Google News will russische Staatssender wegen Falschmeldungen abwerten

Im Umgang mit Propaganda und Fake News hat Google nun weitere Maßnahmen angekündigt. Ganz unabhängig von der Bewertung von Propagandaschleudern wie RT oder Sputnik, werfen Googles Maßnahmen Fragen nach Transparenz auf.

Will die russischen Staatskanäle RT und Sputnik klein machen: Eric Schmidt. CC-BY 2.0 jdlasica

Google News will in Zukunft die russischen Staatsorgane RT und Sputnik bei Google News abwerten und so deren Reichweite mindern. Das verkündete Eric Schmidt, der Aufsichtsratsvorsitzende von Googles Mutterkonzern Alphabet, beim Halifax International Security Forum. Die beiden Medienorganisationen gehören beide komplett dem russischen Staat und sind in 30 Sprachen verfügbar. Sie gelten als internationale Propagandainstrumente des Kremls und wurden immer wieder der Verzerrung von Nachrichten und der Falschmeldungen überführt. In Deutschland sind die beiden Medien insbesondere im rechten bis rechtsradikalen Spektrum beliebt.

Der Google-Manager sagte laut Motherboard auf der Veranstaltung: „Wir wollen die Webseiten nicht verbannen. [..] Ich bin nicht für Zensur, ich bin für Ranking. So machen wir das.“ Google steht wie auch Facebook und Twitter wegen des russischen Einflusses auf die US-Präsidentschaftswahl unter Druck und hat regelmäßig damit zu kämpfen, dass der Such-Algorithmus Falschmeldungen nach oben spült.

Schon im vergangenen April hatte Google das „Project Owl“ gestartet, um Fake News zu bekämpfen. Getroffen hatten die Umstellungen des News-Algorithmus unter anderem die „World Socialist Website“, die in Folge mehr als 30 Prozent weniger Traffic verzeichnete, wie die New York Times berichtete. Das Beispiel zeigt, dass solche Eingriffe in die Algorithmen die Wahrnehmbarkeit bestimmter Stimmen verringern können.

Fehlende Transparenz bei den Plattformen

Ganz unabhängig von der Bewertung von Propagandaschleudern wie RT oder Sputnik, werfen Googles Maßnahmen Fragen nach Transparenz auf: Wie entscheidet der Quasi-Monopolist Google, welche Nachrichtenkanäle abgewertet werden und welche nicht? Sind solche Maßnahmen irgendwo einsehbar? Wie soll anhand der Intransparenz eigentlich vermieden werden, dass Google & Co. nicht gezielt Nachrichten abwerten, die sich kritisch mit den Konzernen selbst auseinandersetzen? Und erhöht eine solche Maßnahme nicht den Druck, den einzelne Staaten gegen die Reichweite unliebsamer Medien auf Plattformen wie Google ausüben können?

Deine Spende für digitale Freiheitsrechte

Wir berichten über aktuelle netzpolitische Entwicklungen, decken Skandale auf und stoßen Debatten an. Dabei sind wir vollkommen unabhängig. Denn unser Kampf für digitale Freiheitsrechte finanziert sich zu fast 100 Prozent aus den Spenden unserer Leser:innen.

33 Ergänzungen

  1. Wenn es paßt, steht Netzpolitik auf der Seite der Gedankenpolizei. Jetzt wird Zensur Ranking genannt.

    1. Bingo! Und wo entnehmen Sie dem Artikel, dass netzpolitik.org Zensur oder das Abwerten von Suchergebnissen befürwortet?

      1. ..sie stimmen mit dem haltlosen Doppelsprech der Zensurinteressierten überein.
        Mit einem nicht weniger meinungsherrscherisch wie verstohlenem: „Wir bewerten nicht, wir stellen nur fest: RT ist Propaganda“ hat zumindest der Autor Vorurteilsfähigkeit bewiesen..

        vgl.
        „Ganz unabhängig von der Bewertung von Propagandaschleudern wie RT oder Sputnik […]“

  2. Stimmt, da war ich zu schnell. Entschuldigung. Das hätte aber zu dieser Aussage, nach der ich nicht mehr weiter gelesen habe, gepaßt: „Die beiden Medienorganisationen gehören beide komplett dem russischen Staat und sind in 30 Sprachen verfügbar. Sie gelten als internationale Propagandainstrumente des Kremls und wurden immer wieder der Verzerrung von Nachrichten und der Falschmeldungen überführt. In Deutschland sind die beiden Medien insbesondere im rechten bis rechtsradikalen Spektrum beliebt.“ Insbesondere für den letzten Satz hätte ich gerne Belege.

        1. Klar hatte ich als Putin-Troll eine Meinung zu der unbelegten antirussischen Hetze. Nämlich die, das Weiterlesen vergeudete Zeit ist. War ein Fehler, vergeudet war die Zeit allerdings doch.

