Peru: Gesetzesinitiative fordert komplette Zensur aller Pornografie

Bürgerrechtler in Peru stellen sich gegen eine Gesetzesinitiative zum Verbot von Pornografie im Internet. Sie kritisieren die Einschränkung ihrer Freiheit und fürchten vor allem, dass mit der Errichtung einer Zensurinfrastruktur bald mehr Inhalte blockiert werden könnten.

Yonhy Lescano will Pornografie in Peru verbieten. (Archivbild) Foto: CC-BY 2.0 | Congreso de la República del Perú

Der peruanische Kongressabgeordnete Yonhy Lescano von der Partei Acción Popular hat ein Gesetz vorgeschlagen, dass die Verbreitung aller Arten von Pornografie im Land verbieten soll. Würde das Gesetz vom Kongress beschlossen, würde das Land eine Zensurinfrastruktur aufbauen.

Die digitale Bürgerrechtsorganisation Hiperderecho wendet sich aus verschiedenen Gründen gegen die Gesetzesinitiative. Einerseits sei der Konsum von Pornografie, wie auch immer man moralisch dazu stehe, in Peru nicht verboten und ein Verbot ein Eingriff in die Freiheit der Menschen.

Zum anderen kritisieren die Bürgerrechtler, dass eine Filterung von Pornografie nicht möglich sei, ohne eine Zensurinfrastruktur aufzubauen und dabei mehr Seiten zu blockieren als nötig. So seien von einem umfassenden Pornografieverbot auch große Webseiten wie Blogger oder Tumblr betroffen. Eine vorhandene Zensurinfrastruktur können außerdem dazu genutzt werden, auch andere Inhalte zu zensieren.

Gegenüber netzpolitik.org sagt Miguel Morachimo, Rechtsanwalt und Vorsitzender von Hiperderecho:

Das Gesetz zeigt, dass bestimmte Politiker weder Meinungsfreiheit verstehen noch wie das Internet funktioniert. Zu fordern, dass jede Porno-Webseite geblockt werden soll, kommt dem Verbot der Produktion und des Konsums eindeutig legaler Inhalte gleich. Außerdem könnte das Gesetz indirekt die Türe zur Zensur von anderen Inhalten, Programmen und Äußerungen im Netz öffnen.

Peru habe auch heute schon ausreichende gesetzliche Regelungen zum Schutz Minderjähriger. Hiperderecho kündigt an, vor das Verfassungsgericht zu ziehen, sollte die Gesetzesinitiative erfolgreich sein.

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6 Ergänzungen

  1. Wenn man mal den gleichen Eifer beim Thema Gewalt im Internet an den Tag legen würde. Es wäre auch nicht das erste mal, dass bei genau den Leuten, die so etwas verbieten wollen, die eigene Festplatte voll damit ist. Diese Tatsache wird ja bereits gezielt von Geheimdiensten genutzt, um diese Personen erpressbar zu machen. Wobei wir bei Donald Trump wären ;-)

  2. Like a virgin…touched for the very first time!
    Like a vi-i-i-ir-giiiin.

    PS: „Außerdem könnte das Gesetz indirekt die Türe zur Zensur von anderen Inhalten, Programmen und Äußerungen im Netz öffnen“ – Nö.Das ‚könnte‘ nicht,das IST das Ziel.Schaut’s euch um.

  3. Dass von Seite der Verantwortlichen endlich IRGEND etwas getan werden sollte, ist allein schon von wissenschaftlicher Seite her eindeutig bewiesen:
    – Pornografie macht süchtiger als Heroin und beschäfigt IMMER das Gehirn (einfach mal „pornografie dopamin“ googeln)
    – trotzdem sind Kleinkinder (und alle anderen Menschen) dieser Gefahr schutzlos ausgesetzt
    – Pornografie zerstört persönliches Wachstum, Liebe, Ehen, Familien, Gesundheit, Produktivität u.v.m.
    Es ist vor diesem Hintergrund überhaupt erst einmal sehr erfreulich, DASS jemand anfängt, etwas gegen diese weltweite Sucht-Epidemie zu tun, selbst wenn diese Schritte nicht unbedingt ideal sind.

    1. Lieber Dominic, würdest Du eventuell die eindeutigen wissenschaftlichen Quellen für diese drei Thesen nennen?

    2. Von Seite welcher Verantwortlichen? Der Staat trägt nicht die Verantwortung für die Gestaltung unseres Sexuallebens.Und falls wir es soweit kommen lassen sollten,werden wir gewaltige Probleme am Hals haben,welche ich im nachfolgenden Text beleuchten möchte.

