Tracking um jeden Preis: Das Stockholm-Syndrom der Presseverlage

Beim Lobbyismus gegen die neue ePrivacy-Verordnung mischen deutsche Zeitungsverlage ganz vorne mit. Mit aller Macht wollen sie verhindern, dass Nutzerinnen selbst entscheiden können, ob ihr Surfverhalten aufgezeichnet wird. Verzweifelt halten sie an einem überholten Geschäftsmodell fest – und merken nicht, welchen Schaden sie dabei anrichten.

Auch wenn weniger Datenschutz das momentane Geschäftsmodell vieler Medien vereinfachen würde: Für Presse- und Meinungsfreiheit ist er eine Grundvorraussetzung. – Gemeinfrei-ähnlich freigegeben durch unsplash.com rawpixel

Während in Deutschland noch über die vor zwei Jahren beschlossene Datenschutzgrundverordnung gestritten wird, tobt in der EU die nächste Lobbyschlacht um die Regulierung des Datenkapitalismus. Ein Anfang der Woche veröffentlichter Bericht der Nichtregierungsorganisation Corporate Europe Observatory zeichnet nach, unter welchem Lobby-Druck die europäischen Gesetzgeber bei der Reform der 16 Jahre alten ePrivacy-Richtlinie derzeit stehen. An vorderster Front arbeiten demnach nicht nur klassische Datenkonzerne, sondern auch deutsche Presseverlage und ihre Dachverbände gegen das Vorhaben, mit dem die EU die digitale Kommunikation von Menschen in Europa wirksamer schützen will.

Als Ergänzung zu der sehr allgemein gehaltenen DSGVO sollte die ePrivacy-Verordnung eigentlich am 25. Mai in Kraft treten. Unter anderem sollten dann besonders strenge Datenschutzregeln für moderne Kommunikationsdienste wie Whatsapp, Skype und GMail gelten, wie es sie bisher nur für SMS und Telefonie gibt. Doch Seite an Seite mit Google und Facebook, Telekommunikationskonzernen und der Tracking-Branche machen Springer, FAZ und Co. seit mehr als einem Jahr heftig Stimmung gegen die Pläne der EU.

Fast im Wochentakt schießt diese denkwürdige Koalition gegen die Reform – mit immer neuen offenen Briefen, einseitigen Auftragsstudien [PDF], Hinterzimmergesprächen und Internetfilmchen, die vor der „App-okalypse“ durch Datenschutz warnen (deutschsprachige Zusammenfassung des Bericht von Corporate Europe).

Wie es aussieht, mit Erfolg: In eineinhalb Jahren haben es die Mitgliedstaaten der EU immer noch nicht geschafft, sich im Ministerrat auf eine Position für die Verhandlungen mit den anderen EU-Institutionen zu einigen. Veröffentlichte Zwischenstände lassen Corporate Europe zufolge jedoch bereits auf profunden Einfluss der Industrie schließen. Den deutschen Verlagen geht es dabei vor allem darum, die angedachte Regulierung von Online-Tracking zu verhindern. Denn nach dem Willen von EU-Kommission und -Parlament soll die Reform das Aufzeichnen des Surfverhaltens über verschiedene Webseiten hinweg mit Tracking-Cookies, Browser-Fingerprinting und anderen Methoden deutlich strenger regeln. Während statistische Reichweitenmessungen und der Einsatz von Cookies, die für das Funktionieren von Webseiten notwendig sind, grundsätzlich erlaubt sein sollen, wäre Tracking nur dann erlaubt, wenn Nutzerinnen ihr explizites Einverständnis geben.

