebene Artikel sind schon auf den ersten Blick unschlüssig und sprachlich verdreht. Da können Leser Klarheit reinbringen. Und ja, es gibt auch nutzlose Beiträge.

        Und Journalisten sollten ihre Rolle neu erfinden: Es braucht den Berichterstatter, denjenigen der Meinungsbilder zusammenfährt und denjenigen das das moderiert. Dazu bieten sich elektronische Medien und die Leser geradezu an!

        Journalisten sollten sich vom reinen

  8. Unabhängig von allen journalistischen Argumenten: Das kleine lokale Blog wird spätestens dann scheitern, wenn die erste zivilrechtliche Klage bis zum BGH geht.

  9. Es ist ja schön, dass es in Tirol einen verdienstvollen Lokalblogger gibt. Aber daraus den Schluss abzuleiten, dass traditionelle Lokalredaktionen einer blühenden Bloggerszene im Weg stünden, ist – mit Verlaub – hanebüchen. Bei aller Kritik an saturierten, altmodischen Lokalzeitungen und ihrem Hadern mit der digitalen Gegenwart: Zum Journalismus gehören mehr als ein Smartphone, ein Laptop und guter Wille (ja, auch Verlage dürfen sich gern daran erinnern). Die Blogs, die sich bisher am Lokaljournalismus versuchen, kommen über Blaulichtmeldungen, lokale PR und Vereinsmitteilungen selten hinaus.

    Es geht gar nicht darum, Print mit Staatsknete künstlich am Leben zu erhalten. Es geht darum, funktionierenden Journalismus finanzierbar zu halten, damit er so unabhängig wie möglich bleiben kann. Die Gleichung Blogger = dufte und Verlage = doof ist mir zu einfach.

    1. Irgendwie hast Du einen anderen Artikel gelesen als den hier veroeffentlichen?

      Das Thema ist die moegliche Finanzierung von Lokaljournalismus, „Blogger“ waere also als „bloggende Lokaljournalisten“ zu lesen. Und fuer einen guten Lokaljournalisten reichen im 21sten Jahrhundert „Smartphone, ein Laptop und guter Wille“ fuer guten Journalismus, wenn die Finanzierung da ist. Stellt sich eher die Frage: was hat der Verlagsjournalist denn mehr?

  10. Wer liest denn noch Lokalzeitungen und warum?
    Nach meiner Erfahrung ist das eine Altersgruppe, die wenig bis gar kein Interesse hat, sich die Todesanzeigen am Computer oder einem Tablet anzuschauen.
    Dazu kommt (was von den Heilspropheten regelmässig ignoriert wird), dass Papier einfach um ein vielfaches handlicher ist

    – ich kann es überall mit hinnehmen,
    – ich kann es falten und reissen wie ich möchte
    – es braucht keine Stromversorgung
    – es nervt nicht mit Popups, Geräuschen und blinkender Werbung
    – ich kann damit den Mülleimer auskleiden, etwas drin einwickeln
    – etc etc

    Im Übrigen war der Lokaljournalismus schon kaputt, bevor das WWW seinen Siegeszug antrat.
    Niedriges Niveau und Sykophantentum scheint mir eher in der Natur des Lokalen zu liegen und nicht in der Papierform.

  11. Ich kenne in Berlin drei Lokalblogs: Neukoellner.net, https://www.prenzlauerberg-nachrichten.de, und https://facettenneukoelln.wordpress.com/
    Keine von denen kann auch nur ansatzweise die professionelle Lokalpresse ersetzten oder will es auch nur. Wenn das schon in einer Großstadt wie Berlin nicht funktioniert, wie soll es dann im ländlichen Bereich funktionieren? Selbst wenn es etwas Förderung aus der Rundfunkgebühr gibt, erscheint es mir Wunschdenken, dass man mit kleiner Mannschaft mit Smartphone etwas gleichwertiges aufziehen kann. Das ist so eine Romantik aus Web 2.0-Zeiten, die sich nie bewahrheitet hat.
    Über kurz oder lang werden die meisten Lokalzeitungen schliessen, aber es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass das zu einer Online-Alternative führt. Die Leute wollen einfach nicht zahlen und geben ihr Geld lieber für Netflix aus. Es wird dann einfach nicht mehr berichtet. Die meisten wird das nicht stören, die wissen jetzt schon nicht, was bei Ihnen in der Nachbarschaft passiert. Diesen Prozess kann man nur dadurch verzögern, aber wahrscheinlich nicht endgültig aufhalten, indem man harte Bezahlschranken a la Rheinzeitung einführt.
    Zum Glück gibt es dann noch die Öffentlich-Rechtlichen für etwas Grundversorgung für alle, denen es nicht egal ist.

