Guardian hat 70 Millionen Leserkommentare untersucht

„Articles written by women attract more abuse and dismissive trolling than those written by men, regardless of what the article is about.“ Foto: CC-BY-NC-ND 2.0 canonsnapper (Flickr)

Der Guardian hat unter dem Titel „The dark side of Guardian comments“ im großen Stil die Leserkommentare unter seinen Artikeln untersucht. In die Untersuchung flossen 70 Millionen Kommentare ein, die seit 2006 im Medium abgegeben wurden.

Die gute Nachricht zuerst: 96 Prozent aller Leserkommentare wurden nicht gelöscht. Von den 70 Millionen blockte der Guardian zwei Prozent, weil sie gegen die „Community Standards“ verstießen. Das sind etwa 1,4 Millionen Kommentare. Weitere zwei Prozent wurden gelöscht, weil sie Antworten auf die geblockten Kommentare waren.

Egal über was sie schreiben: Journalistinnen bekommen den Hass ab

Gleichzeitig untersuchte der Guardian, welches Geschlecht die Autoren der Artikel hatten und schaute dann nach Korrelationen zu gelöschten Kommentaren unter den Artikeln. Dabei kam heraus, dass unter den Top10 der Autorinnen und Autoren mit den meisten geblockten Kommentaren acht Frauen waren und nur zwei Männer. Die beiden betroffenen Männer waren schwarz. Zwei der Autorinnen und ein Autor in der Top10 waren homosexuell. Von den acht Frauen war eine Muslima und eine Jüdin.

Generell ist es beim Guardian so, dass seit dem Jahr 2010 konsistent Autorinnen mehr Kommentare bekommen, die moderiert werden müssen. Zudem war es so, dass in Rubriken, in denen mehr Männer schreiben, die Anzahl der geblockten Kommentare unter Artikeln von Autorinnen besonders hoch waren.

Die respektvollsten Themen im Kommentarbereich des Guardians waren übrigens Pferderennen, Cricket und Jazz. Zu den Themen mit den meisten Löschungen gehörten Israel/Palästina, Feminismus und Vergewaltigung.

Wohlfühlen bei Cricket und Jazz

Beim Guardian will man sich mit der einfachen Lösung „Lese einfach keine Kommentare!“ nicht zufrieden geben. Und ein Abschalten der Kommentare ist auch keine Option. Dennoch wird auch beim Guardian die Kommentarfunktion bei bestimmten Themen wie z.B. Migration nicht mehr freigeschaltet. Eine ähnliche Praxis hatte zuletzt eine Umfrage unter deutschen Tageszeitungen ergeben.

Der Artikel im Guardian ist auch ein datenjournalistisches Schaustück. Eine große Datenbasis, aufwendige Grafiken, eine gut erklärte Methodik, Videointerviews mit Betroffenen – und gleichzeitig Transparenz über Vorgehensweise und Erfahrungswerte mit Kommentaren, die eine Debatte im Netz immer schwieriger machen.

Als besonderes Gimmick können die Leserinnen und Leser im Artikel sogar selbst Kommentare moderieren und ihre Moderationsentscheidungen mit denen der Guardian-Moderation abgleichen.

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43 Ergänzungen

  1. Ich finde das Interessant. Wenn ich von mir selbst ausgehe (was jedoch lediglich eine Anekdote ist). Ich schaue selten, bis nie, auf den Autor, ausser ich suche nach etwas Speziellem.

    Mich würde hier interessieren, ob es bei anderen Lesern ähnlich ist. Ist es vielleicht „rückwärts“, dass Artikel von Frauen eher zum Kommentieren anregen? Oder fassen Frauen öfter kommentierungswürdige Themen an?

