Die Clickworker der chinesischen Zensurfabriken

Das Internet wird in China stark zensiert. – Gemeinfrei-ähnlich freigegeben durch unsplash.com Martin Olsen

Kein Land zensiert das Internet so weitgehend wie China. Unzählige Seiten sind gesperrt, kritische Beiträge in den chinesischen sozialen Medien werden schnell gelöscht. Doch wer sind die Zensoren? Und wie funktioniert das System? Ein Artikel der New York Times gibt Einblicke in die Branche. Demnach durchsuchen tausende Niedriglohnarbeiter in Zensurfabriken das chinesische Internet nach verbotenen Inhalten. Auftraggeber sind Internetfirmen und Medien, von denen der Staat verlangt, sich selbst zu zensieren.

In den Zensurfabriken arbeiten vor allem junge Uniabsolventen, die meist wenig Ahnung von Politik und Geschichte haben. Bevor sie ihren Job antreten, werden sie daher geschult, schreibt die Times:

In China wird den Jugendlichen von vielen Eltern und Lehrern gesagt, dass die Auseinandersetzung mit politischen Themen nur zu Problemen führt. Um dies zu überwinden, entwickelten Herr Yang und seine Kollegen ein ausgefeiltes Trainingssystem. Neulinge beginnen mit einem einwöchigen „Theorie“-Training, bei dem ältere Mitarbeiter ihnen die sensiblen Informationen vermitteln, die sie vorher nicht kannten. [Eigene Übersetzung]

Von dieser Zensur wäre auch die jüngst abgesagte Suchmaschine von Google für den chinesischen Markt betroffen gewesen. Der Freedom of the Net Bericht für das Jahr 2018 bezeichnet China als den weltweit schlimmsten Feind der Netzfreiheit.

Deine Spende für digitale Freiheitsrechte

Wir berichten über aktuelle netzpolitische Entwicklungen, decken Skandale auf und stoßen Debatten an. Dabei sind wir vollkommen unabhängig. Denn unser Kampf für digitale Freiheitsrechte finanziert sich zu fast 100 Prozent aus den Spenden unserer Leser:innen.

4 Ergänzungen

  1. In Zukunft wird das die Künstliche Intelligenz dann automatisiert sehr viel schneller und effizienter erledigen um sicher zu gehen das nur noch die erwünschten Informationen bei den Menschen ankommen und alles andere raus fliegt.

  2. Wie auch immer.
    Das Internet hat die Menschen egal wo, Politischer gemacht.
    ——————- Und das ist gut so –

  3. Das ist schön, dass wir darüber informiert werden das die chinesische Regierung das anders sieht, als unsere. Aber es wäre auch interessant zu erfahren wieweit diese Technik z.b. durch Firmen in unserer „Einflussphäre“ ermöglicht wird?
    Oder auch wie „Grauhut“ schon sagt, welche Paralellen es zu den Plänen unserer Regierung gibt.

    Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, das eine Vielzahl der Technik, die wir benutzen aus China kommt. Steckt also womöglich etwas hinter den Vorwürfen gegenüber Huawei?

    Das es in China ein anderes Verständnis für öffentliche Medien gibt, dürfte aber nicht verwunderlich sein. Nur, dass ausgerechnet die politische Einflussnahme auf Inhalte im Netz da etwas besonders sein soll wundert mich. Solche Einflussnahme und Zensurwünsche treten auch hier immer mehr zutage. Zumindest auf den Hauptplattformen Facebok, youtube und Twitter ist das löschen von accounts mittlerweile unwidersprochener Standard. Inwiefern sich dieser von dem in China unterscheidet wäre dagegen eine interessanter Aspekt.

    Was auch zu beobachten ist, durch die immer kompliziertere Gesetzeslage wird es immer schwieriger für Plattformen öffentliche Äußerungen frei zugeben. Viele blogs haben sich nach der DSVGO gelöscht oder blogsport macht dicht. Alles Entwicklungen die indirekt das gleiche bewirken wie eine mittelbare Zensur.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.