#GoogleWalkout: Konzern-Mitarbeiter wehren sich gegen sexuelle Belästigung

Liz Fong-Jones
Google-Mitarbeiter Liz Fong-Jones fordert Gerechtigkeit für Opfer sexueller Gewalt. (Wiedergabe mit ausdrücklicher Zustimmung der Urheberin.) – Alle Rechte vorbehalten Liz Fong-Jones

Unter dem Hashtag #GoogleWalkout haben heute Mitarbeiter des Datenkonzerns an mehreren Standorten rund um die Welt ihre Arbeit niedergelegt. Bilder von Google-Zentralen in Dublin und Zürich zeigten hunderte Teilnehmer. Die Aktion ist eine Reaktion auf eine investigative Recherche der New York Times. Diese hatte enthüllt, dass unter anderem Android-Chefentwickler Andy Rubin eine Mitarbeiterin sexuell belästigte und deshalb seinen Hut nehmen musste. Öffentlich überschüttete Google jedoch Rubin mit Lob und belohnte ihn mit einem Bonus von 90 Million US-Dollar. Um einen Einzelfall handelte es sich nicht: Ähnlich ging Google mit zahlreichen anderen Spitzenkräften vor, während deren Opfer Abteilungen wechseln oder gar das Unternehmen verlassen mussten. Nun stellen die verbliebenen Google-Mitarbeiter einen Katalog mit fünf Forderungen für eine belästigungsfreie Arbeitsatmosphäre auf.

Die Google-Angestellten fordern (unsere Übersetzung):

  1. ein Ende verpflichtender Schlichtungsverfahren zwischen mutmaßlichen Tätern und Betroffenen in Fällen sexueller Belästigung,
  2. ein Bekenntnis Googles, Chancenungleichheit und Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern zu beenden,
  3. einen veröffentlichten Bericht über alle gemeldeten Fälle sexueller Übergriffe bei Google,
  4. ein klares, einheitliches und global zugängliches Verfahren zur Meldung von solchen Fällen,
  5. ein gestärktes Mandat für den Chief Diversity Officer, direkt dem CEO berichten und dem Vorstand Empfehlungen machen zu dürfen; ein Vertreter der Mitarbeiter als Teil des Vorstands.

Besonders die letzte Forderung macht das große Machtgefälle zwischen Angestellten und Firmenleitung deutlich. Denn in amerikanischen Firmen sind Betriebsräte unüblich und Gewerkschaften oft schwach organisiert. Eine eindeutige Reaktion Googles stand zunächst aus. Mitarbeiter von Google und anderen Tech-Firmen protestierten zuletzt immer wieder gegen umstrittene Firmenentscheidungen. Doch zugleich hat wohl so mancher Angst vor der eigenen Courage: Bilder von einer angeblichen Protestaktion in Berlin verschwanden schnell wieder von Twitter. Auch in Dublin, wo Google hunderte Mitarbeiter beschäftigt, wollten die wenigsten Teilnehmer des Protestes mit der Presse reden, berichtete ein irischer Journalist. Der Widerstand muss wohl noch deutlich lauter werden, um Änderungen zu bringen.

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5 Ergänzungen

  1. Wie wäre es einfach mit kündigen bei einem der beschissensten Unternehmen der Welt?
    Nur so’n Tipp…
    -.-

    1. Passiert doch schon! Artikel nicht gelesen?

      „… während deren Opfer Abteilungen wechseln oder gar das Unternehmen verlassen mussten“

      Deiner Logik zufolge ist also alles in Ordnung und es gibt keinen Grund zu protestieren: Die, die ein großes Problem mit Google haben, haben ja schon gekündigt …

      1. Anstatt zu protestieren das Scheiße weniger stinkt, einfach mal abspülen.
        Keine Mitarbeiterinnen* = kein Unternehmen!
        #killgoogle

        1. Das wird ja immer besser.

          *Dieser* Logik zufolge bräuchte es weder Proteste noch Gewerkschaften – die schlechten Unternehmen würden mangels Mitarbeiter schon von selbst pleite gehen.

          Google ist in vielen Ecken der Welt eben nicht der schlechteste Arbeitgeber, da ist leider sehr viel Luft nach unten.

          Und damit verpufft das Argument „selbst Schuld – kündigt doch alle.“

  2. Funktioniert die Kommentarfunktion eigentlich? Oder darf man nur Kommentare absetzen, in denen man den Scharfsinn von Gender-AktivistInnen lobt?

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.