Ausländerzentralregister: Mehr Daten für effizienteres Abschieben

Seit das Ausländerzentralregister erweitert wurde, sammeln sich immer mehr Daten über eingereiste Menschen. Die Kosten für das System haben vorherige Schätzungen mittlerweile deutlich überschritten, doch es soll noch größer werden.

Demonstration gegen eine Sammelabschiebung am Flughafen Frankfurt. CC-BY-NC-ND 2.0 Sebastian Scholl

Mit dem Anfang 2016 in Kraft getretenen Datenaustauschverbesserungsgesetz wurde ein „Kerndatensystem“ geschaffen, das die Datensammlung im Ausländerzentralregister deutlich erweiterte. Es sollte Übersicht über eingereiste Personen geben, noch bevor sie einen Asylantrag stellen und so etwa Doppelregistrierungen vermeiden. Doch von der erweiterten Datensammlung sind auch Menschen betroffen, die sich unbefristet in Deutschland aufhalten dürfen.

Neben Grunddaten wie Namen, Lichtbild und Ausweisinformationen sind im sogenannten erweiterten Datenkranz zusätzliche Informationen gespeichert, etwa Fingerabdrücke oder Angaben zum Gesundheitszustand und zu Impfungen. Die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der linken Bundestagsabgeordneten Ulla Jelpke zeigt, dass auch von über 190.000 Personen mit unbefristeter Aufenthaltsgenehmigung mehr als ihre Grunddaten gespeichert werden.

Fragestellerin Jelpke findet das inakzeptabel und sagt gegenüber netzpolitik.org:

Diese Menschen haben sich nichts zuschulden kommen lassen, der einzige Grund für ihre Erfassung liegt darin, dass sie ‚Ausländer‘ sind.

Zudem sind im Ausländerzentralregister auch erweiterte Daten über Personen gespeichert, die sich längst nicht mehr in Deutschland aufhalten. Von etwa 2,2 Millionen bis Ende September registrierten Asylsuchenden oder sogenannten unerlaubt eingereisten Ausländern befinden sich laut Angaben der Bundesregierung circa 1,6 Millionen Personen in Deutschland.

Verantwortung für Datenaktualisierung ist über viele Behörden verstreut

Laut der Durchführungsverordnung für das Datenaustauschverbeserungsgesetz werden Daten zu Ausländern, die Deutschland verlassen haben, nach zehn Jahren entfernt. Bestimmte Datenkategorien wie Gesundheitsuntersuchungen und Impfungen sollen nach einem Jahr entfernt werden. Zuständig für das AZR ist das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, das BAMF. Die Aktualisierung von Daten wird jedoch denjenigen Behörden überlassen, die die Daten zugeliefert haben, da nur sie „über die erforderliche Sachnähe“ verfügten, so die Bundesregierung.

Kosten für das erweiterte AZR sind viel höher als geplant

Die Kosten für das Kerndatensystem haben die Schätzungen, die im Gesetzentwurf gemacht wurden, bisher deutlich übertroffen. Die Implementierung des System kostete bisher über 24 Millionen Euro, vorgesehen waren mindestens 15,5 Millionen für die Einrichtung. Darüber hinaus ging die Bundesregierung 2016 von zusätzlichen jährlichen Kosten in Höhe von 4,5 Millionen Euro aus. Wie viel es tatsächlich sind, ist derzeit noch nicht absehbar, antwortete die Regierung auf Jelpkes Frage.

Ähnlich sieht es mit den Kosten für die Ankunftsnachweise aus, die zusammen mit dem Datenaustauschverbesserungsgesetz eingeführt wurden. Derartige Nachweise bekommen eingereiste Personen schon vor einem offiziellen Asylantrag, Über einen integrierten QR-Code können Behörden dann gespeicherte Informationen über die Eingereisten abrufen.

Ursprünglich waren dafür 35 Millionen Ausgaben im Jahr 2016 vorgesehen, doch bereits im September des betreffenden Jahres kamen 47 Millionen zusammen. Auch die laufenden Kosten lagen bisher 50 Prozent höher als geschätzt. Statt 6 Millionen veranschlagte die Regierung kurze Zeit nach Einführung 9 Millionen pro Jahr.

Im AZR sollen sich in Zukunft noch mehr Daten sammeln

Die Pläne für das AZR sind längst nicht abgeschlossen. Derzeit erarbeitet die Bundesregierung einen Gesetzentwurf, demzufolge geflüchtete Kinder schon ab einem Alter von 6 statt 14 Jahren Fingerabdrücke abgeben sollen.

