Proteste gegen GitHubCode ist politisch

Mitarbeiter:innen bei GitHub kündigen, weil ihr Arbeitgeber Verträge mit der US-Einwanderungsbehörde nicht beenden will. Diese soll Menschenrechte missachten. Solch ein Protest kann funktionieren, wie ein Konkurrenzunternehmen vor wenigen Wochen zeigte.

Mensch, der vor einem Computer sitzt und programmiert.
Ein Mensch programmiert. (Symbolbild) – Gemeinfrei-ähnlich freigegeben durch unsplash.com Arif Riyanto

GitHub macht Geschäfte mit der US-amerikanischen „Immigration and Customs Enforcement“ (ICE). Die Einwanderungsbehörde trennt Mütter von ihren Kindern, steckt sie in Käfige und schiebt Menschen ab. Nun demonstrierten Mitarbeiter:innen des US-Unternehmens vor der GitHub-eigenen Entwicklerkonferenz „Universe“, rollten einen Käfig vor und sollen „Arbeite mit ICE, bezahle den Preis“ skandiert haben. Fünf Mitarbeiter:innen sollen laut Motherboard sogar unter anderem wegen der Verträge mit ICE gekündigt haben.

Der Geschäftsführer des mittlerweile zu Microsoft gehörenden Unternehmens, Nat Friedman, sagte noch im Oktober, dass es nicht der richtige Weg sei, interne Abläufe von Regierungsbehörden zu stören. Zuvor hatte es interne Proteste gegen die Entscheidung gegeben, die Verträge nicht zu beenden.

ICE ist Kunde von GitHub

GitHub – wie auch der Konkurrent GitLab – bieten Plattformen für Programmierer:innen, die es ermöglichen, Software-Quellcode öffentlich oder privat zu teilen, kollaborativ weiterzuentwickeln und auf Schwachstellen zu untersuchen. Das ist das Produkt. Aber nicht nur: GitHub beispielsweise offeriert mit seinem Enterprise-Angebot das gleiche Angebot wie auf github.com, nur extra abgeriegelt für einen Kunden. 2,1 Millionen Kunden mitsamt ICE soll GitHub laut Eigenwerbung in diesem Bereich haben.

GitLab wiederum erlebte ähnliche Proteste vor vier Wochen. Dort sollten Angestellten keine politischen Diskussionen führen, auch Kunden sollten nicht aufgrund ihres Verhaltens abgelehnt werden dürfen. Nach einen medialen Backlash, der durch Aktivist:innen und teilweise auch Mitarbeiter:innen des Unternehmens angetrieben wurde, entschied die Führung, diese Entscheidung zu ändern.

Doch auch Einzelne können Veränderung bewirken. Ein Mitarbeiter des Software-Unternehmens Chef löschte Teile des Quellcodes eines Produktes von GitHub im September dieses Jahres. Als Grund führte er die Nutzung der Software durch ICE an. Der Geschäftsführer Chefs bezweifelte, dass ICE den Code benutzt, um Familien voneinander zu trennen. Später entschied sich das Unternehmen aber, die Verträge mit ICE auslaufen zu lassen.

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4 Ergänzungen

  1. Dass irgendwelche Computerfreaks im Silicon Valley mit einem Jahresdurchschnittslohn von USD 180k aus vermeintlich politischen Gründen diesen Laden verlassen, nur um im kommenden Job dann mehr Geld fordern zu können, ist eine Farce sondergleichen. Hierbei wird das Leid jener doch nur instrumentalisiert, um neben einem noch größeren Gehaltsscheck noch moralisch überlegen zu sein. Solche Menschen prahlen dann beim nächsten familiären Weihnachtsessen mit ihrer Aufopferung, während im nächsten Schritt über den sozial schwächeren Nachbarn gelacht wird. Mein Bruder, zum Beispiel, kündigte seinen Job bei VW, angeblich der Umwelt zu Liebe, nur um danach bei Audi einzusteigen. Trotzdem hat ihn seine Frau verlassen. Lol.

    1. Es verlassen sei einiger Zeit so auch schon andere Projekte GitHub, wegen Microsoft, Militär, was auch immer.

      Sinnvoll oder nicht, das wird zu einem Teil politisch sein.

    2. Nettes Strohmann-Argument hast du da mit deiner Unterstellung, die Proteste würden nur für eine Gehaltserhöhung gemacht. Vielleicht schließt du vorschnell von dir auf andere? Oder meinst gar, dass nur van Spronsen-like eine Feuerbombe wahrer Protest ist? Da muss ich dich enttäuschen. Es wäre auch schon legitimer Protest, wenn sie nur einen Kommentar in Source Code eingeschmuggelt hätten, denn jede kleine Aktion bringt das größere Ganze weiter, nämlich, dass ICE aufgelöst und die Menschenrechtsverbrecher bestraft werden. Das wird gewiss nicht unter Trump passieren, aber ich kann zumindest die (winzig-wunzige) Hoffnung pflegen, dass einmal der Wind dreht.

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