    1. Die Aussage war nicht, dass Artikel von Autorinnen insgesamt mehr Kommentare erhalten, sondern dass mehr Kommentare zu Artikeln von Autorinnen geblockt werden müssen. Wahrscheinlich gibt es eine nicht so überraschende Korrelation zwischen meistens männlichen Trolls und sexistischen Einstellungen, die zu diesem Ergebnis führt.
      Um dennoch auf die Frage zu antworten: Ich z.B. kommentiere in Abhängigkeit vom Thema und schaue nicht auf den Autoren oder die Autorin.

      1. Naja, die wichtigste Aussage ist doch, das lediglich 2% aller Kommentatoren sich daneben benommen haben!
        … also, 98% aller Kommentare waren quasi Regelkonform!
        … es gibt doch noch Gutes im Internet!

      2. Und man muss auch berücksichtigen, dass überhaupt nur ein kleiner Prozentsatz sich am Kommentieren beteiligt. Das heißt der kleine Anteil an Idioten unter den Kommentatoren ist eigentlich noch viel kleiner gegenüber der wahrscheinlich gigantischen Leserschaft des Guardians. Insofern sollte man angesichts dieser Nachricht nicht den Glauben an die Menschheit verlieren.

        Mir geht es selbst ähnlich bei vielen deutschen Medien. Ich guck mir zwar gelegentlich die Kommentare an, aber eine Diskussionsteilnahme halt ich da für sinnlos. Netzpolitik ist da ne Ausnahme, weiß ich selbst nicht :)

        Und analog ist es hier wahrscheinlich ähnlich. Es lesen bestimmt deutlich mehr Netzpolitik als die Kommentare, teilweise im einstelligen Bereich, erahnen lassen. Und wenn es hier Meinungsverschiedenheiten gibt, dann meist auf vernünftigem Niveau. Wurde hier jemals was gelöscht?

        Also kurz, mir ist da der Guardian zu reisserisch. Wer provokante Artikel schreibt, muss auch damit rechnen Hater anzuziehen.

      3. Vielleicht gibt es auch einfach eine Korrelation zwischen Themen, die die Gemüter erhitzen, und weiblichen Autoren (Feminismus wurde ja schon genannt), oder eine Korrelation zwischen dem Geschlecht des Autors und der Art und Weise in der dessen Meinung im Artikel durchscheint, die dann vielleicht entsprechende Kommentare provoziert. Das ließe sich nur ermitteln, indem man eine Zeit lang den Autor nicht beim Artikel einblendet (und die dazu anhält ihre Identität im Text nicht durchscheinen zu lassen), und die gleiche Untersuchung an den folgenden Kommentaren nochmal macht. So lange ist das alles Spekulatius.

      4. „Solange ist alles Spekulation“

        So kann man es sich auch leicht machen. Es gibt zumindest schon genügend Studien und praktische Erfahrungen, um zu sagen, dass die Interpretation, Frauen werden anders (=schlechter) behandelt, stimmt.

        Zum Beispiel bei Bewerbungspraktiken größer Unternehmen in den USA. Wird der Name nicht genannt und nur auf die Qualifikation geachtet, werden mehr Frauen eingestellt.

        Wenn Mann immer noch skeptisch ist, ob Frauen mehr negativen Vorurteilen ausgesetzt sind und somit latent diskriminiert werden, der will einfach nicht hingucken.

        Und das Relativieren einiger Kommentatoren à la „es sind ja nur wenige“ ist nicht hilfreich (eher unverschämt), wenn es um Mord- und Vergewaltigungsdrohungen geht.

      5. @Jelissei können Sie mir bitte sagen, wo Ihre Zitate steht (Strg + F findet nichts) und wo hier jemand geschrieben hat, dass Frauen (immer) gleich behandelt werden (Was ich schon von der üblichen Erziehung als unrealistisch ansehe)?

        Ich denke mal hier ist jeden klar, dass es Rassismus und Sexismus gibt.
        Zur anonymen Bewerbung ist hier meine ich alles gut drin beschrieben: http://bewerbung.net/anonyme-bewerbung-vorbild-usa/
        Dass der Rassismus und Sexismus aber so groß ist, wie der Guardian er angeben will, dadran wird halt gezweifelt.
        Dabei ist mit auch neu, dass eine genannte Anzahl eine Relativierung von „Mord- und Vergewaltigungsdrohungen“ ist.

