Datenschützer Schrems hofft auf 70.000 Euro binnen zwei Wochen für seine neue Initiative

Die Crowdfunding-Aktion des österreichischen Juristen für geplante Datenschutz-Klagen gegen Großkonzerne geht zu Ende. Nagelprobe für die die neue NGO wird das Inkrafttreten der EU-Datenschutzgrundverordnung im Mai.

Der Wiener Datenschutzaktivist Max Schrems. – Alle Rechte vorbehalten europe-v-facebook.org

Der Datenschützer Max Schrems hofft auf 70.000 Euro an Spenden in den nächsten zwei Wochen, um seine neue Initiative „noyb – None of your business“ für das erste Jahr finanzieren zu können. Mit der im November 2017 gestarteten Spendensammelaktion will Schrems 250.000 Euro auftreiben, um feste Stellen in seiner neuen Organisation schaffen zu können. Bei dem Betrag handle es sich um die „absolute Unterkante“, um seine geplante Datenschutz-Arbeit zu finanzieren, sagte Schrems zu netzpolitik.org

Der österreichische Jurist Schrems wurde mit seinem rechtlichen Vorgehen gegen Facebook weltweit bekannt. Seine Klage führte letztendlich dazu, dass der Europäische Gerichtshof (EuGH) das umstrittene Safe-Harbor-Abkommen zum Datenaustausch zwischen den EU-Staaten und der USA zu Fall brachte. Mit seiner neuen Organisation will Schrems Verfahren starten, um Großkonzerne zur Einhaltung der geltenden Datenschutzregeln zu bewegen.

DSGVO als Startschuss

Initialzündung für die neue NGO soll das Inkrafttreten der neuen EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) am 25. Mai werden. Das EU-Gesetz schreibt die explizite Einwilligung von Nutzern zur Speicherung ihrer Daten vor. Schrems sieht etwa die Möglichkeit, dies am Beispiel eines Handykaufs zu testen und gegen Anbieter zu klagen, die weiterhin ohne Zustimmung der Nutzer Daten speichern. Neben Klagen will Schrems mit seiner neuen Organisation auch ein- bis zweimal im Jahr europäische Datenschutz-Konferenzen organisieren und ein Projekt starten, das Nutzer auf datenschutzkonforme Produkte hinweist.

Die bisher von noyb gesammelten 180.000 Euro bestehen aus Kleinspenden sowie größeren Beiträgen von Konsumentenschutzorganisationen, der Stadt Wien, dem Suchmaschinenanbieter StartPage.com und der Mozilla-Stiftung, die den gleichnamigen Browser herstellt. Schrems rechnet mit dem Eintreffen von weiteren zugesagten Großspenden und wünscht sich, zumindest zusätzlich etwa 15.000 Euro aus Kleinbeträgen einzusammeln.

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9 Ergänzungen

  1. Fällt irgendwie reichlich spät auf das es ned reicht.
    Die Kampagne war irgendwie schlecht geplant hab ich das Gefühl und wenn eine
    Organisation die sich für Privatsphäre einsetzt Tracking in ihren Mails über einen Dienstleister
    hat und Google-Objekte auf der Webseite einsetzt wird der Hardcore Kritiker Abstand halten.
    Hoffe dennoch dass sie das noch gewuppt bekommen, wir brauchen solche Institutionen.

  2. Berufs-NGOs sind mir allesamt suspekt – erst Geld, dann Gutes tun passt nicht zu meinem Verständnis von Gutes tun.

    1. FYI: Wir im Vorstand arbeiten derzeit 24/7 an dem Projekt und das zu 100% ehrenamtlich. Ich arbeite an allen Verfahren seit Jahren unbezahlt, vermutlich bisher tausende Stunden.. ;)

      Es geht aber darum Menschen die hier zukünftig arbeiten und das qualitativ Hochwertig machen müssen wenn man große Konzerne angeht auch halbwegs ordentlich zu bezahlen und nicht ins Brunout und Prekariat zu schicken, was bei NGOs ja durchaus passiert..

      1. Als wir damals unsere Leserfinanzierung gestartet haben, gab es praktische Tipps, dass wir doch die IT-Administration einsparen könnten, da wir das als Redakteure doch auch selbst machen könnten. ;-) (Hätten wir auch gekonnt, aber dann hätten wir nicht mehr Schreiben und Recherchieren können).

  3. Das ist doch mal ein Geschäftsmodell mit Datenschutz.

    Übrigens plant die Organisation mit ca 500.000€ im Jahr Budget für 5 Personen und Büro.

    1. Auch wenn der Kommentar von Christian1313 wahrscheinlich anders gemeint ist, aber die 500.000 € bei fünf Mitarbeitern sind halt zu wenig. Weiß jetzt nicht, wie die Abgabenlast in Österreich aussieht, aber wenn man sich das mal für Deutschland durchrechnet:
      Nehmen wir mal ein Mitarbeitergehalt von 75.000 € an, dann kommen da durch die Arbeitgeberzuschläge schon knapp 90.000 € zusammen. Dadurch bleibt dann halt praktisch kein Geld mehr für Kampagnen etc.
      Und 75.000 € ist jetzt nicht wirklich viel, wenn man kompetente Leute sucht, die sich im Bereich IT oder Recht auskennen. Und versucht man am Gehalt zu sparen, um mehr Geld für Kampagnen zu haben, wird das schnell ein Freizeitprojekt…

      1. Um mal im Kontext zu bleiben: Wir kalkulieren hier pro Vollzeitstelle und Jahr mit 52.000 Euro. Arbeitgeberbrutto. Inklusive sämtlicher umgerechneter Kosten für Miete bis IT. Und wir haben nur kompetente Menschen, die sich mit Recht und IT auskennen. Wir hätten auch gerne mehr Gehalt, aber das ist natürlich abhängig von Spenden. https://netzpolitik.org/2017/unsere-spendenentwicklung-im-jahr-2017-in-zahlen/

        Aber christian1313 macht einen Denkfehler: Er geht davon aus, dass die 500k für ein Jahr sind, das ist aber das Budget für zwei Jahre.

        1. „Based on these estimates an initial !!!!! annual !!!!! draft budget of about € 500,000 appears to be realistic to perform the basic functions and tasks of the proposed organization.“

          Wie gesagt für 75k € ist das sicherlich kein Prekariat mehr.

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