Gesperrt: Facebook nimmt „The Shade Room“ offline

Wer sich für Prominente interessiert und auf Facebook unterwegs ist, dem ist die Seite vermutlich schon begegnet: The Shade Room. Der Facebook-Konzern nahm sie nun offline, ohne Angabe von Gründen, wie niemanlab berichtet, bestätigte aber die Sperrung.

„The Shade Room“ hatte schon häufiger mit Beschwerden von Prominenten zu kämpfen, denen verständlicherweise die Berichterstattung in Teilen zu weit ging. Andererseits waren so manche C-Prominente durchaus hinterher, ihre Fotos auf dem Portal zu hinterlassen. Das ebenfalls zum Facebook-Konzern gehörende Instagram hatte der bilderlastigen Seite letztes Jahr schon kurzzeitig den Account gekappt. Nach kurzer Zeit war er wieder online, sogar mit einer Entschuldigung von Instagram.

Nun kann man sich fragen, was eine Celebrity-Bildersammlung für eine Relevanz haben mag, aber Angie Nwandu, die The Shade Room 2014 ins Leben gerufen hat, weiß eine große afro-amerikanische Community und über vier Millionen Facebook-Follower hinter sich und hat neben Klatsch und Tratsch auch eine recht deutliche politische Agenda, etwa bei vieldiskutierten Themen wie #BlackLivesMatter oder der US-Präsidentschaftswahl.

Dass Inhalte entfernt und Accounts ohne Begründung und vorherige Ankündigung gesperrt werden, ist natürlich kein neues Phänomen, auch kein seltenes. Vieles in Zusammenhang mit Nacktheit und Pornographie ist gemäß den Richtlinien von Facebook ein No-go. Das geht vor allem auf den Punkt 3.7 der Facebook-Richtlinien zurück:

Du wirst keine Inhalte posten, die Hassreden enthalten, bedrohlich oder pornografisch sind, zu Gewalt verleiten oder Nacktdarstellungen bzw. grafische sowie sonstige Gewalt enthalten.

Die englische Version der Richtlinien weicht inhaltlich nicht von der deutschen ab. Politische Inhalte fallen in beiden Versionen nicht unter diesen Punkt.

Diskutiert werden Fälle von Sperrungen häufig nur, wenn die Betroffenen eine gewisse Bekanntheit haben. Es traf in Deutschland etwa das Frauenmagazin „Emma“, da ein Ausgaben-Cover Brustwarzen abbildete. Das an sich ist noch nicht unbedingt ein Problem, aber es waren weibliche. Es erwischt auch häufiger Künstler oder Berichterstatter, wie kürzlich Nora Burgard-Arp, deren Account gesperrt wurde wegen Fotos zum Thema Anorexie, die unter dem Titel „Heute sind doch alle magersüchtig“ auch nackte Körper zeigten. Ihr wurde mitgeteilt:

Wenn wir noch einmal Nackedeis posten, werden wir nicht mehr nur gesperrt – sondern komplett gelöscht.

Nacktaufnahmen seien aber nicht der Grund der Sperrung und warum sie im sog. „Facebook Jail“ gelandet sei, sagt „The Shade Room“-Gründerin Nwandu gegenüber niemanlab:

I monitor the page frequently and nothing was posted that violated any rules to my knowledge […] We have been targeted on FB and have been receiving numerous reports over things that don’t violate the terms. The amount of reports have been excessive.

Deine Spende für digitale Freiheitsrechte

Wir berichten über aktuelle netzpolitische Entwicklungen, decken Skandale auf und stoßen Debatten an. Dabei sind wir vollkommen unabhängig. Denn unser Kampf für digitale Freiheitsrechte finanziert sich zu fast 100 Prozent aus den Spenden unserer Leser:innen.

3 Ergänzungen

  1. Also fleißig pornos posten und dein account wird gelöscht! Damit hat sich der featurebug „account deaktivieren“ gelöst…

  2. Wow, eine Firma nimmt eine Webseite offline an der sie die Rechte hat. Na wenn das mal nicht ein Grund ist auf die Barrikaden zu gehen.

    Konstruktiver Vorschlag an Angie Nwandu Server mieten Website mit den Inhalten selber hosten. Damit hat die Community ihren Platz zum Austausch über ihre Themen und die Facebook mehr Platz auf dem Server.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.