Hass im Netz: Neues Tool bietet erste Hilfe für die Kommentarspalte

Later Hater Grafitti
Wie geht man mit Hatern in den eigenen Kommentarspalten um? Das Helpdesk hilft gerne weiter. CC-BY-NC 2.0 Speg of the Pigs

Die Deutsche Welle hat ihre Kommentarfunktion längst abgeschaltet, die Süddeutsche Zeitung, die Neue Züricher Zeitung und viele andere Medien haben sie stark eingeschränkt. Die Beleidigungen, Hetze und Halbwahrheiten in den eigenen Kommentarspalten zu verwalten, oder auch nur das im Blick zu behalten, was nach deutschem Recht justiziabel ist, führt viele ohnehin schon dünn besetzte Redaktionen an ihre Grenzen – manchmal auch darüber hinaus.

Der Verein Neue Deutsche Medienmacher hat jetzt ein Online-Werkzeug erstellt, das Journalistinnen und Journalisten bei ihrer Arbeit im Steinbruch der Kommentare unterstützen soll. Der Helpdesk, der seit heute online steht, bündelt das Wissen von Aktivist*innen und anderen, die täglich mit Hassrede im Netz konfrontiert sind. Sortiert in die drei Kategorien „Vorher“, „Jetzt“ und „Danach“ bietet die Seite Grundlagenwissen, Soforthilfe und Hinweise, wann sich im Nachgang etwa eine Anzeige oder Abmahnung lohnt.

Hier ein Auszug aus den „10 Goldenen Regeln zum Umgang mit Hass im Netz“, dem Herzstück der Seite:

Bevor man sich überlegt, ob und wie man auf einen Hasskommentar reagiert: erst einmal einen kurzen Moment zurücklehnen. Was will der*die Hater*in erreichen? Was will man selbst mit seiner Antwort bewirken? Wichtig: Leute, die haten, erreicht man nur in den seltensten Fällen. Und: Leute, die haten, sind eine laute Minderheit. Deswegen sollte man die eigene Antwort auf Hassrede in der Regel für die stillen Mitleser*innen – die Mehrheit – formulieren. Sie will man ansprechen und ermutigen, sich nicht aus der Debatte zurückzuziehen.

Viele dieser Informationen, etwa zur Rechtslage, bestehenden Kampagnen gegen Hassrede oder den entsprechenden Meldestellen, lassen sich auch anderswo im Netz bereits nachlesen. Was die Seite leistet, ist Usability und Übersicht – beides nicht zu unterschätzen in einer hektischen Situation, wenn eine Redaktion oder eine einzelne Person mit einer akuten Krise in den eigenen Kommentaren konfrontiert ist. Hier bietet der Helpdesk unkomplizierte Soforthilfe.

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