    1. Berlin ist ein nettes Beispiel: 2Mio Haushalte, sagen wir 1EUR/Monat Lokaljournalismusbeitrag, ergibt ein Budget von 24Mio EUR, mit Befreiungen vielleicht 20Mio EUR. Das ist eine satt dreistellige Zahl von Vollzeitstellen plus Infrastrukturumlage.

      Wieviel Lokaljournalisten gibt’s zZt bei den Zeitungen in Berlin?

    2. Ich glaube, dass Menschen, die nicht regelmäßig im Lokaljournalismus tätig sind, auch die Arbeit unterschätzen, die hinter vielen wirklich guten Texten und Geschichten steckt. Das ist viel Recherchearbeit, viele Telefonate, viel Warten auf Rückrufe, viele E-Mails und vor allem auch: viel Fahrerei. Da kann es schon einmal eine Woche dauern, bis man genügend zusammen hat für einen (!) Text. Und dasselbe gilt ja auch für die Kollegen. Ein regelmäßig erscheinendes Blog mit genügend relevanten Themen zu produzieren, braucht DEFINITIV mehr als ein Smartphone und einen Laptop und drei Redakteure. Wenn jemand ein Gebiet von insgesamt 625 km² bedienen muss, in dem – sagen wir mal – 10 Gemeinden plus deren Dörfer sind, dann reichen drei Leute schlicht nicht. Dann braucht man mehr Redakteure und freie Mitarbeiter, die auch bereit sind, am Wochenende zu arbeiten.
      Das vergessen nämlich auch viele Leute: Kulturveranstaltungen, Sportveranstaltungen etc. finden am Wochenende statt.
      Mit nur drei Redakteuren ist eine Abdeckung auch nur im Ansatz nicht zu leisten, wenn diese sich nicht kaputtarbeiten wollen.

      Ich persönlich denke, dass die Zeitungen mit Bezahlangeboten schon auf einem guten Weg sind. Sie haben nämlich die Infrastruktur, das Wissen, wie Lokaljournalismus funktioniert (und auch, wo sie sich verbessern müssen) und sie haben auch die personellen Kapazitäten und wissen, auf wen sie zurückgreifen können.
      Das für einen Blog aufzubauen ist ziemlich teuer und kann einen in den Ruin treiben. Und nicht jeder Journalist möchte als freier Journalist arbeiten. Ganz im Gegenteil. Die Freiheit zwingt nämlich dann viele doch wieder ans Hungertuch.

      1. Das ist ein Missverständnis: natürlich können die drei Journalist:innen nicht genauso umfassend über Kulturveranstaltungen, Sportveranstaltungen etc. berichten, wie das eine Lokalzeitung tut. Das sollen sie aber auch gar nicht. Um diese Dinge würden sich dann ander Blogs, teils ehrenamtlich, teils von Vereinen finanziert etc. kümmern. Das entspricht der Entbündelung, die mit Digitalisierung im Journalismus einhergeht.

        Die demokratiepolitisch relevante Funktion, den Mächtigen auf die Finger zu schauen, können kleine Teams aber total erfüllen. Darum geht es mir hier vor allem.

      2. Ganz ehrlich: klassische Ansicht einer Zeitungsjournalistin des ausgehenden 20sten Jahrhunderts.

        Zeitungen haben keine Infrastruktur. Jedenfalls keine zeitgemaesse: weder kann ich einfach aggregieren (man denkt, man hat mich exklusiv) noch einfach nur das mich interessierende auswaehlen (man denkt, man kann mir eine „taegliche Zeitung“ praesentieren) oder gar bezahlen (man denkt, ich bezahlte das ganze bundle, im Abo), und dann ist jeder eine Insel die moeglichst garncht mit anderen kompatibel ist (man denkt, man koenne mich damit exklusiv binden).

