Niederländischer Geheimdienst will offenbar Chaos Computer Club ausspionieren

Der niederländische Geheimdienst will offenbar die internationale Hackerszene ausspähen. Das berichtet die Bürgerrechtsorganisation Buro Jansen & Janssen, an die sich eine Person gewandt hat, die als Informant angeworben werden sollte.

(Symbolbild) Foto: CC-BY-NC-ND 2.0 zinetv

Wie die Bürgerrechtsorganisation Buro Jansen & Janssen berichtet, hat der niederländische Inlandsgeheimdienst AIVD offenbar versucht, einen Betreiber von Tor-Exit-Nodes an der Delft University of Technology als Informant anzuwerben. Die betroffene Person wandte sich mit der Nachricht an Buro Jansen & Janssen, eine Organisation, die seit mehr als 30 Jahren geheimdienst- und polizeikritische Arbeit macht und solche Fälle dokumentiert.

Laut dem Bericht von Jansen & Janssen passten ein Mann und eine Frau die betroffene Person ab und versuchten, ihr eine Beschäftigung als Informant schmackhaft zu machen. Dabei gaben sie sich als Mitarbeiter des niederländischen Innenministeriums aus und drohten mit juristischen Konsequenzen wegen der Tor-Exit-Nodes.

Hackerspaces im Fokus

Laut Informationen der betroffenen Person richtet sich das Interesse des AIVD vor allem auf Aktivitäten in Deutschland. Die Mitarbeiter schlugen der betroffenen Personen vor, er solle in Deutschland arbeiten, dort die Hackerspaces des Chaos Computer Clubs (CCC) besuchen und berichten, was dort vor sich gehe.

Eine Sprecherin des Geheimdienstes AIVD sagte gegenüber netzpolitik.org, dass sie nichts über den Fall wisse. Es entspreche zudem nicht der Praxis des Geheimdienstes, Menschen einzuschüchtern.

Linus Neumann, Sprecher des CCC, sagt: „Unsere Quellen beim AIVD haben uns schon im Voraus gewarnt. Wir sind deswegen nur mäßig überrascht.“ Der CCC freue sich aber, dass ein weiterer Versuch der Unterwanderung an den hohen moralischen Prinzipien der Community gescheitert sei.

Der Chaos Computer Club und sein Umfeld stünden öfter im Fokus solcher Versuche. Neumann rät deshalb Betroffenen, immer und sofort alle Details des Gespräches, die Ziele und die Namen der Anwerbenden öffentlich zu machen. Die betroffene Person in den Niederlanden habe das genau richtig gemacht.

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27 Ergänzungen

  1. > Linus Neumann, Sprecher des CCC, sagt: „Unsere Quellen beim AIVD haben uns schon im Voraus gewarnt. Wir sind deswegen nur mäßig überrascht.“

    Wie geil, hat der da am Rande durchblicken lassen, dass eigentlich der CCC den Geheimdienst unterwandert hat und nicht andersrum?

    1. Offensichtlich ein Fnord, aber ein schöner ;-)
      Wenn der CCC den Geheimdienst unterwandert hätte, würden sie das ja nicht öffentlich zugeben.

      1. Mich würde interessieren, ob es beim AVID diesbezüglich Gesichtsentgleisungen gab und dort jetzt eine Hexenjagd nach der vermeintlichen Quelle ausgebrochen ist. :) Vielleicht kann die Quelle ja darüber berichten.

    2. Landesverrat mal wieder. Der „Spaß“ kann auch locker mal daneben gehen, z.B. beim nächsten Camp!

      1. Was ist das denn bitte für ein schwachsinniger Kommentar?
        Vaterland?
        Glaube und Identifikation mit einer Nation ist lediglich ein Zeugnis geistiger Armut!
        Ekelhaft…

        1. Sich an einem Sonntag Morgen elitär daran aufzugeilen wie schlecht andere wegen ihres persönlichen Lebens und Erlebens sind,ist aber auch nicht die feine Art,wenn Sie mich fragen.
          Leben und leben lassen,großer Panda.Wir sind eine Familie und stammen sogar vom gleichen Affen ab.

          Unser Urvater Uraffe sagte einst: „Wooly balls of uncle Sabretooth Willy! It’s a banana! Let’s celebrate~“
          Ich finde,wir sollten alle seiner Weisheit Tribut zollen und bananenschmatzend feiern,statt uns gegenseitig Dungbälle über den Gartenzaun zu schleudern.Schließlich halten wir alle unsere Gärten gerne sauber,nich‘?

          Schönes Wochenende!

          <3

  2. Warum die nicht einfach selbst in den Hackerspace gehen? Immerhin sind viele ja eh open oder nur semi-closed.

    1. Meinste, da kommt man so einfach rein, wenn man immerhin den An/Ausschalter findet oder Getränke bringen kann?

      1. Nein, man muss erst beweisen dass man die D-Base 128 Bit Verschlüsselung des US-Verteidigungsministeriums in 60 Sekunden knacken kann, während man von einer heißen Blondine fellatiert wird. Ansonsten wird man von John Travolta erschossen. Sollte man wissen, bevor man da so einfach hereinschneit…

        1. Die Analogie hat was … aus meiner persönlichen Erfahrung … früher habe stets alles mit eigenen Mitteln bewiesen … aber ich habe gelernt, das „Reden“ („es“ den Anderen zeigen/beweisen) Silber und Schweigen (warten bis ein anderer den Nachweis veröffentlicht hat bzw. den Nachweis einem Anderen zuschanzen, falls es pressiert) Gold ist!
          Ich nutze so die Löcher im Netz aus … solange es mir nicht gefährlich wird …

          1. Nee, der Thomas ist Hobbykoch und denkt eher an heiße Steaks als an kalte Schnittchen, deshalb dachte er wohl an „filetiert“.