      6. „Es gibt zumindest schon genügend Studien“ Hast du da mal einen Verweis bezüglich Online-Kommentaren, eine wissenschaftliche Diskussionsbasis wäre mal ein Fortschritt. Dass Männer oft bevorzugt eingestellt werden ist, war zumindest so, ist dem Umstand geschuldet, dass nun mal Frauen mehrheitlich Schwangerschaften austragen, unabhängig wie man das sieht (Google bietet den Mitarbeiterinnen zB kostenlose Eizellenblitzvereisung an, spart Geld, bringt Leistung, später sieht man dann) wäre es am Staat, den Unternehmen Ausgleich zu erstatten (z.B. für eine Überbrückungskraft), anstatt überkommene Geschlechterbilder zu pflegen. „Und das Relativieren einiger Kommentatoren à la „es sind ja nur wenige“ ist nicht hilfreich (eher unverschämt), wenn es um Mord- und Vergewaltigungsdrohungen geht.“ Zustimm, auch wenns Männer betrifft, z.B. weil sie Juden oder Christen oder Moslems sind (vergl. auch Schunke Guter und böser Hass).

  2. Erschütterndes Ergebnis. Dass es SO deutlich ist, hätte ich nicht erwartet! Aber keine Bange: Vor ihren fliegenden Flimmerkisten sitzende, tollkühne und meist arbeitslose Frauenhasser pflanzen sich selten fort. ;)

    Doch die Kommentarfunktion bei manchen Themen abzuschalten, ist wohl auch keine Lösung. Dann muss man sich nicht fragen, warum Verschwörungstheoretiker und Extreme den Schluss ziehen, dass man Meinungen unterdrücken, verheimlichen oder sogar verbieten will. Immerhim betrifft diese Methode auch jegliche Meinungsaußerung von demokratisch eingestellten Bürgern. Strafbaren und feindseligen Mist anzeigen, moderieren und gut ist. Ansonsten nicht wundern, dass die AFD mit ihrem „Lügenpresse“-Kult Zulauf erhält – auch wenn die schon diese Einbildung hatten, bevor einige Nachrichtenwebsites dazu über gingen, Kommentare zu bestimmten Themen zu „verbieten“.

    1. „Aber keine Bange: Vor ihren fliegenden Flimmerkisten sitzende, tollkühne und meist arbeitslose Frauenhasser pflanzen sich selten fort.“

      Dies ist auch kein so netter Satz und wenn es eine betroffende Person davon lesen würde, würde sich diese angegriffen fühlen und Ihnen wohl auch einen bösen Satz an den Kopf schmeißen.

      Nach dem Prinzip: „Wer Wind sät wird Sturm ernten.“

      1. Ich hätte den Satz auch ohne den Zwinker-Smily als Ironie geflaggt, aber ich bin auch geübter Titanic-Leser und Böhmermann-Gucker.
        Allerdings gebe ich zu, daß es gesellschaftliche Vorteile hat, wenn der ganze Sumpf, der früher nur in den Stammtischen der Dorfkneipen bekannt war, nun öffentlich wird, damit kann man sich dann ab und zu mal erden und sein Menschenbild nachjustieren. Damit werden dann manche Dinge verständlicher.
        Ich vermute aber, daß das gar nicht viele sind und das Bild extrem verzerrt ist. Da freuen sich bestimmt Soziologen und Psychologen über spannende Promotionsthemen :)

  3. Ja, wirklich ein tolles Stück Journalismus! Etwas schade ist, daß ,man nicht genauer weiß, auf wieviele Personen sich die geblockten Kommentare verteilen. Es ist ja auch schon über quasi professionelle Trolle berichtet worden, die – arbeitslos oder Ruheständler – den lieben langen Tag nichts anderes tun als Kommentarspalten mit provokativen Kommentaren zuzumüllen; häufig, ohne die Artikel überhaupt zu lesen. Daß diese sich eher vom Palästinakonflikt, von Feminismus oder Migration angezogen fühlen als von Cricket oder Jazz, wäre kaum überraschend. Daß der Modebereich – der einzige mit einer Majorität weiblicher Autoren – zu den besonders betroffenen Themen gehört, läßt durchaus den Anfangsverdacht auf stalkingähnliches Verhalten zu.

