“eCall”: Verpflichtend eingebaute SIM-Karten nun in jedem Neuwagen

Auf eine Verordnung der EU hin statten die Autokonzerne ab jetzt jedes Auto mit Mobilfunk für den Notfall aus. Das soll Rettungskräfte schneller an den Unfallort holen. Die Technik könnte Autos in rollende Überwachungsgeräte verwandeln.

Autobahn A3 (Symbolbild) CC-BY 2.0 Floris Oosterveld

Mit 1. April müssen in allen Neuwagen eSIM-Karten verbaut sein. Die Absichten sind edel: Bei Unfällen sollen die Rettungskräfte schneller vor Ort sein. So sollen Autos etwa Hilfe holen, wenn die Airbags ausgelöst wurden. Daraufhin spricht der Bordcomputer oder – falls noch ansprechbar – der Fahrer mit der Rettungsleitstätte 112. Die Notruf-Möglichkeit („eCall“) wurde bereits 2015 in einer EU-Verordnung (pdf) festgelegt. Die Automobilhersteller setzen diese nun um, indem sie SIM-Karten mitsamt Computer verbauen. Dabei sind allerdings die Überwachungsrisiken nur schwer einzuschätzen: Denn wie jedes Gerät ist der „eCall“-Computer wohl hackbar. Aber auch der Staat und Firmen könnten Chancen zum Abhören wittern.

Laut Verordnung wird das bordeigene Gerät im Fahrzeuginneren fest eingebaut und ist nicht abschaltbar. Mitunter soll eine „Tonverbindung zwischen dem Fahrzeug und dem Drittanbieter hergestellt“ werden. Die Sensorik des Autos wird dabei einbezogen, sodass Daten zum Unfallgeschehen automatisiert übertragen werden. Dazu gehören der Kraftstoff sowie die Anzahl angeschnallter Insassen. Die Programmierung und die Funktionsweise dieses Computers lässt sich bisher nicht nachvollziehen.

Das Schaubild des ADAC zum „eCall“-System beinhaltet alles – bis auf die SIM-Karte des Neuwagens. - Alle Rechte vorbehalten ADAC

Nicht praktikabel für Geheimnisträger

Prinzipiell können solche Systeme, denen sich Autonutzer nicht entziehen können, auch missbraucht werden, beispielsweise wenn diese Fahrer sensible Informationen im Auto besprechen. Cornelia Haß der JournalistInnen-Gewerkschaft DJU sieht etwa den Quellenschutz bei Journalisten gefährdet. Dies gelte gerade bei möglichen Zusatzdiensten, die im Bordcomputer mehr erfassen als den eigentliche Crash:

Mit eCall wird also eine technische Plattform geschaffen, die zur nahezu vollständigen und lückenlosen Erstellung von Bewegungsprofilen, Kontakterfassungen bezüglich Personen, Ereignissen und Veranstaltungen genutzt werden kann. Und wenn etwas technisch möglich ist, hat es bisher auch immer einen oder mehrere Gründe gegeben, es auch zu nutzen. […] Denkbar ist natürlich auch das Abhören vertraulicher Gespräche. Damit wird ein zentrales Element des Grundrechts auf Pressefreiheit, nämlich der Quellenschutz, ausgehebelt. Es braucht demnach unbedingt datenschutzrechtliche Regelungen zur Verwendung der Daten des eCall-Systems durch Zusatzdienste.

Das Auto wird somit zum potentiell überwachten Raum. Die Sim-Karte kann als Ortungsgerät, aber auch als Wanze dienen. Wer aus beruflichen Gründen mit sensiblen Daten umgeht und Überwachung fürchtet, etwa Anwälte, Ärzte, Journalisten oder Menschenrechtler, kann dann im Auto nicht mehr so offen sprechen. Aber auch für alle anderen ist dies ein Risiko für die Privats- und Intimsphäre. Eigene Telefone können ausgeschaltet oder im Büro gelassen werden. Ein Auto mit fest verbauter SIM-Karte wird hingegen vom privaten Raum zur möglichen Überwachungszone.

Lobby: Datenschutz tötet

Lobbyvertreter wie Nick Wallace vom Centre for Data Innovation antworten auf die Bedrohung der Privatsphäre mit Polemik. Der Datenschutz müsse in der Frage von den politischen Entscheidungsträgern ausgehebelt werden, um zu verhindern, dass „Bürger in einem Autowrack, in einem Graben, schrecklich verletzt“ werden. Wallace sagt, algorithmische Datenanalysen von Unfällen würden Ersthelfer bei der Rettung unterstützen und seien alternativlos.

Die Einführung des Systems sollte eigentlich schon im Jahr 2015 erfolgen. Die Autoindustrie will die Technik auch für Zusatzangebote nutzen. Denkbar ist eine Ausweitung der SIM-Kartennutzung auf Entertainmentangebote, direkt angeboten durch die Autohersteller, wie es bereits teilweise ohne „eCall“ angeboten wird. Damit kann das Fahrzeug zum rollenden Überwachungsgerät umgebaut werden, ist dabei aber zumindest unterhaltsam.

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69 Ergänzungen

  1. Ich bin seit Jahren mit diesem Thema befasst, und rundsätzlich spricht der Artikel die richtigen Dinge an. Es fehlen aber ein paar Infos. Ich unterscheide im Folgenden zwischen dem EU-eCall und dem TPS-eCall, den die Autohersteller bereits anbieten und auch weiter als Alternative anbieten werden.
    1) Das 112-eCall System ist zwar nicht abschaltbar, aber es ist offline. Es wird nur bei einer Auslösung des eCall eine Verbindung zum Mobilfunknetz hergestellt. Damit ist man nur bei schweren Unfällen ortbar. Auch ein Abhören ist deshalb nicht möglich, solange das Gerät nicht manipuliert wird. Allerdings ist das Manipulieren von Handys weitaus einfacher.
    2) Das eCall-System übertragt einen Minimaldatensatz von 40 Byte direkt im Sprachkanal an die nächste 112-Rettungsleitstelle (und niemanden sonst). Darin sind enthalten drei GPS-Positionen (aktuell und jeweils im Zehn-Sekunden-Abstand zwei Koordinaten zuvor), die Antriebsart, die Anzahl der Insassen und die aktuelle Richtung, in der das Fahrzeug steht. Außerdem wird die Fahrzeug-ID (VIN) übertragen, über die die Leitstelle fahrzeugbezogene Infos abrufen darf (jedoch keine Halterdaten). Es werden keine GPS-Tracks aufgezeichnet; die EU-Richtlinie untersagt das Tracking per EU-eCall.
    3) Zur Wanze wird das System erst dann, wenn es nicht als EU-eCall, sondern als TPS-eCall mit Zusatzdiensten genutzt wird. Denn dann ist es systembedingt dauerhaft online.