„Angriff auf den freien Journalismus“

Für ihn ist die ePrivacy-Reform „Wahnsinn“: Springer- und BDZV-Chef Matthias Döpfner. - CC-BY-SA 3.0 Axel Springer AG

Um das Zustimmungsmanagement gegenüber hunderten von Anbietern zu erleichtern, sollen entsprechende Einstellungen in Browsern und anderer Internetzugangssoftware rechtlich bindend werden. Die von den Datensammlern zu Tode ignorierte Idee des Do-Not-Track-Standards würde dadurch wiederbelebt. Ginge es nach dem EU-Parlament, wären diese Optionen ab Werk so voreingestellt, dass standardmäßig kein Tracking geschieht – Privacy-by-Default. Wer personenbezogene Daten sammeln und Profile erstellen will, müsste dann das Vertrauen der Menschen erwerben und sich von ihnen whitelisten lassen.

Gemeinsam mit einem starken Koppelungsverbot, demzufolge die Nutzung einer Webseite nicht davon abhängig gemacht werden darf, dass man das eigene Verhalten aufzeichnen lässt, würden diese Ansätze ohne Zweifel zu einer Zäsur im Geschäft mit personalisierter Werbung führen. Auch wenn die Adtech-Branche ständig betont, alle Menschen würden relevantere weil verhaltensbasierte Werbung wollen, ist es unwahrscheinlich, dass das Geschäft wie bisher weitergehen würde.

Presseverlage sehen deshalb ihre fragile Profitabilität gefährdet. Diese gründet sich heute, 20 Jahre nachdem Zeitungen anfingen, ihre Inhalte kostenlos ins Netz zu stellen, schließlich zu guten Teilen auf personalisierte Online-Werbung. „Wahnsinn“ nennt Springer-Chef Matthias Döpfner die Reform. Als „Angriff auf den freien Journalismus im Netz“ bezeichnen die Zeitungsverbände VDZ und BDZV den Verordnungsvorschlag deshalb. In einem weiteren offenen Brief warnen sie, Europa dürfe „die Datenrevolution nicht verpassen“, indem es mit Datenschutz Innovationen behindere.

Was aber sollen das für Innovationen sein, die nur ohne Kenntnis und Zustimmung derjenigen funktionieren, denen sie angeblich dienen sollen? Das allgegenwärtige Online-Tracking hat schließlich mit dazu geführt, dass der informationelle Kontrollverlust für viele heute Alltag ist.

Das haben die Menschen satt: Konsultationen und Umfragen zur ePrivacy-Reform zeigen eindeutig, dass ein Großteil der Europäerinnen einen einfacheren Weg will, Tracking zu unterbinden. Ganze 89 Prozent sprachen sich für die vorgeschlagene Browser-Lösung aus. Vor allem aber wollen sie endlich eine Wahl haben.

Schlechter Schnitt für alle

Die Presseverlage aber verteidigen mit ihrem aggressiven Lobbyismus gegen die ePrivacy-Reform einen Status Quo, in dem die Datensammler machen, was sie wollen. Schließlich sind sie Teil des Problems – aller Warnungen vor den Chilling Effects permanenter Überwachung zum Trotz. 40 Prozent der Teilnehmenden einer repräsentativen EU-Umfrage gaben an, bestimmte Webseiten zu meiden, weil sie Angst vor Überwachung haben.

Knapp 80 Targeting-Cookies zählt Cookiepedia momentan auf Zeit Online, mehr als 300 sind es bei Spiegel Online. Beim Aufruf fast aller deutschsprachiger Online-Medien dokumentiert trackography.org dutzende Verbindungen zu Servern von Drittanbietern. Hinter digitalen Werbeanzeigen steht heute ein komplexes Geflecht aus tausenden Firmen. Selbst wenn sie es wollten – die Datenflüsse zwischen diesen Plattformen können die Verlage gar nicht kontrollieren.

Stattdessen berufen sie sich darauf, es ginge ja nur um „anonymisierte“ oder zumindest pseudonymisierte Daten – Nutzerinnen seien schließlich nicht mit Namen bekannt. Doch wie aussagekräftig auch vermeintlich anonymisierte Tracking-Daten sind, ist längst dokumentiert: 2016 konnte beispielsweise ein Recherche-Team des NDR von einem Databroker einen Datensatz mit angeblich anonymisierten Browserverläufen erwerben. Darin fanden sich hochsensible Informationen unter anderem über einen Polizisten, einen Richter und Bundestagsmitarbeiterinnen – zum Beispiel aus dem Büro des heutigen Kanzleramtsministers Helge Braun.

