Bürgerrechtler zeigen Real und Post wegen Gesichtsanalyse von Kunden an

– CC0 Eugene Triguba

Die Bürgerrechtsorganisation Digitalcourage hat Straf- und Ordnungswidrigkeitsanzeigen gegen die Deutsche Post AG und Real SB-Warenhaus GmbH wegen wegen Verstoßes gegen § 6b BDSG erstattet. In Real-Märkten und Filialen der Deutschen Post wird seit Herbst 2016 ein System der Echion AG getestet, mit dem das Verhalten von Kundinnen und Kunden analysiert wird. Werbedisplays im Kassenbereich filmen die Kundinnen und Kunden. Dabei werden die Gesichter und biometrische Daten kurzzeitig gespeichert und automatisch analysiert. Erfasst wird deren vermutetes Geschlecht und Alter sowie die Dauer des Blickkontakts.

Derzeit würden Betroffene in den Filialen nur auf konventionelle Kameraüberwachung hingewiesen, heißt es in der Pressemitteilung von Digitalcourage. Ein Hinweis auf Gesichtserkennung und intelligente Datenverarbeitung fehle. Kundinnen und Kunden hätten darum keine Möglichkeit, der Beobachtung zu widersprechen.

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15 Ergänzungen

  1. Prinzipiell ist es richtig, das in einem Prozess zu klären. Doch das Urteil könnte am Ende diese Praxis legalisieren, wenn es nur um Kategorisierung von Merkmalen geht, die den „Datenspender“ aber in keiner Weise persönlich tangiert.

    1. Zumindestens kann ein Erfolg erzielt werden wenn real +post die Gesichtsanalyse öffentlich machen müssen,entgegen der gängigen Praxis.

  2. @ Markus Reuter

    Und weiter?
    1. Es heißt „Strafanzeige erstatten“ oder „Strafantrag stellen“. „Strafanzeige stellen“ gibt es nicht.
    2. Beim wem hat Digitalcourage Real und die Post angezeigt? Bei der Polizei? Bei der Staatsanwaltschaft? Oder bei der Datenschutzbehörde?
    3. Auf welcher rechtlichen Grundlage sieht Digitalcourage einen strafrechtlichen Verstoß von Real und Post? Sind solche Datenschutzfragen nicht eher Ordnungwidrigkeiten (wenn überhaupt) und keine Straftaten, gegen die man Strafanzeige erstatten könnte?

    Nicht für ungut, Markus. Aber das geht besser (journalistische Qualität und so).

      1. Ja, darauf habe ich gewartet. Ein am Stockholm-Syndrom Erkrankter, der netzpolitik ohne Sinn und Verstand verteidigt – selbst bei schlechter journalistischer Qualität.

        Warum sollen wir noch mal netzpolitik lesen? Warum sollen wir spenden? Damit wir uns signifikante Informationen aus den Primärquellen selber herauspulen müssen? Das ist der Anspruch von netzpolitik und offenbar so manchem Leser?

        Übrigens @“Retourkutsche“: Fürs Linkrauskramen hats gereicht, aber fürs kurze Beantworten meiner Fragen nicht? Fehdehandschuh werfen war wohl wichtiger?

        Fazit: Niemand da draußen nimmt solche „Investigativjournalisten“, „Aktivisten“, „Datenschützer“ oder „Bürgerrechtler“ ernst, wenn man einfache Sachfragen nicht beantworten kann/will bzw. besser darstellen kann/will und jedem Kritiker mit derselben Attitüde entgegenschlägt, die man sonst bei seinen politischen Gegnern allzuoft selbst beklagt. Doppelmoral, Mimimi und schlechte Performance. Ein wunderbarer Dreiklang, um genau nichts zu ändern in dieser Gesellschaft. Die Leute da draußen lachen über Euch (wenn sie Euch überhaupt wahrnehmen). Die Wirtschaftsbosse, Beraterscharen; die De Maizière und Strobls; sie alle wissen um Ihre Überlegenheit über all die „Investigativjournalisten“, „Aktivisten“, „Datenschützer“ oder „Bürgerrechtler“ aus dem linksliberalen Spektrum.

          1. Ach, wer netzpolitik.org kritisiert, ist ein „rechter Troll“ (Rechts ist, wer nicht für uns ist?) oder wird gar mit „WegMitNaziPeter“ verleumdet? (Verleumdnung stammt natürlich von einem anonymen Nutzer. Wie könnte es anders sein.) Und die Redaktion von netzpolitik.org schaut dem tatenlos zu? (Höchstens würde Peter gelöscht, nicht wahr?) Und alles nur, weil das Wort „linksliberal“ triggert?

            Solange netzpolitik.org Nähe zu Leuten wie „chris“ und „anonymos“ suggeriert (durch fehlende Distanzierung), solange bleibt netzpolitik.org in der Nische. Die breite Mehrheit der Gesellschaft hat keine Lust auf „Investigativjournalisten“, „Aktivisten“, „Datenschützer“ oder „Bürgerrechtler“, die um permanent um Spenden betteln, schlechte Performance abliefern und in deren Umfeld sich offensichtlich Leute herumtreiben, die jeden Kritiker als Nazi niederbrüllen.