    Wer also beim Kauf auf Nummer sicher gehen möchte, lässt gleich vom Verkäufer die TPS-Dienste abschalten und statt dessen das EU-eCall aktivieren. Die Hersteller haben nämlich die Möglichkeit, ihre Dienste statt des EU-eCall anzubieten. Zwar kann der Kunde zum EU-eCall wechseln, das wird wohl aber nur auf Nachfrage geschehen.

    Die Nutzung des EU-eCall statt TPS-eCall hat zwei Vorteile: einerseits fährt man mit einem Offline-System und kann nicht getrackt werden, zum anderen nutzt der EU-eCall die überall vorhandene Rufnummer 112, die im Mobilfunknetz Prioriät besitzt und direkt in die nächste Rettungsleitstelle führt. Beim TPS-eCall hingegen landet man erst in einem Call-Center.

    1. Interessante Ergänzung zum Artikel.
      Gibt es Möglichkeiten für den Verbraucher, die Funktionsweise des EU-eCall Systems dann auch zu kontrollieren, um solche mMn Behauptungen, dass das System offline sei und nicht abgehört werden könne unabhängig zu bestätigen?
      Ich würde hier erwarten, dass sowohl die Software als auch die Hardware quelloffen entwickelt werden muss, um Interessierten eine Kontrolle zu erleichtern, und es ein einheitliches System geben muss, an welchem der Autohersteller keine eigenen Modifikationen mehr vornehmen darf.
      Wie ist die Entwicklung des Systems gestaltet?

      1. „Gibt es Möglichkeiten für den Verbraucher, die Funktionsweise des EU-eCall Systems dann auch zu kontrollieren, um solche mMn Behauptungen, dass das System offline sei und nicht abgehört werden könne unabhängig zu bestätigen?“
        Die Hersteller der eCall-Systeme sind nicht zur Quelloffenheit verpflichtet – wie bei allen anderen Steuergeräten im Fahrzeug auch. Es steht allerdings in der Regulierten Verordnung zu eCall (de facto ein EU-Gesetz), dass die Geräte nicht ins Funknetz eingebucht sein dürfen, solange kein schwerer Unfall als Auslöser für den eCall dient. Diese Funktion wird im Rahmen der Konformitätstprüfung für die Fahrzeugsysteme überprüft – das ist in etwa eine Betriebserlaubnis für das eCall-Gerät. Wenn es alle Tests der zugehörigen EU-Norm 16454 besteht, dann kann es im normalen Betriebszustand nicht online sein. Funktional ist lediglich der GPS-Empfänger, da er bei einem Unfall Infos liefern muss, die *vor* dem Unfall lagen. Aber auch hier legt die Norm eben nur maximal zwei vorhergehende Koordinaten fest.

        Das Sytem wäre natürlich immer noch manipulierbar. Aber wie ich schon schrieb: es ist einfacher, dafür das Handy der Zielperson zu nehmen. Das eCall-Gerät muss nämlich nach der Spezifikation auch noch nach einem Crash mit 70g funktionieren und wird deshalb wohl an eher unzugänglichen Stellen verbaut sein.

    2. Vielen Dank für ihre fachlichen Anmerkungen.

      Ich sehe der Entwicklung mit gemischten Gefühlen entgegen und behaupte, dass auch die technischen Varianten zu 1) und 2) zur „Wanze“ umfunktioniert werden, wenn Sicherheitsbehörden dies verlangten (KfZ-Trojaner) oder der Hersteller glaubt, an den Telemetrie-Daten seines Produkts verdienen zu müssen (KfZ-Nutzungsverhalten). Eine EU-Richtlinie erkenne ich zudem nicht als wirksame Maßnahme gegen das Tracking-Problem an. Wer kontrolliert die Einhaltung und mit welchen Strafen wäre bei Verstößen zu rechnen?
      Für den Kunden ist das eCall-System nur eine weitere Black-Box mehr, für die er zwar bezahlt, über die er aber nicht bestimmen kann.
      Eine Abschaltung – ob fachgerecht oder nicht durchgeführt – dürfte spätestens im Falle eines Unfalls mit Personenschaden Haftungsfragen aufwerfen. Wie solle man aber noch sein Recht auf informationelle Selbstbestimmung anders gewahrt sehen?
      Vielleicht eine Art Datenschutz-TÜV? Eine unabhängige Stelle, die ein Source-Auditing verbauter Komponenten durchführt und (elektronische) Zertifikate ausstellt, so dass der Board-Computer ein nicht-autorisiertes Firmware-Upgrade erkennt und melden kann?

      Denn ich glaube kaum, dass der Einsatz sogenannter „Schummel-Software“ sich auf Abgasanlagen beschränken wird; Die Anreize sind einfach zu attraktiv – sowohl für Sicherheitsbehörden als auch für die Industrie.

      1. „Ich … behaupte, dass auch die technischen Varianten zu 1) und 2) zur „Wanze“ umfunktioniert werden, wenn Sicherheitsbehörden dies verlangten“

        Tatsächlich haben sich die Behörden mit der Materie beschäftigt. In dem mir vorliegenden Bericht kommt man jedoch zu dem Ergebnis, dass die Möglichkeit einer Backdoor (und nur so ginge es) die Akzeptanz des EU-eCall-Systems stark beschädigen könnte und damit die zukünftigen Käufer das System von sich aus deaktivieren (lassen) würden, beispielsweise durch Kappen der Verbindung zum GPS oder zur Mobilfunkantenne. Man wollte natürlich auch nicht für bis zu 2000 Tote verantwortlich sein, die pro Jahr EU-weit durch eCall gerettet werden können dank schnellerer und besserer Erreichbarkeit durch die Rettungsdienste.

        Anders sieht es mit dem TPS-eCall der Automobilhersteller aus. (TPS steht übrigens für Third Party Service) Das ist ein privater Dienst, der sämtlichen Beschränkungen des TKG unterliegt. Die Freigabe von aufgezeichneten Tracks an die Polizei ist bereits Realität, dazu sind nicht einmal Backdoors nötig. Deshalb mein Rat, besser auf TPS zu verzichten und den Verkäufer bitten, das System von vornherein auf den EU-eCall umzustellen.

