Deutschlands Breitbandausbau in der Sackgasse

Der Jahresbericht der Bundesnetzagentur zeichnet ein düsteres Bild des deutschen Breitbandausbaus. Von Glasfaser ist weit und breit nichts zu sehen, während sich Kupferleitungen und die Deutsche Telekom zu neuen Höhenflügen aufschwingen.

Der Jahresbericht der Bundesnetzagentur verdeutlicht, warum der Breitbandausbau zum Stillstand verdammt ist. CC-BY-NC-ND 2.0 The Hamster Factor

In Deutschland führt weiterhin kein Weg an kupferbasierten DSL-Internetanschlüssen vorbei, die mit 75 Prozent Anteil den Markt dominieren. Das geht aus dem letzte Woche veröffentlichten Jahresbericht 2016 (PDF) der Bundesnetzagentur (BNetzA) hervor. Daran wird sich wohl auf absehbare Zeit nichts ändern: Es zeichnet sich ab, dass die deutsche Breitband-Politik eine Re-Monopolisierung der Infrastruktur zu Gunsten der Deutschen Telekom AG (DTAG) befördert und dabei im Vorbeigehen den Ausbau zukunftsfester Glasfaserleitungen verhindert.

DSL-Anschlüsse verzeichneten den stärksten Anstieg seit Jahren, um etwa eine halbe Million auf insgesamt 24 Millionen. Etwas mehr steigern konnten sich zwar Kabelinternetanschlüsse, um 800.000 auf acht Millionen. Unter die Räder kommen bei dieser Entwicklung jedoch Anbieter, die auf die sogenannte „letzte Meile“ angewiesen sind, also die Leitungsstrecke, die direkt zu den Kunden führt (Teilnehmeranschlussleitung, TAL) und die der DTAG gehört. Oder solche Anbieter, die Glasfaserleitungen zu einem konkurrenzfähigen Preis auf den Markt bringen wollen.

Zum Vergleich: Glasfaserleitungen, die bis ins Haus oder in die Wohnung (FTTH/B, Fiber to the house/building) reichen und auch tatsächlich genutzt werden, dümpeln bei gerade mal 600.000 Anschlüssen (400.000 im Vorjahr) herum. Wie erst unlängst eine Fraunhofer-Studie ins Gedächtnis gerufen hat, nimmt Deutschland damit von 31 europäischen Ländern die fünfte Position von hinten ein.

Vectoring verbreitet sich und verdrängt Wettbewerber

Ursache für das Wachstum des DSL-Marktes ist die deutliche Steigerung (plus 50 Prozent auf 7,2 Millionen Anschlüsse) der VDSL-Anschlusszahlen, die mittlerweile 30 Prozent aller DSL-Anschlüsse ausmachen. Darauf aufbauend setzen sich vermehrt mittels Vectoring aufgebohrte VDSL2-Anschlüsse durch, was auf kurzen Strecken Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 100 MBit/s im Downstream erlaubt. Erwartungsgemäß geht die BNetzA davon aus, dass Vectoring weiter an „Bedeutung und Verbreitung“ gewinnen wird.

Abgerundet wird diese Entwicklung von einer fallenden Nachfrage nach TAL-Produkten, während die nach (VDSL-)Vorleistungsprodukten der DTAG deutlich gestiegen ist. Das bedeutet, dass die Wettbewerber zunehmend weniger eigenes Equipment im Einsatz haben, immer mehr auf die Infrastruktur der DTAG zurückgreifen und obendrein höhere Preise für Vorleistungsprodukte an die DTAG bezahlen müssen, die teurer kommen als entbündelte TALs.

Es fügt sich ins Bild, dass die Telekom erstmals seit über einem Jahrzehnt die Wettbewerber überflügelt hat, was Investitionen betrifft. Der Branchenverband „Bundesverband Breitbandkommunikation“ (BREKO) geht davon aus, dass sich dabei auch eine „Investitionsverunsicherung“ bemerkbar macht, welche die Diskussionen um den „quasi-monopolistischen Einsatz von Vectoring im Nahbereich“ im Vorjahr ausgelöst haben. Auch der „Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten“ (VATM) spricht von einer „großen Verunsicherung im Markt und vor allem bei den Investoren“.

