Was vom Tage übrig blieb: Tech-Sexismus, Merkel als Verschwörungstheoretikerin und einfach erklärte Uploadfilter

Angela Merkel fragt sich verwundert, woher auf einmal die jugendlichen Klimaproteste kommen, und hat eine einfache Antwort. Richard Gutjahr ist sauer auf Google, Facebook und Twitter sowie die Politik, die die Unternehmen nicht ausreichend reguliert. Alexander Lehmann erklärt anschaulich in einem Video die Problematik der Uploadfilter, und dann gibts noch Microtargeting.

Der Himmel quillt über vor güldenen Wölkchen. Und unser heutiger „Was vom Tage übrig blieb“ vor spannenden Links.

Use an app to track your period? That data and more could end up with Facebook, WSJ reports (NBC News, Originalquelle hinter Paywall: Wall Street Journal)
Wann war dein letzter Eisprung? Facebook weiß womöglich schon Bescheid. Eine Recherche des Wall Street Journals zu elf populären Gesundheits-Apps zeigt, wie diese sehr persönliche Nutzer:innendaten an Facebook weiterleiten, darunter die von 25 Millionen Nutzer:innen installierte App „Flo“. Die App teilte Informationen über Periode, Eisprung und Kinderwunsch über ein Analyse-Werkzeug mit Facebook, mit dessen Hilfe Entwickler Trends im Verhalten ihrer Nutzer:innen beobachten können. Die Nutzerinnen erfuhren davon nichts. Angeblich diente das bei „Flo“ nur für interne Zwecke, aber Facebook darf laut Vereinbarung die Daten selbst nutzen, um seine Profile anzureichern.

Silicon Valley still has a sexism problem (This week in Patriarchy, Guardian)
Eine neue Studie des Center for American Entrepreneurship bestätigt, was man über das Patriarchat im Silicon Valley eh schon wusste: Das Geld fließt eher selten in Start-ups von Gründerinnen. Magere 16 Prozent der Summe, die 2017 als Wagniskapital in den USA investiert wurde, ging an Firmen, die auch nur eine (in Zahlen: 1) Frau im Gründungsteam hatten. Beunruhigend, nicht nur, weil Frauen mindestens ein Drittel der Arbeitskraft in der Tech-Industrie und anderen relevanten Bereichen ausmachen.

Uploadfilter Erklärt (Alexander Lehmann)
Gutes Erklär-Video für Einsteiger und Fortgeschrittene darüber, was Uploadfilter und die Probleme daran sind. Ebenfalls dazu passt ein Satire-Video von „offen un’ehrlich“ featuring Axel Voss und seine besten Sprüche zur Urheberrechtsreform.

Vier Unternehmen zur 5G-Frequenzauktion zugelassen (Bundesnetzagentur)
Neben den Platzhirschen Telekom, Vodafone und Telefónica/o2 wird sich auch der Neueinsteiger 1&1/Drillisch an der für den 19. März geplanten Versteigerung für die 5G-Mobilfunkfrequenzen beteiligen. Der Termin könnte allerdings noch platzen, da mehrere Eilanträge gegen die Auktionsregeln anhängig sind – und die Bundesregierung laut Medienberichten an einer Gesetzesänderung bastelt, die in letzter Sekunde alles umwerfen könnte.

Merkels Fehler, Putins Sieg (Spiegel-Online)
Christian Stöcker arbeitet sich an Angela Merkels These ab, die jugendlichen Klimaproteste könnten aus Russland gesteuert sein. Angela Merkel sagte auf der Münchener Sicherheitskonferenz: „In Deutschland protestieren jetzt Kinder für den Klimaschutz. Das ist ein wirklich wichtiges Anliegen. Aber dass plötzlich alle deutschen Kinder, nach Jahren, ohne jeden äußeren Einfluss, plötzlich auf die Idee kommen, dass man diesen Protest machen muss, das kann man sich auch nicht vorstellen.“ Wir können uns vorstellen, dass Angela Merkel vom Klimawandel weniger beunruhigt ist als junge Menschen, die noch viel länger auf dieser Erde leben müssen. Dafür braucht es aber keinen Putin, da mobilisiert die Bundesregierung schon ganz alleine.