Auch wenn weniger Datenschutz das momentane Geschäftsmodell vieler Medien vereinfachen würde: Für Presse- und Meinungsfreiheit ist er eine Grundvoraussetzung. Deshalb muss man Tracking nicht grundsätzlich verbieten – aber Nutzerinnen effektive mehr Möglichkeiten zur Selbstbestimmung bieten. Doch statt nach einem konstruktiven Ausgleich zu suchen, versuchen die Verlage, dem Widerstand gegen ePrivacy die Aura einer demokratischen Notwendigkeit zu verleihen. Ihre Bündnispartner schrecken nicht mal davor zurück, die Verordnung als künftigen Motor für Fakenews zu dämonisieren.

Das Leistungsschutzrecht lässt grüßen

Dabei machen die Medienhäuser in ihrer Abhängigkeit von den Werbeplattformen nicht mal einen guten Schnitt: Nicht nur die Daten ihrer Leserinnen gehen an die undurchsichtigen Drittanbieter, sondern auch ein substanzieller Anteil der Werbeeinnahmen. Das ist das Stockholm-Syndrom der deutschen Presseverlage. Sie haben sich in Geiselhaft nehmen lassen von einem Geschäftsmodell, welches das nächste Cambridge Analytica produzieren könnte. Jetzt kommen sie nicht mehr davon los und verteidigen es – koste es, was es wolle.

Mit ihrer Kampagne gegen ePrivacy gefährden sie schließlich die gesamte Verordnung, auch wenn sie viele Aspekte enthält, die die Verlage gar nicht betreffen. So könnten mit der Reform die strengen Datenschutzregeln, die heute für SMS und Telefonie gelten, künftig auf Messenger, Internettelefonie und Webmailer ausgeweitet werden. Skype und Whatsapp dürften dann nicht mehr so einfach Metadaten auswerten, Mailanbieter nicht mehr die Nachrichten ihrer Nutzerinnen durchleuchten. Wenn das Parlament sich durchsetzt, müssten Strafverfolgungsbehörden und Geheimdienste außerdem mehr Transparenz darüber schaffen, wie häufig sie auf private Kommunikation zugreifen. Und für die Anbieter von Kommunikationsdiensten würden eine Verschlüsselungspflicht und ein Backdoor-Verbot gelten – ein Quantensprung für den Schutz unserer Kommunikation.

Der Lobbyismus der Verlage wäre erträglicher, wenn es in den Medien gleichzeitig wenigstens eine offene und ernste Debatte über die ePrivacy-Reform gebe. Stattdessen erleben wir die schizophrene Situation, dass in den Print- und Online-Ausgaben vieler Zeitungen weiter abstrakt vor den Auswüchsen des Datenkapitalismus gewarnt wird, während die Verlage selbst massiv gegen dessen Regulierung arbeiten. Dabei treffen wir auf altbekannte Argumentationsmuster, die stark an die Debatte um die Einführung des verkorksten Leistungsschutzrechts erinnern: Die Verlage setzen jegliche Finanzierungform ihres Geschäfts pauschal mit dem Wohl des Journalismus und einer funktionsfähigen Demokratie gleich.

Wo bleibt die Debatte?