        1. Danke für ihre Antwort.

          Was spricht dagegen, ein System zu entwickeln, das im Stande ist, im Falle eines Unfalls einen anonymisierten Notruf abzusenden (ohne SIM), wie es der Protocol Stack seit eh und je vorsieht?

          Wenn es den Beteiligten wirklich um die Rettung von Menschenleben ginge, wäre die Einführung eines Tempolimits auf deutschen Autobahnen und ein Verbot gewisser Fahrzeugmodelle mit Tendenz zum Überschlagen (SUV) sicher effektiver.
          Dafür reicht ein Gesetz, und das kostet nichts. Ich halte die Zahl für ein reines Marketing-Argument.

        2. Ich war bei der Erarbeitung des eCall dabei, ursprünglich war ein Ruf ohne SIM Karte vorgesehen, wurde aber von Frankreich verworfen weil man dann missbräuchlich den Notruf immer wieder auslösen könnte – aus Sicht der Franzosen. Deshalb ein sogenannt „dormant SIM“, die nirgendwo sich einbucht, im Netz nicht vorhanden ist und nur im Notfall die nächstgelegene Basisstation nutzt um einen 112 Ruf zu senden. Der Vorteil einer SIM ist aber, dass das System im Netz verbleibt (für eine halbe Stunde laut Standard) und ein Rückruf von der Rettungsstelle möglich ist.

    3. Die meisten Hersteller haben bereits standardmäßig eine SIM im KFZ verbaut, auch wenn der Nutzer keine entsprechende Funktionalität ordert. Da hilft nur dem Hersteller vor dem Kauf zu sagen dass er das Modul nicht bestücken soll, bei BMW ist das möglich. Ansonsten hilft die Selbsthilfe mit dem Seitenschneider: Einfach die Energieversorgung oder das Antennenkabel kappen.

      1. Technische Veränderung? Was sagt der TÜV?

        Spätestens im Schadensfall könnte es heikel werden: Wären die Rettungskräfte schneller vor Ort gewesen? Wäre ein Folgeunfall – z.B. durch autom. Verkehrsumleitung und Warnanzeigen – verhindert worden?

        Man könnte auch einen anonymen Notruf implementieren, ganz ohne Authentication gegenüber dem Mobilfunknetz.
        Da fast jeder Menschen ein Handy mit g-Sensor mitführt, reicht hierfür schon eine zusätzliche Firmware-Funktion:

        Hohe Beschleunignungskräfte -> Handy fordert Lebenszeichen -> bei ausbleibender Reaktion: Notruf.

        Was die Politik aber fordert, ist ein elektronischer Fahrtenschreiber, im wahrsten Sinne eine Black-Box, die im Gegensatz zum Handy-Begleiter nicht zu Hause gelassen oder abgeschaltet werden kann.

        1. Zunächst einmal: eCall ist kein deutsches, sondern ein EU-Gewächs und Teil einer Maßnahmenpalette, die unter dem Namen „ITS Action Plan“ firmiert. 2003 hatte man auf europäischen Straßen 45.000 Tote und setzte sich das Ziel, diese Zahl binnen 10 Jahren zu halbieren. Eine der damals beschlossenen Maßnahmen ist der eCall – die genannte Zahl von 2000 Toten kommt aus der damaligen Untersuchung, die zeigte, das in etwa 20% der Fälle eine schnellere Hilfeleistung den Tod der Opfer hätte vermeiden können. Dabei geht es um Schwerverletzte mit starken Blutungen, aber auch um den einsamen Fahrer, der in der Nacht auf einer Landstraße einnickt und erst am Morgen gefunden wird. Wenn man das als „Marketing-Argument“ abtun möchte, bitte sehr. Ich halte es für plausibel.

          Mit dem Einwand zum Tempolimit gebe ich Ihnen recht. Die Deutschen waren auch von Anfang an keine Fans des eCall, aber das EU-Parlament hat sich hier durchgesetzt, auch wenn man den ursprünglichen Zeitplan zweimal verschieben musste, um die Autoindustrie mit ins Boot zu bekommen (2012 auf 2015 und schließlich auf 2018).

          1. Das Wort Fahrtenschreiber bezog sich auf den Wunsch der Politik. ECall sehe ich als Wegbereiter – „Es geht doch um die Sicherheit und Menschenleben“. Ich bin mit dem Mobilfunkstandard gut vertraut. In anderen EU-Staaten scheint der Mißbrauch der Notrufnummer kein Problem darzustellen.

            Die deutsche Sicherheitspolitik verfolgt mit dem Zwang zur Authentifizierung am Netz ein reines Know-your-Customer-Bestreben.
            Eine anonyme Notruffunktion in Fahrzeug oder Airbag läßt sich mit Sicherheit nicht für einen Klingestreich mißbrauchen wie einst das Handy.

            Seltsamerweise scheinen die zusätzlichen Kosten einer „Be-SIM-mung“ die Autohersteller nicht zu stören. Unsereinem wird die eigene SIM-Karte bei Nichtaufladen deaktiviert mit dem Verweis auf hohe Infrastrukturkosten.

            Worum es mir aber im Grunde nur geht, ist die ausschließliche Aktierung bei einem Unfall sicherzustellen.
            Man muss sich auf das Wort des Herstellers verlassen. Das Vertrauen wurde aber verspielt.

            In Anbetracht der komplexen Sensorik, die im und um das autonome Fahrzeug von morgen verbaut ist, sehe ich ganz andere Datenschutz-Fragen auf uns zukommen.

        2. Ein anonymer Notruf ist so ziemlich das letzte, was die Rettungsleitstellen wollen. Jahrelang konnte man von Handys ohne SIM-Karten Notrufe absetzen – was zu der absurden Situation führte, dass vier von fünf von Handys eingehenden Notrufen Fehlalarme waren. Daher ist inzwischen eine SIM-Karte Pflicht, und die Rufnummer kann technisch nicht unterdrückt werden. Zudem – das mag Ihnen vielleicht unbekannt sein – übermitteln heute bereits alle Telefoniegeräte bei Anrufen an 112 und 110 (!) aus dem Festnetz und dem Mobilfunknetz nicht nur die Telefonnummer, sondern auch eine ungefähr Ortskoordinate. Beim Festnetz ist das Ihr Wohnort samt Straße und Hausnummer. Im Mobilfunknetz ist das die Koordinate der nächsten BTS samt möglicher Richtung – das, was auch bei einer Handyortung herauskommt.

          eCall ist aber – das muss man einmal ganz klar sagen – kein elektronischer Fahrtenschreiber. Hier wird weder dauerhaft die Fahrweise protokolliert noch werden irgendwelche Aufzeichnungen an Dritte gesendet. Die wenigen Daten landen allein in der Leitstelle. Wenn Sie aber Kontrollgeräte im Auto ablehnen, dann machen Sie um die Angebote der Fahrzeughersteller einen ebnso großen Bogen wie um vernetzte Navis und Pay-as-you-Drive-Angebote der Versicherungen. Denn das – und nicht eCall – sind genau die Überwachungswanzen, die wir fürchten.

