Mehr Rüstung als Bildung: „Digitalpakt“ für Schulen kommt in Haushaltsplanungen nicht vor

Mit dem angekündigten „Digitalpakt“ sollten Schulen in den nächsten Jahren fünf Milliarden Euro für IT-Ausstattung bekommen. In den Haushaltsplanungen taucht dieses Geld jedoch nicht auf. Damit das Projekt dennoch umgesetzt werden kann, muss sich Bildungsministerin Wanka nun engagieren.

Foto: CC BY-SA 3.0 Rudolf Simon

Das Bundeskabinett hat die Eckwerte für den Bundeshaushalt 2018 beschlossen und vorgestellt. Die Ausgaben für Bildung und Forschung stagnieren, die Investitionen in Rüstung und Innere Sicherheit steigen.

Das betrifft auch den im letzten Jahr angekündigten Digitalpakt von Bildungsministerin Johanna Wanka. Bis 2021 sollten in diesem Rahmen fünf Milliarden Euro für die Schulausstattung mit Rechnern und drahtlosen Internetzugängen bereitgestellt werden. Dieses Projekt scheint nun geplatzt.

Wanka vertröstet mit Koalitionsverhandlungen

Die Bildungsministerin scheint das nicht ganz so pessimistisch zu sehen. Golem.de referenziert auf Wanka, die im Januar bereits sagte, dass eine Vereinbarung mit den Ländern sowieso nicht bin zum Sommer ausgehandelt werden könne, dafür sei „der Vorgang zu komplex“. Es gelte, Gelder dafür in den neuen Koalitionsverhandlungen einzuwerben.

Starten sollte der Digitalpakt trotzdem schon 2018, das wird nun unwahrscheinlich. Es bleibt der fade Beigeschmack eines Versprechens im Vorwahlkampf. Da nicht vorausgesehen werden kann, welche Parteien nach der Bundestagswahl eine Regierung stellen werden, bleibt eine Vertröstung auf Koalitionsverhandlungen unverbindlich.

Nur mit Infrastrukturförderung geht es nicht

Der Digitalpakt ist nicht nur wegen der nun ausbleibenden Finanzierung problematisch. Der Bund darf wegen des Kooperationsverbotes im Bildungsbereich nur die Infrastruktur bezuschussen, die pädagogischen Konzepte müssen die Länder selbst stemmen. Das kostet Geld, zum Beispiel für die Lehrerfortbildung. Und auch wenn irgendwann in jedem Klassenzimmer WLAN und Notebooks zur Verfügung stünden: Ohne einen Plan, diese konstruktiv im Unterricht einzubringen, bliebe die Infrastrukturförderung wirkungslos. Hier sind die Länder in der Pflicht, mitzuziehen und ihrerseits Ressourcen bereitzustellen.

Mit einer begrenzten Förderung ließe sich aber auch das reine Ausstattungsproblem nicht lösen. Technik muss gewartet und modernisiert werden. Der Hamburger Bildungssenator Ties Rabe forderte deshalb, dass der Digitalpakt „keine Eintagsfliege“ sein dürfe, „sonst stehen in zehn Jahren überall veraltete und ungenutzte Computer herum“.

Im Januar waren die Verhandlungen zwischen Bund und Ländern gestartet. Die Kultusministerkonferenz hat sich in ihrer Strategie für Bildung in der digitalen Welt für das Etablieren von flächendeckenden WLAN-Zugängen in Schulen ausgesprochen. Ob das mit Mitteln des Bundes unterstützt werden kann, wird nun von der Durchsetzungsfähigkeit Wankas gegenüber Schäuble abhängen, der Prioritäten in anderen Bereichen setzt.

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5 Ergänzungen

  1. richtig: du kannst kompetenz nicht mit geld kaufen. die lehrer sind garnicht in der lage fundierte informationen über „rechner“ zu geben.

    als ich einmal einen vortrag gehalten habe in einer schule zum anlass sogenannter „medientage“ habe ich die schüler gefragt, was sie denn vorher so gemacht haben an dem tag. die antwort war, dass die lehrer sie angeleitet hätten, wie man texte in „word“ formatiert. es war offensichtlich, dass das niemanden interessierte und die meisten das auch bereits konnten (ist ja nun auch nicht so schwer).

    die schüler bestürmten mich nach dem vortrag mit fragen, offensichtlich war der bedarf gross, die lehrer hingegen konnten ihn nicht decken.

    1. „Die Lehrer“ finde ich etwas zu pauschal. Gibt zig unterschiedliche Fälle in denen auch unterschiedliche Kompetenzen gefordert sind. Grundschule, Sekundarschule, Berufsfachschue, etc. Dass es die Schüler nicht interessiert ist nicht zwingend ein Qualitätsmerkmal. Es wäre natürlich schön, wenn Pädagogen jedweden Stoff interessant aufbereiten könnten. Aber warum es falsch sein soll den Schülern beizubringen, wie man eine Bewerbung richtig schreibt und formatiert? Halte ich offen gestanden für ziemlich wichtig. Im übrigen haben Lehrer sich i.d.R. an einen Lehrplan zu halten. Dass es da ein Delta zwischen dem Wissensdurst der Schüler und dem zu vermittelnden Stoff gibt ist nicht unbedingt die Schuld des Lehrpersonals.
      Es steht außer Frage, dass gute Weiterbildungsmöglichkeiten für Lehrer im Bereich „neue“ Medien entweder rar gesäht sind oder ins leere laufen, weil die Schule einfach die Möglichkeiten nicht bietet. Es hat nicht jeder Lehrer ein privates Notebook, dass er auch in der Schule nutzen möchte. Geschweige denn, dass Beamer, moderne Tafeln und Software auf dem entsprechenden Stand sind.
      Bitte ein bisschen nachdenken bevor billiges Lehrerbashing betrieben wird.

  2. „Johanna, geboren, um Bildung zu geben!“… nein, das passt nicht!

    Fazit: J. W. hat anscheinend einige Bildungslücken. Der Grund hierfür ist konditionierte „Gleichgültigkeit“!

    Besten Gruß aus Hamburg

  3. Der „mündige Bürger“, also selbst denkende Bürger ist doch nicht erwünscht, er muss mit allen Mitteln bekämpft werden, auch und insbesondere mit militärischen Mitteln!
    Bei Demonstrationen oder so!
    Also muss dem Militär die Mittel in die Hand und der bösen Bildung die selbigen entzogen werden, da letztere eh‘ nur renitente Wähler gebiert!

    Deswegen verspricht der Volksvertreter (Partei/Politiker) alles, bis der Käufer (Wähler) den 4 Jahres Leasingvertrag (Wählerauftrag = Partei hat gewonnen und die Narren dürfen frei Drehen) unterschrieben hat!
    Nach dem Unterzeichnen des Vertrages => http://m.focus.de/digital/internet/netzvideos_aid_117679.html erkennt dann zumeist der Verbraucher seinen Irrtum, aber rechtlich ist dann nichts mehr zu ändern, auch wenn das einige Behaupten, die Realität gibt mir Recht!

    Also, wenn jetzt ein/e Herr/Frau Bundeskanzler/in Schulz/Merkel behauptet, etwas für die Bildung zu tun, bedeutet das lediglich, das er/sie den Bildungssektor von Geldern entlasten wird, die das Proletenvolk sowieso nicht zu würdigen weiß!

    Als dann, gute Wahl, endlich wieder Große Koalition, mit bewährter Politik!

    Haben WIR wieder was zu Jammern, Große Koalition, da weiß man was man hat, guten Abend!

    [Wer Ironie und Sarkasmus findet, usw.]

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.