Jetzt mitmachen: Wir knacken die Schufa (Update)

Diskriminiert die Schufa? Das will das Projekt OpenSCHUFA ab heute herausfinden. Es ruft alle Menschen dazu auf, kostenlos ihren Schufa-Score anzufragen – und anschließend die Daten zu spenden. Mit einer eigens entwickelten Software will OpenSCHUFA das Schufa-Scoring rekonstruieren.

Der Comedian Nico Semsrott wirbt um Datenspenden für OpenSCHUFA.

Ob Kredite, Handyverträge oder Wohnungsbewerbungen – bei wichtigen Verbraucherfragen spielt der Schufa-Score eine zentrale Rolle. Wer zu wenige Punkte hat, geht oft leer aus. Das Scoring-Verfahren des Privatunternehmens Schufa, kurz für „Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung“, ist allerdings höchst intransparent. Als Geschäftsgeheimnis ist es der Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Das will das Projekt OpenSCHUFA ändern. Die Organisationen Open Knowledge Foundation Deutschland und AlgorithmWatch wollen damit eine Software entwickeln, die den Algorithmus der Schufa mit Reverse Engineering zumindest teilweise rekonstruiert.

Dazu rufen sie zur Datenspende auf: Alle Menschen können schon jetzt unter selbstauskunft.net/schufa bei der Schufa kostenlos ihren Schufa-Score anfordern und die Daten – die die Schufa in der Regel per Post zusendet – anschließend an das Projekt spenden. Auch ohne eine Spende ans Projekt kann natürlich eine Selbstauskunft angefordert werden.

Kommen ausreichend Datenspenden zusammen, kann OpenSCHUFA möglicherweise nachweisen, ob der Schufa-Score diskriminiert: Welche Auswirkungen hat das Geschlecht oder der Wohnort einer Person auf den Score? Ist der Algorithmus überhaupt zuverlässig? Verstärkt er Ungerechtigkeiten?

Crowdfunding für die Auswertungs-Software

Die kostenlose Schufa-Auskunft besteht aus einer langen Tabelle. Welche Daten zu welchem Score führen, will OpenSCHUFA herausfinden.

Etwa zehn Prozent der 70 Millionen Personen, die laut Angaben der Schufa dort ein Profil haben, weisen einen oder mehre negative Einträge auf. Überprüft werden diese bisher kaum. Zu möglichen Fehlern im Schufa-Algorithmus kommen noch fehleranfällige Schnittstellen zu etwa 9.000 Vertragspartnern in Banken, Telekommunikationsanbietern und anderen.

Zunächst einmal muss aber die Auswertungs-Software entwickelt werden. Um sie zu finanzieren, macht OpenSCHUFA ein Crowdfunding. Es sollen bis zum 15. März insgesamt 50.000 Euro zusammenkommen, um ein möglichst einfaches Interface zu entwickeln, in dem Menschen ihre Schufa-Auskunft per Smartphone einscannen und zusätzliche Daten einpflegen können.

Dabei wollen die Macher vor allem darauf achten, dass die neue Software datenschutzfreundlich ist – also Übertragung und Speicherung der Daten sicher ist. Die Datenspende soll anonymisiert ablaufen, soweit dies im Rahmen der Schufa-Daten möglich ist.

zur Selbstauskunft bei der Schufa

weitere Infos und Crowdfunding für die Auswertung der Schufa

Hier klicken, um den Inhalt von www.youtube-nocookie.com anzuzeigen

Update, 18:50 Uhr: Die Schufa hat inzwischen auf die Kampagne reagiert. In ihrer Stellungnahme heißt es unter anderem: „Die SCHUFA bezeichnet das Vorhaben als klar gegen die übergeordneten Interessen von Wirtschaft, Gesellschaft und den Wirtschaftsstandort Deutschland gerichtet.“

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33 Ergänzungen

  1. Wieso geht die Selbstauskunft über eure Seite, nicht aber über selbsauskuft.net?

    „Das Beantragen einer Selbstauskunft von Mobilgeräten aus wird derzeit nicht unterstützt.“

    1. Ist doch egal, Hauptsache die 50.000 Euro kommen zusammen. Es glaubt doch niemand ersthaft, dass dabei etwas sinnvolles heraus kommt. Gut, etwas vielleicht: Eventuell finden sich hochgeladenen Schufaauskünfte der Spender irgendwann im Netz.

      1. Die Macher sind nicht unbedingt berühmt dafür, achtlos mit sensiblen Daten umzugehen. Also bitte nicht FUD verbreiten, danke. Schon gar nicht, wenn die Software nicht fertig ist.