Kein Zufall: Nach Jahren der Stagnation steigt die Anzal der DSL-Anschlüsse. (Bild: BNetzA-Jahresbericht)

Weichenstellung ins Abseits

Insgesamt ist das kein Zufall und politisch so gewollt: Im Vorjahr hat die BNetzA ganz bewusst eine netzpolitische Weichenstellung vorgenommen, indem sie die Nahbereiche von etwa 8.000 Hauptverteilern zum allergrößten Teil der DTAG überlassen hat. Diese hat sich im Gegenzug dazu verpflichtet, die Bereiche mit der Vectoring-Technik zu erschließen. Das entzieht allerdings den Wettbewerbern den Zugriff auf die TAL, da Vectoring immer nur von einem Anbieter gleichzeitig betrieben werden kann.

Hintergrund ist das von der Bundesregierung im Koalitionsvertrag verankerte Versprechen, bis 2018 eine flächendeckende Internetversorgung mit 50 MBit/s zu erreichen. Aber anstatt sich ein langfristig tragbares Infrastrukturziel zu setzen, hat sich die Große Koalition mit tatkräftiger Unterstützung der BNetzA darauf verständigt, das Problem der unterversorgten Gebiete mit Hilfe einer Übergangslösung zu entschärfen: Schließlich ist es einfacher, bereits vorhandene Kupferkabel zu vermeintlichen Breitbandanschlüssen aufzubohren, als eine auf Glasfaser aufbauende Gigabit-Infrastruktur zu errichten, die diesen Namen verdient.

Problematisch daran bleibt aber nicht nur, dass die Vectoring-Entscheidung die DTAG bevorteilt, sondern dass sie nachhaltig dazu beiträgt, den Markt für leistbare Glasfaserleitungen kaputt zu machen. Dazu kommen die im Bundesförderprogramm für den Breitbandausbau enthaltenen Anreize, die möglichst schnell und billig umsetzbare Projekte bevorzugen. Damit kann sich Deutschland wohl auf Jahre, wenn nicht auf Jahrzehnte, auf eine Schlusslichtposition im Glasfaserausbau einstellen.

Schäuble weiß nicht, wohin mit dem „vielen Geld“

Dabei handelt es sich um einen vollkommen unnötigen Schuss ins eigene Knie, der sich noch bitterlich rächen wird, da Deutschlands digitale Infrastruktur zunehmend ins Hintertreffen gerät – „Digitale Strategien“ aus diversen Ministerien hin oder her. Und selbst wenn das mittlerweile zusätzlich aufgestockte Bundesförderprogramm erhebliche Summen bereit stellt, versacken diese in einer Brückentechnologie, die in wenigen Jahren ein weiteres Förderprogramm notwendig machen wird.

Vielleicht ist aber auch das gewollt: So beklagt sich Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) im aktuellen Spiegel über die Forderung des Internationalen Währungsfonds, die Überschüsse in der deutschen Handelsbilanz zu reduzieren, etwa mittels erhöhter öffentlicher Investitionen. Aber man wisse gar nicht, wohin damit, so Schäuble im Interview: „Inzwischen haben wir da so viel getan, dass wir das viele Geld gar nicht ausgeben können.“

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26 Ergänzungen

  1. Es muss doch wenigstens eine Disziplin geben, in der Schwellenländer Deutschland auf die hinteren Ränge verweisen kann. Es ist schon ein Erlebnis der besonderen Art, wenn im Urlaub das Internet zig(!)-mal schneller läuft als in der heimischen Luxus-Villa.

  2. ach, herrlich sich so über bandbreiten und leitungstypen auslassen zu können, wir haben hier weder noch. und die bandbreite ist auch garnicht das problem, man ist ja leiden gewohnt. in den dünn besiedelten gegenden ist man auf LTE verhaftet, kann den anbieter nur anhand der funkabdeckung auswählen und leidet unter irrational niedrigen volumengrenzen. also seid froh, dass ihr irgendein kabel ins haus habt wo niemand nach ein paar tagen nutzung den hahn zudreht.

    1. Welch Schwachsinn!
      Als ob die Telekom den Saft nach paar Tagen abdreht….
      Klingt ja schon fast nach Rufmord…
      Mein Kabelanschluss soll 32MBIT/s leisten…. realisiert abends maximal 15 … bei meiner alten 50er von der DTAG waren es konstant 43….

