Das steckt hinter der Messenger-Integration von Facebook, WhatsApp und Instagram

Facebook arbeitet laut Medienberichten daran, die Messenger-Dienste seiner verschiedenen Plattformen zusammenzuführen. Was auf den ersten Blick wie ein praktisches Feature wirkt, wirft neue Fragen über Facebooks Marktherrschaft auf.

WhatsApp gehört zu dem Mutterkonzern Facebook. (Symbolbild) CC-BY 2.0 Álvaro Ibáñez

Mit Facebook, dem Facebook Messenger, WhatsApp und Instagram beherrscht Facebook den westlichen Markt für soziale Netzwerke und Chat-Apps. Schon bald könnte die Marktmacht des US-Konzerns weiter wachsen. Wie die New York Times berichtet, plant der Konzern die Messenger-Dienste von WhatsApp, Instagram, Messenger und Facebook zusammenzuführen. Oberflächlich sollen die vier Plattformen einzeln weiter bestehen, doch die Nutzer:innen sollen künftig plattformübergreifend Nachrichten austauschen können. Möglich wird das durch eine gemeinsame technische Infrastruktur. Die Verzahnung soll laut dem Times-Bericht spätestens Anfang nächsten Jahres erfolgen.

Datenschatz Metadaten

Die nun bekannt gewordenen Pläne sind eine Abkehr von früheren Versprechen. Als Facebook 2012 Instagram kaufte, hieß es, das soziale Netzwerk werde eigenständig bleiben. Ähnliches war 2014 beim Kauf von WhatsApp zu hören. Damals versicherte Facebook-Chef Mark Zuckerberg, keine Nutzerdaten miteinander zu verbinden. Nur unter dieser Bedingung genehmigte die EU-Kommission den Verkauf. Nichtsdestotrotz verknüpfte Facebook zwei Jahre später die individuellen Profile miteinander. Das sorgte bei den Wettbewerbshütern auf beiden Seiten des Atlantiks für viel Zorn. Heute würden die Übernahmen von WhatsApp und Instagram wohl nicht mehr genehmigt werden.

Jetzt also der nächste Schritt: die Zusammenführung der Nachrichtenfunktion. Damit könnte Facebook in Zukunft noch mehr über seine Nutzer:innen erfahren. Der ohnehin schon reichlich gefüllte Datenschatz würde weiter wachsen. Dafür braucht Facebook noch nicht mal den genauen Inhalt der Nachrichten zu kennen. Es reichen die Metadaten, also wer mit wem zu welcher Uhrzeit geschrieben hat. Dank dieser Informationen könnte Facebook auch potenziell mehr Werbung verkaufen. Konkrete Pläne zur Monetarisierung der Messenger-Integration gibt es jedoch noch nicht, schreibt die New York Times.

Interoperabilität sieht anders aus

Mit der neuen Funktion könnte Facebook seinen Marktvorsprung weiter ausbauen. Statt die Kommunikation mit anderen Messenger-Diensten zu ermöglichen, schafft der Konzern eine Super-Plattform, die von den Nutzer:innen gar nicht mehr verlassen werden muss. Mit Interoperabilität hat der Vorstoß Facebooks nichts zu tun. Das würde bedeuten, eine universell nutzbare Schnittstelle zu anderen Anbietern zu schaffen.

Positiv hingegen ist die Ankündigung von Facebook, den Messenger-Dienst mit einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung auszurüsten. Das würde die Kommunikation von Milliarden Menschen deutlich sicherer machen. Das ist aber auch schon das einzig Gute an dieser Ankündigung. Die negativen Auswirkungen überwiegen.

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8 Ergänzungen

  1. „Dafür braucht Facebook noch nicht mal den genauen Inhalt der Nachrichten zu kennen. Es reichen die Metadaten, also wer mit wem zu welcher Uhrzeit geschrieben hat.“

    „Positiv hingegen ist die Ankündigung von Facebook, den Messenger-Dienst mit einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung auszurüsten. Das würde die Kommunikation von Milliarden Menschen deutlich sicherer machen.“

    Was den nun? Nichts ist in diesem Fall an eine Verschlüsselung positiv! Es ist ausschliesslich Augenwischerei, besonders dann, wenn nicht einmal der Sourcecode offen gelegt wird. Dann ist nämlich die Verschüsselung auch nur ein Potemkinsches Dorf.

  2. Ist WA inzwischen nicht schon seit einiger Zeit Ende-zu-Ende verschlüsselt? Mir wird das zumindest immer angezeigt, wenn ich einen Chat mit jemanden neues starte.