Am ehrlichsten ist da noch die Frankfurter Allgemeine Zeitung: Zur ePrivacy-Reform veröffentlichte sie im vergangenen Jahr ganze drei Artikel: Ende Mai 2017 informierte sie ihre Leserschaft über einen offenen Brief gegen die angedachte Browser-Regelung, den sie mitgezeichnet hatte. Kurz vor der Abstimmung im EU-Parlament erschien dann ein Gastbeitrag des CDU-Abgeordneten Axel Voss. Darin verglich er die Datenschutzbemühungen des Parlaments mit iranischen Religionswächtern und schimpfte über „Digitalgutmenschen“. Nachdem das EU-Parlament dann für eine strikte ePrivacy-Position gestimmt hatte, erschien ein Artikel, der schlicht die Argumente der ePrivacy-Gegner wiederholt. Hinweise auf die Lobbyaktivitäten des Verlages fehlten in beiden Texten.

Natürlich ist es das gute Recht der Medienhäuser, an ihre finanzielle Sicherung zu denken. Und dass außer der FAZ scheinbar kein großer Presseverlag die inhaltliche Linie seines Blattes an den wirtschaftlichen Interessen seines Betriebes ausrichtet, spricht zunächst mal für die hiesige Medienlandschaft. Aber reicht uns das? Wenn wir aus der verspäteten Debatte um die Datenschutzgrundverordnung eines gelernt haben, dann doch, dass es eine frühzeitige öffentliche Diskussion über konkrete Ziele, Funktionen und Grenzen von Datenschutzgesetzen braucht. Was muss an der Verordnung noch verbessert werden? Wo könnten ungewünschte Nebeneffekte entstehen? Und welche sonstigen Alternativen gibt es zum Wilden Datenwesten?

In diesem Zusammenhang sollten wir dann gleich auch darüber diskutieren, wie gute Online-Werbung jenseits von stupidem datenbasierten Retargeting künftig aussehen könnte – und was uns Qualitätsjournalismus Wert ist. Denn ePrivacy-Reform hin oder her: Die Verlage verlieren auf dem digitalen Werbemarkt ohnehin an Boden. Nicht umsonst experimentieren sie so viel mit Bezahlschranken wie nie (hinter denen trotzdem fleißig Daten gesammelt werden).

Mehr Selbstbestimmung über Tracking darf nicht dazu führen, dass nur Wohlhabende es sich leisten können, nicht zwischen Privatsphäre und guten Inhalten entscheiden zu müssen. Also müssen wir Zugänge zu journalistischen Medien in der sozialstaatlichen Grundsicherung stärker berücksichtigen. Vielleicht brauchen wir auch grundsätzlich neue Modelle einer öffentlich-rechtlichen Journalismus-Förderung. Eine funktionierende Demokratie braucht jedenfalls beides: Gut finanzierten Journalismus und mündige Bürgerinnen. Es liegt an den Verlagen, daraus nicht länger einen Widerspruch zu machen.

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19 Ergänzungen

  1. Die Inhalteanbieter unterschiedlichster Art haben sich aufs Tracking und damit auf personalisierte Werbung eingeschossen. Seither halten sie das für der Weisheit letzter Schluss. Dabei übersehen sie allerdings zweierlei:
    1. braucht es wirklich personalisierte Werbung? Ich glaube nicht. Kontextbasierte Werbung könnte durchaus erfolgreich sein, aber hat das schon mal jemand ausprobiert? Wenn Jemand Netzpolitik aufruft, dann interessiert sich derjenige für Netzthemen, wenn jemand Seiten mit Computerthemen ansieht, dann sind Computer offensichtlich in seinem Focus, wer Seiten zum Thema Fahrrad liest will eher nicht Autowerbung sehen… Die Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzten. Aus dem Inhalt der aufgerufenen Seite kann der Werbetreibende durchaus gewisse Rückschlüsse ziehen, ohne das es Tracking braucht.
    2. Solche Dinge wie Tracking und online-Werbung funktionieren nur dann, wenn es für beide Seiten, Anbieter wie Nutzer, in Ordnung ist. Bei der Umsetzung kümmern sich die Anbieter allerdings nur um ihre Interessen, und fragen nicht einmal ansatzweise danach, was denn die Kunden bereit sind zu akzeptieren. Wenn zu viel Werbung auf einer Seite ist, und die womöglich auch noch penetrant ist und nervt, dann wehrt sich der eine oder andere Kunde eben mit einem Adblocker dagegen. Mit Tracking ist es dasselbe. Nur wenn es zu einem vernünftigen Interessenausgleich zwischen Anbieter und Kunde kommt kann das ganze auf Dauer funktionieren. Aber dazu müssten sich Springer und Co. in die Situation ihrer Kunden versetzten und Verständnis für deren Sicht entwickeln. Das kriegen sie seit Jahren nicht auf die Reihe. Wenn sich die Kunden aufgrund dieser Versäumnisse wehren und Gegenmaßnahmen ergreifen, dann verstehen die Pappnasen die Welt nicht mehr, wundern sich, tun sich selber furchtbar leid, aber schuld sind natürlich die Kunden, die nicht brav jede noch so bittere Pille schlucken, die ihnen serviert wird. Die Folge ist, das sie wieder das übliche Gewäsch von sich geben, das von Ende des Journalismus bis Untergang des Abendlandes reicht. Hockt euch doch in die Ecke und heult, weil eure Kunden ihren eigenen Kopf haben.