      Noch ein Jahr bis ich endlich wieder Telekomkunde sein darf

      1. Bevor man einen Sachverhalt als „Schwachsinn“ abstempelt, sollte man ihn gelesen UND verstanden haben. Sonst läuft man Gefahr, Schwachsinn zu schreiben.

        M. Schrieb über die Volumenbegrenzung seines LTE-Vertrages, weil ihm keine Leitung ins Haus gelegt wurde. Auch nicht von der ach so tollen Telekom.

        Wenn man sich an einem strategisch schlechten Monopolisten erfreut, hat man wirklich nicht verstanden, warum der Breitbandausbau in Deutschland nicht voran kommt.

  3. Ich finde es immer wieder schön wie böhse die Telekom ist.
    Es wird behauptet: „Die Telekom baut kein Glasfaser aus“. Kann mir mal der Autor erklären woher die Vectoring MSANs (Früher DSLAM) ihre schnelle Datenanbindung herbekommen?
    Um es mal kurz zu Erklären: Die Telekom verlegt Glasfaser, allerdings nicht bis in die Häuser (FTTH) sondern bis zur Strassenecke, zum Verteiler (FTTC). Die Glasfasern werden in Leerrohren verlegt so das sie zum späteren Zeitpunkt ausgetauscht/erweitert werden können. Damit baut die Telekom die Glasfaserinfrastruktur immer näher zum Kunden hin (bei Vectoring sind es „nur“ noch ca.200-400 Meter zum Kunden)

    Warum machen Sie das? Die Anbindung der „Letzten Meile“ ist mit das Teuerste und die meisten Kunden sind nicht bereit es zu bezahlen. Da in Deutschland die gesamten Kabel unter die Erde müssen kosten es richtig Geld ( Ein Meter ohne Oberfläche: Kosten zwischen 40 und 60€ mit Oberflächenwiederherstellung ca. 100€). In Ländern welche als Benchmark rangezogen werden sind die Ausbaukosten deutlich geringer eben aufgrund anderer gesetzlicher Regularien.

    Es gibt einen Großen Unterschied zwischen haben wollen und bereit sein dafür zu zahlen. Schauen Sie sich mal Zahlen in hochversorgten Städten an wieviele Kunden tatsächlich Dienste 100 Mbit + tatsächlich buchen.
    Hat sich vielleicht jemand schon mal gefragt warum kaum jemand sonst in Infrastruktur investiert?
    Ein Ausbau in VDSL/ Vectoring bei aktuellen Preisen bietet eine Amortisation des Invest erst nach ca 10 Jahren. Im ländlichen Gebieten mit dünner Besiedelung und langen wegen zum Knotenpunkt auch schon bei 15-20. Wenn Sie dann bei den gleichen Kundenpreisen eine Glasfaserinfrastruktur bauen rentiert sich das erst nach 20+ Jahren. Telekom und andere Unternehmen sollen/wollen mit dem was Sie tun Geldverdienen.

    Wie können wir das Problem Breitband (FTTH) Ausbau in den Griff bekommen?
    Wenn die Kunden nicht bereit sind mehr zu Bezahlen aber der Staat unbedingt 100 Mbit+ sich für jeden wünscht müsste er das auch bezahlen. Entweder in Form von Subventionen (diese müssten quasi 80-90% des Invest abdecken damit sich das für dem Betreiber überhaupt rentiert).

    Will man es günstig haben: muss eben gewartet werden bis die Strassen für andere Arbeiten aufgerissen werden um das Glasfaser dann kostengünstig mit reinzulegen. Das würde allerdings etwas länger dauern als bis 2020.

    Was will ich damit sagen: Das Problem ist nicht ganz so trivial wie es zuerst scheint.

    1. Das Problem ist alles andere als trivial. Aber es ist offensichtlich, dass die deutsche Infrastrukturpolitik – und das schließt vorherige Regierungen mit ein – grundsätzlich falsche Rahmenbedingungen und Anreize geschaffen hat. Über die Jahre hat das dazu geführt, dass Deutschland einfach immer weiter zurückgefallen ist. Und wie die Entscheidungen des Vorjahres gezeigt haben, die nun langsam mit Zahlen unterfüttert werden, wird sich daran leider nichts ändern.