  3. Wo fängt die Ende-zu-Ende Verschlüsselung an und wo hört sie auf?

    Vor Jahren wo ich noch Facebook, WhatsApp & Co benutzt habe, um mich dem Gruppenzwang zu beugen, hat bspw. der Facebook Messanger Links die anderen geschickt habe direkt nach dem Absenden zensiert. Das ging ruck-zuck voll automatisiert. Mein Gegenüber hat den gar nicht bekommen. Da ging es glaube ich um ziemlich blutige Fotos von Unfällen aber auch teilweise völlig harmlose Links die in die false-positiv Liste bei FB gepflutscht sind.

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Datenkrake Facebook inzwischen die Nachrichtenanalyse abgestellt hat. Das ist doch keine Ende-zu-Ende Verschlüsselung, wenn die Post Dein Brief vorher durchliest, ihn sicher von A nach B transportiert und beim Aufmachen zur Sicherheit vlt. auch noch mal inhaltlich überprüft. Man denke nur an Nachrichten von Europa nach China und zurück. Da herrschen völlig andere Gesetze.

  4. Ich benutze selber keine Facebook Produkte. Eine wirksame Ende zu Ende Verschlüsselung kann ich trotzdem positiv bewerten, auch wenn sie von Facebook kommt. Sie schließt auch Content-Analyse bzw. Zensur aus.
    Aber natürlich bietet Closed Source keine Möglichkeit zu prüfen, ob auch wirklich wirksam E2E verschlüsselt wird. Ich kenne jedoch bezgl. WhatsApp aber keinen Fall, in dem die gebrochen wurde.
    Dennoch: E2E bietet keine Anonymität, und generiert auch Metadaten, die u.a. Rückschlüsse auf kommunizierte Inhalte zulassen. Meist gibt es irgendwo auch Übergänge in die unverschlüsselte Welt, gerade beim Messaging. Wer sicher kommunizieren will sollte und wird vermutlich keine Facebook Produkte wählen.

  5. Ich habe eine Frage:
    Einige Freunde und Bekannte, die WhatsApp benutzen, sind nur schwer bis gar nicht zu überzeugen auch Telegram zu nutzen (ich weiß, ebenfalls ein Privat-Unternehmen mit untransparenter Finanzierung und auch noch aus der Schweiz). Aber, wenn ich mich bei Whats-App anmelde, gehen meine Daten doch somit fast automatich an alle anderen Facebook-Services (Monopol-Stellung!), die ich gar nicht benötige. Meine Frage, da ich mich nicht bei WhatsApp anmelden werde: Was kann es denn mehr als insbesondere Telegram, daß seine User so unwillig sind wenigstens daneben (!) noch weitere Messenger zu installieren?

    1. Aus eigener Erfahrung: Selbst nicht auf WhatsApp gehen ist eine gute Methode, um andere Leute auf z.B. Signal zu holen. Viele Leute wollen alles über einen Messenger machen, daher kommt der Widerstand gegen weitere Apps. Dieser lässt sich mit viel gutem Zureden und testweisen Installationen von Signal aber erfahrungsgemäß überwinden. WennLeute mal gesehen haben, dass man mit Signal o.ä. genauso einfach kommunizieren kann, dann geht das schon. Wichtig ist aber, dass man sich selbst rar macht bei WhatsApp, sonst gibt es ja keine Anreize etwas anderes zu nutzen. Von Telegram würde ich persönlich wegen der nicht-verschlüsselten Gruppenchats abraten.

  6. „Positiv hingegen ist die Ankündigung von Facebook, den Messenger-Dienst mit einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung auszurüsten. Das würde die Kommunikation von Milliarden Menschen deutlich sicherer machen.“

    Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ist Schwachsinn, wenn man die Fingerprints beider Kommunikationspartner nicht verifiziert und vorallem durch ClosedSource nicht weiß, ob und wie gut die Verschlüsselung dann überhaupt ist.
    Desweiteren ist ja jedes amerikanische Unternehmen seit dem „patriot act“ dazu verpflichtet bei Ermittlungen eine Schnittstelle zu bieten, um Kommunikation mitzuschneiden und zu lesen.

    Die sicherste Möglichkeit ist, solche Dienste nicht zu nutzen und auf unkommerzielle, opensource und förerale Kommunikationsnetze zu setzen, wie z.B. xmpp und matrix.

    Ich wünsche ein schönes Wochenende

  7. Hier muss der Gesetzgeber vorschreiben, dass es
    – offene Schnittstellen zu beliebigen Kommunikationssystemen gibt.
    Denn offensichtlich gibt es ja die „Abhörschnittstellen“ und damit bereits eine erste „Offenlegung“ von Schnittstellen.
    Wie sonst sollte das kommerzielle Netzwerk zum wirklich sozialem Netzwerk werden ?

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.