          1. Auch ein schönes Geschäftsmodell. NP posaunt ( wie so oft, oder , wie eigentlich fast immer ) halbgaren Halb Unsinn in Schlagzeilen Format heraus. Und folgend schreiben Dritte für NP fundierte Texte in der Kommentarfunktion. Schließlich will keiner Unsinn in einem BLOG stehen lassen, der für viele als Empörungs – Teilen – Link dient. Echt clever. Und mit so wenig Arbeite verbunden. Ernsthafte eigene Recherche ist echt so 80ies bei den hippen BLOGs.

          2. Wie bringen sie e.V. und Geschäftsmodell zusammen?
            Welchen „Unsinn“ meinen sie?

            Wäre es nicht auch clever, kritische Kommentare wie den ihren erst gar nicht freizuschalten?

        3. Die Argumente kamen mir auch in den Sinn. Allerdings halte ich die Zahl für reines Marketing, allein weil die Verbreitung von Handys die Situation seit 2003 deutlich entschärft haben sollte.

          Jetzt sagen sie: Es kommt auf jede Minute an. Richtig. Ich nannte eine Alternative. Die schnelle Verständigung von Einsatzkräften ist die eine Seite der Medaille. Sie dürfen nicht vergessen, dass mit einer besseren personellen Ausstattung der Rettungsdienste weitaus mehr getan wäre – ich spreche aus Erfahrung, da ich ländlich wohne. Den Fall mit der einsamen Landstraße gab es auch hier: Kein Netz.

        4. Der TÜV sagt gar nichts, der ist nämlich ein Unternehmen wie jedes andere auch. Abgesehen davon dürfen nichtrelevante Teile grundsätzlich jederzeit nach Belieben verändert werden.

      2. Die Wirksamkeit von e-Call beruht nur auf wenigen guten Studien. Eine eigentlich sorgfältige Studie ist aber in Finnland entstanden. Dieses Land ist sicher nicht mit Deutschland oder z.B. Frankreich zu vergleichen. Auf diese Daten wurden unzählige Simulationen und Rechenmodelle gesetzt, letztlich sind die genannten Zahlen reine Kaffesatzleserei.
        Bei der Beratung im EU Parlament forderte ein Gutachten der EU, das die Möglichkeit zum Abschalten der e-Call Funktion gegeben seien sollte. Leider hat das EU Parlament das verworfen.
        Es scheinen also ganz andere Interessen als der Schutz der Menschen hinter dieser Frage zu stehen. Mit der Einrichtung von e-Call entsteht im Fahrzeug die Möglichkeit Daten zu versenden. Leider haben die Verbraucher keinerlei Kontrolle über die im Fahrzeug verbauten Computer. Welche Daten wann das Fahrzeug verlassen bleibt dem Nutzer völlig verschlossen. Es gibt vermutlich auch keine Instanz, die diese Software überprüfen kann.
        Warum bekomme ich keinen Root- Zugang zum Betriebssystem meines „Infotainment“ Systems, schließlich habe ich es ja gekauft und keine Lizenz erworben. Wer hackt das VW, Skoda, Audi System. Bei Skoda würde ich sagen es handelt sich um ein Linux.
        Ich möchte z.B. alle Fahrdaten löschen bevor ich zum TÜV fahre.
        Wer hat Ahnung?

    4. Ach, das System stellt erst nach einem Unfall die Verbindung mit dem Mobilfunknetz her ?
      Wie lange dauert es eigendlich sich in ein Mobilfunknetz auf dem Land einzubuchen ?

      PS: eCall vs. Dashcam

    5. Zu „Wer also beim Kauf auf Nummer sicher gehen möchte, lässt gleich vom Verkäufer die TPS-Dienste abschalten und statt dessen das EU-eCall aktivieren. „.

      Eigentlich müsste in Neuwagen (neuer Typ) das EU-Ecall eingestellt sein und nicht das TPS. In dem Dokument „eCall and open issues“ der EENA vom 29.03.2018 steht:

      – Every new car must be equipped with the pan European eCall IVS
      – A TPS provider may offer the owner of the car TPS eCall
      – The owner should be informed by the TPS provider of all the consequences of the use of TPS
      eCall
      – The owner may decide to discontinue the TPS eCall service. In that case Pan European eCall
      will be activated again

    6. Anmerkung: Ich will dich nicht beleidigen, aber:

      Ich finde es sehr naiv von dir das zu glauben! Die meisten von uns können nicht mal ein Handy manipulieren – das heißt jedoch nicht das findige Hacker das nicht können und es noch dazu können ohne das sie das Gerät selbst in die Finger bekommen müssen!

      Deshalb: Lieber auf nun mal sicher d.h. das wird abgeschaltet, sofern das nicht über die Software geht (wobei ich dem wohl auch nicht trauen würde, wenn es denn ginge!) dann eben über die Hardware (die Kabel zur Antenne durchtrennen, eine defekte Sicherung einbauen, den SIM-Chip selbst beschädigen etc.)!

      Ich mag hier (für jemanden der sonst moderner Technologie sehr aufgeschlossen gegenüber steht und diese auch nutzt!) altmodisch sein, aber:

      Je weniger Technik in der Karre desto besser! Ich brauche kein Navi (ein Beifahrer mit einer Karte ist mir echt lieber, vor allem kann man sich dann nebenbei auch wirklich unterhalten!), keinen Bordcomputer, keinen Hotspot im Auto etc. :(

    7. Man kann es leicht manipulieren, das reicht doch schon. Wer auf „Nummer sicher“ gehen will, wird in Zukunft seine Autos zerlegen müssen, um diese Bauteile zu finden und unschädlich zu machen. Man kann die Gefahren des Lebens nicht verhindern. Allein schon, dass es nicht freiwillig ist, zeigt die wahre Intention dahinter. Welches Risiko ich eingehe, dann überlässt man mir als mündigem Bürger bitte selbst.

