Was vom Tage übrig blieb: Überwachen mit China, Zahlen mit Facebook und Stromverschwenden mit Bitcoin

The Intercept berichtet über die merkwürdige Kooperation von US-Techkonzernen wie IBM und Google mit der chinesischen Überwachungsfirma Semptian, ein Wettbewerbsexperte warnt vor Facebook als globalem Gläubiger und Wissenschaftler in Cambridge rechnen dem globalen Stromverbrauch von Kryptowährungen hinterher. Die besten Reste des Tages.

Blick aus dem Berliner Büro von netzpolitik.org auf den Fernsehturm am Alexanderplatz.
Der sonnige Schein trügt. Wetten, es regnet gleich wieder?

How U.S. Tech Giants Are Helping to Build China’s Surveillance State (The Intercept)
Google und IBM arbeiten laut Bericht des US-Investigativmediums The Intercept mit zwei chinesischen Firmen an der Entwicklung von Überwachungstechnik. Im Mittelpunkt steht die Firma Semptian aus Shenzhen, deren Mikroprozessoren laut dem Bericht in Telekominfrastruktur in China eingebettet ist und bei der Bespitzelung von 200 Millionen Menschen hilft. Semptian gilt schon seit längerem als wichtiger Lieferant für Überwachungstechnik und baut laut einem Spiegel-Bericht schon seit zumindest 2011 an Chinas „Great Firewall“ mit. Warum Google, IBM und weitere Technologiefirmen über ihre OpenPower-Stiftung ausgerechnet mit Semptian zusammenarbeiten, ist laut dem Bericht unklar, allerdings spekuliert The Intercept, dies könne den Firmen helfen, den chinesischen Markt für sich zu erschließen.

Facebook As Your Debt Collector, and the Prospects for Libra (Big by Matt Stoller)
Strenger als die Eiserne Bank von Bravos bei Game of Thrones? Das nette soziale Netzwerk von nebenan könnte bald zum größten Gläubiger auf der Welt werden, schreibt Matt Stoller vom Open Markets Institute in seinem neuen Newsletter. Denn mit der Kryptowährung Libra und Facebooks neuer Bankentochter Calibra sei der Konzern in einer guten Position, seine Dominanz als Kommunikationsanbieter auf ein neues Feld auszuweiten. Doch Facebook sei nicht für den Backlash gewappnet, den das nach sich ziehen werde, argumentiert Stoller. Unbehagen über Facebooks Vorstoß in Kryptowährungen artikuliert indes auch US-Präsident Donald Trump, der den Konzern aufforderte, sich an bestehende Regeln für Finanzinstitute zu halten.

Bitcoin’s energy consumption ‚equals that of Switzerland‘ (BBC News)
Das Schürfen von Kryptowährungen ist bekanntermaßen energieintensiv. Ein neues Online-Tool der Universität Cambridge, über das die BBC berichtet, zeigt nun auf, für wie viel Stromverbrauch vor allem Bitcoin, die beliebteste Kryptowährung, tatsächlich verantwortlich ist: Nach Schätzung des Tools handelt es sich um etwa sieben Gigawatt, etwa 0,21 Prozent des globalen Stromangebots.

Google Can’t Quit Trying to Make New Social Networks Gizmodo)
Sie können es nicht lassen: Google plant offenbar ein neues Soziales Netzwerk. Auf Orkut, Google Buzz und Google+ folgt also Shoelace. Gizmodo zufolge soll es ein App-zentriertes, hyperlokales Netzwerk werden, das Menschen auf Basis gleicher Interessen und bei Veranstaltungen verbindet. Wir können es kaum erwarten.

New FinSpy iOS and Android implants revealed ITW (Kaspersky)
Spionage-Software made in Germany wird jetzt offenbar auch in Myanmar eingesetzt. Das jedenfalls berichtet der IT-Sicherheitsdienstleister Kaspersky, der das Programm FinSpy zur Überwachung von Smartphones dort auf Android- und iOS-Geräten entdeckt haben will. FinSpy wird von den deutschen Firmen FinFisher/Gamma hergestellt und vertrieben.

