Studien: Flächendeckender Glasfaserausbau notwendig und billiger als gedacht

Aktuelle Studien des WIK-Instituts untermauern die Wichtigkeit eines Ausbaus von Glasfaserleitungen. Mit den richtigen Kostensenkungsmaßnahmen würde eine flächendeckende Versorgung zudem deutlich billiger kommen als bisher geschätzt.

An Glasfaserleitungen bis ins Haus oder in die Wohnung führt kein Weg vorbei, ergaben mehrere aktuelle Studien des Wissenschaftlichen Instituts für Informations- und Kommunikationsdienste (WIK) im Auftrag des Netzbetreibers 1&1. Bereits jetzt habe die Breitbandnachfrage in Teilen ein Niveau erreicht, das über aufgerüstete Kupfernetze, etwa mittels Vectoring, nicht mehr befriedigt werden kann.

Sollten sich die Bundesregierung, die Bundesnetzagentur sowie die Deutsche Telekom als größter potentieller FTTB/H-Investor (Fiber To The Building/Home) weiterhin auf veraltete Infrastruktur konzentrieren, drohe Deutschland immer weiter zurückzufallen. Bereits jetzt gehöre Deutschland der Schlusslichtgruppe der sieben EU-Länder mit einer Glasfasernetzabdeckung von weniger als zehn Prozent an. Im weiteren internationalen Vergleich sieht es ähnlich düster aus: In Südkorea nutzen deutlich mehr als drei Viertel der Haushalte einen Glasfaseranschluss, in Schweden 70 Prozent, in Japan mehr als 50 Prozent.

Deutlich weniger Geld notwendig

Entwarnung gab es hinsichtlich der zu erwartenden Kosten: Schätzte der TÜV Rheinland vor einigen Jahren die Kosten für einen flächendeckenden Ausbau mit FTTH noch auf bis zu knapp 94 Mrd. Euro, soll der Betrag mittlerweile bei etwa 45 Mrd. Euro liegen, solange man die vorgeschlagenen Kostensenkungsmaßnahmen konsequent umsetzt. Das schlägt sich auch auf den Subventionsbedarf nieder, der demnach bei lediglich zehn Mrd. Euro liege. Insgesamt würden die Studien die Bedeutung einer gigabitfähigen Breitbandinfrastruktur für die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland untermauern und liegen damit auf einer Linie mit den Plänen des Bundeswirtschaftsministeriums. Dieses fordert mit der „Digitalen Strategie 2025“ eine flächendeckende und zukunftsfähige Glasfaser-Infrastruktur in Deutschland.

Parteien stellen sich für Wahlkampf auf

Da passt es gut ins Bild, dass sich Vertreter der Koalitionsparteien, rechtzeitig vor Wahlkampfbeginn, mit Forderungen nach mehr Mitteln für den Breitbandausbau überbieten. Erst vor wenigen Tagen erhöhte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) das Budget für das „Bundesförderprogramm für den Breitbandausbau“ auf vier Mrd. Euro. Nun macht sich Lars Klingbeil, netzpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, in der Rheinischen Post für deutlich mehr Mittel stark:

„Eine Breitband-Grundversorgung von 50 Mbit/s kann nur ein Zwischenschritt sein“, sagte Klingbeil unserer Redaktion. Deutschland brauche massive Investitionen in moderne Hochgeschwindigkeitsnetze. „Dafür müssen wir in den kommenden Jahren zusätzlich mindestens zehn Milliarden Euro Förderung bereit stellen“, sagte Klingbeil an die Adresse von Infrastrukturminister Alexander Dobrindt (CSU).

Liebe Koalition, nur weiter so! Wenn sich die Entwicklung so fortsetzt, haben wir die benötigten zehn Mrd. Euro in wenigen Wochen zusammen.