  3. Wie kann man den CCC „unterwandern“, wenn er doch ein Verein ist und die Menschen dort die Informationsfreiheit quasi leben.
    Zumal: Menschen die wirklich große Hacks planen plaudern das sicher nicht in einem Hackerspace aus.
    Und Leute die gerade Technologie X reverse engineeren finden sich kaum in Hackerspaces.

    1. Es geht eher um die Hierarchiestrukturen innerhalb des CCC … wer hört auf wen, wer ist mit wem Befreundet/Leiert … wer ist erpressbar und … durch was?
      … kenne deinen Gegner …

  4. @ Linus

    Falls Du hier mitliest: „Unsere Quellen beim AIVD haben uns schon im Voraus gewarnt. Wir sind deswegen nur mäßig überrascht.“

    WIE GEIL IST DAS DENN BITTE?? HAHA! Ist das Dein Ernst? Ihr habt Quellen beim AIVD? Als ob!

    1. Das nennt sich Whistleblower … aber nicht jeder davon ist ein Held, der sich in das Licht der Öffentlichkeit begibt!
      Es macht hin und wieder Sinn, an seinem Platz zu bleiben und die Informationen nach draußen zu lancieren!
      Sieh dir mal Manning bzw. Snowden an … die beiden sitzen quasi fest!
      Wie hier schon in einem anderen Threat bemerkt wurde, sind nur 2% der Snowdenpapiere veröffentlicht worden … warum?
      Nun, nicht verzagen, Greenwald Fragen!
      … würde mich nicht wundern, wenn sie (betroffene Dienste) ihm mit dem Ableben seiner Freunde und verwandten gedroht hätten, falls er oder ein andere es wagte, die restlichen 98% raus zu rücken!
      … kann aber auch sein, das die verbleibenden 98% nur Datenmüll sind!

      Also, lieber die unerkannte Made im Speck sein, als die Fliege, die von hungrigen Vögeln gejagt wird!

  5. Eine Sprecherin des Geheimdienstes AIVD sagte gegenüber netzpolitik.org, dass sie nichts über den Fall wisse. – Sehen nix,hören nix,wissen von nix…außer alles.

  6. Ohne aufrichtige Menschen wäre unsere schöne Welt nicht mehr schön. <3

    Danke für euren Mut und eure Aufrichtigkeit.

  7. Es ist toll, dass es noch Gruppen gibt, in denen hohe moralische Prinzipien normal und üblich sind und nicht eine Ausnahmeerscheinung. Viele sind es leider nicht mehr…

    1. Moralen folgen alle Gruppen, egal welcher Gesinnung diese Gruppe ist, also auch herrschende Gruppen wie Bspw. Geheimdienste.
      Selbst der Amoralist folgt ja seinen Prinzipien, wodurch klar wird, dass es so etwas wie Amoralität garnicht gibt (außer vielleicht für einen erwachten Geist, falls es einen solchen geben kann).
      Selbst die Trump Anhänger haben ja Prinzipien an die sie glauben und nach denen sie leben.

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      Es gibt da eine schöne Geschichte von Zhuang Zhou:

      Räubermoral

      Die Gesellen des Räubers Dschï fragten ihn einmal und sprachen: »Braucht ein Räuber auch Moral?«
      Er antwortete ihnen: »Aber selbstverständlich! Ohne Moral kommt er nicht aus. Intuitiv erkennt er, wo etwas verborgen ist: das ist seine Größe; er muß zuerst hinein: das ist sein Mut; er muß zuletzt heraus: das ist sein Pflichtgefühl; er muß wissen, ob es geht oder nicht: das ist seine Weisheit; er muß gleichmäßig verteilen: das ist seine Güte. Es ist vollkommen ausgeschlossen, daß ein Mann, der es auch nur an einer dieser fünf Tugenden fehlen läßt, ein großer Räuber wird.«

      – Aus: Das wahre Buch vom südlichen Blütenland, verdeutscht von Richard Wilhelm, Lizenz:Gemeinfrei –

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      So denke ich, dass diese Personen die für Geheimdienste arbeiten ebenso moralische Gefühle haben, wie die Person mit dem Exit-Node.
      Ich stehe bei dem Exit-Node Betreiber und halte Geheimdienste für falsch, aber eigentlich kann man über richtig und falsch nur reden, wenn man richtig und falsch nicht kennt.

      Wichtiger als streitende Gruppen (denn diese bringt uns die Moral) sind Menschen die in einem Geist sind und handeln.
      Dieser kann aber nicht durch das aufzwingen der stärkeren Gruppe gegenüber der weniger stärkeren Gruppe entstehen, denn das ist Gewalt und nicht Geist.
      Er entsteht ganz von selbst, umso vernetzter das Bewusstsein des einzelnen Menschen ist.
      Wenn der Homo Sapiens es nicht bald schafft, dass der Großteil seiner Individuen ein solches Bewusstsein erlangt, wird das sein Untergang sein…

  8. mhm, mal mit Snowden unlängst dazu beigetragen. moral Ethik .. egal .. „es gibt keine Helden, nur Heldentaten“ – da kommt es immer wieder neu auf jeden einzelnen und seine „Taten“ an.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.