        1. AlgorithmWatch liefert die Daten jedes Besuchers ihrer Website direkt an Google sowie ein Berliner Datenauswertungs-Unternehemen weiter. Das würde ich schon als „Achtlos mit Daten umgehen“ bezeichnen. Zudem haben sie ihre Seite mit WordPress gebaut, wenn das für OpenSCHUFA auch der Fall sein sollte, dann kann man die zur Verfügung gestellten Daten gleich allen dubiosen Datenhändlern dieser Welt in die Hand drücken.

  2. Da ist die Tagesschau mit Ihrem Artikel besser: http://www.tagesschau.de/inland/schufa-101.html
    (meiner Meinung nach)

    In diesem Artikel fehlt auch der Hinweis: (Zitat von Tagesschau, mit Klammer Text von mir)
    „Algorithmwatch“, eine der beiden Organisationen, die „OpenSchufa“ ins Leben gerufen haben, wird unter anderem von der Bertelsmann-Stiftung gefördert. Die Wirtschaftsauskunftei „Arvato Infoscore“ (Konkurrent der Schufa) gehört zum Bertelsmann-Konzern. „AlgorithmWatch“ und die Bertelsmann-Stiftung erklärten beide auf Nachfrage, dass „AlgorithmWatch“ seine Projekte unabhängig führt.

    1. Den TS-Artikel las ich auch. Und in diesem Zusammenhang liegt m.E. der Verdacht nahe das hier in aller Öffentlichkeit ein Trojanisches Pferd gebaut wird um an das „Geschäftsgeheimnis“ der Schufa zu kommen.
      Es mag ja auch löblich sein dies zu hinterfragen. Aber da es generell um persönlichste Daten geht sollte die Anonymisierung der ERSTE Schritt sein, und nicht wie es heißt der LETZTE.

      Idealerweise sollte man sich also VOR dem Gedanken an eine Analysesoftware überlegen was man sucht und welche Kategorien man einrichten kann um das anonymisiert zu analysieren. Sprich: Erst anonymisieren, kategorisieren generalisieren und dann erst die Auswertung – die man dann ja auch wie angesprochen an andere weiter geben kann/will zw. Berichterstattung.

      Das dies; wie berichtet; anders herum aufgezäumt wird verhärtet meinen Trojaner-verdacht nur.

      Nette Idee Bertelsmann aber, „Ich bin doch nicht Blöd!“

        1. Habt‘ ihr tatsächliche Marktdaten? Mir ist schon mal erzählt worden, das die Schufa zwar die stärkste Marke ist und schpeziell Privatleute (Vermieter) sehr drauf vertrauen, im kommerziellen Umfeld (Verträge, Versicherungen, Banken) Bertelsmann Avodings aber schon lange führend ist.

          1. In diesem geselschaftpolitschen Umfeld geht es nun mal in der erste Linie um „Privatlaute“. ?

  3. Die Verquickung mit der Bertelsmann Stiftung ist nicht unproblematisch. Wie wird denn auf den Vorwurf reagiert? Ein „das werden wir nicht machen“, „die Daten bleiben bei uns“ (wer dann auch immer „uns“ ist), reicht da ja nicht.

  4. Vielen Dank erstmal an die beiden Semsrotts! Ich frage schon seit Jahren meine Daten bei allen möglichen verarbeitenden Stellen ab (Sand ins Getriebe). Das hört sich nach einer guten Idee an. Ich werde mir das bei der nächsten Abfrage mal anschauen.

    Kennt jemand eine Alternative zu selbstauskunft.net? Vielleicht etwas, das auf dem eigenen Rechner läuft.

  5. Warum wird hier auf die Seite selbstauskunft.net verwiesen? Hierbei handelt es sich um einen Drittanbieter, der die erhaltenen Daten an die Schufa weiterleitet und sich diesen Service, je nach Umfang, bezahlen lässt. Warum nicht auf das PDF verweisen, dass die Schufa hierzu extra zur Verfügung stellt? https://www.meineschufa.de/index.php?site=11_3_1

  6. Ich hatte auch meine Probleme mit dieser Schufa, aber weil ich damals über Jahre schwer verletzt war. Da unterscheiden die Herren aber nicht. Letztlich hab ich für mein Leben entscheiden, dass mir die Schufa und die Banken mal den Buckel runterrutschen können. Zero Kredit, Zero Überziehung, zero Tolerance…Wenn ihr das beachtet, dann seid ihr wirklich frei! Wenn nicht, dann halt deren Sklaven…eure Entscheidung.

