Apple löscht auf Wunsch der chinesischen Regierung „New York Times“-App aus dem Store

Apple hat die App der New York Times aus dem eigenen Store entfernt. Das IT-Unternehmen kommt damit einer Anfrage der chinesischen Regierung nach. Angeblich verstößt die App gegen „lokale Vorschriften“. Pikant: Kurz vor der Entfernung arbeitete die Zeitung an regierungskritischen Artikeln.

Das "New York Times"-Gebäude in Manhattan.
Das „New York Times“-Gebäude in Manhattan. – CC BY 2.0 via flickr/samchills

Apple entfernte im vergangenen Monat die „New York Times“-App aus dem chinesischen App-Store. Nach Angaben des Unternehmens kam man damit einer Anfrage der kommunistischen Regierung nach. Seit dem 23. Dezember 2016 sind sowohl die englisch-, als auch die chinesischsprachige App der Zeitung nicht mehr verfügbar.

Apple-Sprecher Fred Sainz sagte, dass das Unternehmen darüber informiert wurde, dass die App gegen „lokale Vorschriften“ verstoße. Er machte allerdings keine Angaben darüber, welche Vorschriften genau gemeint sind. Sainz gab auch nicht bekannt, wer Apple kontaktiert hat und wann oder ob ein Gerichtsbeschluss oder andere offizielle Dokumente vorgelegt wurden.

Kritische Recherche Grund für die Entfernung?

Das Times-Büro in Peking sagt, dass es nicht von der chinesischen Regierung über diese Angelegenheit informiert wurde. Als möglichen Grund für die Entfernung werden zwei Artikel genannt, die Ende Dezember erschienen sind.

Einer davon ging um die weltweit größte iPhone-Fabrik in China. Die Recherche deckte auf, dass die chinesische Regierung dem Zulieferer Foxconn mehrere Milliarden Dollar an versteckten Vergünstigungen und Subventionen dafür anbot. Am 23. Dezember sprach der Times-Reporter David Barboza mit Apple-Mitarbeitern über diesen Artikel. Barboza war außerdem im Kontakt mit dem Fabrikbesitzer Foxconn und informierte die chinesische Regierung über Teile seiner Recherche.

Laut der Times-Sprecherin Eileen Murphy wurden sie am selben Tag von einem Team von Apple darüber informiert, dass ihre Nachrichten-App entfernt wird. Am Tag davor berichtete die Zeitung außerdem über ein anti-westliches Internetvideo, das umfassend von dem Ministerium für Öffentliche Sicherheit gefördert wurde.

Webseite der New York Times seit 2012 blockiert

Die Website der New York Times ist seit 2012 in China blockiert. Grund waren mehrere Artikel über das große Familienvermögen des damaligen Premierministers Wen Jiabao. Im Zuge dessen wurden auch Nutzer der App daran gehindert, neue Inhalte herunterzuladen.

Seitdem waren chinesische Leser auf virtuelle private Netzwerke (VPNs) angewiesen. Diese Technologie ermöglicht es, die Blockade der Regierung zu umgehen.

Apples Geheimnis

Die regierende kommunistische Partei übt eine strenge Kontrolle aus, was Medien im Land berichten und welche Medien in China erreichbar sind. Mit der als „Great Firewall“ besitzt sie außerdem das weltweit komplexeste System zur Internetzensur. Chinesische Gesetze verbieten zudem die Publikation von „schädlichen Informationen“ im Internet.

Warum kommt Apple der Anfrage eines solchen Regimes nach? Zum einen lässt das Unternehmen aus Silicon Valley seine Produkte großteils in China produzieren. Über die dortigen Arbeitsbedingungen hat unter anderem die New York Times berichtet. Zum anderen ist das Land ein wichtiger Absatzmarkt für Apples Produkte. 2015 kamen ein Viertel der Einnahmen allein aus China.