Regiert und REGULIERT endlich! (gutjahr.biz)
Der Journalist Richard Gutjahr ist sauer auf Facebook, Google und die Politik. Sein Verständnis für deren „Verantwortungslosigkeit ist restlos aufgebraucht“.

How Google, Microsoft, and Big Tech Are Automating the Climate Crisis (Gizmodo)
Warum Silicon Valley (und Seattle) die Welt nicht retten wird, die x-te: Anders als es die Selbstdarstellung manchmal vermuten lässt, arbeiten Tech-Konzerne wie Google, Microsoft und Amazon aktiv mit der Ölindustrie zusammen. Sie alle haben milliardenschwere Verträge mit den größten Öl-Unternehmen abgeschlossen, um Produktionsprozesse zu automatisieren, sie in Clouds auszulagern oder sie mit Hilfe Künstlicher Intelligenz zu optimieren.

It Started With a Jolt: How New York Became a Tech Town (New York Times)
Ausgehend vom Epizentrum der letzten Finanzkrise – New York City im Allgemeinen und Wall Street im Besonderen – zeichnet die NYT die letzten zehn Jahre des dortigen IT-Sektors nach. Um die Wirtschaft anzukurbeln und sie breiter aufzustellen, hatte die damalige Bloomberg-Administration eine Tech-Strategie entwickelt, augenscheinlich mit Erfolg. Im Unterschied zum Silicon Valley kann Big Apple viele Entwickler mit einem reichen kulturellen Angebot und dem Charme einer Weltstadt locken, zudem unterscheiden sich die zu lösenden Fragestellungen fundamental von denen an der Westküste. Wir freuen uns schon, in zehn Jahren einen ähnlichen Artikel über Berlin schreiben zu können.

Microtargeting in Deutschland und Europa (Landesanstalt für Medien NRW)
Wie nutzen politische Akteur:innen die Möglichkeiten datenbasierter Profilbildung und Microtargeting? Und wie wirken diese Techniken? Im Auftrag der Medienanstalt Nordrhein-Westfalen hat der Thinktank iRights.lab einen aktuellen Forschungsstand zu diesen Thema zusammengefasst. Am Ende steht die Erkenntnis, dass wir darüber nach wie vor viel zu wenig wissen – und eine Liste mit Anregungen für zukünftige Forschung.

The deadly truth about a world built for men – from stab vests to car crashes (The Guardian)
Büro-Klimaanlagen, die auf Durchschnittstemperaturen männlicher Angestellter ausgerichtet sind. Crashtest-Dummies, die vor allem für die Durchschnittsgröße männlicher Autofahrer funktionieren. Schutzkleidung, die vor allem männlichen Polizisten passt. Im Guardian beschreibt Caroline Criado Perez, wie geschlechtsspezifische Datenlücken zu schlechtem Produktdesign führen und sich in einer immer stärker datengetriebenen Welt auf Leben und Sterben von Frauen auswirken.

Braucht die deutsche Medienpolitik ein Update? (DLF)
Einfache Antwort von uns: Ja. Sehen die interviewten Personen leider anders, und das ist das Problem.

Jeden Tag bleiben im Chat der Redaktion zahlreiche Links und Themen liegen. Doch die sind viel zu spannend, um sie nicht zu teilen. Deswegen gibt es jetzt die Rubrik „Was vom Tage übrig blieb“, in der die Redakteurinnen und Redakteure gemeinschaftlich solche Links kuratieren und sie unter der Woche um 18 Uhr samt einem aktuellen Ausblick aus unserem Büro veröffentlichen. Wir freuen uns über weitere spannende Links und kurze Beschreibungen der verlinkten Inhalte, die ihr unter dieser Sammlung ergänzen könnt.

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