  2. „Um das Zustimmungsmanagement gegenüber hunderten von Anbietern zu erleichtern, sollen entsprechende Einstellungen in Browsern und anderer Internetzugangssoftware rechtlich bindend werden.“

    WTF?

    Rechtlich verbindliche Einstellungen in Browsern? Reicht es nicht, wenn man, um nicht getrackt zu werden, einfach einen Knoten ins WLAN-Kable macht?

  3. Eine rechtlich verbindliche Do-not-track Voreinstellung?
    > Das gilt dann hoffentlich auch für den Tor-Browser

  4. Schöner Beitrag. Das Getracke ist beeindruckend. Ich kann mir trotzdem nicht vorstellen, dass es viele Leute gibt, die die Seiten der Qualitätsmedien überhaupt aufrufen. Die meisten „Nachrichten“ sind unwichtig. Dann gibt es undifferenziert betrachteten Einheitsbrei statt Meinungsvielfalt. Da dürfte eher das Problem liegen. Paywall fände ich persönlich in Ordnung, falls ich sowas nutzen würde, müsste sich der Anbieter allerdings verpflichten die Werbung auf das in Printmedien Übliche zu beschränken und jedes Tracking zu unterlassen.

    @ peter sagt: 8. Juni 2018 um 15:04 Uhr
    Der Tor-Browser bei sicherster Sicherheitsstufe ist der mit Abstand am schlechtesten trackbare Browser. Dann kommt ein extrem aufgebohrter Firefox. Zum Vergleich noch ein Chrome. Gerade geprüft unter ArchLinux. Die Werte auf Windows Rechnern sind schlechter. Getestet auf panopticlick.eff.org. Tor 92/6,5, Firefox 60 (stark aufgebohrt) 9778/13,3 und Chromium nur mit uBlock origin 1672171/20,67. Unter Windows Firefox 52.8 ESR wieder genauso aufgebohrt 209038/17,7 und Tor wieder 82/6,5. Chrome wieder identisch. Firefox 61 unter Windows 418100/18,7. Unter Windows ein älterer Firefox ESR auf die gleiche Art „gehärtet“ 185814/17,5. Noch ältere Versionen kamen fast an den Tor ran. Der Firefox hat arg nachgelassen. Ohne in der Registry und mit AddOns nachzuhelfen sind Chrome, Opera oder Edge genauso (schlecht) vor Trackern „geschützt“. Irgendwelche DoNotTrack-Einstellungen kann man weglassen, berücksichtigt niemand.

    Mit dem Tor-Browser bei hoher Sicherheit kann man natürlich nicht alle Seiten ansehen. Auf viele Angebote könnte ich grundsätzlich verzichten.

  5. Lasst uns bitte erst einmal den BND bändigen, bevor wir uns anderen Baustellen zuwenden. Die staatliche Schnüffelei ist um Größenordnungen gefährlicher als die – sicher oft problematischen
    – Geschäftsmodelle der Verlage.