        Zeitungen haben keine Kapazitaet. Jedenfalls beklagt sich jeder mir bekannte Redaktuer ueber immer weniger Leute, immer weniger Budget, immer weniger Zeit und gleichzeitig geht der Anteil an Fremdartikeln, Agenturmeldungen, zugelieferter PR und Amateur-Klickstrecken immer weiter nach oben.

        Zeitungen wissen nur beschraenkt, wie man Lokaljournalismus im Sinne der Kontrollfunktion macht. Weite Teile sind naemlich entweder overhead zur Zeitungsproduktion (Werbeverkauf, layout, Druck, Vertrieb, usw), Fanservice (von Oper ueber Fussball bis Wirtschaft) oder Meinungsdarstellung & Meinungsmache. Und dann das mit den Quellen, Links (auch auf eigene Archiv), unterstuetzenden Dokumenten, gar Datenjournalismus ist weitgehend unbekannt, ungenutzt oder wird von der Infrastruktur (s.o.) nicht unterstuetzt.

        Es gibt ja einen Grund, warum die alle immer weiter schrumpfen…

  12. Der Lokaljournalismus ist da einzig wirklich interessante an der Tageszeitung. Selbst Stadträte lesen dort am Morgen z.T. Informationen, die sie offiziell erst am Abend in der Stadtratssitzung bekommen.
    Lokales ist das, was die Leser ‚hautnah‘ betrifft, was sie sehen und erleben (Baustellen, Veranstaltungen, geplante Bauvorhaben, Arbeit von Bürgerinitiativen und Infos über das was lokal politisch schief läuft).
    Einen so übersichtlichen Veranstaltungskalender liefert kein anderes Blatt, schon gar nicht die kostenlosen Hochglanzblätter.

    Was in der Tageszeitung nervt, sind Artikel, die man Tage zuvor schon in anderen Tageszeitungen (auf Dienstreisen oder im Urlaub) gelesen hat – mit identischem Foto und identischem Text. Oft sind darin auch noch Produktinformationen enthalten oder sachliche/technische Fehler, die mit übernommen werden. Quelle ist meist die dpa.

    Bei der Regionalpolitik muss man als Lerser:in höllisch aufpassen, wer den Text geschrieben hat und ob der/die Schreiber/in gut befreundet ist mit dem Regionalpolitiker und deshalb die Darstellung nicht mehr 50:50 neutral ist, sondern durch Wortwahl, Auslassung oder Framing leichte Tendenzen aufweist.
    Wenn der Lokalpolitiker sich dann über Twitter bei dem Redakteur für das offene und freundliche Gespräch bedankt und den Artikel verlinkt, dann weiß man als Lerser:in woran man ist.

    @Micha #1
    Gerade die Lokalseiten von Magdeburg und Halle und insbesondere die Sportseiten müssen auch unbedingt getrennt bleiben. Sonst geht das nicht gut. Da gibt es nun mal keine Gemeinsamkeiten. ;-)
    Regionalpolitik hingegen muss landesweit ausgewertet werden. Die Wähler sollen doch wissen, was die Harzer CDU rund um Herrn Schulze schon wieder aushecken und ob sie mal wieder „an den Stühlen der Landesparlamentarier sägen“ wollen, damit die dritte Reihe in die zweite Reihe vorrutschen kann.

    Erbärmlich ist nur, dass die CDU / EVP durch die neue EU-Urheberrichtlinie den Urhebern große Teile aus der Pauschalvergütung wegnimmt und diese bei den Rechteverwertern hängen bleiben. Dabei haben die CDU-Politiker getönt, dass es doch nur um faire Bezahlung der Urheber geht. (alter Artikel 12)
    Und um Uploadfilter geht es gar nicht, denn „Wo genau im beschlossenen Text ist den beschrieben, dass #Uploadfilter eingesetzt werden müssen?“ Zitatende.

    Darüber sollten sich die Journalisten mal Gedanken machen.
    siehe auch:
    https://www.wbs-law.de/urheberrecht/die-urheberrechtsreform-und-artikel-12-verlage-sollen-wieder-mitverdienen-24246/

    Gruß

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