    Mir gehts super…vor fünf Jahren bettelarm, die wirtschaftlich gesehen schwachsinnige Wohlverhaltensperiode beendet (insgesamt haben die mich 10 Jahre in den Dreck gedrückt.)
    jetzt kommt bald mein eigenes Häuschen, bar bezahlt, aber ehrlich verdient.

    Übrigens würde ich euch empfehlen, wenn ihr z.B. eine Wohnung sucht, mal selbst zu inserieren. Hebelt doch endlich diese kranken Systeme aus, denen ihr euch selbst ausliefert. Ich hab immer was gefunden. Man hat mich angerufen, ich war der Kunde/Mieter den man wollte und niemand hat jemals eine nichtssagende Auskunft von der Schufa gewollt.

    Die wundwersame Geldvermehrung kommt ohne Banken und Schufa ganz von alleine. Nur bißchen die Denkweise ändern.

  7. Gibts so eine Aktion auch für die Creditreform? Ich bin da nämlich langsam am überlegen eine Strafanzeige wegen Rufschädigung zu machen.

  8. Bald beim BWL-Blockwarttest:

    Bürger, Wirtschaft, Gesellschaft und Wirtschaftsstandort Deutschland

    Welcher Begriff passt hier nicht rein? xD

    Wenn’s 200k Anfragen sind, sind die, die auf automatisierte Inkasso automatisiert zu antworten wissen ’ne Parallelgesellschaft. Wenn’s 2 Mio (automatisierte) Einzelanfragen sind, wird der bekannteste Boulevard Angst um seine Leser bekommen und entsprechend hetzen. Wenn’s 12 Mio. Anfragen sind.. sind die Angaben ohne Gewähr – auch bei 6 Richtigen.

    Sehr schöne Aktion, sehr schöne https://selbstauskunft.net/statistiken! Wenn ich dürfte, würde ich euch erlauben für mich maschinell und ohne gültige Unterschrift unterschreiben zu lassen! Wenn ich nicht die Schluchten in der digitalen Neuzeit sähe – ich würde auch gern‘ so blauäugig all die neuen Mittel nutzen wollen, die weltmarktführende, exportmüllmeister und ihre Obrigkeitshörigen, Söldner, Freelancer, Friseure uvm. (nix gegen Friseure im Persönlichen!) einfach nutzen. –

    Was die die Schufa oben als „Gesellschaft“ meint bezeichnen zu können, ist nur der Teil der Gesellschaft, mit der sie (die Schufa) vernetzt ist.^^

    Lg
    Stani

  9. „Am … wurde der Basisscore 98,93% von theoretisch möglichen 100% berechnet.“

    Wofür die Abzüge? Mein Frau-Sein?

    1. Das frag ich mich auch manchmal wenn die Arvato API zurück gibt das man doch das Geschlechtsfeld nicht leer lassen darf.

    2. schon wenn du gelegentlich mal auf die Straße gehst besteht das Risiko, dass du deinen Verbindlichkeiten statistisch vielleicht doch nicht mehr nachkommen kannst.
      Niemand wird mit 100%iger Sicherheit seine Schulden in Zukunft bedienen. Unabhängig vom Geschlecht.

  10. Vielleicht wäre ein ganz anderer Ansatz noch mal interessant:
    Wer sagt eigentlich, dass das, was die Schufa macht, legal ist? Es ist ein privatwirtschaftliches Unternehmen, bei dem von vielen Stellen angefragt wird und meine tiefsten finanziellen Daten weitergegeben werden, wenn irgendwer sie anfragt. Und bei welcher Mietwohnung, bei welchem Handyvertrag steht denn nicht am Anfang die Voraussetzung, dass man einer Schufa-Auskunft zustimmen muss? Könnte man nicht die Schufa oder wen auch immer mit einer Klage beschäftigen, bezogen auf das Thema, dass ein intransparentes Handeln mit den Finanzdaten von Millionen Verbrauchern gar nicht legal ist?? Also eine Art Präzedenzfall. Sowas, was Maximilian Schrems gegen Facebook gemacht hat. Wenn irgendjemand so einen Prozess startetm spende ich sofort 100 Euro und von mir aus noch monatlich etwas. Da werden sich garantiert viele finden!

    1. DU sagst, dass das legal ist, weil Du nämlich in deinen Verträgen entsprechende Klauseln unterschreibst.

      Willst du dann gegen deine eigene Einwilligung klagen?