  4. Der Artikel im Guardian ist auch ein datenjournalistisches Schaustück.“

    Aber nur für einen Datenjournalismus fern der Wissenschaftlichkeit, der anstelle der Information die Meinungsbeeinflussung als seine Aufgabe betrachtet.

    Es fängt bereits mit dem üblichen Fehler an, Korrelation und Kausalität nicht auseinanderzuhalten. Der Grund für die unzulässige Kommentierung könnte ja auch im Inhalt und Wording des kommentierten Beitrags liegen. Dieser Einfluss wurde aber nicht untersucht.

    Der nächste Auswertungsfehler fällt beim Lesen der Beispiele für unzulässige Kommentare auf:

    Here are some examples: a female journalist reports on a demonstration outside an abortion clinic, and a reader responds, “You are so ugly that if you got pregnant I would drive you to the abortion clinic myself”; a British Muslim writes about her experiences of Islamophobia and is told to “marry an ISIS fighter and then see how you like that!”; a black correspondent is called “a racist who hates white people” when he reports the news that another black American has been shot by the police.

    es werden ausschließlich schwarze oder weibliche Autoren aufgeführt. Insoweit ist zu vermuten, dass die Eingriffsschwelle bei weißen männlichen Autoren, nach dem Prinzip „das müssen die auch aushalten“, signifikant höher liegt und damit bei gleicher „Beleidigungsdichte“ erheblich weniger Kommentare geblockt werden.

    Der beschriebenen Methodologie nach wurde nicht berücksichtigt, dass bei besonders Kontroversen Themen, bei denen die Beiträge vermutlich meist von Männern geschrieben wurden, die Kommentarfunktion ausgeschaltet wurde und damit der Beitrag als „0% geblockte Kommentare“ gezählt wird.

    Insgesamt also wieder ein Schaustück, wie Journalisten glauben, nach wissenschaftlichen Standards zu arbeiten, aber doch nur das Niveau der gymnasialen Oberstufe erreichen.

    1. Zustimmung und Ergänzug: „… die Anzahl der geblockten Kommentare unter Artikeln von Autorinnen besonders hoch waren.“ Daraus könnte man auch schließen, dass die Löschtaste pink ist und Frauen besonders anzieht, würde mit der analogen Welt korrelieren.

      1. Mal abgesehen, dass in diesem Kommentar bescheuerte Geschlechterklischees gepflegt werden, sollte man vielleicht noch anmerken, dass bei großen Medienhäusern nicht die Autorinnen und Autoren selbst moderieren, sondern dies extra Moderationsteams machen.

    2. Der Guardian hat eine quantitative und keine qualitative Auswertung gemacht. Über Gründe, weshalb bei Artikeln von Frauen und Angehörigen von Minderheiten mehr Kommentare geblockt werden müssen, wurde im Guardian nicht spekuliert, sondern lediglich dieses statistische Ergebnis dargestellt. Insofern kann ich deine Kritik nicht nachvollziehen.

      1. Abgesehen davon, dass ich

        Egal über was sie schreiben: Journalistinnen bekommen den Hass ab

        für eine qualitative Aussage halte, sind auch die quantitativen Ergebnisse falsch, wenn das Kriterium, was ein Hasskommentar ist, vom Geschlecht oder Hautfarbe des Autors beeinflusst ist.
        Dieser Einfluss ist nicht einmal geprüft, geschweige denn quantifiziert, worden. Aus welchen Gründen sollte das Geschlecht des Autors, dass, wie in der Untersuchung dargestellt, auf den Leser wirkt, nicht auch auf den Kommentarkontrolleur wirken?