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13 Ergänzungen

    1. LOL, gute Idee!
      Bei 80 Millionen Unterstützern sollten sich doch läppische 125 pro Kopf aufbieten lassen, oder?

    2. Hallo Zusammen,

      die Kosten könnten noch einmal erheblich gesenkt werden, wenn sich Städte und Kommunen zu alternativen Ausbauvarianten entschließen würen wie dem Micro-, oder Minitrenching den 70% der Gesamtkosten machen die Tiefbaukosten
      beim Ausbau hochbreitbandiger Infrastrukturen im Festnetz
      aus. Das starre Festhalten an technische Regelwerke wie den ZTV en bremst diese Kostenersparnisse aus. Dazu haben und lassen doch schon einige Gemeinde und Städte in Strukturschwachen und ländlichen Regionen, ihre Haushalte durch privatinvestierte Unternehmen, wie z. B. die Deutsche Glasfaser im Westmünsterland und dem Kreis Heinsberg, mit einem 100 bzw. 200 Megabit Anschluss versorgen. Die Kosten für etwa 3200 Haushalte/ WE`s liegen bei ca. 2 – 2,5 Mio. €. Die Verfahren im mindertiefen und minderbreiten Ausbau werden immer erfolgreicher und entwickeln sich immer weiter zum positiven. Es gibt natürlich auch die Luxusvarianten mit Leerrohrverbänden, Schächten und 30/ 60 er Gräben, aber Ausbau ist Ausbau.

      Gerne Eure Meinung dazu…Grüße Frank

      Gerne Eure Meinung dazu.

      1. Ich habe die Bauleitung durchgefuehrt fuer den Glaserverlegung von 9 Leerrohren fuer die Schwedische Telekom zwischen Strassburg und Frankfuer am Main. Damals wurden mittels einer Kabel Trenchmaschine im geigneten Boden der Graben geoeffnet, die Leerrohre plaziert und das Ganze sofort wieder zugefuellt. Mit ein bisschen Nacharbeiten war das eine saubere Methode. In einem Stadtgebiet wo schon alles verkabelt ist, ist die Sache etwas komplizierter, aber auch da geht bei sorgfaeltiger Planung etwas mit Vortrieb ohne Ankratzen der Oberflaeche, wenigstens fuer die Hauptstraenge.

  1. Gut dass wenigstens die 1&1 ordentlich investiert und schon länger Netzbetreiber ist mit dem neuen Glasfaser Backbone und „1&1 Versatel“ als neuer Marke. Die Geschäftskunden können ja jetzt schon Glas kaufen und für einige Privatkunden geht auch schon FTTX.

  2. Auf Anfrage des Netzbetreibers 1&1. ich lach mich tot. Die haben in D noch nicht 1 Meter Kabel verlegt….

    1. Dumme Antwort, wie du bestimmt noch nicht weisst gehört die 1&1 Versatel jetzt zur 1&1 uns somit hat die 1&1 auf einen schlag 50000 km Glasfaser in Deutschland ;)

  3. Alle wollen Glasfaser. Angeblich. Das Problem ist doch folgendes, was würde das bedeuten, wenn Gar nicht mehr FTTC, sondern nur noch FTT(B/H/D) ausgebaut werden sollte?

    1. Die Ausbaukosten würden deutlich(!) steigen
    2. FTT(B/H/D) – Planung ist deutlich aufwändiger und dauert länger als FTTC-Planung
    3. Wer soll das alles planen? Die TK-Firmen werden in D wohl kaum über ausreichend Personal verfügen das alles zu stemmen.
    4. Wie läuft das mit der BnetzA? Der vorgeschriebene Ausbauzeitraum von 1 Jahr pro Ausbaugebiet wird gerade bei großen Städten kaum zu halten sein. Welches TK-Unternehmen soll sich denn da heran trauen?
    5. Welcher Kunde will das denn WIRKLICH haben und den entsprechenden Mehrpreis dafür bezahlen? Für Singles oder Päärchen mit normalem Nutzerverhalten recht doch schon ne 16.000er Leitung. da können sie parallel HD-Filme streamen, was sollen die mit mehr Bandbreite?
    6. Wie werden die Städte und Gemeinden mit der Zustimmungen und anschließenden Abnahmen für die TB-Verfahren hinterherkommen? Die brauchen ja jetzt bereits teilweise bis zu 8 Wochen.

    Jetzt kommt der vielleicht wichtigste Punkt:
    7. Wer soll denn bitte den Tiefbau und die Anschlüsse machen? Es müssen für FTTC teilweise schon Deutschland und EU-weit(!) Tiefbauunternehmen eingekauft werden. Wer soll die Ganzen Kapazitäten und Glasfasermonteure bereitstellen? Sicher könnte man auch via Trenching o.ä. noch etwas Tiefbau sparen, dafür sind die „alternativen Einziehmethoden“ allerdings anfälliger.