Mit einer Änderung der AZR-Gesetz-Durchführungsverordnung sind außerdem weitere Datenerhebungen geplant, einen Entwurf dieser Verordnung diskutiert der Bundesrat am 23. November. Damit sollen beispielsweise zusätzliche Informationen über Ausweise und eventuelle Wohnsitzauflagen der betroffenen Personen in die erweiterten AZR-Daten aufgenommen werden.

Eigentlich geht es um effizientere Abschiebungen

Außerdem sollen weitere Behörden Daten automatisiert aus dem AZR abrufen können. Schon heute nutzen laut Bundesverwaltungsamt „14.000 Part­ner­be­hör­den und Or­ga­ni­satio­nen mit weit über 100.000 Nut­zerinnen und Nutzern“ das AZR. Insgesamt 3.677 davon können nach Angaben der Bundesregierung auch automatisiert Daten aus dem AZR abrufen – ohne jedes Mal eine explizite Nachfrage zu stellen. Dazu gehören neben den Asylbehörden vor allen Jobcenter mit 408 berechtigten Stellen und Arbeitsagenturen mit 699 registrierten Ämtern.

„Das AZR soll perspektivisch zu einem zentralen Ausländerdateisystem weiterentwickelt werden“, schreibt die Bundesregierung. Was die Hintergründe dafür sind, verrät sie auch – eine erhoffte bessere Steuerung der „Rückführung und freiwilligen Ausreise“. Oder ohne Euphemismen ausgedrückt: effizientere Abschiebungen.

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18 Ergänzungen

  1. „Diese Menschen haben sich nichts zuschulden kommen lassen, der einzige Grund für ihre Erfassung liegt darin, dass sie ‚Ausländer‘ sind.“

    Habe ich mir auch nicht, effektiv habe ich sogar zum Sozialstaat beigetragen, bin also im Plus. Dennoch hat der Staat meine Ausweisdaten, inklusive Fingerabdrücken, und die gesetzliche Krankenkasse meine Gesundheitsdaten und Impfinformationen. Ich bin Deutscher, Familie auch seit Gründung der BRD, und mit Sicherheit nicht alleine damit.

    1. Nun, deine Daten sind (noch nicht) in einer Datenbank, sondern eben verteilt und wahrscheinlich sind auch die Zugriffe auf alle Daten nicht so einfach.

      Die Sozialabgaben zahlen Ausländer auch, wenn man sie arbeiten lässt.

      Und dafür, dass du Deutscher bist, hast du nichts getan. Du hattest einfach nur Glück, wie die meisten Deutschen. Wenn ich mir meine Familie ansehe, könnte ich heute auch Rumäne oder Amerikaner sein.

    2. Die Ratte in der Skinner-Box glaubt auch, dass sie auf der Sonnenseite des Lebens steht: Dach übern Kopf und gratis Futter, wenn man den einen Hebel drückt (Vorsicht! Nicht den anderen!).
      Bezogen auf den Menschen hieße dies: Solange man sich das neuste Apple-Produkt leisten darf, kann das doch alles nicht so schlimm sein.

      Überwachung ist in unserer Gesellschaft bereits soweit akzeptiert, dass Politiker sich öffentlich hinstellen und automatisierte Videoüberwachung für die Verfolgung von Ordnungswidrigkeiten im Straßenverkehr fordern können.

      1. Wie einen Diesel in einer Kein-Diesel Gegend zu fahren? ;)

        @stm-ka
        Du hast Recht mit deinen Aussagen.

        Ich verstehe nur nicht, warum das Sammeln der Daten bei „Ausländern“, die sich nichts zu Schulden haben kommen lassen weniger okay sein soll als bei „Deutschen“ (da das im Neusprech ein vager Begriff ist, machte ich den Umweg über Dauer, Familie und Leistungen), die sich nichts zu Schulden haben kommen lassen. Das finde ich ungerecht.

        1. Du beklagst dich, daß jemand deine Fingerabdrücke und Impfdaten hat.
          Sowas hat niemand von mir. Also gehe ich mal davon aus, daß dieses nicht ohne dein Zutun geschah.

          Du bist Teil des Problems, welches Du bejammern möchtest.