        Es ist zwar eine interessante Zusammenstellung von Zahlen, eine statistische Signifikanz hat sie aber nicht, dazu hat den Autoren die nötige Fachkenntnis gefehlt.

      2. @PurpleRain: Bitte unterscheiden Sie zwischen den deutschen Wörtern „Auswertung“ und „Aussage“. Der Guardian hat eine quantitative Auswertung vorgenommen, deren Ergebnisse sich in Form von Aussagen darstellen lassen.
        Außerdem: Woraus leiten Sie ab, dass „das Kriterium, was ein Hasskommentar ist, vom Geschlecht oder Hautfarbe des Autors beeinflusst ist“? Da Sie nicht erläutern, wie Sie darauf kommen, halte ich das für Spekulation.
        Und dann am Ende noch den Autoren die Fachkenntnis abzusprechen ist anmaßend.

  5. Persönliche Meinung:
    Dieser Artikel ist einfach nicht kritisch betrachtet worden.

    Die wenigsten Personen sehen nach dem Autor/der Autorin, den meisten geht es um den Artikelinhalt/über das Thema, wahrscheinlich auch von den Personen, die in Kommentarspalten böse Kommentare hinterlassen.

    Zitat: „Zu den Themen mit den meisten Löschungen gehörten Israel/Palästina, Feminismus und Vergewaltigung.“
    Wer sich mal mit diesen Themen ein bisschen auseinander setzt wird dabei sehen, dass bei diesen Themen die >> meistens << die "Stimmung"/"Argumente" etc. vergiftet sind, wodurch es ehr zu so welchen Kommentaren kommt.

    Besonders aus den Link zitiert (Punk 6 von 6):
    "Articles about feminism attracted very high levels of blocked comments."

    —-

    Was dabei als wichtige Information fehlt:
    Welche Autorin/welcher Autor schreibt über welches Thema?
    Und welche Artikel haben die meisten geblockten Kommentare (also nicht die Artikelart, sondern die Artikel selbst)?

    —-

    Und jetzt mal auf Netzpolitik.org bezogen nur hier sehe ich wirklich auf die Autorin/den Autor, da diese/dieser unter den Artikel einen guten Blickfang bekommen und durch den Link in Namen kann Frau/Mann die Themen der Autorin/des Autors ansehen.

  6. We analysed 70m comments recorded between 4 January 1999 and 2 March 2016

    Das Internet vergisst nichts, auch Dich nicht.
    Alles was Du in Internet machst wird analysiert.

    We worked with these comments in a Postgres database running on Amazon Web Services (AWS)

    Deine Daten können bei anderen Firmen in anderen Ländern und auch in Clouds gespeichert werden.

    A small minority are blocked for legal reasons, …

    Deine Äusserungen werden juristisch bewertet. Wenn Kommentare als gelöscht erscheinen, sind sie nur nicht mehr für andere sichtbar. In Datenbanken sind sie weiterhin gespeichert.

    „I can’t believe you get paid for this“ fällt beim Guardian unter die Rubrik „abuse“

    Alle Macht liegt beim Administrator, auch wenn er intellektuell nicht mithalten kann.

    “Dismissive trolling” was blocked too – comments such as “Calm down, dear”

    Emotionen lösen Emotionen aus. Doch was unter trolling verstanden wird definiert der Admin als Gott selbst.

    Is that the kind of culture we want to live in?

    Das Internet ist nur der Spiegel von Gesellschaft, Kultur in seiner individuellen Ausprägung. Es hilft nicht viel, die Augen vor dem Morast abzuwenden in dem wir alle leben. Die Welt und die Menschen sind nicht gut, daher erhoffen sich die Menschen schon immer bessere Zustände. Doch der Mensch ist seiner Natur nach ein Raubtier, das domestiziert werden will. Wölfe! Wollt ihr leben wie die Hunde?