      Es stimmt: Unternehmen wie die DTAG denken in kurzen Zeiträumen und haben eher ihre Investoren oder Anteilseigner im Hinterkopf als eine wirklich zukunftsfeste Infrastruktur. Wenn die Politik/BNetzA den Fokus auf Kommunen/kommunale Unternehmen gelegt hätte (die es sich leisten können, langfristige Investitionen zu tätigen, die sich erst nach 20 bis 30 Jahren rechnen), dann würde es mit der Breitbandversorgung sowohl in der Fläche als auch in der Qualität besser aussehen.

      1. Es geht wieder einmal nach dem typisch deutschen Muster: Hauptsache billig und einfach. Dass Infrastruktur eine öffentliche Aufgabe sein könnte, das ist ja DDR 2.0. Wobei das ja bestens zur ehemaligen FDJ-Sekretärin für Agitation und Propaganda des SED-Unrechtsregime der DDR Angela Merkel, die seit Jahren Bundeskanzlerin spielt, wunderbar passen würde.

        Wie die Endpreise für schnelles Internet in Deutschland im Vergleich zu anderen EU-Ländern sind, weiß ich leider nicht.

        Enthält Sarkasmus und Zynismus

    2. Sehr geehrter Herr Bury,
      meine Firma baut unter anderem für die Deutsche Telekom FTTC. Natürlich freue ich mich, das wir so schnell garnicht arbeitslos werden können. Da die meisten Strecken per Spülbohrverfahren eingebracht werden, und wir dabei Tiefen von 5m haben, wird, falls die DTAG sich zu FTTH entschließen sollte, alles nochmals aufgerissen. Herrlich….und das wird gefördert.
      Die Investoren sollten sich mehr als freuen, wenn die DTAG die alte Technik weiter favorisiert. Denn da wo FTTH Netze gebaut wurden, überbaut kein Mensch das Ganze nochmals mit Glas.
      Zum Geld: Wir haben in der Pfalz ein FTTH Netz gebaut, bei dem letztendlich der Hausanschluß ca. 2500€/Haushalt gekostet hat. Bei 49,95€ pro Anschluß/Monat kann man sich sehr schnell ausrechnen, ab wann sich das Netz amortisiert, und Gewinn macht….weitere Kosten der Weitverkehrsanschluss, Content und Maintenance….hält sich in Grenzen.
      Die Investoren freut es…..

    3. Frage an Herrn Bury: Sind sie der Herr Bury, Pricing Manager der DTAG? Dann schreiben sie dies doch bitte künftig der Korrektheit halber dazu, dass sie hier die Interessen der DTAG repräsentieren. Es wäre dem Image der DTAG als seriöses Unternehmen nur zuträglich.

      1. Was ein Bullshit….
        Ihr wollt alle Fiberglass, aber keiner will löhnen!
        Und wenn ihr zahlt meckert ihr, weil der Vorgarten aufgebudelt werden muss…. Schwachmaten

      2. Hallo Skinnie,

        an der Stelle äussere ich lediglich meine Meinung und spreche nicht für den Konzern.

        Hallo Herr Ertel,

        2500 pro Anschluss das klingt realistisch. Wenn die monatlichen Kosten bei 0€ liegen ist das Invest nach gut 5 Jahren amortisiert. Bei der Annahme 50% der Einnahmen Kosten enthalten ist die Amortisation bei 9 Jahren erst gegeben.
        Also erst im 10 Jahr verdienen Sie Geld, wenn die Preise bis dahin nicht gesunken sind und der Kunde mit der Anschlussgeschwindigkeit immer nocht zufrieden ist.

        So sieht die Rechnung realistischer aus. Ist das dann immer noch so ein gutes Geschäft?