  2. „Es braucht demnach unbedingt datenschutzrechtliche Regelungen zur Verwendung der Daten“

    Das funktioniert bekanntlich hervorragend – die Verwendung existenter Daten zu regulieren.
    Tatsächlich kann nur mit nicht generierten Daten einer zweckfremden Nutzung wie bspw. der Überwachung entgangen werden.

    Vermutlich wirds aber eine Selbstverpflichtung geben, dass Unternehmen und öffentliche Stellen nix Böses mit diesem Schatz an Daten anstellen.
    Schatz deshalb, weil das Auto von vielen als erweiterter privater Raum angesehen werden dürfte, quasi als Kokon der eigenen vier Wände in der Öffentlichkeit.

  3. Schnelle Hilfe bei Unfällen, dagegen ist erstmal nichts zu sagen. Der Datenschutz muss eingehalten werden, das ist auch klar. Das die Lobby nun versucht, den Datenschutz gegen schnelle Hilfe auszuspielen ist mehr als fragwürdig.
    Nur: Warum werden nicht proaktive Maßnahmen ergriffen, damit es nicht zum schweren Unfall kommt?
    Ideen gibt es seit Jahren, Tempolimits auf Autobahnen, insgesamt die PS-Zahlen runterschrauben.
    Wäre vielleicht sogar zu einfach?

    1. >Nur: Warum werden nicht proaktive Maßnahmen ergriffen, damit es nicht zum schweren Unfall kommt?
      >Ideen gibt es seit Jahren, Tempolimits auf Autobahnen, insgesamt die PS-Zahlen runterschrauben.
      >Wäre vielleicht sogar zu einfach?

      Mit so einer völlig richtigen Aussage macht man sich als Politiker im Autoland Deutschland leider mehr als unbeliebt. Lieber an den Symptomen herumdoktorn als PS-Geilheit und Raserei angehen.

      1. „Tempolimits auf Autobahnen“
        Nur zweckmäßig bei entsprechender Kurvenlage bzw. Sichtweite/Sichtverhältnisse, außer Sie wollen den Spritverbrauch senken. Ausrollen+1-2km vorrausschauend auf hinreichend freier Fahrbahn hilft aber auch jede Menge. Ansonsten können Sie gerne den Zeitverlust für die Autofahrt extra alimentieren.
        „Insgesamt die PS-Zahlen runterschrauben“
        Was genau soll der Nutzen sein? PS-Zahl = höhere Beschleunigung, also mehr Zeitgewinn

        „damit es nicht zum schweren Unfall kommt“
        Wieso nicht gleich realistische Unfallszenarien und Hergänge und damit Gefahrenquellen vermitteln?
        Dann kann der Autofahrer von sich aus langsamer fahren bei entsprechender Gefahrenquelle.
        Als Beispiel ist das Verhalten auf Autobahnen (kein Schulterblick/Ablenkung etc) oder Vermitteln angemessener Geschwindigkeiten zu nennen, was man auch als defensiver Fahrstil vermitteln ertrachtet.

    2. Wo versucht denn eine Lobby, schnelle Hilfe gegen Datenschutz auszuspielen? Ich sehe keine logische Brgründung für Ihren Satz.

      Klar, die Fahrzeughersteller („Autolobby“) versuchen, Ihnen deren private Dienste zu verkaufen statt eCall. Dabei wird die Hilfe aber verzögert, denn Ihr Notruf geht erst zu einem Callcenter und dann erst in die Rettungsleitstelle.

      Andererseits wurde beim 112-eCall dem Datenschutz Rechnung getragen: Jedes eCall-Gerät ist im Normalbetrieb offline und kommuniziert nicht einmal auf unterer Ebene mit irgendwelchen Außenstellen. Erst im Falle eines Unfalls wird eine Verbindung zum (lokal stärksten) Mobilfunknetz aufgebaut und ein Notruf abgesetzt. Es gibt keinen Trackingspeicher und auch keinen Fahrtenschreiber. Und wenn Sie dennoch ein Auto ohne eCall wollen, wird es solche Fahrzeuge bis mindestens 2023 noch als Neuwagen und später als Gebrauchtwagen geben.

      1. „Erst im Falle eines Unfalls wird eine Verbindung zum (lokal stärksten) Mobilfunknetz aufgebaut und ein Notruf abgesetzt.“
        Das würde ich für einen verwertbaren Angriffsvektor halten. Ob es machbar ist, dem Gerät eine Sensor-Warnmeldung unterzuschieben und wie aufwändig dies wäre, das müsste sich dann wohl zeigen.
        Vielleicht lässt sich so live kein Bewegungsprofil erstellen. Mindestens nachträglich im Zuge einer Verbindungsdaten-Analyse wäre das aber umsetzbar.
        So wie sie es schildern, hat man den Grundsatz der Datensparsamkeit und des Selbstbestimmungsrechts bei eCall schon das minimalst nötige gemacht. Das ist, derzeit, hoch zu bewerten.
        Ich halte aber kein System, dass grundsätzlich für die individualiserte Massenüberwachung taugt, für grundsätzlich ausreichend sicher um ein entsprechend großes Interesse abzuwenden. Schon gar nicht in einem europäischen Markt in dem wir in größeren Teilen Regierungen haben, die Demokratie und Datenschutz weit und tief ablehnen.

        1. So würde ich das auch sehen. Haben wir doch schon vor langer Zeit gelernt, daß ein Telefon nicht zwingend aus ist, wenn der Akku nicht entfernt ist.
          Herr Puigdemont musste auch lernen, daß es nicht ausreicht, ohne eigenes Telefon zu reisen. Es reicht, wenn ein Begleiter seines dabei hat.
          Es wird gemacht, was technisch möglich ist!

      2. Tut mir leid, aber: Wie naiv sind sie? Ihr Mobiltelefon sendet auch normal keine Daten an irgendwelche Geheimdienste – sollten diese das aber wünschen so tut ihr Gerät das, auch wenn sie meinen das sie es in den Flugmodus geschaltet oder sogar ausgeschaltet haben!

        Deshalb kann hier ein Missbrauch nicht ausgeschlossen werden, vor allem da so gut wie jede Software mittlerweile Backdoors haben muss (welche den Geheimdiensten bekannt sind) sodass der Nutzer immer mehr zum gläsernen Menschen wird!

