Wissenschaftsverlag Springer Nature kooperiert mit chinesischer Zensur

Blick auf den Tiananmen, auf dem 1989 die Proteste blutig niedergeschlagen wurden. CC-BY-SA 3.0 Paul Louis

Fachartikel des Wissenschaftsverlages Springer Nature, die sich kritisch mit China oder Themen wie dem Tiananmen-Massaker auseinandersetzen, sind in China nicht mehr zu finden. Dabei übt der Verlag nach eigener Aussage Selbstzensur und sperrt nach Recherchen der Financial Times (anderer Bericht) über 1000 Artikel.

In einem Bericht auf tagesschau.de heißt es:

Besonders brisant: Kurz nach Bekanntwerden der Selbstzensur hat Springer Nature eine Kooperation mit Tencent vereinbart. Das ist einer der größten chinesischen Medien- und Onlinekonzerne. Der deutsche Verlag und Tencent wollen künftig im Bereich der der wissenschaftlichen Nachwuchsförderung zusammenarbeiten. Dazu heißt es aus der Pressestelle von Springer Nature: „Die Sperrung von Inhalten in China einerseits und die Kooperation mit dem chinesischen Internetkonzern Tencent andererseits stehen in keinem inhaltlichen Bezug.“ Auffällig ist die zeitliche Nähe aber auf jeden Fall.

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3 Ergänzungen

  1. Wäre es nicht konsequent, eine Liste der gesperrten Artikel zu publizieren?
    Damit wäre zumindest das Muster erkennbar, welche Artikel Springer „zensiert“.
    Hätte man so eine Liste, könnte man mit dieser die Achillesferse der Chinesen freilegen und der „Zensur“ entgegenwirken.

  2. Es wird wohl hauptsächlich um Tibet, Taiwan, Kulturrevolution und den Tian’anmen-Platz gehen.

    Dazu passend das Kapitel Zensur im Handbuch Populäre Kultur pp 524-526 v. Roland Seim
    Jedes unsere ↗Alltagskultur revolutionierende Medium, wie ↗Fernsehen, ↗Video, ↗Computer, ↗Internet sowie neu etablierte Erzählformen (z.B. ↗Comic, ↗Videoclip), verändert nicht nur die Kultur, indem es neue Bedürfnisse, Erwartungshaltungen und Sehgewohnheiten schafft, sondern wird bei seiner Einführung als potentiell schädlich kritisiert und unterliegt Kontrollmechanismen, vor allem wenn politische oder wirtschaftliche Machtinhaber bewährte Strukturen gefährdet sehen.

    erschienen im Springer Verlag https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-476-05001-4_116

    Konfuzius sagt: „Man hat’s nicht leicht, aber leicht hat’s einen.

    Dr. John Sullivans Artikel über Chinas Mikrobloggingszene ist betroffen: https://jonlsullivan.com/

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