Nach IOC-Beschwerde: Twitter löscht Account von venezolanischem Blogger (Update)

Eine Darbietung im Rahmen der Olympischen Spiele. Foto: CC-BY-ND 2.0 aiba.boxing

Nach einer Beschwerde des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) hat Twitter den Account des venezolanischen Bloggers Luigino Bracci Roa wegen Urheberrechtsverletzungen offenbar dauerhaft gelöscht. Das berichtet Glyn Moody auf Ars Technica UK.

Das IOC hatte schon im Vorfeld des Großereignisses mit Beschränkungen von Hashtags und Re-Tweet-Verboten für Aufregung gesorgt. Wegen der Verunsicherung der Social-Media-Nutzer sah sich der Deutsche Olympische Sportbund gezwungen, die Regeln noch einmal zu erklären. Gleichzeitig verbreitet das IOC, dass die Verbreitung von Videos oder animierten GIFs aus dem offiziellen Material der Olympischen Spiele nicht erlaubt sei. Wegen dieser Regelung ist der Blogger nun offenbar von Twitter gesperrt worden.

Der Blogger selbst veröffentlichte auf seinem Blog die E-Mails des IOC an Twitter. Er hatte auf Twitter mehr als 42.000 Follower und twitterte seit acht Jahren. Er nennt die Sperrung seines Account einen „vulgären Akt der Zensur“, laut seiner Auffassung sei die Verbreitung der Videoschnipsel nach venezolanischem Recht erlaubt. Twitter äußerte sich bislang nicht zum Vorfall.

Der Fall wirft die Frage auf, was sich das IOC von einer harten Rechtsdurchsetzung gegen Einzelpersonen verspricht. Statt diese Olympiafans als kostenlose Multiplikatoren dankend anzunehmen, verfolgt der Sportverband sie mit der Rechtsabteilung. Wirklich Sinn ergibt das nicht.

Update 12.08.2016:
Twitter hat den Account wiederhergestellt, berichtet der Blogger.

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7 Ergänzungen

  1. Das IOC lässt sich die Bildrechte gut bezahlen, ebenso wie das Zeigen der Sponsorenlogos.
    Die Sender werden vermutlich darauf bestanden haben, Exklusivrechte zu haben.

    Nachdem das IOC aber schon nicht den Mumm hatte, Russland nach den Doping-Berichten komplett zu sperren, werde ich dem IOC auch sofort glauben, dass sie lieber vor den Verbänden, Sendern und den Sponsoren einen Kotau einlegen, bevor sie mal über ihre Handlungen nachdenken.

  2. „Der Fall wirft die Frage auf, was sich das IOC von einer harten Rechtsdurchsetzung gegen Einzelpersonen verspricht.“

    Wahrung der eigenen Rechte. Wahrung der eigenen Marken, die verloren gehen, wenn sie nicht verteidigt werden. Besitzanspruch ist in der realen Welt wichtiger als die eigenen, sehr wertvollen Gefühle.

    1. >Unfug. Die schaden ihrer Marke mehr als sie ihr nutzen. Die Methusalixe um den deutschen Doktor, dessen Name ich nicht nennen will, haben einfach Social Media nicht verstanden.

      1. Markenrecht ist aber mehr wert als deine persönliche, in der realen Welt durch absolut gar nichts gestützte Meinung. Da kannst du fühlen, bis du schwarz wirst.

          1. Du darfst dein Argument wieder anführen, wenn irgendein Gericht dieser Welt dich nicht in die Klapse steckt, wenn du damit ankommst.

            Jedes Gesetz in dieser kaputten Welt ist ein soziales Konstrukt, aber das hilft dir einen Scheißdreck. Viel Spaß vor Gericht.

      2. Das ist Markenrecht. Wer seine Marke nicht juristisch verteidigt, verliert die Rechte daran. Luigino Bracci Roa hat vielleicht nach venezolanischem Recht das machen dürfen. Zwischen Twitter und dem IOC spielt das venezolanische Recht aber keine Rolle.
        Gerade die deutsche Regierung mit Unterstützung der deutschen Presse sind ganz vorne bei der Internetzensur dabei. Wenn dort z.B. jemand aus Österreich oder Südtirol einen Kommentar postet, der nach deutschem Recht nicht mehr ok – aber in Österreich oder Südtirol legal ist, dann wir Facebook, Twitter & Co solange bedrängt, bis sie diesen Kommentar oder besser den ganzen Account ebenfalls sperren. Mit der gleichen Begründung wird Erdogan kritische Kommentare von in Deutschland lebenden Türken ebenfalls sperren lassen wollen.
        So ist das Web vom einstigen scheinbar unreguliertem Raum zu einem Raum geworden, wo nur noch die Schnittmenge aller Meinungsfreiheiten weltweit gilt. Dies bedeutet, dass über kurz oder lang jegliche Kritik im Netz verhindert werden könnte.
        Mit daran Schuld sind die grossen Konzerne. Sie bieten zentrale Anlaufstellen für Zensur. Würden wir heute statt mit proprietären Plattformen wie Facebook, Twitter & Co mit offenen Protokollen wie z.B. moderneren Varianten der Usenet-Newsgruppen oder einem modernisierten offenen Mailprotokoll arbeiten, dann wäre Zensur viel schwerer möglich.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.