        Die Ex-DDR und Ex-KGB Spione würden uns auslachen (bzw. tun es wahrscheinlich sogar!) wie gerne viele von uns Daten herausgeben für die sie Jemanden sehr lange observieren mussten! Die ganze neue Technik (u.a. das – fast – Jeder zu jeder Zeit eine Wanze mit sich herumschleppt, da es wenig gibt die ihres noch zuhause lassen wenn sie abends weggehen (bin ein Relikt aus vergangener Zeit hier…ich nehme es nur mit wenn ich weiter fahre, damit ich im Notfall zuhause anrufen kann damit man mir bei einer Panne hilft…bei einem Unfall vertraue ich darauf das unter den Gaffern zumindest ein paar mit Anstand sind die die Polizei rufen! Meine Privatsphäre bin ich jedoch nicht bereit einfach so zu opfern!) ist doch der feuchte Traum der Geheimdienste (die Stasi hätte Apple wohl ein Dankesschreiben geschickt dafür das sie das Smartphone zum Allgemeingut gemacht haben!)

  4. Zitat: „Lobbyisten: Datenschutz tötet“

    Meine Antwort darauf: „Lobbyisten töten Freiheit und Demokratie“.

  5. Sprachlicher Hinweis:
    Im Vorspann muss es „Rettungskräfte“ heißen, nicht „Rettungskräften“. Und das Wort „beinhält“ kenn ich nicht, der Duden auch nicht.
    Danke ansonsten für den wichtigen Text.

  6. Muss ich nicht haben. Da kaufe ich mir vielleicht noch einen Dacia von gestern als Zweitwagen. Aber gut zu wissen, wie diese elenden Schnüffler weiter „Daten“ sammeln wollen.

  7. Eine technische Frage:

    Es wird immer auf den Unterschied zwischen EU-eCall und TPS-eCall geritten.
    Hab ich was falsch verstanden, wenn ich davon ausgehe, daß das auf der selben „Gerätschaft“ läuft und nur irgendwer in nem Menü das eine oder andere anklickt?

    Sollte dem so sein, ist das bestimmt total sicher und kann nie nicht von niemandem mißbraucht werden. Das wäre doch total unmöglich, wenn da irgendwo „inaktiv“ geklickt ist.
    So werden schließlich Autos traditionell gefertigt. Nix, was nicht bestellt wurde, wird vorgerüstet. Für jede Ausstattungsvariante gibt nen extra Kabelbaum.

    1. Das hängt tatsächlich vom Hersteller ab. Für einen TPS-eCall barucht es zwingend einen Mobilfunkvertrag, damit Daten übertragen werden können. Für EU-eCall ist hingegen kein Vertrag nötig, denn Notrufe müssen per Gesetz kostenlos transportiert werden. Wenn der Hersteller nun dieselbe SIM-Karte für beides nutzt und Sie die Herstellerdienste aktiviert haben (die umfassen ja meist viel mehr als eCall), dann sind Sie auch ortbar. Nochmal: EU-eCall allein schläft im Normalzustand, da besteht keinerlei Kommunikation nach außen oder von außen.

      1. Danke Frank!
        Auch für den Link zu deinem Vortrag.
        Du schreibst: „EU-eCall allein schläft im Normalzustand…“
        Darf ich das und deinen Vortrag so interpretieren, daß EU-eCall weniger das Problem ist, sondern die Tatsache, daß quasi zwangsweise ein betriebsbereites GSM-Modul im Auto ist, welches sich also so verhält, wie jedes andere Telefon, nur daß es auch noch mit dem Bussystem gekoppelt ist?

        Wenn ich jetzt Geheimdienst oder sonstiger Terrorist wäre, würde ich ja sofort auf ganz gruselige Ideen kommen.

        Gespannt bin ich auch, wie Autodiebe mit dem Problemchen umgehen werden oder was passiert, wenn mal jemand von außerhalb des Autos über diesen Weg die Bremse oder die elektrische Lenkung betätigt/beeinflusst.

        1. „Car Jacking“, das ist doch nur ein Hirngespinst, das kann nicht passieren, weil es nicht passieren darf!
          Weil sowas doch gesetzlich nicht erlaubt ist!
          Was vor allem unsere Politnicks Glauben ist, das es schlich nicht möglich ist, über das Internet ein Fahrzeug zu manipulieren, um z.B. politische Gegner in Unfälle zu verwickeln, die diese ins politische Jenseits befördern könnten!

          Wie schon geschrieben, nicht möglich: https://www.wired.com/2016/08/jeep-hackers-return-high-speed-steering-acceleration-hacks/

          Ups, sorry falscher Link?

        2. „Darf ich das und deinen Vortrag so interpretieren, daß EU-eCall weniger das Problem ist, sondern die Tatsache, daß quasi zwangsweise ein betriebsbereites GSM-Modul im Auto ist, welches sich also so verhält, wie jedes andere Telefon, nur daß es auch noch mit dem Bussystem gekoppelt ist?“

          Grundsätzlich ist das eCall-Gerät ja ein Telefon mit Freisprecheinrichtung, GPS, einem Beschleunigungssensor und einem Schalter fürs manuelle Auslösen. Ob und wie es mit einem CAN-Bus gekoppelt ist, bleibt dem Fahrzeughersteller überlassen. Das Modul ist aber auf jeden Fall eine Senke; es sendet nichts ins Fahrzeug. Daher halte ich Car-Jacking vonseiten eines reinen eCall-Moduls für relativ ausgeschlossen.

          Anders sieht es bei den Modulen aus, die sich auch für andere Fahrzeugdienste (TPS) eignen – da sind dann einerseits IP-Schnittstellen vorhanden, und andererseits sind die Module auch dauerhaft online. Zum dritten kann man dann meistens auch per App die eine oder andere Einstellung im Fahrzeug verändern (Navi, Klimaanlage, …) – da sehe ich Gefahren für Einfallstore. Und weil die Fahrzeughersteller relativ neu im Boot der Datenkommunikationstechnik sind, schätze ich deren Sicherheitsverständnis eher auf dem Level eines Windows XP aus 2002 ein. Das wird noch spannend.

    1. Exakt, so ist es. Nur neue Typen erhalten eCall – es wird daher locker bis über 2030 hinaus dauern, bis mehr als 90% der Fahrzeuge eCall haben.

      Es wird Nachrüstsysteme geben, aber wiederum Vorsicht: dabei handelt es sich in der Regel nicht um EU-eCall, sondern wieder um TPS-eCall, der dann dauerhaft online ist.

