Facebook nutzt Standort für Freundesvorschläge (Update)

Facebook weiß, wo sich die Nutzer des Netzwerkes aufhalten. Jetzt kam raus, dass das Unternehmen seinen Nutzern auf Basis des Handystandortes Vorschläge nach dem Muster „Personen, die du vielleicht kennst“ macht.

Jenny hat gar keine Lust mit Peter zu reden und findet ihn richtig unsympathisch. Am nächsten Tag schlägt Facebook Peter vor, dass er sich mit Jenny befreunden könnte – und gibt ihm ihre Profildaten Foto: CC-BY-SA 2.0 boolve

Facebook macht Freundesvorschläge („Personen, die du vielleicht kennst“) auf Basis des Handystandortes. Sind zwei Handys von Facebook-Nutzern am selben Ort, kann es sein, dass das Unternehmen den Nutzern den Namen und das Profil des anderen anzeigt, ohne dass sich die Personen kennen.

In der Hilfe von Facebook heißt es zu dieser Funktionalität:

„Personen, die du vielleicht kennst“ sind Facebook-Nutzer, die du möglicherweise kennst. Wir zeigen dir anhand gemeinsamer Freunde, Ausbildungs- und Berufsinformationen, Netzwerken, denen du angehörst, Kontakten, die du importiert hast, und vielen anderen Faktoren Personen an.

Einer dieser vielen anderen Faktoren, die hier verschwiegen werden, sind offenbar die Geodaten des Telefons. Gegenüber Fusion.net sagt ein Facebook-Sprecher, dass der Ort alleine keine „Personen, die du vielleicht kennst“-Meldung auslösen könne, sondern dass es noch anderer Faktoren bedürfe. Welche das sind, sagt Facebook allerdings nicht.

Die Funktionalität, von der unklar ist, ob sie einfach allen Usern standardmäßig zugeschaltet ist, birgt große Probleme für die Privatsphäre. Neben durchaus positiven Einsatzmöglichkeiten, sind viele Szenarien denkbar, die zu Problemen für die Nutzer führen können.

Beispiele für Datenschutzprobleme der Funktionalität:

Szenario 1:
Peter Power geht im Club tanzen. Er tanzt lange in der Nähe von Jenny Jansen. Peter traut sich nicht Jenny anzusprechen. Jenny hat gar keine Lust mit Peter zu reden und findet ihn richtig unsympathisch. Am nächsten Tag schlägt Facebook Peter vor, dass er sich mit Jenny Jansen befreunden könnte.

Szenario 2:
Hans Huber geht zur Aidsberatung. Er sitzt dort länger im Wartezimmer. Dort sitzen noch andere Leute. Am nächsten Tag fragt Facebook Hans Huber, ob er sich mit Susi Schneider befreunden will. Hans Huber kennt ihr Gesicht nur aus dem Wartezimmer.

Szenario 3:
Mario Meister geht im Baumarkt einkaufen. Hinter ihm an der Kasse steht Thor Tritschler. Thor zündet mit dem im Baumarkt gekauften Brandbeschleuniger ein Flüchtlingsheim an. Die Polizei kommt zu Mario Meister und verdächtigt ihn des Brandanschlages.

Standort-Überwachung der Facebook-Nutzer wird stärker

Facebook wird in Sachen Standortüberwachung seiner Nutzer immer invasiver. Zuletzt berichtete der WDR, dass die Conversionsraten von Online-Anzeigen und Offline-Käufen mittels des Handystandortes ermittelt werden:

Dank GPS-Funktion weiß Facebook ganz genau, wo sich seine Schäfchen gerade aufhalten. Auf den Meter genau wird alles getrackt und ausgewertet. Nicht mehr nur, um passende Anzeigen zu präsentieren (Komm in den Laden, vor dem Du gerade stehst), sondern eben auch, um den Erfolg von Anzeigen zu tracken. Betritt jemand den beworbenen Laden, bekommt Facebook das mit und kann dem werbetreibenden Unternehmen Vollzug melden. Die „Conversion“ ist gelungen: Die Anzeige hat aus einem Interessenten einen Kunden gemacht. Check.