            @Redaktion:
            Noch ein Tip. Man kann nicht ständig den etablierten Journalismus kritisieren und selbst so eine schlechte Performance wie bei diesem Artikel-Beispiel abliefern. Das ist Doppelmoral. Und dafür gibt es keine Spenden. Euer monatliches Finanzminus ist insofern verdient. Hart, aber wahr.

            [Anm. der Moderation: Hallo Peter, jetzt machen Sie bitte mal einen Punkt. Niemand hat Sie gelöscht und niemand hat gelöscht, was gegen Sie gesagt wurde. Zu unterstellen, dass sich die Redaktion damit die Aussagen ihrer Gegner hier im Kommentarfeld zu eigen macht, ist eine unzulässige Unterstellung. Wir machen uns ja auch nicht Ihre Pauschalkritik zu eigen, die sie hier hinterlassen haben.

            Wenn Ihnen unsere Arbeit nicht gefällt, dann müssen Sie uns ja nicht lesen. Das ist doch ganz einfach. Es ist auch unseriös hier einen „Linkschleuder“-Artikel (das sind Kurzmeldungen, quasi ein erweiterter Link) für seine journalistische Qualität zu kritisieren und von diesem einen Artikel auf die Arbeit der ganzen Redaktion zu schließen. Falls Sie es nicht gemerkt haben, hat sich der Autor des Artikels sogar ihre Kritik am Artikel zu Herzen genommen und die Aussage präzisiert. Lange bevor Sie Ihre Kritik wiederholt haben.]

  3. Was wohl passiert wenn man maskiert Post oder REAL betritt? Mir der Begründung nicht einverstanden zu sein mit den dortigen Praktiken.
    Denke da an so eine schöne Anonymous-Maske.

    1. Ich denke an eine Strumpfmaske. Die ist einfacher zu bekommen und billiger. Ja, ernsthafte Frage: Konsequenzen?

      1. Maskiert ein Ladengeschäft zu Betreten ist nicht ganz unproblematisch. Es könnte sich dabei um einen Hausfriedensbruch nach § 123 StGB handeln.
        Ein Betreten darf demnach nicht gegen den Willen des Berechtigten erfolgen. Zwar sind Supermärkte idR. für den allgemeinen Publikumsverkehr geöffnet und somit Räume mit genereller Zutrittsbefugnis (nach h.M. auch für das Betreten zu unerwünschten Zwecken).
        Jedoch ergibt sich etwas anderes, wenn das äußerliche Erscheinungsbild des Täters, bspw. eine Maskierung, sein für den Berechtigten unerwünschtes Vorhaben offenbart, sodass er auch auch von einem hypothetischen Beobachter zurückgewiesen werden würde.
        Es kommt immer auf die Umstände im Einzelfall an. Aber es ist generell nicht empfehlenswert.

  4. Andere Frage stellt sich eigentlich:

    Wenn wir es immer toleriert haben, das globale Unternehmen lokale Märkte unterschiedlich nach Kaufkraft einteilen und damit schon immer genau das auf temporärer und geografischer Ebene praktizieren. Es ist Usus das sich Kaufpreise örtlich und zeitlich unterscheiden (Kauf an Kiosk oder Supermarkt in Edelvierteln oder Ghettosiedlung) Auch nationale Grenzen führen zu unterschiedlicher Gewichtung von kaufkraftbereinigten Preisen.

    Also stellt sich doch klar die Frage: Das haben wir akzeptiert. Preise in D, Schweiz oder Österreich sind höher als in villeicht SüdItalien oder Griechenland und Spanien. Nicht nur im Kontext unterschiedlicher Produktdesignschwerpunkte oder Kostenstrukturen, sondern abhängig von der Kaufkraft eines Verkaufsgebietes.

    Das führte ja schon immer zu einer zwar anonymen aber im weitesten Sinne Personenbezogenen Analyse. Deshalb ist es nur die logische Folge und absolut legitim in der Logik. Zumal sogar soziale Aspekte das Vorgehen akzeptabel machen, da Unternehmen so den Nutznießern hoch bewerteter Währungen mehr abverlangen, während andere weniger zahlen, weil sie weniger Kaufkraft hinter ihrer Währung haben.

    Und wieso sollten Leute, die für 1000 Euro Klamotten tragen nicht an der Kasse das Doppelte hinlegen gegenüber dem offensichtlichen Hartz4 Armutsopfer? Wer sichs leisten kann der soll auch zur Kasse gebeten werden können!?!?! Das ist Kapitalistischer-Sozialismus! Ausgleichende Gerechtigkeit!

    Man sollte den Firmen nur das dauerhafte Speichern untersagen. Daran dürften diese auch eher untegeordnetes Interesse haben – es sei denn man will damit die großen Datenkraken füttern, dafür brauchts allerdings nicht die Bilder, sondern eher Datenmuster und somit wäre es möglich Anonymität vorzuhalten. Das die Datenkraken diese vielleicht umgehen könnten, ist ein anderes Thema.

  5. mir hat sich bei dieser geschichte ja immer die frage gestellt, in welchen märkten diese technologie nun genau ausgerollt wird.

    vielleicht kann die klage da etwas licht ins dunkel bringen und auch anderen menschen die beurteilung des problems vereinfachen. „mein supermarkt beobachtet mich maschinell“ fühlt sich doch anders an als „soundso viele märkte testen die technik“.

    .~.

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