    Für einen ehemaligen Mitarbeiter von „diversen Providern“ empfinde ich den Text leider als etwas lückenhaft..

  4. Ich wäre ein Kunde der mehr als 16k haben möchte. Und da soll mir keiner mit höheren Preisen kommen. An der Stelle ist Deutschland im vergleich zum europäischen Ausland nicht einmal in der Steinzeit, sowohl mobil als auch ortsfest. Was man hier mobil für 50Gb zahlt, da kann man in anderen Ländern einmal im Monat das gesamte Internet auf sein Telefon laden.

    Zurück zum Punkt 16k ist mir zu wenig:
    Ich persönlich hänge auf ungefähr 13k rum und das heißt um ein Spiel runterzuladen, ist der gesamte Anschluss für 2-6 Stunden(ideal) dicht. Real dauert es aber eher bis zu 12 Stunden, weil der Rest der Familie auch noch ins Internet möchte. Das bedeutet dann meistens, dass die Kiste über die Nacht unötig lange anbleiben muss und ungenutzt Energie umwandelt. Es wäre ein Traum wenn man da bei 200k in 15 Minuten schnell durch ist.

    Ein ganz besonderen Dank geht hier vor allem an unsere liebe Drosselkom, ihr hab den Schnuss schon seit über 5 Jahren nicht gehört.

    1. @Nils:

      Ja du kannst sowas gebrauchen, das trifft aber nicht unbedingt auf die Meisten zu. Ich wüsste jetzt auch nicht zwingend warum ich mir groß Spiele herunterladen sollte, aber das kann ja jeder machen wie er will und sicherlich sind für Menschen wie dich größere Bandbreiten dann auch gerechtfertigt. Aber warum sollte ich auch nur 5€ mehr investieren nur um über 16.000 zu bekommen? Bei mir gehts auch so gut und wie gesagt, Streaming von Full-HD-Filmen ist auch kein Thema, läuft problemlos, parallel kann noch ein anderer streamen. Wie oft lädst du eigentlich so große Spiele runter, dass die Mehrkosten für eine 200er Leitung deine Stromkosten für den längeren Download aufs Jahr gesehen unterschreiten?

      Den Teil mit der „Drosselkom“ müsstest du noch etwas näher beleuchten, da hast du nämlich im Kern.. gar nichts gesagt.

      1. Im Durchnitt ein großes Spiel ca 1 mal im Monat und dann kommen auch regelmäßig Updates mit dazu. Die sind aber meistens nicht so groß.

        Die Stromkosten sind mir da jetzt nicht wichtig, sondern die eher die Energieverschwendung dahinter. Da lässt man die Kiste über Nacht an um was runterzuladen und ich habe bis jetzt keine Platform gesehen, die nach dem beendeten Dowload den PC dann runterfährt. Sprich dann hängt der den Rest der Nacht im idle(und während des Downloads eigentlich auch schon) rum bis man wieder wach ist und dann abschaltet. Und dafür wurde dann im schlimmsten Fall in irgenteinem Kraftwerk ein Kilo Kohle unnötig verbrannt worden ist.

        Und zur Telekom weis ich fast nicht wo ich anfangen sollte.
        -Denen gehört fast das gesamte Telefonnetz in Deutschland und die habe keinen Bock einen einzigen Euro in ein zukunftsfähiges Netz zu stecken. Da reiten die eher auf ihrem Vectoringmüll rum. Darüber wurde hier auch schon oft genug hier berichtet.
        -Dann hatten die auch ihre gloreiche Idee keine Flatrate mehr anzubieten sondern nur noch Volumentarife zu Wucherpreisen.
        -Deren Haltung zur Netzneutralität muss man hier nicht erwähnen
        -Schlechter Service gegenüber Privatkunden
        Die habe ihre Gunst bei mir führ jahrzehnte verspielt

  5. 45 oder 95 Mrd € sind etwa 1000€ pro Einwohner Deutschlands oder etwa 35€ pro Person und Monat ( auf drei Jahre verteilt). Das zusätzlich zu den aktuellen Kosten wird die Kunden nicht begeistern. Die mõchten für 100 Mbit auch nur 40€ bezahlen, aber pro Haushalt, nicht pro Person.

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