Google plant zensierte Suchmaschine für China

Google gibt seine Vorbehalte auf und darf durch die große Firewall. – Gemeinfrei-ähnlich freigegeben durch unsplash.com Diego Jimenez

The Intercept berichtet unter Berufung auf geleakte Dokumente, dass Google eine zensierte Version seiner Suchmaschine für das chinesische Internet veröffentlichen will. Internetseiten und Suchbegriffe, die der Regierung nicht genehm sind, sollen dabei zensiert werden. Themen wie beispielsweise Menschenrechte, Regierungskritik oder die Proteste von 1989 werden im chinesischen Internet also nach wie vor gesperrt bleiben. Neu ist, dass das US-Unternehmen sich bewusst zum Komplizen des Regimes macht, um den potentiell größten Onlinemarkt der Welt zu erschließen. Bisher wird die Google-Suche in China blockiert.

Patrick Poon, der in Hongkong für Amnesty International arbeitet, schätzte Googles Entscheidung gegenüber The Intercept als „großes Desaster für das Informationszeitalter“ ein:

Das hat nicht nur für China einige sehr ernste Konsequenzen, sondern für uns alle, für die Informationsfreiheit und für die Freiheit des Internets. [Googles Entscheidung] schafft einen schrecklichen Präzedenzfall für viele andere Unternehmen, die noch Geschäfte in China zu machen versuchen, ohne sich der chinesischen Zensur zu unterwerfen. Dass die größte Suchmaschine der Welt der Zensur folgt, ist ein Sieg für die chinesische Regierung – es sendet das Signal, dass sich niemand mehr die Mühe macht, gegen die Zensur zu kämpfen. [Eigene Übersetzung]

Von dem Projekt, das googleintern unter dem Codenamen „Dragonfly“ läuft, hatten wohl nur einige hundert Mitarbeiter Kenntnis. Der anonyme Whistleblower sprach von „moralischen und ethischen Bedenken gegen Googles Rolle in der Zensur, die von einigen wenigen Managern des Unternehmens ohne öffentliche Untersuchung geplant werde“.

Deine Spende für digitale Freiheitsrechte

Wir berichten über aktuelle netzpolitische Entwicklungen, decken Skandale auf und stoßen Debatten an. Dabei sind wir vollkommen unabhängig. Denn unser Kampf für digitale Freiheitsrechte finanziert sich zu fast 100 Prozent aus den Spenden unserer Leser:innen.

7 Ergänzungen

  1. Ich war eigentlich der Meinung, dass es die Nachricht schon vor etlichen Jahren gab. Noch jemand?

    In eurer Bildunterschrift darf ist übrigens ein Wort zu viel.

  2. Wer sich die Transparenzberichte bei Google durchliest und vor allem mal schaut, wie viel gerade in Deutschland von der Exekutive (also auf Zuruf einer Behörde, ohne dass ein Richter das je geprüft hätte!) gelöscht lassen wird, der fragt sich, ob es denn überhaupt noch ein unzensiertes Google gibt.

  3. Das wirft doch die Frage auf, was ist für einen Staat gefährlich?

    Fake News!
    Also staatlich nicht verifizierte Nachrichten bzw. Informationen!
    Das Fernsehen der DDR ist so ein Beispiel, staatlich verifizierte Nachrichten/Informationen!
    Ein Traum für Bayern!
    Der bayrische Rundfunk, die einzige und Wahre Informationsquelle!
    Das Internet mit Google?
    Als demokratische Informationsquelle?
    Demokratisch nicht haltbar, eine Fake News neben der Anderen!
    —–
    Von China lernen heißt, lernen wie man an der Macht bleibt!

    Ihre CSU

  4. Meine Erfahrung mit Google:
    Aus für mich nicht nachvollziehbaren Gründen prüfen immer mehr Webseiten den Besucher, bevor sie ihm die Seite anzeigen. Ich / mein Browser wird dabei fast immer als „verdächtig“ eingestuft und das Lösen eines Captchas verlangt. Dies ist immer Recaptcha von Google.
    Für eine Weile hat das gut funktioniert. Aber die Auswahl der Captchas wurde immer enger (schwieriger). Bis nur noch eine Art von Captcha angezeigt wurde. Und schließlich wurde dieses unlösbar.
    Wenn ich von einer anderen IP aus Recaptcha aufrufe, dann werden mir nicht nur unterschiedliche Arten angezeigt. Jene Art, welche von der Heim-IP unlösbar ist, ist wieder (schwer aber) lösbar.
    Ich habe hier sehr viel Zeit investiert. Und kann eigentlich nur zum Schluss kommen, dass ich vom Betrachten der Webseiten abgehalten werden soll. Zum Glück gibt es den Tor-Browser, um dies zu umgehen.

    Es ist bedauerlich, dass der Großteil der Bevölkerung und IT-Menschen so bedingungslos positiv gegenüber Google und ihren Diensten eingestellt sind.

    1. Mit dem lösen der Captcha’s trainiert Google z.B. seine Maschinen-„Intelligenz“ (maschinelles Lernen), die für ihre autonomen Fahrzeuge genutzt wird!
      Klar auch beim erkennen von unleserlichen Textpassagen aus eingescannten Büchern!
      Vornehmlich sind es aber Straßenschilder und Verkehrssituationen, die für die „Intelligenz“ nicht differenzierbar sind, wie z.B. ein Straßenschild von einem Wegweiser zu einem Straßenfest zu unterscheiden!

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.