  8. hallo,
    „der kleine dik. hat da ganz gewievt recherchiert. eCall wird ggf. auf jeder Mautbrücke durch „confiroute“(= Firma) oder so aufgefangen. Die haben dann also deine personenbezogenen Bertriebsdaten. Natütlich wird es u.U. auch so was wie “ stille sms“
    durch polizei oder gleichartige geben. Du bist also der gläserne autofahrer, der dann seine unschuld beweisen muss- bei crash ’s. Durch das Kennzeichen bist du so schon ein-eindeutig identifiziert. Jetzt ist auch deine wegstrecke, wo sie auch lang gehen sollte, „getrackt“, und kann jahrelang im Internet, oder polizeidatenbanken gespeichert werden,
    natürlich nur, weil du ja mal straffällig werden „könntest“.

    Jeder , der so denkt ( letzter Satz) , sollte sich schnel ein neues Volk suchen, sofort.
    Das einzige , was du könntest, ein ausländisches Fabrikat kaufen, oder ein KFZ aus der schweiz, dort Zwischen – zugelassen.

    So schießt man die deutsche autoindustrie, gewollt, ab.

    Ihr, euer Carlo caperchiper

    1. Carlo, das ist technischer Unsinn. eCall und Maut haben nichts miteinander zu tun, und die Mautbrücken fangen auch keine eCall-Signale auf. Bei deren geringer Anzahl wäre das wohl auch unsinnig. eCall nutzt das Mobilfunknetz – und selbst stille SMS können es nicht erreichen, wenn es nicht online ist. Genau das steht aber im Gesetz. Ebenso wenig wird mit eCall getrackt oder gar jahrelang in Polizeidatenbanken gespeichert – und auch nicht lokal auf dem Gerät. Notrufe per eCall gehen immer und ausschließlich zur nächsten Rettungsleitstelle, und sie bleiben auch dort. Daten dürfen per Gesetz nicht an Dritte weitergegeben werden.

      Ich bin immer für einen kritischen Blick auf technische Systeme zu haben, aber technisch nicht begründete Verschwörungstheorien zu konstruieren, ist eher kontraproduktiv. Deshalb ist auch der Unterschied zwischen TPS-eCall von den Automobilherstellern und dem EU-eCall so wichtig. Denn mit TPS geht tatsächlich all das, was Carlo da schreibt. Es stimmt aber nun einmal nicht für den EU-eCall.

      1. sag mal wie alt bist du, 12?
        oder hast du noch nix von den ganzen „einzelfällen“ die ungewollt und zufällig passieren mitbekommen?
        so naiv kann man doch nicht sein, oder was glaubst du machen zitronenfalter so…

      2. Und wer sagt dir das es so ist bzw. das nicht der „nette“ Herr der dir das Auto verkauft darüber lügt was er denn aktiviert hat (falls er es denn selbst weiß und das nicht schon im Werk gemacht wird!)?

        Sorry, aber nein: Das wird abgeschaltet und wenn es über die Hardware (Antenne abklemmen, defekte Sicherung installieren, Kabel abschneiden etc.) sein muss!

      1. Die Sache mit der nicht eingebuchten SIM-Karte ist in der EU-Spezifikation beschrieben und Teil der Konformitätsprüfung für eCall-Geräte, die den Fahrzeugherstellern zwingend vorgeschrieben ist. Das Gerät verhält sich dabei wie ein Telefon, das gearde eingeschaltet und noch ohne SIM-Pin ist. Es wird beim Aufbau des Notrufs dann immer das stärkste verfügbare Netz benutzt.

        Der Aufbau des Rufs geht bei Notrufen ein wenig anders vonstatten als bei normalen Telefonaten. Auch wenn wir 112 als Notrufnummer kennen, wählt das Mobiltelefon dennoch keine Nummer, sondern nutzt beim Verbindunsgaufbau ein Service-Category-Byte, dessen Spezifikation speziell für eCall um zwei Bits erweitert wurde: für automatischen eCall (bei schwerem Unfall) und für manuellen eCall (durch Tastendruck im Fahrzeug). In den Mobilfunk-Sendestationen wird ein so gekennzeichneter Ruf dann über eine Routingtabelle an die nächste Retttungsleitstelle geleitet. Warum so speziell? Weil einige Länder eCall in speziell dafür ausgerüsteten Leitstellen bearbeiten. Deshalb wird nicht die Standardtabelle für 112 benutzt.

  9. Wenn irgendwelche Politiker von „alternativlos“ faseln dann stinkt der Fisch bis zum Himmel. Seit wann interessieren die sich denn für das Volk! Jetzt sollen Wanzen also auch noch in die Autos!

    Wieder ein Grund mehr sich einen Oldtimer zu kaufen! Herrlich.. es gibt noch so viele die ich noch nicht gefahren bin und so zuverlässig unterwegs sind (Mercedes 190 usw.. Volvo 740).

    1. nicht nur dann, sondern GRUNDSÄTZLICH!!!
      es geht immer und ausschliesslich um machterhalt und NICHTS anderes!

  10. eine tendenz ist in der totalen überwachungsgesellschaft erkennbar: daten werden mehrfach erhoben. Denn menschen werden sowieso verfolgt, telefone auch, dann also autos, telefone und menschen … , und kleidungsstücke, und esswaren, und andere waren, …. und haustiere

  11. Muss das GSM Netz wegen Ecall noch viele Jahre weiter betrieben werden? Oder funktioniert das EU-ECall Gerät im Fahrzeug auch über LTE?

    1. Man wird wohl davon ausgehen dürfen, daß die verbauten Billigmodule mehrbandfähig sind.

    2. Das ist tatsächlich eine noch immer offene Frage, weil die GSM-Netze national verwaltet werden und die EU deshalb hier keine Vorschriften machen kann. Es ist aber davon auszugehen, dass pro Land zumindest eine GSM-Grundversorgung durch einen Netzbetreiber erhalten bleiben muss. Nicht nur eCall, auch viele andere Geräte in der Industrie nutzen GSM zur Kommunikation, z.B. Fahrstuhlnotrufe.

      Die verbauten Chips stammen von Qualcomm, die auch das Softwaremodem beisteuern. Die Spezifikation für eCall stammt aus der Mitte der Nullerjahre. Daher sind die Chips zwar oft 3G- aber nicht LTE-fähig. 3G wird aber wohl noch vor GSM-2G abgeschaltet werden, und das sogar komplett.