      1. Die Frage nach der Legalität wäre eher global zu stellen:
        Wollen wir einer Firma, die ihren eigenen Hokuspokus nur unter der Voraussetzung der Geheimhaltung für wirksam erklärt, erlauben, sich eine derartig disruptive Rolle in der Gesellschaft zu ergaunern ?
        Da ist die Antwort wohl klar.
        Theoretisch könnte die Politik so ein Geschäftsmodell – wegen seines Schadenspotenzials für die Allgemeinheit – für illegal erklären.
        Also, theoretisch. Politik ist aber leider in Ihrem Land nicht verfügbar.
        Wegen der GroKo. Schade eigentlich.

  11. Ich habe im Mai dieses Jahres die Restschuldbefreiung erhalten.Eine Selbstauskunft bei der Schufa AG ergab,und den Partnern ergab daß weiterhin negative Bewertung in der Schufa u.s.w. stehen bleiben für weitere 3 Jahre hier.Der Wert in Prozente mangelhaft eingestuft wurde auch.Die Frechheit ist u.a. auch nach Wohnort Anschrift Straße daraus Entschlüsse zu ziehen mit.
    Um Leute als Kreditunwürdig zustellen.Der Bundesdatenschutzgesetzes wird hier nicht eingehalten,u.a. Daten an Partnern weitergegeben,bzw. verkauft deren.Dem Grunde nach,müßten alle Einträge zum Stichtag der erlangung der Restschuldbefreiung alle Daten der Gläubiger gelöscht werden automatisch,und die Schufa Holding AG und deren Partnern mich als sauber wieder hin stellen als Kreditunwürdig einstufen wieder da laut Gesetz nichts mehr negatives da ist,allso wieder sauber hier.
    Dadurch keine Wohnung u.s.w. der negativen Merkmale Einträge,was nicht richtig und fair ist auch.Die Politiker kommen hier nicht zu Pötte,die Gesetze hier zu ändern.

  12. 98% hin oder her, für ne schöne Wohnung reicht es so oder so nicht, das Gehalt. Da tut es auch die Schufa-Auskunft vom letzten Jahr. Bertelsmann BKK ist doch so richtig grässlich mies elitär und Ausbeutung pur. Ach so, nee, da ist ja eine Stiftung gemeint? O_O

  13. Zum Update: Und ich dachte immer die Interessen der Bürger wären übergeordnet bzw. die Wirtschaft und Politik dienen dazu den Menschen ein besseres Leben zu ermöglichen. Also kein Selbstzweck an sich. Wie man sich so täuschen kann, mea culpa.

  14. Ab 1. Januar 2018 können auch private Finanzdienstleister relevante Daten eines Bankkontos einsehen. Damit wird das Bankgeheimnis noch weitgehender abgeschafft als bisher.
    Dank PSDII .Die Frage von mir war nur, wie kommen die an die Daten.?
    Das man heute, Online Preisausschreiben und Werbegeschenke meiden soll liegt auf der Hand.
    Schnell ist in der AGB was übersehen und deine Daten/Bankkonto machen die Runde.
    Die Masche mit der Schufa ist Klasse, darauf muss man erstmal kommen.

  15. Ich habe meine Selbstauskunft für die Aktion bereits angefordert und erhalten. Dass die Bertelsmann Stiftung „mit im Boot“ ist, irritiert mich ein wenig und läßt mich zögern, die Selbstaukunft zur Verfpgung zu stellen – abgesehen davon, dass ich keine E-Mail-Adresse finden kann, an die ich das PDF ggf. senden sollte. Vorher wäre es mir wichtig, zu erfahren, ob die Daten der Selbstauskünfte auch der Stiftungzugänglich gemacht werden bz.w welchen Nutzen die Stiftung von ihrer Ungterstützung haben wird.

  16. Seit dem Projektstart im Februar hat man nicht viel darüber gelesen… über 40thd Euro gespendet und angeblich über 20thd Daten hochgeladen. Ist es ausreichend, zu wenig oder zu viel? Gibt es schon (Zwischen-)-Ergebnisse? Ist doch ein interessantes Thema – auch wenn ich persönlich meine Daten nicht „spenden“ wollen würde – die sind doch zu privat in meinen Augen, und der Erfolg des Projektes zu fragwürdig. Man kann bei so einem Projekt mit allen Ergebnissen rechen – von „wir haben die Schufa-Formel geknackt“ bis „es tut uns leid, ist doch nichts geworden“. Dieses „könnte sein“ wäre nichts für mich, ich bräuchte totale Überzeugung, dass es ein voller Erfolg sein wird, um bei so einem Projekt mitzumachen.

  17. Gibt es zu diesem Projekt eigentlich schon irgendwelche Neuigkeiten? Was wurde jetzt aus den Daten? Die Webseite selbst (www.openschufa.de) ist nicht mehr erreichbar?

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.