US-Vorwahlkampf: Elektronisches Wählen beerdigt

Die Republikaner haben sich im aktuellen Vorwahlkampf um das US-Präsidentenamt gegen elektronische Wahlverfahren ausgesprochen, wenn es um die Abstimmungen bei ihrer innerparteilichen National Convention geht. Die Vorstellung, nach Monaten enorm teurer medialer Wahlkampagnen auf ein manipulationsanfälliges Computersystem mit fragwürdigem Ergebnis zu vertrauen, behagt den Parteifunktionären offenbar nicht. Ob die Entscheidung Folgen für andere elektronische Systeme hat, wird sich erst herausstellen.

GOP democrats

Bild: DonkeyHotey, Lizenz: Creative Commons BY 2.0.

Bei den Republikanern (GOP), die ihre National Convention in Cleveland abhalten werden, fürchtet man sich vor Softwarefehlern, Sicherheitslücken und vor Hackern.

Senior party officials […] are ruling out a change to convention bylaws that would allow for electronic voting on the ballots.

Das elektronische Abstimmen mache insgesamt mehr Ärger als es Vorteile bringe:

Another [GOP] senior party official lamented that no matter which approach was used for voting, the loser would be primed to call foul. „People are going to call shenanigans. It’s inevitable, whether shenanigans happen or not.“

Es gab bei den Republikanern für verschiedene frühere Conventions bereits Vorschläge für elektronische Abstimmungen, praktisch waren sie aber bisher nicht auf nationaler Ebene umgesetzt worden. Einige elektronische Geräte sind aber bei lokalen Conventions schon in Gebrauch. Dieses Jahr sollte es nun auch für die National Convention soweit sein, hieß es im April noch. Laut Time sollte der Lieferant der Software die Firma Pixl sein. Nach deren Website zu urteilen, weckt die Firma eher Grusel als Vertrauen.

Nun hat man die Idee also beerdigt. Welche Auswirkungen diese Entscheidung für die Nutzung von Computern bei der Präsidentenwahl hat, ist schwer abzusehen. Es hat sich in den letzten Jahren ein ganzer Zoo von verschiedenen Abstimmungs- und Scanning-Systemen über die fünfzig US-amerikanischen Bundesstaaten ausgebreitet.

Etwa achtzig Prozent aller Stimmen werden an Wahlcomputern abgegeben. Es gibt Varianten mit und ohne Papierbeleg. In Delaware, Georgia, Louisiana, New Jersey und South Carolina sind vollständig elektronische Verfahren im Einsatz. Problematisch werden sicher auch die sechs sogenannten „swing states“ Florida, North Carolina, Ohio, Michigan, Iowa und Arizona, weil deren Ergebnisse besonderen Einfluss auf das Endergebnis haben werden.

Die Gründe für den Verzicht bei der GOP Convention sind neben der Sicherheit und Manipulationsproblematik übrigens auch Praktikabilitätsüberlegungen, denn bei solch großen Veranstaltungen erweist sich Elektronik nicht immer als bessere Wahl:

[T]hey also will need to come up with a way to distribute the tools to all 2,472 delegates arriving in Cleveland, plus alternates, and also to train everyone on how to use the technology.

Denn nicht jeder Delegierte kann sich problemlos bei der Bedienung von technischen Geräten zurechtfinden. Mit analogen Zetteln dagegen kommt auch ohne Schulung jeder klar.

Bei den Demokraten, die ihre Convention im Juli in Philadelphia, Pennsylvania, abhalten, sind bisher keine Planungen für elektronische Abstimmungsverfahren bekannt.

Wer über die verschiedenen Probleme mit dem E-Voting noch nicht viel gehört hat: Computerphile hat das in dem Video „Why Electronic Voting is a bad Idea?“ schön zusammengefasst:

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5 Ergänzungen

  1. Schaun, wer wann an welchem Wahlcomputer wählt (aufschreib od Webcam > Gesichtserkennung) und mit dem Zeitstempel vergleichen … okok, Fingerabdruck automatisch vom Papier scannen, Datenbankabgleich … Aluhut!

  2. Mal eine Frage … wo liegen eigentlich die Wahlzettel, und wer hat Zugriff auf die Fingerabdruckdatenbank (Perso) …

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.