Wie sicher ist der Messenger Telegram? (Mobilsicher)
Die Messenger-Frage ist und bleibt ein Dauerbrenner. Was taugt zum Beispiel die umstrittene aber weit verbreitete russische WhatsApp-Alternative Telegram? Kommt drauf an, wie man sie einsetzt, sagt die Service-Seite mobilsicher.de. Denn standardmäßig ist Telegram nicht Ende-zu-Ende verschlüsselt. Wie man die Verschlüsselung starten kann und anderes Wissenswertes über die bereits vom Bundeskriminalamt geknackte App erklärt Mobilsicher in einem kurzen Video. Was wir bei netzpolitik.org zum Thema Messenger empfehlen, schreiben wir in unserem Kleinen Einmaleins der digitalen Selbstverteidigung.

Jeden Tag bleiben im Chat der Redaktion zahlreiche Links und Themen liegen. Doch die sind viel zu spannend, um sie nicht zu teilen. Deswegen gibt es jetzt die Rubrik „Was vom Tage übrig blieb“, in der die Redakteurinnen und Redakteure gemeinschaftlich solche Links kuratieren und sie unter der Woche um 18 Uhr samt einem aktuellen Ausblick aus unserem Büro veröffentlichen. Wir freuen uns über weitere spannende Links und kurze Beschreibungen der verlinkten Inhalte, die ihr unter dieser Sammlung ergänzen könnt.

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2 Ergänzungen

  1. Zum Cryptomining:

    „Nach Schätzung des Tools handelt es sich um etwa sieben Gigawatt, etwa 0,21 Prozent des globalen Stromangebots.“

    „[Bitcoin] uses lots of energy despite processing fewer than 100 million financial transactions per year. He added that the number was „completely insignificant“ in global terms. The traditional financial industry processes 500 billion transactions per year“
    —-
    Ich habe das mal grob weitergerechnet, dabei aber vernachlässigt, dass die nicht-cryptomining-Transaktionen auch Strom verbrauchen:

    – Energieverbrauchsquote Bitcoin vs. Welt: 0,21 / 100 -> Faktor 476
    – Finanztransaktionenquote Bitcoin vs. Welt: 100 mio. / 500000 mio. -> Faktor 5000.

    Wenn wir alle Finanztransaktionen der Welt (500000 mio.) per Cryptomining abwickeln würden (100 mio.), überstiege das den aktuellen Energieumsatz der gesamten Welt etwa um den Faktor 10.
    —-

    Mir vergeht echt der Appetit bei sowas.

    1. Sorry, aber das ist voll die Milchmädchenrechnung.
      1. Die Anzahl an Transaktionen hat nichts mit dem Energieverbrauch zu tun. Die Energie wird nur genutzt um das Netzwerk abzusichern. Ob die Blöcke voll sind oder nicht spielt überhaupt keine Rolle für die Hashrate.
      2. On Chain kann Bitcoin eh nur mäßig skalieren, d.h. der Hauptteil der künftigen Transaktionen wird eh Off-chain passieren. (z.B. Lightning network). Aber selbst wenn Bitcoin-on chain skaliert, spielt es keine Rollte. Siehe Punkt 1.
      3. Neben der Anzahl der Transaktionen spielt natürlich auch die Größe der Transaktion ein Rolle. Da es da bei Bitcoin keine Obergrenze gibt, könnte das Volumen aller Transaktionen beliebig steigen ohne eine einzige zusätzliche Transaktion durchzuführen. Aber eigentlich is das egal, da Punkt 1.

      Es ist also kompletter Blödsinn den Energieverbrauch durch die Anzahl an Transaktionen zu teilen und dann zu sagen: So viel verbraucht eine Transaktionen.

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