      Erster Punkt: Was geht die Regierung an wieviel Pornografie durch die Bevölkerung „konsumiert“ wird,und ob überhaupt? Ich finde es geht niemanden etwas an.Sexualität liegt tief im Privatbereich der Lebensgestaltung und der IST unantastbar,solange niemand zu Schaden kommt.Falls doch,kann z.B. die Freundin den Freund,oder der Freund die Freundin anzeigen,weil die oder der beim Vorspiel z.B. gewalttätig wurde.
      Die Sexualität ist etwas was die Menschen sehr individuell erleben.
      Wenn da der Staat ankommt und rumregulieren oder verbieten will um eine Art Gruppenzwang zu forcieren,kann das SEHR schnell übel enden,weil Sexualität auch mit Emotionen verbunden ist.

      Zweiter Punkt: Auf welche „Kleinkinder“ beziehen Sie sich überhaupt? Diese Aussage klingt irgendwie opportunistisch,da Kleinkinder nicht ohne das Zutun anderer ins Netz können.
      In allererster Linie haben die Eltern dafür Sorge zu tragen dass ihren Kindern nichts Schlimmes passiert.Kinder sind zudem nicht Geschäftsfähig,womit eine gewaltige Hürde bereits vorhanden ist,um unkontrollierten Zugang zu Pornografie aus dem Netz für Kinder zu erschweren.Solange die Eltern auf ihre Kinder aufpassen und auch aufpassen können,ist alles gut.Es muss eben auch ausreichend Zeit frei sein um seinen elterlichen Pflichten nachgehen zu können.Die Eltern können nicht arbeiten und zur gleichen Zeit auf ihre Kids aufpassen.Bei der derzeitigen sozial-wirtschaftlichen Lage arbeiten Papa und Mama wohl beide, und die Kinder sind möglicherweise viele Stunden daheim unbeaufsichtigt.Würden die Eltern genug verdienen,müssten sie weniger arbeiten um sich und ihren Kindern ein anständiges Leben zu ermöglichen.Dadurch wäre mehr Zeit frei um den elterlichen Pflichten nachzugehen.Die wirtschaftlichen Verhältnisse sind hier von großer Bedeutung.
      Außerdem gibt es Mittel mit denen man Pornografie filtern kann.Gegen Smartphones in Kinderhänden gibt es aber kein Mittel.Da helfen nur aufklärende Gespräche,ein gutes und gesundes Vertrauensverhältnis innerhalb der Familie.Aber wo gibt es heutzutage noch die perfekte Familie?
      Die Wirklichkeit sieht meist anders aus,womit deutlich wird dass es überall viel nachzubessern gibt,und das verbieten oder blockieren von Pornografie ganz einfach eine opportunistische Scheinlösung ist,für ein Problem welches garkeins ist.Zumindest sehe ich das so.Pornografie ist uralt,die Menschheit hat alle pornografischen Krisen bis dato überwunden und die Erde existiert immernoch,um es mal lasch auszudrücken.

      Dritter Punkt: Mir scheint als würden Sie sehr hohe Ansprüche an Ihre Sexualität stellen,was ich begrüße.Ein gesunde Sexualität ist schön und tut uns allen gut.
      Aber ich finde,dass Sie an dem Punkt die Pornografie zu streng bewerten.
      Pornografisches Material dient doch in erster Linie der schnellen Befriedigung unserer natürlichen Triebe,oder nicht? Wenn wir einen Mann oder eine Frau sexuell anziehend finden,gehen uns viele Dinge durch den Kopf und durch’s Blut.Und nicht selten wird unser gegenüber schnell im Kopf ausgezogen.Das ist vollkommen natürlich.Pornografie stellt lediglich eine Abkürzung dar.Wir Menschen sind halt erfinderisch.Wir suchen uns in den Thumbnails ein Video aus,welches unser Interesse weckt und unser Verlangen macht den Rest.
      Daher finde ich erst einmal,dass Ihre Aussage „Pornografie zerstört persönliches Wachstum“ sehr subjektiv ist,da jeder Mensch anders mit seiner Sexualität umgeht.
      Die einen ertrinken fast an ihrem sexuellen Verlangen und werden sogar depressiv,was aber nicht allein der Pornografie zuzuschreiben ist (Psycho-soziale Konflikte im Alltag,oder die Erziehung spielen hier auch eine Rolle).Die anderen integrieren Pornografie sogar in ihren Alltag (ganze Sammlungen von DVD’s,Magazinen oder Bluray Discs) und leben sehr zufrieden mit sich und der Welt.Wir Menschen sind halt sehr verschieden.
      Dass Pornografie Liebe zerstört wage ich auch zu bezweifeln.Es gibt etwas was sich Sexfreundschaft nennt.Die Existenz dieser Beziehungsform sagt schon ziemlich viel über die Prioritäten aus die wir Menschen setzen können.Die einen trennen das Körperliche vom Emotionalen,für die anderen gehört es eben zusammen.
      Ob Pornografie Ehen tatsächlich zerstört…gute Frage.Aber ich würde mir nichtmal im Traum anmaßen anderen Menschen vorschreiben zu wollen ob und wieviel Pornografie sie konsumieren dürfen,zum Wohle ihrer Ehe.Das müssen schon die zwei Liebestäubchen unter sich ausmachen.Und in der ehelichen Bindung zweier liebender Menschen hat der Staat sowieso nichts verloren.
      Dass Pornografie FAMILIEN ZERSTÖRT höre bzw. lese ich zum ersten mal.Von Beziehungen die durch übermäßigen Pornokonsum zu Bruch gingen,habe ich gelesen.Aber ganze Familien? Das ist mir neu.Und wenn es dennoch Probleme mit Porno vs. Familie gibt,können immernoch therapeutische Mittel zur Konfliktlösung hinzugezogen werden.Falls nicht,muss man halt das tun was erwachsene Menschen oft tun müssen – Entscheidungen fällen.Für mich ist das aber kein Grund,Pornografie deswegen in ein schlechtes Licht zu rücken,da für viele Menschen Pornografie ein wichtiger Lebensbestandteil ist,auch wenn das sehr seltsam klingen mag.Man stelle sich einen einsamen Kerl oder eine einsame Lady vor,die ihre sexuellen Bedürfnisse nicht mit Pornos ergänzend befriedigen können und Schwierigkeiten haben Beziehungen aufzubauen (der gefürchtete erste Schritt bzw. die was-wenn-er/sie…-Ängste).
      Ich glaube da käme richtig großer Frust auf.Multipliziert auf einige Millionen Menschen,steuern wir folglich auf zusätzliche gesellschaftliche Probleme zu,statt die bestehenden Probleme durch Lösungen,welche durch die Gesellschaft erarbeitet und akzeptiert wurden, abzubauen.Was sollen die einsamen,schüchternen,verängstigen Menschen tun? Anonym mit Papiertüte über dem Kopf in ein Bordell? Wohl eher nicht…

