Was vom Tage übrig blieb: Zensur, digitaler Journalismus und George Soros

Wie ein zensiertes Internet aussieht, was die Neue Richtervereinigung vom Polizeigesetz Brandenburg hält, wie George Soros zum Feindbild der Rechten aufgebaut wurde und wie die Szene hinter dem letzten Datenleak tickt. Gestolpert sind wir auch über einen Bericht zum Datenjournalismus und über unkritische AI-Berichterstattung. Die interessantesten Reste des Tages.

Die Wolken haben sich bis auf weiteres verzogen (yay!), kalt ist es aber trotzdem (buh!).

The internet, but not as we know it: life online in China, Cuba, India and Russia (Guardian)
Der Guardian hat auf unterhaltsame (in den 90ern hätte man wohl „multimedial“ oder „interaktiv“ gesagt) Weise nachgestellt, wie sich das Internet in China, Kuba, Indien und Russland anfühlt. Spoiler Alert: Eingeschränkt, zensiert und zunehmend vom Rest der Welt abgeschnitten.

Neue Richtervereinigung zum geplanten Polizeigesetz in Brandenburg (FragDenStaat)
Brandenburg bekommt ein neues Polizeigesetz. Letzte Woche berichteten wir von der Expertenanhörung in Potsdam mit ulkigen Zitaten der geladenen Polizisten. Nun wurden über „Frag den Staat“ die Stellungnahmen der Gewerkschaften veröffentlicht. Die „Neue Richtervereinigung“ schreibt: „Über die in § 12a neu vorgesehene ‚Gleichbehandlung‘ einer hilflosen Person mit einer Leiche jedenfalls in Fragen der Identifizierung könnte man noch schmunzeln. Die übrigen Regelungen sind jedoch allesamt nicht zum lachen.“ Und: „Wir regen an, das Vorhaben zu beerdigen“

George Soros: Der böse Jude (Basler Zeitung)
Hannes Grassegger hat recherchiert, wie George Soros durch negative Campaigning mit antisemitischen Bezügen zur Projektionsfläche und „perfekten Gegner“ von Rechtspopulisten und Rechtsextremen aufgebaut wurde: „Soros als Gegner war nur ein Mittel zum Zweck“.

„Minecraft“ und rechte Youtuber: So tickt die Szene hinter dem Datenleak (Badische Zeitung)
Daniel Laufer hat sich in einer beeindruckenden Recherche der Szene hinter dem Datenleak genähert. Wer die Welt des 20-jährigen Doxers verstehen will, kommt um diesen Artikel nicht herum.

Journalism, Media and Technology Trends and Predictions 2019 (Reuters Institute)
Das Reuters Institute an der Oxford-Universität hat ihren jährlichen Bericht über Trends und Vorhersagen beim digitalen Journalismus veröffentlicht.

Das perfekte Buch für den Moment……wenn du das Was-wäre-wenn-Spiel spielst (DLF Nova)
Deutschlandfunk Nova hat das lesenswerte Buch „Helle Materie: Nahphantastische Erzählungen“ von Sina Kamala Kaufmann rezensiert, wo es auch um Datenschutz, Datensicherheit und Start-Ups geht. Aber nicht nur.

Don’t believe the hype: the media are unwittingly selling us an AI fantasy (Guardian)
Der Tech-Professor John Naughton ermahnt Journalist*innen, doch bitte nicht unkritisch das Heilsbringer-Narrativ der Industrie zu übernehmen, wenn es um Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen geht. Dass sich viele Konzerne gerade selbst Ethik-Leitlinien verpassen, bezeichnet er als „Ethik-Theater“, von dem wir uns nicht blenden lassen sollten. Am Ende müssten Gesetze, nicht die Firmen selbst, darüber entscheiden, was erlaubt ist.

Dr. Elon & Mr. Musk: Life Inside Tesla’s Production Hell (Wired)
Die US-Wired hat ausführlich Elon Musk und dabei auch Tesla por­t­rä­tie­rt.

Jeden Tag bleiben im Chat der Redaktion zahlreiche Links und Themen liegen. Doch die sind viel zu spannend, um sie nicht zu teilen. Deswegen gibt es jetzt die Rubrik „Was vom Tage übrig blieb“, in der die Redakteurinnen und Redakteure gemeinschaftlich solche Links kuratieren und sie unter der Woche um 18 Uhr samt einem aktuellen Ausblick aus unserem Büro veröffentlichen. Wir freuen uns über weitere spannende Links & kurze Beschreibungen der verlinkten Inhalte, die ihr unter dieser Sammlung ergänzen könnt.

7 Ergänzungen

  1. Ich finde die neuen Linksammlungen wirklich sehr nützlich. Aber könntet ihr bitte Artikel markieren, die nicht frei zugänglich sind? Wenn ich den Soros-Artikel lesen will, muss ich mich offenbar erstmal anmelden, um mehr als die Einleitung zu sehen :(

    1. Wenn man die Skripte der Basler Zeitung zulässt, müsste es eigentlich funktionieren – dann wird der Rest vom Artikel nachgeladen.

      1. Interessant. Danke für den Tip! Skripte (und XHR) alleine reichen bei mir allerdings nicht, offenbar grätscht da noch eine andere Erweiterung mit rein. Im weniger stark verbarrikadierten Browser lädt die Seite. Tut mir leid wegen der falschen „Beschwerde“ O:-)

  2. Wollte den Artikel der Basler Zeitung gerade jemanden schicken und musste feststellen das dieser vollumfänglich aus dem Netz getilgt wurde.

    Weder die zwei (noch) googlebaren Links der Basler Zeitung noch das Internet Archive oder Google Cache funktionieren (wobei es beim archive.org immerhin ein Ergebnis gibt, es könnte sei das irgendwelche Skripte beim Indexieren den content verschluckt haben: https://web.archive.org/web/20190114170550/https://m.bazonline.ch/articles/20981022 )

    Da würde einen ja nun doch irgendwie interessieren wie das passieren konnte. Hat sich da jemand auf den Schlips getreten gefühlt? Ich entdecke jedenfalls keinen Hinweis bei der Basler das der Text wegen evtl. Korrekturen oder Ungenauigkeiten verschwand. Ich habe mal eine email an die Zeitung geschickt, aber da Zensur im Internet ja auch Thema von netzpolitik.org ist habt ihr ja vielleicht Lust auch mal nachzufragen. Im Zweifel bekommt ihr als Journalisten eine ausführlichere Antwort…

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