Reaktionen auf Hashtag-Regelungen bei Olympia: „Alles viel zu kompliziert“

Die neuen Regelungen bezüglich Hashtags und der Nutzung von Social Media bei den Olympischen Spielen haben für Wirbel gesorgt. Der Deutsche Olympische Sportbund versucht sich mit einer Klarstellung.

Auszug aus einer Facebook-Post des Unternehmens Garmin

Die Einschränkungen bei sozialen Medien durch das Reglement des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) haben für Ärger, Empörung und Spott bei Internetnutzern, Athleten und Unternehmen gesorgt.

Der Sprinter Sven Knipphals zensierte in seinem Beitrag auf Facebook die vom DOSB verbotenen Wörter:

Gestern war mein letzter ******** vor ******. Ich konnte meine Saison Bestleistung auf 10,24 steigern und mit der Staffel noch 38,22 sprinten. Ich hoffe dass wir in *** bei den ************* dann noch mal eine Schippe drauf packen können, da die Windverhältnisse nicht gerade Staffel freundlich waren.

Gegenüber der Rheinischen Post sagt der Athlet: „Das ist alles viel zu kompliziert. Am Ende schadet es doch der Veranstaltung, wenn die Sportler aus Unsicherheit ihre sozialen Kanäle gar nicht mehr bedienen“.

Angst vor Turnierausschluss

Genau das kündigte zum Beispiel die Fußballerin Alexandra Popp an. Sie verzichtet während der Spiele auf soziale Medien:

Da die Regelungen von Olympia so streng sind was Sozial Media betrifft, werde ich mich in den kommenden Wochen sowohl bei Instagram, Facebook und Twitter nicht zu Wort melden, um einfach einen Fehler zu vermeiden. Es kann tatsächlich bis zu einem Turnierausschluss kommen und das will glaub ich niemand von uns.

Ein Unternehmen nimmt die Regeln aufs Korn:

Zur Info: In wenigen Tagen beginnen die ‪#‎OlympixxXxxSpieXx‬. […] Das finden wir verdammt super! Nennen dürfen wir sie jedoch nicht. Keine Namen. Keine Bilder. Nicht mal Hashtags. Eben keine Verbindung zu ‪#‎DerStadtInBrasilien‬. Schade! Dennoch, das geht raus an unsere Athleten: Wir wünschen euch viel Glück, drücken euch fest die Daumen und werden mit euch mitfiebern. Daran kann uns keiner hindern!

„Raushauen, was geht“

Heute hat der DOSB eine „Klarstellung“ getwittert, die jedoch einem überspezifischen Dementi gleichkommt und gleichzeitig den Anspruch auf den Hashtag „Rio2016“ untermauert:

In diesem Fenster soll ein Twitter-Post wiedergeben werden. Hierbei fließen personenbezogene Daten von Dir an Twitter. Aus technischen Gründen muss zum Beispiel Deine IP-Adresse übermittelt werden. Twitter nutzt die Möglichkeit jedoch auch, um Dein Nutzungsverhalten mithilfe von Cookies oder anderen Tracking-Technologien zu Marktforschungs- und Marketingzwecken zu analysieren.

Wir verhindern mit dem WordPress-Plugin „Embed Privacy“ einen Abfluss deiner Daten an Twitter so lange, bis Du aktiv auf diesen Hinweis klickst. Technisch gesehen wird der Inhalt erst nach dem Klick eingebunden. Twitter betrachtet Deinen Klick als Einwilligung in die Nutzung deiner Daten. Weitere Informationen stellt Twitter hoffentlich in der Datenschutzerklärung bereit.

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Entgegen der Handreichungen des DOSB dürfen Gemeinden und Institutionen jetzt angeblich doch mit Olympiabezug twittern. Eingeschränkt sei lediglich die kommerzielle Ausnutzung der Aufmerksamkeit der Olympischen Spiele durch Unternehmen, die sich als Trittbrettfahrer betätigten.
In der gleichen „Klarstellung“ wird die Nutzung bestimmter Wörter jedoch wieder auf Athleten und Privatpersonen verengt: „Hashtags wie #Rio2016 und #WirfuerD dürfen ohne kommerzielle Absichten von Athletinnen und Athleten sowie Privatpersonen jederzeit verwendet werden.“

Beim DOSB sorgt man sich inzwischen, dass nicht genug getwittert wird. Ein anderer Account des DOSB twitterte: „Also, #Sportdeutschland: Nicht verunsichern lassen, sondern raushauen, was geht mit #Rio2016!“

Fraglich bleibt trotz der jetzt verbreiteten Gute-Hashtag-Laune des Verbandes, ob eine Wortkombination wie „Rio 2016“ überhaupt markenrechtlich schützbar ist.