          Zu deinem „Ungerechtigkeitsempfinden“: Wer sagt, daß da irgendwas „OK“ dran sein kann – egal von wem Daten gehortet werden?

          1. Ich bin geimpft worden und das die Krankenkasse bezahlt. Die haben die Rechnung mit Arznei und Name. Ich haben einen Reisepass um Europa verlassen zu können, ich brauche dafür einen.

            Zum Fingerabdruck:
            Fingerabdrücke lassen sich leicht fälschen, wenn man ein Handy entsperren will. Aber das sieht jeder, d.h. das lässt sich nicht so einfach machen, wenn es um persönliche (z.B. auf dem Amt) Identifikation geht. Finde ich die Sammlung von Fingerabdrücken an sich „gut“, nein. Würde ich sie zur Identifizierung bevorzugen, ja. Allemal besser, als all die anderen Daten, mit denen man social Engineering betreiben kann (Alter, Geburtsort, Geschlecht usw.), die sollte man mMn. drastisch reduzieren.

            Klar habe ich bzw. meine Eltern was dazu beigetragen. Kinder impfen ist in der Mehrheit der Fälle r/wichtig. Und die Arbeit verlangt manchmal einen USA Trip. Darüber hinaus mussten wir Fingerabdrücke abgeben, als bei uns eingebrochen wurde, damit man unsere von den Fremden unterscheiden konnte. Aber letzteres hat mit der Sache nichts zu tun, außer dass es halt nicht schwarz-weiß frei-unfrei-willig ist.

            Zum Impfen:
            Nun kann man davon ausgehen, dass hier bei uns keiner Polio hat, durch die Impfdichte. Aber es gibt Leute, die man z.B. Aufgrund von Allergien nicht impfen kann. Die sind wiederum durch die Herdenimmunität geschützt.

            Wenn man jetzt eine kritische(!) Menge von ungeimpften Personen in die „Herde“ aufnimmt, dann ist das tötlich. Wie groß die kritische Menge sein muss, keine Ahnung, müssten wir mal duckduckgoen.

            Wenn man davon ausgehen kann, dass durch kulturelle Eigenheiten wie bei uns der Impfschutz so hoch ist, dann braucht man keine individuelle Information. Obgleich sie sicherlich für viele bei den KK vorliegt.

            In einem Entwicklungsland, oder in einem 20Jahre-Kriegsgebiet, da gibt es wohl kaum ausreichend verlässlichen Impfschutz.

            Jetzt kann man geteilter Meinung sein, ob das Recht (oder die Fairness) der informationellen Selbstbestimmung höher wiegt als die Wahrung der Herdenimmunität. Ich beschwere mich darüber, wenn Leute eine Diskussion aus ideologischer Engstirnigkeit oder mit Worten des Neusprechs leichtfertig abtun. Beklagen über Impfdaten, nein, ich würde mich nur über mögliche vermeidbare Opfer beklagen.

            Wenn ich über Impfdatenungerechtigkeit „jammere“, dann hat das nicht automatisch den Grund Ausländerfeindlichkeit, aber der Vorwurf macht das abwehren der von dieser Person kommenden Kritik natürlich angenehm leicht :(

          2. Man muß den Menschen nur lange genug Angst machen, dann lassen sie sich alles gefallen.

            Es ist gewiss nicht deine Absicht / dir bewusst, daß deine Argumentation genau die der AFD und diverser Innensicherheitspolitiker ist.

            Genau so funktioniert das Weichkochen der Hirne und genau deshalb ist der Stand der Dinge schon so fortgeschritten und wird täglich weiter ausgebaut.

            Ich möchte dir gern glauben, daß Du nicht ausländerfeindlich bist. Aber genau da, wo Du dich permanent mit Ausländern vergleichst, fängt es an.

            Ein „Warum die nicht, wenn ich doch auch…“ ist an der Stelle genau kein Argument, ermöglicht aber das häppchenweise Durchsetzen repressiver Gesetze, weil gern an kleiner Stelle angefangen wird und dann mit genau dieser Argumentation flächendeckend ausgebreitet wird.

          3. Es ist für ein faktenbasiertes Argument sollte es irrelevant sein, ob die Person, die es ausspricht, gut oder oder böse ist. Aber die Ablehnung gegenüber den Andersdenkenden macht Menschen blind.