    How can we create the web we want?
    ‘I think it is a worthy venture to keep comments open, even if you don’t like what readers are saying or how they are saying it. Journalists need to be challenged’
    Nesrine Malik, writer and commentator

    Alles andere wäre auch nur eine „neue schöne Welt“, erschaffen als Filtrat. In der Sozialpsychologie kennt man das Phänomen des erwünschten Verhaltens. Dies kommt immer dann zum Vorschein, wenn es dem Individuum Vorteile bringt, in welcher Form auch immer, auch wenn es sonst nicht seiner Persönlichkeitsstruktur entspricht.

    Wenn arme Seelen sich Luft und Lust im Internet verschaffen, so erspart es diesen so manche Therapeutenstunde, die dann vielleicht andere deswegen brauchen. Auch wenn es uns nicht gefällt: Die einen sind der Gesundheit näher.

  7. also wenn ich so Sätze wie “You are so ugly that if you got pregnant I would drive you to the abortion clinic myself” les, muss ich mir vorstellen, was ich wohl den lieben langen Schultag so gepostet hätte, hätte es zu meiner Zeit, als ich so zw. 10 und 13 war, das Internet schon gegeben..
    ( und wie ich dann wahrscheinlich, amüsiert und zufrieden über mein Werk, im 5 Sekunden-Takt die Seite refreshed hätte, um zu guggen, ob da irgendein Spack auch noch drauf antwortet und damit Öl ins Feuer meiner infantilen Leidenschaften kippt. )

    C&L haben das Ganze vor einiger Zeit ja sehr schön vertont.. :
    https://www.youtube.com/watch?v=uQpZHH-gdvk

  8. Erst dampft man 70 Mio Datensätze auf ein Minimum ein und dann bläst man die wenigen verbliebenen Zahlen und einfachsten Diagramme maximal technisch auf. Mehr als eine Demonstration kann das wohl kaum sein. Auf diese Art, kann man jede vorher gewünschte Aussage „belegen“.

  9. Ich fände es spannend zu wissen, ob Artikel, die von weißen, heterosexuellen Journalisten geschrieben wurden, aber unter dem Namen einer homosexuellen, schwarzen Frau veröffentlicht wurden auch überproportional viele Hasskommentare geben.

  10. Ich sehe ja automatisch den Namen des Verfassers.
    Ich kann nicht bestätigen, dass meine Kommentare unabhängig vom Geschlecht sind. Wieso sollte ich mir da auch was vor-machen ;-).
    Beiträge einer Frau zu einem typischen männlichen Thema
    werden besonders kritisch angesehen.
    Entsprechend gute Beiträge erhalte überdurchschnittliche
    Zustimmung und umgekehrt. Bei Männern ist es aber genauso.
    Meine Kommentare sind auch eh‘ nicht objektiv.
    Ein Kommentar ist oft nur ein Gefühl,
    welches mit anderen Lesern geteilt wird.
    Das sich viele KommentatorInnen als Journalist (what-ever)
    betrachten, halte ich für ein lustiges Missverständnis.
    In einigen Kommentarspalten machen sich diese
    typisch deutschen Wikipedia-Allüren bemerkbar.
    … wenn Du es nicht zu 1000% belegen kannst,
    dann ist es auch nicht passiert.
    Mann bekommt ja eine Meinung nicht dadurch weg,
    dass man dem Sprecher den Mund zuhält.

    Das Ergebnis hatten wir ja bei den letzten Landtagswahlen.
    Die Besserwisser müssen die Leute da abholen, wo sie stehen
    oder können es gleich sein lassen.

    Amen ;-).

  11. Es ist doch sehr auffällig, daß sich nur schmerbäuchige, weiße, heterosexuelle und meist arbeitslose ledige Männer gehobeneren Alters mit dem Artikel schlecht anfreunden können.

