Digitale Nachhaltigkeit auf der „Bits & Bäume“-Konferenz in Berlin

Man kann nicht immer alles wissen. Deswegen ist es wichtig, dass sich Menschen unterschiedlicher Fachrichtungen vernetzen, vor allem wenn sie eigentlich ohnehin in die gleiche Richtung wollen. Die Konferenz „Bits & Bäume“ bringt dafür am kommenden Wochenende Hacker und Umwelt-AktivistInnen zusammen. Mit einem bunten Programm laden die VeranstalterInnen zum Austausch ein.

Logo der Konferenz "Bits & Bäume": Ein Blatt, das sich rechts in Pixel auflöst
Gemeinsam für eine nachhaltige Zukunft: Die Konferenz Bits & Bäume verbindet die Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit. CC public domain Bits & Bäume

Wie kann man die Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit konstruktiv miteinander verbinden? Mit dieser zentralen Fragestellung beschäftigt die Konferenz „Bits & Bäume“, die in diesem Jahr zum ersten Mal stattfindet. Beteiligt sind viele Initiativen, die normalerweise entweder einen grünen, sozialen oder technischen Schwerpunkt haben. SprecherInnen aus diesen unterschiedlichen Fachrichtungen wird auf der Konferenz eine Bühne gegeben, um ihre Themen vorzubringen, und für die BesucherInnen wird ein Begegnungsraum geschaffen, in dem sie sich austauschen und vernetzen können.

Auf den ersten Blick mag die Vereinigung grüner und digitaler Themen etwas abstrakt erscheinen, doch Gemeinsamkeiten gibt es ganz klar. HackerInnen wie Umwelt-AktivistInnen sind neugierig. Sie wollen Phänomenen auf den Grund gehen und sie wollen sie vor allem selbst gestalten. „Wer Gemüse selbst anbauen oder Solarzellen eigenständig aufstellen will, hat den gleichen Grundgedanken wie ein Mensch, der selbst Software entwickelt oder hackt“, meint Rainer Rehak von Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung (FIfF) als Teil des Organisatoren-Teams.

Nachhaltigkeit zeigt sich in dem bunten Programm der „Bits & Bäume“-Konferenz von vielen Seiten. So sind damit nicht ausschließlich Umwelt-Themen gemeint, sondern auch Diskussionen, Vorträge und Workshops zu gesellschaftlicher Verantwortung, Bürgerrechten und Souveränität im Kontext der Digitalisierung. Abseits der ökonomischen Wachstumsmaxime sollen konkrete Ideen für die Integration von Digitalisierung und nachhaltigen Themen erarbeitet werden. Das komplette Programm wird auf fünf Bühnen und in elf Workshop-Räumen an der Technischen Universität Berlin stattfinden. Da kann man schon mal das eine oder andere verpassen. Aber kein Problem: Alle Vorträge und Panels werden aufgezeichnet und zum späteren Anschauen online zur Verfügung gestellt.

Einige Programm-Highlights

Erwartet wird, dass das Publikum ebenso unterschiedlich besetzt ist, wie das Team der VeranstalterInnen. Ziel der Eröffnungsveranstaltung ist es daher, die BesucherInnen inhaltlich abzuholen und auf den gleichen Stand zu bringen. In einer anschließenden Keynote spricht Lorenz Hilty, Professor am Institut für Informatik der Universität Zürich und Leiter der dort ansässigen Forschungsgruppe „Informatik und Nachhaltigkeit“. Los geht es am Samstag, den 17. November um 10 Uhr.

Der Umweltschutzverbund BUND lädt in einem Workshop zu einem aktiven Austausch zwischen Mitgliedern der Tech-Community und grünen AktivistInnen ein. In diesem Format sollen nach einem kurzen Input Ideen für konkrete Ansätze entstehen, wie sich nachhaltige Innovationen in den Bereichen Konsum, Mobilität und Ressourcen umsetzen lassen. Auch hier gilt der Grundgedanke: Weg von der Fremdsteuerung, die Digitalisierung sollte aktiv von BürgerInnen gestaltet werden. Der Workshop „Chancen und Risiken der Digitalisierung: Prioritäten für einen Umweltverband“ findet am Sonntag, den 18. November um 12 Uhr statt.

Die Stadt der Zukunft ist eine sogenannte „Smart City“ und sie ist vor allem eins: vernetzt. Bei diesem Entwicklungskonzept stehen aber mittlerweile nicht mehr die urbanen BürgerInnen im Mittelpunkt, sondern die Technik. Bei dem Panel „Reclaim Smart City“ diskutieren Eva Blum-Dumontet, Stefan Kaufmann, Leon Kaiser und Sybille Bauriedl darüber, wie man die intelligenten Städte zurückerobert und sich dabei die Technik für die Realisierung eigener Ziele zu Nutze machen kann. Das Panel findet am Samstag, den 17. November um 17 Uhr statt.