  4. Wenn die Politik auf die lokalen Versorger gesetzt hätte, hätten wir in 15 Jahren
    – wieder ein staatliches Netz (was der Autor möglicherweise nicht mehr kennengelernt hat oder nur aus der Alpenrepublik kennt… ich wills jedenfalls nicht zurück)
    – Planungen werden vom lokalen Politiksumpf getroffen – ein Glasfasernetz ist schon etwas komplizierter als ein paar Abwasserrohre
    – die Hälfte davon finanziert über versteckte Strom/Gas/Wasser Gebühren die andere Hälfte über Bundesmittel… die Kommunen haben doch heute schon keine Mittel mehr um Kindergärten zu bauen.
    – In Summe wird der Ausbau vermutlich mindestens 3x soviel kosten, als wenn sich Profis darum kümmern, weil das vagabundierende Beratervolk das wenige Knowhow noch teurer verkaufen kann.
    – jährlich steigende Preise (vermutlich orientiert am Ölpreis, so wie das bei der Fernwärme gemacht wird)
    – Regional individuelle Monopol-Preise für den Internetzugang.
    – eine ausufernde Regulierung die versucht die Regeln für jede noch so kleine kommunale Netzinsel in den Griff zu bekommen.
    – die Verbreitung von dsl wäre auch nicht geringer. Warum auch – Kommunale Unternehmen sind 100% takerate gewohnt (Monopolanbieter).

    Ergo: Wenn man FTTH Internet für eine Staatsaufgabe hält, muss man sich auch zur staatlichen Ineffizienz bekennen. Das kann man wollen. Muss man aber nicht.

    1. Es gibt Strukturen (Bahn, Kommunikationsleitungen, Autobahnen, …), die müssen in gesellschaftlicher Hand bleiben. Bestes Negativ-Beispiel sind die USA.

    2. Jetzt leben wir aber in der schlechtesten aller Welten: Es droht, dass ein einziger (privater) Akteur den Markt dominiert und mit Ausnahme der Kabelbetreiber die meisten Wettbewerber vom Markt verdrängt. Wie solche Mono-/Oligopole in der Praxis aussehen, zeigt ein Blick in die USA – oder, äh, nach Deutschland.

      Zudem müssen und sollten kommunale Unternehmen nicht alles machen, sondern idealerweise nur die passive Infrastruktur errichten (das ist nicht so schwierig). Den Rest können dann professionelle Anbieter übernehmen, siehe bspw. das ViaEuropa-Modell, das in Schweden sehr erfolgreich läuft.

      Wie geschrieben, das Geld ist da. Bezahlen könnten zu einem großen Teil der Bund und die Länder. Nur die Rahmenbedingungen sind falsch gesetzt.

    3. Nur die Infrastruktur stehen im öffentlichen Interesse, nicht aber die Dienste. Was jetzt passiert, ist noch untauglicher. Es wird ein ehemaliger Staatsbetrieb, an dem der Staat weiterhin gut beteiligt ist, mit einem riesigen Wettbewerbsvorteil und Quasimonopol bevorzugt. Dieses Unternehmen (DTAG) Investiert und baut aber nicht nach Bedarf und öffentlichem Interesse, sondern ausschließlich nach eigenem wirtschaftlichem Interesse. Konkurrierende Unternehmen werden (gezielt?) behindert. Dagegen sind sogar die Verhältnisse in der Alpenrepublik fast schon genial.

      Es gibt genügend lokale Anbieter, die eigene Netze aufbauen, weil die DTAG nicht einmal in allen Großstädten Willens ist flächendeckend wenigstens einfaches DSL anzubieten, geschweige denn VDSL oder gar VDSL2 oder noch schneller. Vermutlich hat die DTAG mit ihrem Lobbyismus beim Miteigentümer Staat genau diesen regionale Anbietern für künftige
      Ausbauten wieder einen dicken Riegel vorschieben wollen und das offensichtlich mit Erfolg. Zum Glück bin ich bereits im Genuss eines solchen regionalen Netzanbieters und dessen Zuverlässigkeit und Qualität ist um Lichtjahre höher, als bei der DTAG bzw. Anbietern, die auf deren Infrastruktur aufbauen. Der Datendurchsatz fällt nie, selbst in den stärksten Hauptzeiten nie unter 90% beim Download und beim Upload liegt er sogar immer weit über 100% der versprochenen Datenrate.

    4. Ein staatliches Netz ist nicht die schlechteste Lösung. Wir haben bereits einen Monopolisten am Markt, der weiter zum Monopolisten auf der letzten Meile gefördert wird. Gewinner sind die Eigentümer von Telekom-Aktien.