  3. Was hatten wir denn da so in letzter an Fake News aus unseren Qualitätsmedien, die z.B. von RT.com korrigiert werden konnten:

    Stern: „Kaspersky spionierte bei NSA: Virenschutz als Wanze: Der vertraute Feind“ https://www.stern.de/digital/computer/kaspersky-spionage–der-vertraute-feind-7657440.html

    Klarstellung gab es neben RT.com auch bei Heise und beim BSI: https://www.bsi.bund.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/Presse2017/BSI_Stellungnahme_Kapersky_11102017.html

    „Russische Hacker hacken französische Wahl“ https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2017/01/07/frankreich-sozialisten-fuerchten-niederlage-wegen-russischer-hacker/

    Klarstellung vom Chef der französischen Nationalen Agentur für Sicherheit der Informations­systeme (ANSSI): „Es gab keine Spuren von russischen Hackerangriffen bei der Wahl“ leider nur bei RT.com zu lesen: http://www.washingtontimes.com/news/2017/jun/2/macron-hack-shows-no-sign-russian-involvement-desp/

    In Zeiten zunehmender anti-russischer Hetze ist es manchmal auch wichtig, die Gegenseite zu Wort kommen zu lassen.

    Meiner Meinung nach ist der „Kampf gegen Fakenews“ eher ein „Kampf um die Deutungshoheit“. Alternative Ansichten sind unerwünscht.

    1. Ausgerechnet die „Deutschen Wirtschafts Nachrichten“ hier als Beispiel für Falschmeldungen von „Qualitätsmedien“ zu bringen, ist dann auch eher lustig.

      1. Ok – nimm‘ eine Suchmaschine Deiner Wahl und frage nach: „Frankreich Wahlen russische Hacker“

        Du findest ähnliche Meldungen in den Ergebnisse auf der ersten Seite bei Sueddeutsche.de, Stern.de, Bild.de, Zeit.de, Handelsblatt.de., Focus.de… und beim ZDF https://www.zdf.de/nachrichten/heute-journal/russ-hacker-und-die-wahl-100.html

        (Ich habe mal Startpage genommen, was ja eigentlich wieder Google ist)

        Die Gegendarstellung vom französischen Chef der Cyber Security findest Du nicht.

        1. Ich kapier‘ Deinen Beitrag nicht und hab leider Zeit mit dem Durchlesen der Links verschwendet (zugegeben, die Deutschen-Wirtschafts-Nachrichten habe ich mir nicht angetan). In sämtlichen Berichten ist lediglich von Verdächtigungen die Rede. Eine Klarstellung wegen falscher Nachrichten sehe ich auch nicht. Liest Du nur Überschriften?

          1. Was gibts denn da zu interpretieren,
            wenn RT Falschmeldung oder Irreführung vorgeworfen wird, dann zu 90% wegen der
            Überschrift.

            RT ist keine Propagandaschleuder..
            aus dem einfachen Grund, dass Wahrheit und Transparenz dem westlichen „Wertesystem“ aus Großbanken und Investoren, im Moment mehr Schaden als alle Propaganda der Welt.

            Der Westen hat es fertig gebracht einer selbst gegründeten NGO aus ein paar bärtigen Halbaffen einen Oscar fürs schlechte Inszenieren von Katastrophenhilfe in Syrien zu verleihen.. Bei solchen Vorlagen brauch keiner beim FSB mehr Stories zu erfinden.

      2. Was wird den DWN denn zur Last gelegt? ARD Chefredakteur Gniffke hat sie zumindest abgesegnet. Zitat Gniffke: „Die ,Deutschen Wirtschafts Nachrichten‘ sind für ARD-aktuell durchaus eine ernstzunehmende und auch vertrauenswürdige Quelle, im Gegensatz zu anderen Medien, die beispielsweise staatlich finanziert sind.“

  4. @Markus Vielen Dank für die Orientierung. Darf ich netzpolitik.org eigentlich Propagandaschleuder nennen? Oder wird dann meine Reichweite gemindert?

    > werfen Googles Maßnahmen Fragen nach Transparenz auf

    Du meinst, wenn die Benachteiligung von RT und Sputnik transparent ist, dann ist es schon OK?

    1. Berechtigte Frage,
      es besteht keinesfalls ein öffentlicher Konsens über die ‚propagandistische Natur‘ von RT, schlicht weil es kaum belastendes Material dafür gibt. Gäbe es das, wäre diese Unterhaltung nebst Artikel nicht existent.

    1. Na klar, der Spruch passt ja immer. Als wäre RT „die Russen“. Als gäbe es „die Russen“. Wenn man sich die Welt einfach macht, dann wird vieles viel leichter zu erklären.

      Ich finde Google scheisse. Und diese Maßnahme auch.