Bei diesen zukunftsweisenden Themen sollte besonders eine Gruppe in der Diskussion nicht vergessen werden: Jugendliche und junge Erwachsene. Daher gibt es parallel zum Hauptprogramm das Jugendforum, das von Organisationen wie „Jugend hackt“ oder der „Naturfreundejugend“ gestaltet wird. Zu späterer Stunde hat auch das Abendprogramm noch eine ganze Menge zu bieten. Beim „Sporangium“ erhält das Publikum von acht Experten in acht Minuten Zutritt zu acht Mikrokosmen. Geteilt wird Nerd- und Fachwissen, bei dem kein Thema dem anderen gleicht. Außerdem gibt es philosophische Vorträge und Konzertbeiträge wie zum Beispiel von Esels Alptraum – dem antikapitalistischen Jodel-Duo.

Zeit, Ort und Tickets

Die Konferenz findet am 17. und 18. November 2018 an der Technischen Universität in Berlin statt. Über die Website von „Bits & Bäume“ gelangt man zum kompletten Konferenzprogramm. Tickets gibt es hier. Im Preis inbegriffen ist das gesamte Programm sowie drei Mahlzeiten – bio und vegan. Wer mehr zahlen kann, kauft ein Unterstützerticket und ermöglicht damit einer anderen Person ein Ticket, der und die sich sonst keines leisten kann. Außerdem werden noch fleißige HelferInnen gesucht. Netzpolitik.org ist offizieller Medienpartner der Konferenz.

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7 Ergänzungen

  1. Bin gespannt, ob bei dieser Konferenz wirklich die Chance genutzt wird, um alternative Kommunikationsmedien zu benutzen und zu fördern. So könnte z.B.: über Facebook einen Link/Bridge auf andere opensource Medien gesetzt werden. Damit wäre das Reichweitenargument (wir sehen FB kritisch, aber wir brauchen die Reichweite, deswegen nutzen wir das Tool) außer Kraft gesetzt. Und der AnwenderIn wird nur ein Klick mehr zugemutet…
    Die NGOs können da ein großes Potential ausschöpfen- CCC und Greenpeace veröffentlichen gemeinsam eine Erklärung: Wir setzen nur noch einen Link in Facebook ein, aktiv gestalten wollen wir nur Mastodon (oder Diaspora)!
    Das wäre mal was!

  2. Ich bin gespannt auf die Veranstaltung und erhoffe mir eine interessante Initialzündung. Greenpeace und CCC als die großen Influencer der Szene (als Beispiel) veröffentlichen folgendes: Wir wollen uns von Facebook lösen. Wir werden von daher nur noch eine Dauerpräsens dahingehend haben, dass wir einen Link/Bridge zu alternativen Medien anbieten (Mastodon/Diaspora). Wir muten auch als Interssierte nur noch einen Link mehr zu. Klar, Ihr müsst Euch nur kurz bei den allternativen/datenschutzfreundlichen Anbietern anmelden!
    Damit wäre das Reichweitenargument (wir als Orga sehen FB kritisch, aber wir brauchen die Nutzung wegen der Reichweite) zumindest geschlagen.

      1. Oh, wusste ich nicht. Das klingt doch prima. Und wie sind Eure (@CCC) Erfahrungen?
        Ich finde auf Eurer Homepage dazu nichts, könnt Ihr das vielleicht offensiver bewerben? ggf. auf Vorträgen darauf aufmerksam machen. Eine Anleitung ins Netz stellen, wie so eine Bridge gebaut werden könnte…, vielleicht ist die Hemmschwelle von der anderen NGOs dann nicht so groß?
        @Netzpolitik: Habt Ihr so eine Anleitung? Das wäre doch eine Veröffentlichung wert,oder?

  3. Ja, super Artikel- lese ich immer wieder gerne. Und konkret steht da ja auch nicht, wie eine „Bridge“ gebaut wird. Ich brauche da eine Anleitung (und ggf. andere auch) und somit Hilfe; und ich weiss, dass Ihr (und auch die KollegInnen vom CCC) Experten seit…,von daher dachte ich, dass das ein Klacks für Euch sei :-)
    Wie dem auch sei, viel Spass ab morgen-mal sehen, wie das Feedback so wird.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.