      Ein staatliches Netz auf Vorleistungsebene mit regulierten Preisen ist in meinen Augen eine gute Sache. So wie auch eine Straße öffentlich ist, öffentlich unterhalten wird und allen Nutzern (privat und gewerblich) bereitgestellt wird.

      – Planung werden nicht von der Politik durchgeführt, sondern beauftragt und abgesegnet.
      – Berater sind ebenfalls Profis. Aber der Profi sollte niemals Berater und Verkäufer zugleich sein. Sonst erhält man – Überraschung! – genau die Empfehlung, die der „Berater“ auch verkauft. Siehe Gespräche mit der Telekom.

      Würden Sie in diesem Bereich arbeiten, würden Sie solche Behauptungen sicherlich nicht aufstellen. Es ist inzwischen viel besser, als Sie vermuten.

  5. Ich habe einen Traum. Den Traum, dass den Verantwortlichen klar wird, dass mittlerweile ein schneller Internetanschluss wichtiger ist als die tägliche Postzustellung an die entlegensten Orte, und dies wird unverändert so gehandhabt. Aber die Realität ist, dass sehr viele Ortschaften und sogar Vorstände heute langsamer angebunden sind als Ortschaften hier in der Nähe von Göttingen, die seit Ende der 1990er Jahre schon DSL mit 756 KBit/Sek. hatten. Heute schreiben wir 2017 und in den Ballungszentren (die wohl weiter zunehmen werden, so scheint es angesichts der politischen Entscheidungen gewollt zu sein – mit allen dranhängenden Problemen wie Miet- und Grundstückspreisentwicklungen) sind wir bei 400 MBit/Sek. angekommen und es kann aus 3-4 Anbietern gewählt werden, auf dem Land und nicht immer nur da gibt es oft noch DSL light mit 384 KBit/Sek. und nur einen Anbieter, im Glücksfall LTE über Vodafone mit maximal 50 GB/Monat für 45 EUR oder Telekom Hybrid mit lahmen DSL für 40 EUR, aber immerhin unbegrenztem LTE (aber die bedarfsgerechte Schaltung von DSL auf LTE bei Downloads klappt nicht immer verzögerungsfrei und das normale Surfen/Arbeiten bleibt in der Regel auf der gegebenen DSL-Geschwindigkeit von 384 KBit bis oft durch besondere Schaltung maximal 2 MBit). Natürlich muss für mehr Aufwand für entlegene Versorgung mehr bezahlt werden (wie es die Post tagtäglich ja auch leisten muss), dazu gibt es ja inzwischen endlich eine Bundesförderung neben Landes- und EU-Förderung. Aber im Landkreis Göttingen und auch in einigen anderen gestaltet es sich bisher sehr problematisch, dies umzusetzen – ein Ende des sehr steinigen Weges ist nicht in Sicht und der Termin 2018 ist keinesfalls sicher. Und dann bleibt ja noch das Thema „letzte Meile“ (aus welchen Anbietern kann man dann wählen, gibt es echten Wettbewerb?) und wie geht es in den nächsten Jahren weiter? Der nächste Schritt zu einem Bedarf an mehr Geschwindigkeit ist doch jetzt schon absehbar…bei der jetzigen Geschwindigkeit der Umsetzung, anstelle jedes Haus „nur“ jeden KvZ mit Glasfaser an die Vermittlungsstellen anzubinden kann einem Angst und Bange werden, wie es bei Erreichen der technologischen Limits von Kupferkabeln weitergeht…

  6. [ZITAT]
    Abgerundet wird diese Entwicklung von einer fallenden Nachfrage nach TAL-Produkten, während die nach (VDSL-)Vorleistungsprodukten der DTAG deutlich gestiegen ist.
    [/ZITAT]
    Der Autor lässt komplett außer acht, dass diese Entwicklung von den Telekommitbewerbern gewollt ist.
    Im xDSL-Bereich hat es neben der Telekom eigentlich nur zwei weitere Provider gegeben, die eigene DSL-Technik bundesweit verbaut haben. Das waren Telefonica und Vodafone.
    Telefonica hat bereits vor 3-4 Jahren den Entschluss gefasst, sich aus dem Breitbandmarkt mit eigener Technik zurückzuziehen und zukünftig auf die Telekom zu setzen.
    Und Vodafone investiert hauptsächlich nur noch in ihr Kabelnetz und will eine Doppelinvestition (DSL & Kabel) in den Kabel Deutschland-Gebieten vermeiden. Wenn sich diese beiden großen Player (freiwillig) zurückziehen, bleibt die Telekom übrig. Warum findet das keine Beachtung im Artikel? Stattdessen werden IMHO falsche Rückschlüsse gezogen.