            Eine gute Idee bleibt eine gute Idee, selbst wenn sie von der politischen Gegnerin ausgesprochen wird. Eine schlechte Idee bleibt eine schlechte, egal von wem. Mir ist sehrwohl bewust, dass ich Brot esse und „Killerspiele“ spielte, und dennoch bin ich immer gerne in die Schule gegangen. Korrelation und Abhängigkeit sind zwei unterschiedliche Dinge.

            Also, wie stehst du zu dem Thema Herdenimmunität und Impfung, mit besonderer Berücksichtigung von migrierenden großen Personengruppen ohne bekannte oder verlässliche Impfhistorie?

            Wie stehst du zu meiner oben beschriebenen Idee, dass gewisse Pass- und Ausweis Daten drastisch REDUZIERT werden sollten (die sich gut verkaufen lassen und z.B. für Werbung und Social Engineering eignen), und stattdessen WENIGER aber eindeutigere verwendet werden könnten, wie z.B. ein Fingerabdruck (der keine Rückschlüsse auf Relegion, sexuelle Orientierung, Kaufverhalten, Geschlecht usw. zulässt)?

          4. Eine „gute Idee“ zum Ausgrenzen anderer zu mißbrauchen hat nichts mit der Idee zu tun, sondern mit mieser Stimmungsmache.

            Ich sehe keine „migrierenden großen Personengruppen“ und habe daher schon mal keine Ängste vor denen. Jedenfalls keine anderen, als vor eingeborenen großen Personengruppen. Bei keiner Gruppe interessiere ich mich für den Impfstatus, genauso, wie ich mich nicht für deren Religion, Ernährungs- oder Paarungsvorlieben oder sonstwas interessiere.

            Ich bin allerdings auch einer, der Verletzten hilft, ohne sich jemals Handschuhe angezogen zu haben. Das liegt schlicht daran, daß ich in der Situation an anderes denke. Hinterher ists mir schon manchmal aufgefallen. Na und?!

            Vielleicht magst Du deine Energie und Ängste mal auf die Hygienezustände in deutschen Krankenhäusern richten. Das Risiko, sich dort die Pest an den Hals zu holen, halte ich für wesentlich höher, als mich in beliebig anderer Situation zu infizieren.

            Ich fänd es ausreichend, wenn im Ausweis Bild und Name wären.

          5. Bild und Namen wäre ein bissle zu wenig, aber vielleicht können wir ja einen Kompromiss finden, der uns beiden gefällt. Weniger Daten insgesamt, aber Eindeutigkeit und Identifizierbarkeit. Ich denke, dass wir beide grob in die selbe Richtung wollen, weniger Daten im Ausweis.

            Wie schon gesagt, ich weiß nicht, wo die kritische Prozentzahl von immunen Personen genau liegt, die für eine Herdenimmunität benötigt wird. Wikipedia sagt 80-86% für Polio, 83-94% für Masern. Zwischen 2015 und 2017 sind um die 1.500.000 Menschen nach Deutschland migriert (ob geflohen oder ausgewandert ist egal). Das entspricht etwa 2% der Gesamtbevölkerung, oder ganz München, oder fast ganz Hamburg, oder einer Hand voll kleinerer Städte. Auf gesamt Deutschland gesehen, mag es nicht nach viel klingen, nur 2% weniger. D.h. möglicherweise macht es nichts, aber es könnte eben auch den Aussschlag (no pun intended :P), um von Immun (95%) auf anfällig (93%) zu fallen.

            Wie gesagt, ich bin mir bei den Zahlen nicht sicher, denn ich habe keine Ahnung über den Impfstatus dieser 1,5 Millionen Menschen. Aber die Frage danach und das Aufzeigen von Risiken als „zum Ausgrenzen anderer“ ideologisch zu brandmarken und somit eine Diskussion zu unterdrücken ist gefährlich für eine Gesellschaft.

            Denn eines ist sicher: diese Menschen sind nicht gleichmäßig verteilt. Und was dass für lokale, d.h. nicht Deutschlandweit gemittelte Prozentsätze hinsichtlich der Immunität bedeutet, ist klar, ein alles anderer als homogener Gradient mit Bereichen weit außerhalb des Mittelwertes.