      Eine Lösung sehe ich darin,bereits im Kindes und Jugendalter einen guten und gesunden Umgang mit dem anderen Geschlecht zu vermitteln (Zeit für Familie,siehe oben),um Begegnungsängsten vorzubeugen.Ein Respektvoller Umgang im Bezug auf die Psyche des jeweiligen Geschlechts ist besonders wichtig,weil die Qualität der Beziehung auf Basis unserer Kommunikation untereinander,mitentschieden wird.Dazu,sollte z.B. die Mutter ihrem Sohn erklären was Mädchen mögen,was man besser nicht sagen oder machen sollte usw. ,damit der Sohn von kleinauf lernt richtig mit dem weiblichen Geschlecht umzugehen,statt ahnungslos in die Welt entlassen zu werden.
      Viele Jungs und erwachsene Männer sagen z.B. sie wüssten nicht wie Frauen „ticken“.
      Das spricht Bänder.
      Und auf ähnliche Weise sollte das beim Töchterchen erfolgen.Das stellt die Eltern natürlich vor zusätzliche Herausforderungen.
      Damit erkenne ich,dass die Lösung in den Händen der Gesellschaft liegt,welche sich selbst auf ihre eigenen Werte besinnen und diese konsequent aufrechterhalten muss.Und nicht in den machtgeilen,korrupten Händen der Regierung/Politik,welche wohl seit Generationen ihre eigenen,volks/gesellschaftsfernen doppeldenk-Interessen verfolgt.

      Einen Kommentar zum Einfluss auf die Gesundheit und Produktivität (in welchem Bereich überhaupt?) gebe ich nicht,da der Text bereits sehr lang ist und ich meiner Meinung nach das eigentliche Problem deutlich genug hevorgehoben habe.

      Grüße,

      DünneZweigeMitBlättern

      PS: Wenn Sie so,scheinbar unüberdacht, nach Zensur oder Regulierung rufen,sind sie Teil unseres überwachungsstaatlichen Problems der heutigen Zeit.Denn der Überwachungsstaat instrumentalisiert die kleinsten Wehwehchen der Gesellschaft, um schwammig formulierte Gesetzestexte (z.B.während der WM) durchzuschleusen,welche uns sehr viel kosten.Kriminelle Gesetze zu etablieren ist einfach,da wir Bürger kaum bis garnicht beachtet werden.Wenn die Gesetze dann stehen,bekommen wir sie nur mit Blut und Schmerz wieder weg,denn freiwillig gibt kein krimineller seine Macht über die Unterdrückten auf.So wie die Mafia mit Schutzgelderpressungen.

  4. Dominic: Ich gehe mal davon aus, du meinst das ironisch. Ansonsten nämlich muss ich feststellen, dass ich einen größeren Schwachsinn wie den deinen noch nicht gelesen habe!

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.