  5. RT ist böse russische Propaganda, weil es die kleine Bana, das Twitter-Mädchen der Blair Partnership, in Zweifel zieht. Schaut mal in die Qualitätsmedien, wie süss die kleine ist:

    http://edition.cnn.com/2016/12/21/middleeast/bana-alabed-erdogan-aleppo/index.html
    https://www.stern.de/news/syrisches–twitter-maedchen–bana-aus-aleppo-appelliert-an-trump-7298010.html
    https://www.tagesschau.de/ausland/aleppo-bana-twittert-101.html

    Wer die kleine Bana auch so niedlich findet wie ich, der kann sie hier mieten:

    http://www.theblairpartnership.com/clients/

    Und jetzt schaut mal, wie böse die für russische Propaganda bekannten Mitarbeiter von RT über das herzige Mädchen sprechen:

    https://deutsch.rt.com/gesellschaft/54404-dritte-runde-zu-syrien-propaganda/

    Da sieht man doch eindeutig, wer hier Propaganda macht und wer nicht, nicht wahr? Der böse Putin natürlich! ;-)

    1. Nur weil andere auch Propaganda machen und auf Scheisse hereinfallen, heißt das doch noch lange nicht, dass RT keine Propaganda ist. Woher kommt eigentlich euer Reflex, die Kanäle eines autoritären Systems so vehement zu verteidigen? Warum kritisiert hier keiner Google, die hier nach Gutsherren-Art über Wohl und Wehe entscheiden?

          1. Genau. Es sind alle Pro-Putin-Trolle, die Zensur von Google und Facebook nicht gut finden, obwohl die doch gegen “Fake News” ist! Da geht es einfach nie um Substanz!

            Bei der kleinen Bana jedoch ist substantiell alles in Butter – da können russische Trollfabriken schreiben, was sie wollen!

        1. Volker bringt doch Substanz..
          sie fehlt nicht.. Es wird einfach, unbewiesenermaßen unterstellt, es gäbe eine Überzahl an anderslautender Substanz.
          Ja wo ist sie denn?

          Da hat jemand den Kern von Argumentation wohl verkannt.

  6. Wenn die Rankingänderung bei Falschmeldungen für alle gleichermaßen gelten ist das auch nur unwesentlich intransparenter als Googles bisherige Rankingalgorithmen. Ich sehe da bei den Falschmeldungen auch FOX news und Breitbart weit vorn, die könnte man als nächstes runter ranken :). Und auf der linken Seite könnte man sicher auch welche finden.

    In Deutschland könnte man einfach bei jeder gerichtlich durchgesetzten Gegendarstellung die TLD des Veröffentlichers einen slot nach unten ranken :).

  7. Wenn Konzerne wie Google sich zu Zensoren staatlicher Politik machen, nennt man das gemein hin Faschismus.
    Nennen sie das ruhig beim Namen, oder bekommen sie dann Ärger mit denen, die ihre Existenz (NOCH) sichern?
    Ich hoffe, irgendwann trifft sie auch der Index. Wahrscheinlich müssten sie dann Personal entlassen. Man, das wäre wirklich bitter!

    Bis dahin dürfen sie sich noch ein wenig in pseudokritischer Hofberichterstattung üben.

    Schämen sollten sie sich. Mehr fällt mir dazu nicht ein.

    1. @Salonlinker: Alles immer Faschismus zu nennen, bringt auch niemanden weiter. Ich weiß auch nicht, woher Sie entnehmen, dass netzpolitik.org Hofberichterstattung mache: Schauen Sie doch einfach mal in unser Archiv und wischen Sie sich dann den Schaum vorm Mund weg. Danke.

      1. Er nennt nicht alles Faschismus,
        er hat klar abgegrenzt und definiert:
        Wenn sich (marktbeherrschende) Konzerne zu Zensoren (der) staatlichen Politik machen, nennt man das Faschismus.

        Finde sie diese Definition nicht zutreffend?

  8. Kommen eigentlich noch Belege zu „In Deutschland sind die beiden Medien insbesondere im rechten bis rechtsradikalen Spektrum beliebt.“? Oder war das Netzpolitik Fake-News?

  9. Was ist eigentlich mit den anderen Staatssendern? Werden die auch abgewertet?

    DW bekommt mehr als das laut der TAZ mit 250 Mio „durchfinanzerte“ RT. (http://www.taz.de/!5026022/) – DW: 301 Mio http://www.horizont.net/medien/nachrichten/Etataufstockung-Deutsche-Welle-erhaelt-mehr-als-zehn-Millionen-zusaetzlich-137721

    Es ist sicher einfacher über die Beschränkungen im Netz von Nachrichten, die einem nicht passen zu berichten als darüber, das man selbst Propaganda macht.

    Wobei ich es sehr erstaunlich finde, dass heute das Berichten mit einer Sichtweise als Staatspropaganda bezeichnet wird. Es gibt fast immer eine unterschiedliche Sichtweise auf Dinge. Der Zeit-Artikel demonstriert das schön. Er zeigt auf das er nur eine Sichtweise für „die Wahrheit“ hält und belegt mit keinem Beispiel, dass RT etwas falsches berichtet hat, sondern reitet auf unterschiede hin, von denen wir eine andere Sicht haben. Wenn das die Art und Weise ist, wie wir in Zukunft Nachrichten betrachten sollen (Was ist die Wahrheit?) dann ist die absolute Gehirnwäsche das nächste Ziel.

    Wollt ihr die absolute Gehirnwäsche? Totaler und radikaler als wir sie uns heute überhaupt nicht vorstellen können?

    (grosser Jubel aus dem off)

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.