Soziologin Zeynep Tufekci: Datenportabilität ist nicht die Lösung

Die Soziologin Zeynep Tufekci: „Transparenz alleine hilft uns nicht weiter.“ CC-BY-SA 2.0 personaldemocracy

Die Soziologin Zeynep Tufekci ist im globalen Kampf gegen den Datenkapitalismus und die Privatisierung öffentlicher Räume im Internet eine wichtige Stimme. In einem Interview äußert Tufekci nun Skepsis an einer für manche zentralen Bestimmung der Datenschutz-Grundverordnung, jenes im Mai in Kraft tretenden EU-Gesetzes, auf das Datenschützer in Europa ihre Hoffnungen setzen. Das EU-Datenschutzgesetz sieht vor, dass jeder das Recht hat, die ihn betreffenden oder von ihm zur Verfügung gestellten Daten von den sammelnden Firmen und Organisationen einzufordern. Damit sollen etwa Lock-In-Effekte vermieden werden, die das Wechseln von Dienstleistern schwierig macht.

Das Prinzip der Datenportabilität kann aber auch zu bisher kaum vorhergesehenen Problemen führen, sagte Tufekci im Interview mit dem Schweizer Online-Magazin Republik:

Ich glaube, die Datenportabilität wird nicht das bewirken, wofür sie gedacht ist. Wenn die Facebooks und Googles dieser Welt kommen und sagen «Hey, wir bezahlen dich für deine Daten», dann wird das eine Mehrheit der Leute tun, ob gut ausgebildet oder nicht. Es ist schwierig für den Einzelnen zu verstehen, was diese neue Freiheit auf einer kollektiven Ebene bedeutet. Plötzlich haben wir dann eine neue Hierarchie, es gibt Menschen mit teuren Daten und Menschen mit Trashdaten.

Für Tufekci ändern Ansätze wie jener der Datenportabilität nichts am Hauptproblem: Die Datenansammlungen durch Quasi-Monopolisten wie Facebook und Google. Für vielversprechender hält sie daher den ebenfalls in der Datenschutzgrundverordnung verankerten Grundsatz der Datenminimierung. „Transparenz alleine hilft uns nicht weiter“, urteilt die Soziologin.

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2 Ergänzungen

  1. „Datenportabilität ist nicht die Lösung:“ – ist zwar schön zitiert, keine Datenportabilität ist aber auch keine Lösung.

    Wir hätten mit der DSGVO, dem EU Recht und #deleteFB endlich ein gewisses Moment, die Monopolisierung zu stoppen. Aber einige haben nicht’s besseres zu tun als den Status Quo schön zu reden.

    Schön Kontrollverlust predigen.

  2. Da ist viel Unsinn drin. Wenn Google oder Facebook Monopole wären, dann gäbe es keine Datenportabilität. Hätten sie gleiche Funktionalität, wo ich mit exportierten Daten beim jeweils anderen importieren könnte, wären sie ein Oligopol. Was im Kapitalismus völlig anders zu deuten ist und von den Kartellwächtern noch schwerer als Marktmachtmissbrauch zu ahnden wäre. Schon heute tun sich die Kartellwärter schwer, den US-Firmen das Geschäft kaputt zu machen mit Monopolgesetzgebung. Hilfsweise versuche es die Monopolwächter entartet jetzt über den Datenschutz.
    https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/datenschutz-kartellamt-ruegt-facebook/20749196.html

    Der Hinweis auf die Datenminimierung ist genauso unsinnig. Facebookusern kommt es ja gerade darauf an, dass sie von vielen gesehen werdn. Möglichst viel von ihnen. Und die Likes sind ja nicht nur dazu da, dass man einem Autor sein Wohlgefallen dar tut. Sondern auch, dass möglichst viele Leute diese Likes sehen.
    Nimmt man noch hinzu, dass Herr Beckedahl hier vorige Tage dar tat, dass er aus geschäftlichen Gründen auf Facebook postet, weil dadurch viel Traffic nach netzpolitik.org kommt, dann unterscteicht das die völlig Weltfremdheit der Datensparsamkeit der Dame.

    Die Datenminimierung ist großer Bullshit udn für netzpolitik.org einfach nur geschäftsschädigend, wie vieles in der DSGVO, die von weltfremden Fundis im Hass auf US-Konzerne gemacht worden ist, ohne dass auch nur im geringsten der Datenschutz in Europa das geringste bewirkt hätte, wie wir in Cambridge in UK gesehen haben, wo trotz des angeblich trefflichen Datenschutzes in Europa einfach ein Prpofessor illegal wissenschaftliche Daten an einen Commercial in UK verkauft, ohne dass ihm für seine 800.000 € Tat Gefängnis drohte, weil in Europa Datenschutzdelikte als ein Kavaliersdelikt angesehen werden. Die Fundis kümmern sich weder um Datenschutz als Straftatsdelikt noch beschützen die europäischen „Datenschutz“fundis den europäischen Bürger vor einem übergriffigen Gestapo-Staat wie wir es mit dem Bundestrojaner und den bayerischen Sicherheitsgesetzen sehen. Den „Datenschutz“fundis im EU-Parlament geht es also gar nicht um Datenschutz, sondern nur darum, verhasste US-Konzerne maximal kommerziell zu schädigen.
    Da kann ich drauf verzichten. Aber so ist das, wenn man von einer Partei der Friedensbewegung zur Kriegstreiber-Partei wird, wie wir 1998 schon in Jugoslawien sehen durften. Auf dem Ticket des Guten die Macht ergreifen und dann das Böse tun.

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