Koffein für den #35C3: Drei Fragen an Kathrin Grannemann von den Coffeenerds

Am Stand der Coffeenerds auf dem Kongress des Chaos Computer Clubs wird Gourmet-Kaffee nicht einfach über den Tresen gereicht. Hier muss man selbst Hand an den Filter legen – und das ist Konzept.

Menschen bereiten Kaffee zu
Kaffee gegen Spende zum Selbstaufbrühen: Am Stand der Coffeenerds ist ständig Betrieb. CC-BY 2.0 Chris Köver

Wer auf der Konferenz des Chaos Computer Clubs an den Stand der Coffeenerds kommt, muss erst mal richtig arbeiten. In einem Holzregal kann man aus verschiedenen Bohnen wählen, auf dem Tisch stehen elektrische Waagen bereit, ein Wasserkocher, eine beeindruckend große Mahlmaschine, verschiedene Handfilter – und drum herum sammelt sich zu fast jeder Tages- und Nachtzeit eine Traube Konferenzbesucher*innen auf der Suche nach Koffein.

Der Stand zählt zur kritischen Infrastruktur auf dem Kongress, manche sagen, es sei die wichtigste überhaupt. Wir sprachen mit Kathrin Grannemann, Coffeenerds-Gründungsmitglied, über die Idee des Brew-It-Yourself.

Kathrin Grannemann vor einer Kaffeemahlmaschine
Kathrin Grannemann ist Coffeenerd der ersten Stunde. - CC-BY 2.0 Chris Köver

netzpolitik.org: Ihr betreibt seit fünf Jahren auf dem Congress einen Stand, an dem man sich mit Profi-Equipment selbst Kaffee mahlen und aufbrühen kann. Warum macht ihr das?

Kathrin Grannemann: Weil wir denken, dass Leute guten Kaffee verdient haben. Oft ist es so, dass die Kaffeestände vergleichsweise normalen Kaffee anbieten. Wir wollen den Leuten die Möglichkeit geben, einen ausgewogenen Kaffee zu trinken, den sie sich vom Geschmack her selbst aussuchen können. Ich mag zum Beispiel sehr gerne säurearme Kaffees. Das Problem ist: viele Mischungen sind auf einen Standard runtergebrochen. Dabei gibt es so viele Geschmacksrichtungen: Lakritz, Schokolade, Zitrusfrüchte, Beeren. Kaffee ist mehr als nur schwarze Flüssigkeit, die in einen Becher fließt.

netzpolitik.org: Euer Konzept heißt „Brew it yourself“, das heißt, wer an euren Stand kommt, muss sich selbst Bohnen aussuchen, sie abwiegen, mahlen, den Kaffee selbst von Hand aufgießen. Dabei wird er oder sie von euch angeleitet. Warum macht ihr den Kaffee nicht einfach selbst?

Kathrin Grannemann: Wir wollen, dass Leute ein Gefühl für den ganzen Prozess bekommen. Meist geht man in einen Kaffeeladen und denkt: Jetzt brauche ich ein bisschen Koffein. Das wollen wir aufbrechen. Die Leute sollen das Kaffee trinken wieder genießen lernen, erfahren, dass diesem Moment ein bisschen Arbeit vorausgeht. Wenn man selbst den Handfilter nimmt, aufgießt, selbst bestimmt, wie kräftig der Kaffee sein soll – das hat etwas Sinnliches.

netzpolitik.org:Was hat das mit Hacking zu tun?

Zum Hacking-Gedanken zählt ja auch, dass man selber die Parameter bestimmt, ausprobiert, wie man Dinge besser machen kann, beispielsweise dass der Kaffee weniger Bitterstoffe hat, wenn man kühleres Wasser nimmt oder mehr Wasser oder mehr Bohnen. Wir bieten hier Versuchsmöglichkeiten.

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2 Ergänzungen

  1. Zitat: »Warum macht ihr den Kaffee nicht einfach selbst?

    netzpolitik.org: Wir wollen, dass Leute ein Gefühl für den ganzen Prozess bekommen.«

    Das sieht nach Copy/Paste-Fehler aus und ist vermutlich eine Antwort von Kathrin Grannemann.

  2. Völlig einverstanden: Warum macht ihr den Kaffee nicht einfach selbst?
    netzpolitik.org: Wir wollen, dass Leute ein Gefühl für den ganzen Prozess bekommen

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