Bundeskartellamt an Facebook: Wir können mehr als nur Briefe verschicken

Facebook sammelt auf unzulässige Art Nutzerdaten, sagt das Bundeskartellamt. Dabei nutze das Unternehmen seine marktbeherrschende Stellung aus, um Geld zu verdienen. CC-BY-SA 2.0 Esther Vargas

Das Bundeskartellamt droht Facebook mit Sanktionen, sollte der Überwachungskonzern nichts an seiner Praxis ändern, Nutzerdaten aus eigenen sowie Drittquellen zu sammeln und sie anschließend für Werbezwecke einzusetzen. Zudem nutze Facebook dabei seine marktbeherrschende Position aus, hieß es in einer kürzlich veröffentlichten Einschätzung der Kartellbehörde.

In einem Interview mit der Rheinischen Post legte Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamts, nun nach. Facebook müsse sich an Regeln und Gesetze halten, sagte Mundt. Reagiere das Unternehmen unzureichend auf die Kritik der Wettbewerbshüter, werde man entscheiden, wie die Sanktionen genau aussehen werden. In Frage komme laut Mundt auch, „das Sammeln und Verwerten von Daten aus Drittquellen ohne ausdrückliche Zustimmung der Nutzer hierfür [zu] verbieten“.

Aktuell ist die wichtigste Aufgabe sicherlich, auch in der digitalen Welt für wirklichen Wettbewerb zu sorgen. Unsere vorläufige Einschätzung zu Facebook kurz vor Weihnachten zeigt, wohin die Richtung geht: Wir haben dem Unternehmen mitgeteilt, dass wir es für marktbeherrschend halten. Und wir kritisieren die Art und Weise, wie das Unternehmen persönliche Daten sammelt und verwertet als möglichen Missbrauch von Marktmacht. Die Nutzer müssen hinnehmen, dass Daten auch aus Drittquellen massenhaft gesammelt werden, obwohl sie davon wenig, meistens sogar gar nichts wissen.

Unter genauer Beobachtung stehe zudem der Trend, Verbrauchern personalisierte Preise zu unterbreiten, wie es etwa Amazon mache. „Das Konzept von individualisierten Preisen für jeden Einzelnen widerspricht einem funktionierenden Markt, wie wir ihn kennen“, sagte Mundt.

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Eine Ergänzung

  1. Das Bundeskartellamt ist aber schon auch ein lustiger Verein, Google wird seit Jahren „übersehen“… da frage ich mich doch auch wer jetzt hier die facebook Hetze ankurbelt. Im Endeffekt liegen die Fehler bereits bei den Nutzern, welche ständig und jedesmal aufs neue „OK“ klicken und den AGBs ohne eine einzige Zeile gelesen zu haben zustimmen. Ich persönlich finde das Problem mit dem Datenschutz ist ein Problem für welches jeder Nutzer selbst verantwortlich gemacht werden kann. Man muss weder auf Google noch auf facebook seine Daten freigeben um 2018 zu überleben. Dem Wettbewerb würde es gut tun wenn mehr User auf alternativen Suchmaschinen oder Messengern aktiv wären. Denn erst dann werden große Tech-Unternehmen wie facebook und Google bereit Ihre Datenhandhabung anzupassen um keine kritische User-Masse an andere Anbieter, welche personenbezogene Daten nicht mit Händen und Füßen treten, abgeben zu müssen.

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