    1. Den Kabelbetreibern geht’s ganz gut, das sind die Einzigen, die mit der DTAG halbwegs mithalten können. Steht auch im Artikel. Aber (vor allem regionale) Mitbewerber, die entbündelte Leitungen oder gar Glasfaser anbieten wollen, sind fuchsteufelswild.

    2. Mitgewollt? Kann so sein, kann aber auch sein, dass es schwer ist (und m. E. unsinnig – wir bauen ja auch verkehrstechnisch aus privater Hand nicht mehrere Straßen übereinander, will auch keiner), parallel zu einem vorhandenen Netz aus eigener Kraft ein eigenes Netz aufzubauen. Meines Erachtens hat man bei der Privatisierung und Teilung der früheren DP ein viel zu wichtiges Thema (Telekommunikation) dem freien Markt überlassen oder bestehende Regulierungsmöglichkeiten nicht genutzt und den Schritt von der Dienstleistungsgesellschaft in die Informations-/Datengesellschaft und deren Anforderungen an eine schnelle Internetverbindungsstruktur etwas verschlafen/unterschätzt. In den Niederlanden haben aktuell fast 80% der Haushalte einen echten Glasfaseranschluss (Ausbau wurde 2008 beschlossen!). Lettland hat nach letztem Stand mehr als 60%. Da wollen wir in einer dritten Runde bis 2025 noch hin (nach erstem Bundesaufruf zu Stärkung der Internetstruktur, wodurch wir hier im Ort seit 2013 wenigstens LTE mit 16 MBit der Telekom haben und seit 2012 LTE der Vodafone ohne Förderung mit immerhin knapp 35 MBit, jedoch Monatsvolumen von 50 GB bei 2 fast erwachsenen Kindern, Home Office-Tätigkeit und in Teilzeit selbständiger Ehefrau und nun bis 2018 hoffentlich VDSL – förderungstechnisch zieht es sich aktuell in unserem Landkreis jedoch seit 2014 bis jetzt hin und noch gibt es keine Förderung für viele Ortschaften).

      Und Hr. Schäuble weiß nicht wohin mit dem Geld. Glasfasernetz aufbauen und vermieten?

      PS: Ich versuche es ja ernsthaft nicht zu einfach/naiv zu sehen, aber bei dem Thema gelingt es mit einfach nicht!

  7. Ich wäre ja schon froh wenn es hier an meinem Wohnort überhaupt mal einen DSL-Anschluss gäbe, selbst mit Kupferkabeln. Vor 4 Jahren bin ich in einen kleinen Ortsteil einer Kleinstadt gezogen, vorab rief ich beim Bürgermeister an der mir versicherte in 2 Jahren sei eine DSL-Leitung geplant. Ich telefonierte mit der Telekom, sogar mit der Bundesnetzagentur die mehr als überrascht über meinen Anruf waren. Fakt ist, hier wird überhaupt nichts ausgebaut und zwar niemals laut Auskunft der Telekom, denn es lohnt sich nicht.

    Ich wunderte mich von Anfang an, denn für die 10 Häuser die hier stehen lohnt es sich in der Tat nicht. Aber ich glaubte mal der Aussage des Bürgermeisters und kaufte dort ein Eigenheim.

    Jetzt haben wir einen teuren LTE Vertrag mit 30 GB Datenvolumen pro Monat zur Verfügung.

    In der Tat werden kleine Dörfer in Deutschland schlecht bis gar nicht mit Internet versorgt. Vor ein paar Jahren wurde die Straße bereits aufgerissen um Stromleitungen im Boden zu verlegen, aber DSL-Leitungen durften wir nicht zusätzlich verlegen. Auch nicht bei Selbstbezahlung.
    Dann allerdings habe ich Freunde in Rumänien, Bulgarien und Ungarn, die in absoluten Kuhkäffern leben mit wenigen Häusern und kaum befestigten Straßen aber Glasfaserleitungen xD

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.