Bisher ist nicht klar, wie Apple mit Anfragen aus Peking, Apps zu entfernen, umgeht und ob sich der Konzern dem überhaupt widersetzt. Ob sich daran etwas ändert? Aufgrund der wirtschaftlichen Interessen des Unternehmens ist das eher unwahrscheinlich.

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11 Ergänzungen

  1. Vier Jahre lang konnten chinesische Anwender mit der App Nachrichten lesen, die woanders bereits blockiert waren. Und es war wohl kaum einen „Wunsch“ der chinesischen Regierung, sondern ein Befehl. Seltsam, ausgerechnet hier solch ein Neu-Sprech zu lesen. Dass Staaten außerhalb der westlichen Einfluss-Sphären die Pressefreiheit blocken ist nachvollziehbar, weils letzlich nur Propadgandafreiheit meint. Spätestens jetzt, wo wieder einige einst blühende Staaten in Schutt und Asche gelegt worden sind, unter dem Applaus unserer Medien, ist diese Reaktion nachvollziehbar.

  2. Traurig ist es, aber noch eine Meldung wert? Immerhin hat Apple mit der späten Aktion etliche Jahre länger durchgehalten als Google. Die filtern Suchergebnisse schon lange nach Bef… also, ähm … Wunsch der chinesischen Diktatur.

  3. Schade. Erst macht Apple wirbel weil es dem FBI nicht helfen will die Verschlüsselung im iPhone zu knacken. Nun knickt es gegenüber einer Fremden Regierung ein…
    Sehr schade…

  4. …seit wann ist ein gewinnorientierter Technologiekonzern an so etwas wie Pressefreiheit interessiert?
    .
    Solange sich Hightech-Firmen in China große Profite versprechen, werden sie auch ohne große (tatsächliche) Gegenwehr den chinesischen Anweisungen Folge leisten. Denn der shareholder-value könnte sonst leiden…
    .
    Oder glaubt da jemand was anderes?

    1. Lol, wetten, dass du keine deiner chinesischen Produkte aus Protest verschenkst? Oder ab sofort auf Made in China verzichtest?

      1. … also … kein Telefon, kein Computer … keine LED Beleuchtung!

        Gibt es denn überhaupt noch Produkte, die nicht mit (Einzel-) Teilen aus China zusammen gebaut wurden?

        1. @Habo
          „Gibt es denn überhaupt noch Produkte, die nicht mit (Einzel-) Teilen aus China zusammen gebaut wurden?“

          Der Bakschisch der Politiker wird selten in chinesischer Währung Yuan (Renminbi) bezahlt,da verlässt man sich auf die traditionellen Werte wie Dollar,Euro,Franken,… usw.

  5. Oh Gott, Apple hält sich an chinesische Gesetze. Dass CN keine Demokratie ist, war wohl nicht klar?!

  6. Wir wollen, dass in Deutschland deutsches Recht gilt (z.B. immer wenn es um facebook und Datenschutz geht). Dann müssen wir auch hinnehmen, dass in China chinesisches Recht gilt. Hier ist nicht Apple zu kritisieren, die aus ihrem chinesischen store aufgrund chinesischer Gesetze bzw. der Anweisung der chinesischen Regierung etwas entfernen, sondern die chinesische Regierung, die solche Gesetze macht bzw. Anweisungen erteilt.

    Man könnte jetzt von nationaler Seite sagen : Mit Regierungen, die sich so verhalten, (ver)handeln wir nicht mehr.
    Oder von privater Seite : Wir kaufen keine Güter mehr, die in solchen Ländern produziert werden.
    Ist nur irgendwie nicht opportun. Ob aus finanziellen oder anderen Gründen.

    Stattdessen wird gefordert, dass ein Konzern diese Verantwortung für uns übernimmt.

    1. Ja, aber wir sind doch die Guten !
      Wenn Facebook auf Deutschen Wunsch eine private Firma die von einer Deutschen Stiftung kontrolliert wird mit dem zensieren beauftragt und das nach Kriterien die auf Anregung des deutschen Justizministeriums zusammengestellt worden sind… dann ist das was ganz anderes !

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.