    1. Es ist sehr auffällig, dass sich nur engstirnige, weiße, heterosexuelle und meist ledige Frauen gehobeneren Alters sich mit den Lied „Frauen sind Schweine“ (Gegenstück von „Männer sind Schweine“) anfreunden können.

      —-

      Was ich damit sagen will:
      (Fast) Keine Person mag es verallgemeinert oder unter Generalverdacht gestellt zu werden.

      1. Ich mag es, verallgemeinert unter Generalverdacht gestellt zu werden. ;-)
        Das sagt so schön viel über den Verdächtigenden aus, wenn er im Glashaus mit Steinen wirft und macht die Verdächtigung so unbedeutend und lächerlich. :-))

  12. Bei einer dt. Online Zeitung ist mir aufgefallen, dass zu bestimmten Tageszeiten gewisse Meinungen bzw. formulierte Einstellungen stundenweise durch die Moderation gar nicht erst veröffentlicht werden, während die konträren – teileweise auch in aggressivem Ton gehaltenen Artikel- haufenweise erscheinen (Beispiel Flüchtlinge). Manchmal beginnt danach eine Löschorgie von bereits veröffentlichten Artikel.

    Stunden später erscheinen dann plötzlich die gegenteiligen Positionen in geballter Form. Ich bin da eher der gemäßigte Schreiber, der sich die Fäkalsprache schenkt, und meine Artikel tauchen dort zu über 60% überhaupt nicht auf: „… wartet auf Moderation“ … *puff*.

    Daher stellt sich für mich der Sachverhalt der Löschungen bzw. der Nicht-Veröffentlichung eher als ein Moderationsproblem dar: manchen Moderatoren scheint eine bestimmte deeskalierende Einstellung nicht zu passen. Und je nachdem man ob man an den einen oder anderen Mod gerät, kommt man entweder durch oder auch nicht.

    1. Moderation an sich ist ein/das Problem!
      Ich hatte (bzw habe, nehme sie aber nicht mehr wahr) Moderationsrechte in einem großen Forum. Da kann man über und für sich und über Mitmenschen viel lernen.
      Man hat eine wirklich große Macht und es ist extrem unterschiedlich, wie damit umgegangen wird. Gib einem kleinen Menschen (dieses ist bitte nicht in m oder cm zu messen!) einen Kloschlüssel und Du machst dir demnächst in die Hose. könnte man das verkürzen.
      Wenn sich dann „hinter den Kulissen“ die Moderatoren (ohne Moderation) auseinandersetzen, könnte man sich fast Moderation wünschen ;-). Da gibts dann genau das, was „vorn“ nicht geduldet wird.
      Meinung zu zensieren sollte eigentlich völlig unmöglich sein. Das scheitert aber schon daran, daß weder Moderatoren noch Moderierte, Meinung von tatsächlich Löschwürdigem zuverlässig und ungetrübt von persönlicher Befindlichkeit unterscheiden können.
      .
      Was mich am Artikel besonders stört ist nicht die Unzulänglichkeit von Moderation, sondern daß man das auch noch zur Refferenz erklärt.

      1. Was mich a Horst Kevin besonders stört ist nicht die Unzulänglichkeit von Moderation, sondern dass er auch noch „Refferenz“ zur Referenz erklärt.

  13. In einem Fall ging es in einem Artikel um Dunja H. Reihenweise kamen Kommentare, die sinngemäß die Legitimität Ihrer Anwesenheit in D anzweifelten und fragten, mit welch unlauteren Mittel sich ihre Eltern Asyl und Sozialleistungen erschlichen hätten. Und sie solle doch dahin verschwinden woher sie gekommen sei.

    Mein Kommentar mit den Infos bez. Studium und beruflichen Tätigkeiten, Infos die man sich u.a. in Wikipedia und mehreren Interviews anlesen kann, wurde von der Moderation ansatzlos gekillt: der war nach einigen Minuten „… wartet auf Moderation“ verschwunden und ist meines Wissens nie wieder aufgetaucht. Der andere Schrott wurde nicht nur veröffentlicht, er blieb auch stehen.