  6. Liebe Datensammler, wir machen euch ein Angebot. Wie wäre es, wenn ihr erstmal mit gutem Beispiel voran geht, und uns alle Daten über euch gebt? Dann sind auch wir vielleicht zu weiteren Zugeständnissen bereit…

    Na? Das klingt doch fair, oder?

  7. Man könnte den Herren Döpfner und Voss einmal ungefragt mehrere Wochen auf Schritt und Tritt folgen. Notieren, wohin sie gehen; fotografieren; ansprechen. Die Informationen mit anderen teilen. Sehr schnell würden sie sich als Opfer von Stalking bezeichnen.

    Tracking usw. ist Stalking auf Elektronisch.

  8. @Tim
    Die Polizei hat theoretisch enorme Möglichkeiten. Laut heise.de (heute) sollen sie sogar in Wohnungen einbrechen dürfen, um ihre Schadprogramme auf IT-Geräten zu installieren. Gefährlicher ist sie deshalb m. M. trotzdem nicht. Geheimdienste halte ich persönlich für Spinner. Die sollen erst mal das Mobilteil von Frau Kanzlerin und ihr Vorzimmer verteidigen, bevor sie sich größeren Aufgaben widmen. Neben der Tatsache, dass Kriminelle nicht zwingend dumm sein müssen.

    Die „Dienste“ wollen spionieren. Die „Werbetreibenden“ wollen Dich manipulieren. Wenn Du in Friedrichhain immer mal Autos abfackeln solltest, kannst Du das Problem natürlich nur anders herum sehen. Dann wünsche ich Dir allerdings auch „Kordel mit Seife“.

  9. Nur Frauen? Oder weshalb wird in der Überschrift nur von Nutzerinnen geschrieben? Vielleicht solltet ihr doch lieber korrekt Nutzer und Nutzerinnen ausschreiben, wenn euch oder eure Leserschaft die Verwendung einer geschlechtlich nicht spezifizieren Gruppenbezeichnung (in diesem Fall einfach „die Nutzer“) sprachlich überfordert.

    1. Das ist aber noch kein Grund, nun in den Pluralis Majestatis zu verfallen, das überfordert sprachlich doch etwas. (Und die Überschrift ist übrigens das ganz oben. :)

  10. Mich ärgert immer, dass die davon sprechen, dass die Menschen personalisierte Werbung wollen. Ja, schon. Aber nur wenns auch funktioniert. Suche ich „Schuhe Übergrößen“ will ich eben nicht tolle Schuhe sehen, die es nicht in Übergrößen gibt. Aber so funktioniert die Auslieferung – keyword passt so irgendwie ungefähr nen bisschen. Dafür habe ich jetzt meine Daten übergeben, damit ihr das wichtigste Wort ignoriert? Das geht bei allem möglichen so. Erzählt mir nichts von personalisierter Werbung, kommt mit ihr wieder!

    1. Lustig wird’s halt dann, wenn die App weiß, daß die gekauften Schuhe (in Übergröße) in einem Jahr durchgelaufen sein werden – und Ihnen dann, auf den Tag genau, wenn’s weh tut, nun, neue, bessere Schuhe anwirbt!

      Käme ja sicher auch niemand auf die Idee zu fragen, warum die App nicht gleich gesagt hatte, daß diese Schuhe nur ein Jahr halten werden würden.

  11. „Eine funktionierende Demokratie braucht jedenfalls beides: Gut finanzierten Journalismus und mündige Bürgerinnen. Es liegt an den Verlagen, daraus nicht länger einen Widerspruch zu machen.“

    Ich stimmte zu, allerdings liegt es nicht nur an den Verlagen, sondern auch an den Nutzern. Wer Werbung blockiert trägt automatisch dazu bei, dass Angebote zunehmend kostenpflichtig werden. Sich dann anschließend darüber zu beschweren, dass die Angebote nur noch für wohlhabende Menschen zugänglich sind, ist schon ziemlich absurd. Wer keine Lust auf Werbung hat kann die Angebote der Öffentlich-rechtlichen Medien nutzen und gut ist es.