Keine Reaktion von Twitter

Außerdem haben wir Twitter Deutschland schon vergangenen Donnerstag gefragt, was sie denn von der Geschichte halten. Man sagte uns, dass die Olympia-Regelungen die ganze Welt betreffen würden, deswegen wollte sich der Deutschland-Sprecher des Unternehmens nicht dazu äußern. Und auch international wird es keine Stellungnahme zum Fall geben, sagt der Sprecher. Twitter selbst hat offenbar in Sachen Logo- und Symbolbenutzung einen Vertrag mit den Olympischen Spielen: Hinter bestimmten Hashtags werden geschützte Symbole und Icons des IOC automatisiert angezeigt.

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9 Ergänzungen

  1. Fußballer/innen halt, nicht die schlausten unter den Sportlern. ;-)

    Es wurde von Anfang an betont, dass man die kommerzielle Ausnutzung der Hastags nicht möchte.
    Wobei wirklich festzuhalten wäre, ob Hashtags geschützt werden dürfen

  2. Was mich mal interessieren würde: Auf welcher rechtlichen Grundlage wähnt man, so etwas durchsetzen zu können? Hat das IOC einen Vertrag mit…. jedem? Man kann sicher nicht verbieten, Rio zu erwähnen.

    Mich widert diese Selbstverständlichkeit an, mit der geld- und machtgeile Organisationen die Deutungshoheit beanspruchen.

  3. Wie wäre es, diese Farce Oly….. einfach zu ignorieren? Stell dir vor, es ist Oly….. und keiner bereichtet oder redet darüber.

  4. Das erinnert mich an die Zeiten des Freiherren von Advograf. Die damaligen Umtriebe des Grafen und sein Geschäftsmodell haben uns gezeigt das dies mit Billigung der Justiz und ihrer Dienstherren geschieht, also auch der Justizminister und ihrer Untergebenen. Wie kann das sein – könnte man sich fragen, wo wir doch alle in einem schönen Rechtsstaat leben.

    Die Antwort dürfte Simpel sein. Solange in den Justizkassen der Rubel rollt und die Kassen klingeln bei diesem Geschäft wird gerne ein Auge zugedrückt.

    Aber auch ein wirklich weiteres interessantes Geschäftsmodell hat sich im Justizwesen etabliert, was leider bisher wohl nicht Jedermann erkannt hat. Die Rede ist von denjenigen Rechtsanwälten die den Opfern von Abmahnungen hilfreich zur Seite stehen. Ein Blick in Internet reicht aus um zu sehen wie viele Kanzleien sich auf dieses wohl sehr einträgliche Geschäft spezialisiert haben.

    Einige davon wollen ihre Mandanten, die als angebliche Rechtsverletzter verfolgt werden, glaubhaft machen das ein Rechtsverstoß erstmal Gewinnmaximierung für die Rechteinhaber bedeutet und das man nun mit allen Mitteln auch dagegen vorgehen muss.

    Einem guten Freund von mir der am Niederrhein lebt ist folgendes passiert. Als Opfer eines Abmahners gab seine Bevollmächtigte und Rechtsanwältin gegenüber einem Rechtinhaber insgesamt zweimal in Folge eine unzureichende Unterlassungserklärung ab. Der Rechteinhaber hat bei Gericht durch zwei Instanzen geklagt und erfolgreich ein Urteil durchgesetzt. Übernahme aller Kosten in Höhe von 100% wurde meinem Freund auferlegt. Er trägt sein Schicksal aber mit dem berühmten Rheinischen Humor und Frohsinn.

    Das Problem ist das hier Interessenvertretung stattfindet, wo anscheinend Bewusst in Kauf genommen wird das sich die Kostenspirale schnellstmöglich nach Oben dreht. Also für beide Bevollmächtigte und wenn man sich gut beraten lässt wie in den o.g. Beispiel, stellt sich auch bald bei den Justizbehören selbst der Geldsegen ein.

    Es stellt sich auch die Frage ob Rechtsmittel nicht bewusst zur Gewinnoptimierung von einigen Rechtsanwälten eingesetzt werden um die Gebührenschrauben und Folgekosten erst richtig nach oben zu drehen. Ob das Vorgehen den Tatbestand des Rechtsmissbrauchs erfüllt das kann ich nicht bewerten, dafür müsste man einen Rechtsgelehrten befragen.