            Versuch es mal aus der Sicht einer Mutter zu sehen, deren Kind allergisch auf Masern und Polio Impfungen (bin kein Arzt, daher ggf. schlechtes Beispiel) reagiert und deshalb nicht geimpft werden kann. Sie lebt in einem Land, desssen Impfdichte ihrem Kind quasi Immunität gewährt, weil Polio sich hier nicht ausbreiten(!) kann, da keine Verbindung zwischen einer infizierten Person und einer anfälligen Person aufgebaut werden kann (statistisch gesehen, mit verschwindend geringer Wahrscheinlichkeit). Für sie und besonders für ihr Kind wäre es wichtig, dass diese Herdenimmunität aufrechterhalten wird. Wenn diese nicht garantiert wird, dann müsste das Kind aus Teilen des gesellschaftlichen Lebens herausgehalten werden, damit es sich nicht anstecken kann (Schmier- und Tröpfcheninfektion).

            Impfen ist gut, impfen ist wichtig, darauf sollten wir als Gesellschaft zum Schutz der selbigen Wert legen. Mit einer handvoll Impfverweigerern aka. Verschwörungstheoretikern können wir problemlos leben. Aber eben nicht mit einer beliebigen Anzahl von Ungeimpften. Ob Verweigerer oder herkunftslandabhängig Ungeimpft, das ist dem Virus schnuppe! Ich finde es „überlebenswichtig“, dass wir den Impfschutz kontrollieren (im Sinne von überprüfen und auswerten, nicht im Sinne von Zwang) um ihn aufrechtzuerhalten.

            Ich will den Datenschutz nicht abschaffen. Und Du willst sicher die Herdenimmunität nicht gefährden. Also lass uns reden und einen Kompromiss finden!

            „Na und?“
            Was ich allerdings unverantwortlich finde ist, keine Handschuhe zu tragen, wenn Du verletzen hilfst. Die Infektionsgefahr für die Leute ist hoch, wenn sie unhygienisch versorgt werden, insbesondere bei offenen Wunden. Darüber hinaus stell Dir vor, du würdest dir tatsächlich etwas gefährliches, ansteckendes Einfangen. Das kannst Du dann auf den nächsten übertragen.

          6. Versuchen wirs doch mal mit Mathe.

            Du hast eine Herde von 80 Lebewesen. Von denen sind vielleicht 64 (80%) geimpft. Jetzt kommen 1-2 mit unklarem (es ist ja nicht so, daß außerhalb Deutschlands nicht geimpft wird) Impfstatus hinzu.

            Wie dramatisch hat sich nun die Impfrate und damit der Herdenschutz verändert?!

          7. Huch, da lag die Abteilung Himbeereis wohl noch im Bett.

            Für den Alltag sollten Name und Bild ausreichen. Wenn das irgendwo nicht genügen sollte, gibts die Meldestellen, die mehr als genug Daten horten und gewiss gern behilflich sind.

            Ich habe selbst Kinder und stand also auch vor der Entscheidung bezüglich der Impferei. Der „Herdenschutz“ war mir dabei völlig wumpe. Ich habe mich mehr für die Nutzen/Risikoabwägung interessiert. Dazu habe ich einen Kinderarzt aus dem Kreis der Familie befragen können, dem ich vertraue und hab mich (wir beide natürlich) dann dafür entschieden.

            Was die Handschuhe angeht: Ich bin ein alter Sack (ü50) und als ich erste Hilfe lernte gabs die Handschuhe noch nicht und die Zahnärzte gruben einem ohne Handschuh und Mundschutz im Mund herum.
            Bisher hab ich noch niemanden erstversorgen müssen, der nicht bei Bewusstsein gewesen wäre. Die hat das also ebenso wenig wie mich interessiert und ich bin gewiss sehr gewissenhaft, was Wundsauberkeit angeht. Sepsis war nämlich im Gegensatz zum Aidshandschuh schon lange erfunden.
            Falls wir mal in die Situation kommen sollten, daß ich dir helfen soll, kannste gern sagen, daß ich das nicht ohne Handschuhe tun soll. Haben wir dann zufällig keine, wirste aseptisch verbluten müssen. :-)
            Hatten wir Handschuhe und ich hab dich wunderbar versorgt und es kracht ein Vierzigtonner in die Unfallstelle hats auch nix gebracht.

            Es wird nie die absolute Sicherheit geben und ich werd mich nicht von Ängsten verrückt machen lassen oder mir mit leeren Versprechen Freiheiten abkaufen lassen (wollen).
            Ich würde eher soweit gehen zu sagen, daß ich lieber auf Sicherheit verzichte, als auf Freiheit.