    Was mich interessieren würde: Seid Ihr grundsätzlich gegen jede Art von Tracking, also zum Beispiel auch gegen das Tracking der VG Wort, wie es von netzpolitik.org genutzt wird? Oder nur gegen bestimmte Tracker? Ist es für Euch in Ordnung, die Anzahl von Besuchern auf einem Angebot zu messen (Piwik? Google Analytics?) Oder geht das auch schon zu weit? Wo zieht Ihr die Grenze?

    1. Es gibt einen gravierenden Unterschied zwischen Tracking, also dem Nachverfolgen einzelner Individuen durch das Netz mit dem Ziel der Zusammenführung dieser Informationen in einem (peudonymisierten) Profil, und statistischen Zählungen, bei denen keine Profile angelegt werden. Letzteres passiert bei der Reichweitenmessung durch die VG Wort und durch richtig konfigurierte Analyse-Plugins à la Piwik/Motomo. Das halte ich für unproblematisch. Wer aber Google Analytics einsetzt und z.B. weder IP-Adressen kürzen lässt noch Datenübertragung an Google unterbindet, füttert die Tracking-Maschine von Google/Alphabet. Das finde ich nicht okay.

  12. @PepeCyB schrieb:
    „Reicht es nicht, wenn man, um nicht getrackt zu werden, einfach einen Knoten ins WLAN-Kabel macht?“

    Ich hab’s versucht das WLAN-Kabel will sich einfach nicht verknoten lassen.

  13. Durch die Verzögerung der ePrivacyVO ist ja nun erstmal DSGVO anwendbar. Das dürfte doch eigentlich der Gau in puncto Transparenz sein – alles muss nach Art. 12ff offengelegt werden.
    Für alle Browserhwrsteller dürfte doch nun auch privacy-by-default gelten, warum also nicht gegen diese vorgehen, wenn nicht umgesezt? Ob die das dann wieder zurückdrehen erscheint fraglich…
    Ob ein Profiling und eine Drittlandsübermittlung (wo bitte kann ich mein Recht wahrnehmen, die DataTransferAgreements oder sonstige Garantien bei Drittstaatenübermittlung einzusehen?) durch berechtigtes Interesse nach Art 6 Abs.1 f) gerechtfertigt werden kann und nicht doch einer Einwilligung bedarf (bei mehr als 50 Trackern???), wäre zu challengen.

  14. Offener Brief an die Verlage und Gegner der eprivacy-Verordnung:

    Ich kann es nicht nachvollziehen, warum der Datenschutz als innovationshemmend angesehen wird. Und warum jetzt so massiv gegen den Datenschutz als solcher lobbyiert wird.
    Ich erinnere gerne noch mal. Datenschutz ist ein Grundrecht- Datenschutz ist Persönlichkeitsschutz, er schützt nämlich die personenbezogenen Daten und damit die Person vor Mißbrauch und Manipulation.

    Gerade die digitale Wirtschaft sollte ein fairen Bedingungen interssiert sein- damit meine ich die Bedingungen zwischen Kunden und den Unternehmen.
    Denn die Unternehmen in der digitalen Welt haben dem Kunden eines voraus- die Unternehmen sammeln Kundendaten nach Gutdünken und sind dabei extrem intransparent und teilweise außerhalb des Gesetzes- bislang ohne rechtliche Konsequenzen.
    Das ist höchst innovationsfeindlich, es stärkt nämlich nicht das Vertrauen und schon gar nicht die Kundenbindung. Die Kunden sind Ihnen unkontrolliert und ohnmächtig ausgeliefert!
    Ich hoffe, die digitale Wirtschaft sieht den Kunden und seine Grundrechte (bald mal wieder) im Vordergrund!

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.