      1. „Die verbauten Chips stammen von Qualcomm,…“

        Von welchen wo verbauten Chips sprichst Du?

      2. Hallo Frank,

        mir ist da gerade noch eine Frage eingefallen:
        Wie wird upgedatet? Das könnte ja schwierig werden, wenn das Teil nur per Unfall aus dem Schlaf zu holen ist.

        1. An Updates ist gar nicht gedacht. Die Spezifikation ist seit 2014 abgeschlossen, und die Automobilhersteller und ihre Zulieferer testen bereits seit 2011. Soweit mir bekannt, hat kein Hersteller eine OTA-Schnittstelle eingebaut; das verringert ja auch die Zahl der Einfallstore. Andererseits ist das Protokoll auch sehr einfach.

          Die verbauten Chips, die ich meinte, sind die Hardware-Kommunikationsmodems für 2G und 3G – die stammen wie in den meisten Handys auch von Qualcomm. Für den Rest genügt ein einfaches Arduino-Board – wir haben hier Testgeräte mit diesem simplen Aufbau.

  12. Die seit 31.3. geltende EU-Verordnung bezieht sich nicht auf Neuwagen per se (also alle neu produzierten oder beim Händler stehende Wagen), sondern nur auf neue Automodelle, die jetzt frische EU-Typgenehmigung brauchen:
    http://publications.europa.eu/resource/cellar/db1e1e6f-ad37-4268-b726-b961cf70e18f.0004.02/DOC_1
    Insofern ist die Headline mindestens grob irreführend.

    Bis diese eCall-Pflicht tatsächlich flächendeckend im Neuwagenverkauf ankommt, kann es noch Jahre dauern, weil solche Typengenehmigungen sogar noch für Facelifts von existierenden Modellen gelten (bis zu fünf Jahre lang).

    Dazu kommt, dass die durchschnittliche Auto-Haltedauer bei uns knapp über neun Jahre beträgt. In der Realität reden wir also vermutlich von rund einem Jahrzehnt bis zur mehrheitlichen eCall-Durchdringung auf deutschen Straßen.

  13. Das Ganze ist doch eigendlich kein Problem.
    Messgerät zwischen Gerät und Antenne, dann sieht man ja ob das Gerät sendet oder nicht ( oder auch nicht wenn da eine Abschalt Software eingebaut ist die Messgeräte erkennt ;) )

    Wer machts ?
    PS: Das Problem an der Sache dürfte sein das die Geräte tief im Auto verbaut sind.

    1. Wird kein Problem sein, du kannst auch einfach ne Schlaufe Kabel um die Antenne legen und mit nem Oszi messen ob sich was tut! Dazu muss man nicht aktiv in die Antennenleitung eingreifen und die Antenne wird irgendwo außen am Auto sein, sonst würde das ganze ja nicht gescheit funktionieren.

      TPS eCall hat wie alles seine vor und Nachteile. Nachteile sind definitiv Trackbarkeit und potenzielles remote stilllegen des Fahrzeugs + abhörbarkeit. Auf der anderen Seite ist das auch ein Vorteil, wenn das Fahrzeug z.B. geklaut wird. Ich weiß von einem Fall von einer Bekannten die in einem Callcenter einer der Hersteller arbeitete. Da ging es um einen LKW der geklaut wurde hier in Süddeutschland, zwei Stunden später ist das aufgefallen. Da die Diebe scheinbar nicht um die Box wussten, konnte man den LKW live tracken und kurz vor der polnischen Grenze stoppen. War zwar ziemliches hin und her mit einem Polizisten aus Süddeutschland der dann zwischen meiner Bekannten die die Position immer durchgab und den Kollegen weiter östlich vermittelte, aber es hat geklappt und der ca. 400.000€ teure LKW war eben nicht auf nimmer Wiedersehen verschwunden.
      Es gab damals scheinbar auch keinen wirklichen Prozess ob und wie die die Daten an die Polizei weitergeben dürfen, am Ende war das halt so ne hau Ruck Aktion bei der der Besitzer des LKW am Telefon sein ok gegeben hat, dass sie die Daten rausgeben dürfen.

  14. „“Ich bin immer für einen kritischen Blick auf technische Systeme zu haben, aber technisch nicht begründete Verschwörungstheorien zu konstruieren, ist eher kontraproduktiv. Deshalb ist auch der Unterschied zwischen TPS-eCall von den Automobilherstellern und dem EU-eCall so wichtig. Denn mit TPS geht tatsächlich all das, was Carlo da schreibt. Es stimmt aber nun einmal nicht für den EU-eCal““

    -> es geht um keine Theorien, sondern um Praxis.
    wo: MAZ(madsack-Gruppe) 4.4.2018:der 2.kanal wird nach absetzung des eCall über „“Satelit““(standort) übertragen.
    (war da nicht mal was mit osamaX?) Natürlich kenn ich die dezidierten spezifikationen des systems nicht so,aber generalistisch übergreifende Kenntnisse lasssen das ausgleichen.;;

    „“eCall und Maut haben nichts miteinander zu tun““-
    –>wurde NIE behauptet, die Logistkträgersysteme, man könnte auch Verkehrsleitsystem sagen, schon.

    „“ Daten dürfen per Gesetz nicht an Dritte weitergegeben werden.““–>das hat Überwachungsfetischisten noch NIE
    daran gehindert, das zu tun.

    Das wichtigste scheint mir zu sein, ehrlich zu argumentieren,
    und, keine „Sandkörner“ zu verpusten.
    Was ist richtig??

  15. Eine solche „Verpflichtung“ greift massiv rechtswidrig in die Grundrechte ein und ist deshalb illegal.
    Jeder, der das unterstützt – verhält sich damit kriminell.

    Niemand braucht auf ein illegales „Gesetz“, Verordnung, Befehl usw. u sf. etc. pp. hören.
    Wer es freiwillig tut – selber Schuld.

  16. Mir ist’s egal, ich habe mir heuer noch ein neues Auto in der premium version aber OHNE ecall und ohne navi gekauft, und das fahre ich jetzt bis es auseinander fällt oder so lange es halt hält, und danach wird’s auch noch oldtimer ohne den Dreck geben! Ich laß‘ mich nicht überwachen liebe EU & Autoindustrie! Ich habe mir in den letzten 25 Jahren im Schnitt alle 2 – 3 Jahre einen Neuwagen gekauft, damit ist es jetzt halt aus, blöd gelaufen für Euch, ich brauch’s nicht…

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