    Wenn man nun damit Statistik betreibt, würfelt man irgendetwas zusammen und wähnt sich in einer Sicherheit, die überhaupt nicht existiert. Etwa so, als wolle man den Spuckeanteil im Essen eines Restaurant in Zandvoort (NL) an der Haarfarbe der Gäste festmachen und nicht am Verhältnis niederländischer Kellner zu deutschen Besuchern.

    Bei der genannten Zeitung bin ich nach über einem Jahr zu der Überzeugung gelangt, dass die veröffentlichten / gelöschten Posts eher ein Maß für die Gesinnung der jeweiligen Moderation darstellen. Wenn man Pech hat, kommen 3 Stunden lang die Pöbelein durch und die differenzierten Beiträge werden vernichtet. Dann gibt es ein paar Stunden, in denen seltsamerweise überhaupt kein Kommentar veröffentlicht wird, als wären alle tot umgefallen. Und plötzlich tauchen nur noch zu den ersten 3 Std. kontäre Stellungnahmen auf. Als hätte es irgendwo einen Schichtwechsel gegeben. An so viele Zufälle glaube ich einfach nicht mehr.

    1. Das was Du beschreibst ist wohl eher dem Umstand geschuldet, daß es sich bei den Foren um eher ungeliebte Kinder handelt, die eben Stiefmütterlich behandelt werden und daher weder qualitativ noch quantitativ angemessen moderiert werden.
      Bei der Größe bedeutet das auch richtig Aufwand und wenn man so sieht, wie die Verlage wild umsichsparen, ist das nur und leider logische Folge.

  14. Ich bin kaum im journalistischen Umfeld unterwegs, meine Nachrichten bekomme ich von zwei Seiten und dort habe ich kaum besondere Anfeindungen gegenüber Autorinnen erlebt.

    Allerdings konsumiere ich viele Unterhaltungsmedien wie Youtube oder amerikanische Outlets wie The Escapist und bin in Foren unterwegs. Hier merke ich eine deutliche Tendenz dazu, das Kritik – positiv wie negativ – bei Artikeln oder Videos von Frauen heftiger ausfällt. Kommentierende tragen ihre Kritik oder Zuspruch schnell auf eine persönliche Ebene. Ich habe häufig das Gefühl das sowohl ‚Beschützer Instinkt‘ als auch die Angst, davor von einer Frau persönlich übertrumpft zu werden, eine Rolle spielen.

    1. „Ich habe häufig das Gefühl das sowohl ‚Beschützer Instinkt‘ als auch die Angst, davor von einer Frau persönlich übertrumpft zu werden, eine Rolle spielen.“

      Zitat Markus Reuter weiter oben:
      „Mal abgesehen, dass in diesem Kommentar bescheuerte Geschlechterklischees gepflegt werden“,

      ist ihr Kommentar einwandfrei.

      1. Der hier aufgetretene Beschützerinstinkt könnte natürlich auch bei Mods zu ungleichen Löschungen führen, wie auch eine Überdosis Ethikseminare, man weiß es nicht.

  15. Business as usual, wie jeglicher Sexismus und Rassismus wegdiskutiert wird.

    „Unangenehme Wahrheiten“ werden halt leichter akzeptier, wenn man sich nicht an die eigene Nase fassen muss :)

    1. Können Sie mir ein Kommentar hier in den Kommentarspalte zeigen, wo denn das „jeglicher Sexismus und Rassismus“ hier wegdiskutiert wird?

  16. Macht einfach mal jeder ein kleines Experiment:
    Macht einen „weiblichen“ und einen „männlichen“ Twitteraccount auf und äußert Euch positiv zu Feminismus. In den gleichen Threads. Macht das ein paar Wochen lang, immer mal wieder.
    Wem dann noch nicht die Augen aufgehen, dem ist auch nicht mehr zu helfen.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.