    Was macht eigentlich der Advograf noch? Gibt es Stimmen aus dem Jenseits?

    1. … stellt sich auch bald bei den Justizbehören selbst der Geldsegen ein.

      Schön wär’s ja, aber das ist nicht die Realität. Das Gerichtswesen in Deutschland ist schon lange völlig überlastet, weil es immer wieder von drastischen Sparmaßnahmen beschnitten wurde. Richter arbeiten im Akkord ihre Fälle ab und müssen auch noch die Fälle ihrer erkrankten Kollegen übernehmen. Die geleisteten Überstunden sind gewaltig, und ohne sie würde die Rechtsprechung einen Berg vor sich herschieben, der nicht mehr zu bewältigen wäre.
      Dies hat Auswirkungen auf die Qualität der Urteile, weil teilweise völlig überlastete Richter z.B. bei Strafsachen Beweise nicht mehr vollständig sichten können, wozu sie aber verpflichtet sind. Ein Beispiel: Wenn 70 Stunden abgehörte Telefonate von den Ermittlungsbehörden als Beweis vorgelegt werden, dann sollte der Richter diese komplett zur Kenntnis genommen haben, nicht zuletzt auch deshalb, weil sich darin auch Entlastendes finden könnte. Wer Tonträger schon mal ernsthaft bearbeitet hat, der weiß, dass zu den 70 Stunden hören dann noch einige für die eigentliche Arbeit dazukommen.
      Wann soll ein Richter dies während seiner Dienstzeit abarbeiten? Soll das Gericht dann vorübergehend geschlossen werden?

      1. Erstmal die besten Grüße an das Jenseits zurück. Spricht dort der AdvoGraf persönlich?
        Spass beiseite – Die armen Richter möchte ich auch nicht verurteilen. Das wäre ja als wenn man den Mitarbeitern einer Firma unterstellen würde das sie selbst die Nutznießer davon wären, das durch Arbeitsüberlastung und unzählig geleistete Überstunden bis zur Leistungsgrenze die Qualität der Arbeit auf der Strecke bleibt. Verantwortlich sind die Betreiber. Die Rede war von den Dienstherren der Justizbehörden. Damit wären wir wieder der Realität ein ganzes Stück näher gekommen. Die Antwort wird in ihrem o. s. Kommentar selbst gegeben, den irgendwer wird die von ihnen beschriebenen Missstände ja zu verantworten haben. Was ist das Problem, wo liegen die Ursachen – Gewinnmaximierung? Qualitätsminderung von Urteilen dürfte die Sache wohl etwas verniedlichen. Kann sein das in Strafsachen so Verfahren wird, wie sie es beschreiben. Im Zivilrecht geht es aber vielfach auch um existenzielle Fragen für die Betroffenen. Gott allein weiss wieviele arme Seelen der AdvoGraf und seine zahlreichen Helfershelfer auf dem Gewissen haben.

  5. Wie wäre es damit:
    In Deutschland wird über das Ereignis nicht berichtet. Gar nicht.
    Mal sehen, wie lange diese Idioten mit solchem idiotischen Regulierungswahn weitermachen?
    Jede Organisation, die zu groß wird, scheint mafiöse Strukturen anzunehmen und neuerdings zu glauben, durch ihre Macht und ihr Geld die Regeln diktieren zu können (sie können schließlich auch Horden von Juristen beschäftigen). Und das tun sie auch. Wir sollten als Menschen langsam diese Pest an Juristen bekämpfen, die uns das Leben immer mehr zur Hölle machen mit ihren Bestimmungen und Regulierungen.
    Wir wollen als MENSCHEN leben und nicht an Regulierungen und Vorgaben ersticken!
    Ist in diesem Land eigentlich noch irgendjemand bei Verstand? Oder sind wir alle so dem Geld- und Vorteilsrausch verfallen, dass wir dabei demnächst auch über Leichen gehen, wenn dies für das Individuum Vorteile verspricht?

    PS: Die EM ging mir schon am Allerwertesten vorbei. Wenn die Herren Millionäre meinen, sie seien so elitär, dann sollen sie mit sich selbst spielen. Wenn das alle täten und dieses Ereignis ignorierten, wäre der Fußball auch wieder auf dem Boden der Tatsachen, aber leider…

    Deutschland (Europa, Welt) braucht dringend einen Reset. Markenrechte, wie sie seit Jahren ausarten, braucht kein Mensch. #NoRio2016 – Schiebt Euch euer Verwertungsgedöhns dort hin, wo die Sonne niemals scheint.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.