Nintendo verbietet Verbreitung von 564 Fanprojekten

Den Fan-Projekten würde nicht einmal ein Pilz weiterhelfen.
Den Fan-Projekten würde nicht einmal ein Pilz weiterhelfen. – CC BY-NC-ND 2.0 via flickr/ Abdullah Al-Shackarchi
Den Fanprojekten würde nicht einmal ein 1-Up-Pilz weiterhelfen.
Den Fanprojekten würde nicht einmal ein 1-Up-Pilz weiterhelfen. –
CC BY-NC-ND 2.0 via flickr/ Abdullah Al-Shackarchi

Die amerikanische Tochter von Nintendo lässt 564 Fanprojekte mit Hilfe des Digital Millennium Copyright Acts offline nehmen. Grund für die Sperrung war die Verwendung von urheberrechtlich geschützter Musik, Grafiken und fiktionalen Charakteren. Die Anordnung sowie Links zu den Projekten wurden auf GitHub veröffentlicht. Die Community hat die selbst entwickelten Spiele auf der Plattform Game Jolt bereitgestellt, die einige Indiegames aus verschiedenen Genres anbietet.

Betroffen von der Sperrung sind Spiele, die sich aus dem Universum Super Mario, Legend of Zelda oder Pokémon bedient haben. Durch die Anordnung von Nintendo werden nicht die Spiele an sich, sondern deren Verbreitung verboten.

Der amerikanische DMCA ermöglicht es, Urheberrechtsverstöße im Internet juristisch zu ahnden. Er wird unter anderem von der Electronic Frontier Foundation kritisiert, weil er zum Beispiel die Meinungsfreiheit und den wirtschaftlichen Wettbewerb einschränkt.

Umstrittene YouTube-Strategie

Erst letzten Monat ließ Nintendo die Verbreitung des Fanprojekts „Pokémon Uranium“ verbieten. Das Spiel wurde in über neun Jahren Arbeit von Hobbyentwicklern programmiert. Ähnlich erging es auch einem „Metroid 2“-Remake, dessen Verbreitung ebenfalls mit Hilfe des DMCA verboten wurde.

Auch der Umgang von Nintendo mit YouTube-Videos zu eigenen Spielen ist umstritten. Um einem Urheberrechtsanspruch zu entgehen, können YouTuber an einem speziellen Programm teilnehmen. Sie wählen aus einer Liste das passende Spiel, um eine Sperrung des Videos nicht befürchten zu müssen. Im Gegenzug erhält Nintendo einen Teil der Werbeeinnahmen.

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7 Ergänzungen

  1. Ich halte auch die Youtuberichtlinien von Nintendo höchst verwerflich, Nintendo sichert ich dadurch Einnahmen ohne auch nur einen Finger zu krümmen. Dass man Fanprojekte aus dem Internet entfernt ist ein weiterer Schlag ins Gesicht aller Fans. Anstatt von der kostenlosen Werbung für die eigenen Marken zu profitieren, schickt man seine Anwälte los.

  2. Tja, wer in Zukunft keine großartigen Fans mehr haben will, die gratis eine rege Community um die eigenen Produkte aufbauen und damit einen riesigen Werbeeffekt generieren, der hat es anscheinend nicht nötig. Aber wenn die NX-Konsole heraus kommt, ist das Gejammer wahrscheinlich wieder riesengroß weil da überhaupt keiner mehr zugreift. Aber wahrscheinlich sind dann sowieso die anderen Schuld (oder alternativ irgendwelche bösen Raubmordvergewaltigungskopierterroristen).

    So etwas mag rechtlich gesehen vielleicht alles seine Richtigkeit haben aber das kann eben auch ganz ganz böse nach hinten los gehen, wenn man so seine treuesten Fans, die nebenbei gesagt zum Teil Hunderttausende von Followern in den sozialen Medien haben, mit Gewalt vor den Kopf stößt.

    Wenn ich zum Beispiel eine Fan-Seite betreiben würde, dann würde ich mir in Zukunft genau überlegen, ob ich zum einen weiter so ein Geschäftsgebaren unterstützen wollen würde und zum anderen, ob das Risiko für mich selber nicht viel zu groß wäre, in das Visier der Abmahnindustrie zu geraten. Für mich hieße die Antwort in beiden Fällen: Seite sofort vom Netz nehmen. Und das kann nun wirklich nicht im Sinne des Erfinders sein.

  3. Für mich hieße die Antwort eher, dass ich die Seite online lassen würde, allerdings nur mit einem einzigen Satz als Inhalt: „Nintendo ist für mich gestorben.“

  4. Ein Riese, beim Fall, in die Bedeutungslosigkeit …
    Nach der wii hat es keine echte Innovationen mehr gegeben.
    Die Erwartungen waren hoch,
    konnten jedoch nicht in den letzten Jahren nicht erfüllt werden.
    Jetzt versuchen verzweifelte Manager, zu retten, was noch zu retten ist.
    Es wird mit diesen Klagen ein zusätzlicher und erheblicher Image-Schaden erzeugt,
    von dem kann sich der Konzern nur schlecht wieder erholen.
    Wer so etwas mit seinen größten Fans anstellt,
    hat die Gamer nicht verstanden.

  5. Nintendo hat sich schon monatelang an den Fanvideos (oder solchen, die nur Ausschnitte von Trailern zeigen, oder Playthroughs) auf YouTube bereichert.

    Und nachdem CBS/Paramount „Ernst“ gemacht haben* mit dem Abstellen der Fanfilme, kommen jetzt auch die Anzüge von Nintendo zum selben Schluss.

    Eine Beteiligung der Konsumenten ist unerwünscht. Nur deren Geld nicht.

    * http://www.startrek.com/fan-films

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.