            Die Freiheit ist sicher weg. Ob es Sicherheit brachte, bleibt offen oder ist oft ganz klar zu bezweifeln.

          8. „Der ‚Herdenschutz‘ war mir dabei völlig wumpe. Ich habe mich mehr für die Nutzen/Risikoabwägung interessiert.“

            Das ist kein Problem für deine Kinder, oder mich, denn wir sind Impfbar, wir brauchen die Herdenimmunität nicht. Diese wird „benötigt“ von Menschen, die nicht geimpft werden können, bzw. „gebraucht“ von Menschen, die nicht geimpft sind. Wie der Sicherheitsgurt für den Unfall oder der Handschuh bei der Versorgung bei involvierten offenen Wunden.

            Versuch bitte, um meine Position nachvollziehen zu können, die Herdenimmunität als eine Sozial-/ oder Krankenversicherung ansehen, die, wenn nicht genug Menschen einzahlen, zusammenbrechen. Wenn nicht genug einzahlen, dann müssen wir Gegenmaßnahmen ergreifen: z.B. mehr abgeben, mehr arbeiten, und so Steuern in die Sozialkasse pumpen. Das geht recht schnell per Gesetzbeschluss wie eine Diätenerhöhung, was beim Impfen nicht geht. Hier können wir etwa eine bessere Impfwerbung machen und mit Informationen und Bildung aktiv gegen Pseudowissenschaftlerinnen vorgehen, die Falschinformationen wie „Impfungen verursachen Autismus“ in die Welt setzen, das braucht Zeit, viel Zeit.

            Sozialstaat bedeutet nunmal, gewisse Freiheiten abgeben zu müssen, um andere wichtigere (gesellschaftlicher Mehrheitskonsens wird das wort „wichtigere“ von Zeit zu Zeit neu aushandeln) zu gewinnen: Sozialabgabenzwang bedeutet arbeiten für andere, mit Gegenleistung für die zahlende Person nur unter Bedingungen. Aber dafür gibt es eben Sicherheit, wenn einer Person etwas extremes passiert, wodurch alle mit einem freieren Gefühl durch die Welt schlendern können, weil man nicht an den sekundären Folgen zugrunde geht. Man kann nicht alle Freiheiten haben, wenn man in einer Geselschaft leben will, irgendwann stehen sich zwei Personen im Weg.

            Da ist keine „Angst“ hinter, aber das musst du mir nicht glauben, denn das ist für das beschriebene Problem irrelevant, was meine Motivation ist. Es ist ein reales Risikoszenario, dessen Risiko man bewerten muss, und dafür müsste man die „Impfwerte“ kontrollieren. Die Diskussion darüber und – viel schlimmer – eine wissenschaftliche Bewertung mit Argumenten wie „Angst“, „Ausländerfeindlichkeit“ oder „Freiheit“ zu behindern ist in meinen Augen irgendwie unfreiheitlich.

  2. Also, wenn schon Millionen Beamte und ihre Mitarbeiter auf dieses Tool zugreifen werden dürfen, und wer weiß Wieviele sich die Informationen dann ohnehin kaufen werden können – kann ’s auch gleich, gegen Obolus selbstverständlich, für Alle geöffnet werden. Vielleicht kann dann sogar ein paar armen Seelen in diesem Index geholfen werden. Für eine Art „Rat der Weisen“ ist es zu spät sobald so eine Technologie im (globalen) Umlauf ist!

    1. Nach dieser Logik müssten Sie die Veröffentlichung sämtlicher Daten über Gesundheitsgeschichte, Einkommen und Biographie aller Deutschen fordern.
      Immerhin würde so ein Großteil des RTL2-Programmangebots überflüssig werden, denn den Versager-Index am Sonntag Abend durchzuscrollen wäre viel unterhaltsamer:

      „Auch guck mal, der arme Nachbar! Ach guck mal, Wie wenig der verdient. Und die Tochter ist noch krank. Ohhhhh! Das spenden wir 5 Euro[…]hast Du den Flug nach Malle schon gebucht, Schatz?“

  3. Mit dem Anlegen von Registern über Menschen, die anders sind, hat man in Deutschland ja umfassend Erfahrung.

    1. Du willst allen Ernstes den Holocaust mit einem Register von Ausweisunformationen, Impfpass und Gesundheitszustand vergleichen?

      Das nenne ich mal einen schlechten Vergleich.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.