Auch war vielen Leuten aufgefallen, dass ihnen auf Facebook ihre Tinderdates als „Personen, die du vielleicht kennst“ vorgeschlagen wurden. Auch hier könnte die Geolocation des Telefons ausschlaggebend gewesen sein.

Gegen die zunehmende ortsbasierte Überwachung von Facebook hilft nur: in den Optionen die Standortüberwachung ausschalten. Diese Einstellung haben wir nur mobil unter „Weitere Einstellungen > Ort > Niemals“ gefunden.

Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte einfach ganz auf Facebook verzichten.

Update:
Es gibt mittlerweile eine Aussage von Facebook, dass sie die Standortdaten nicht (mehr?) nutzen für diese Funktionalität. Wir haben mal bei Facebook nachgefragt und haben folgende Antwort bekommen:

„We’re not using location data, such as device location and location information you add to your profile, to suggest people you may know. We may show you people based on mutual friends, work and education information, networks you are part of, contacts you’ve imported and other factors.“

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18 Ergänzungen

  1. „Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte einfach ganz auf Facebook verzichten.“

    Und am sichersten geht, wer ganz auf S.. Spass verzichtet. Seufz.

    1. Das Gros der Menschen möchte erst dann kapieren, was Facebook mit ihnen und ihren Privatleben anstellt, wenn sie die Konsequenzen körperlich oder finanziell zu spüren bekommt. Aber keiner würde hadern, eine Person, die Facebooks Techniken anwendet, als Stalker zu identifizieren … und den Stalker als Bedrohung und Belästigung im Leben zu erfinden.

      Facebook hat kein Monopol auf Spaß und nichteinmal auf das, was die Leute als Zweck von Facebook wahrnehmen. Das ist keine Kunst, es gäbe unzählige Alternativen; ihr Vorzeil ist einfach die Menschenmasse und die Tatsache, dass heute 95% der Computernutzer keinen blassen Schimmer von ihren Geräten und dem Internet haben. Weil sie ihre Geräte für Unterhaltungsgeräte zum Einschalten und Laufenlassen halten, als wären es Röhrenfernseher und Wählscheibentelefone.

      Zurück zum Thema: Wäre die DDR untergegangen, wenn dIe Stasi, wie Firmen/Behörden von heute, primär über das Internet gearbeitet hätte, statt mit Agenten? Mir bereitet die Leichtfertigkeit, mit der Facebook-User teilweise wissend ins offene Messer rennen, regelrecht Kopfschmerzen!

    2. Facebook hat kein Monopol auf Spaß und auch keins auf das, von dem die Nutzer glauben, wozu es da ist. Der Erfolg dieses kriminellen Stalkerladens beruht einzig auf Masse und dem Unwissen von 95% der heutigen Computernutzer – die ihre Geräte für notwendige, idiotensichere Unterhaltungselektronik halten, als ginge es um einen Röhrenfernseher oder ein Wählscheibentelefon. Alternativen zum Chatten, Kennenlernen, Gruppenbilden, Wissensaustausch gäbe es aus technischer Sicht unzählige! Letztendlich sollte sich niemand für ein bisschen Spaß so aufopfern, wie für Facebook … aber bis die das merken, muss erst ein physischer oder finanzieller Schaden entstehen.

      1. @Kundalinix
        Völlig richtig! Wer Facebook unter solchen Bedingungen trotzdem nutzen will, der braucht kein Mitleid.

        @Frau mit Verstand
        Den Überflüssigen, Verlierern und Dummen muss man eine Spielwiese geben, die gut überwacht wird. Wenn diese nützlichen Idioten auch noch kommerziell ausgenutzt werden, dann wird der Schaden wirksam begrenzt, den diese Cluster anrichten könnten, wenn sie auch noch mehr finanzielle Mittel zur Verfügung hätten.

        Wenn die „Betreuten“ nun auch Hilfen zur Anbahnung von sozialen Kontakten bekommen, so ermöglicht dies wirksame soziale Kontrolle, die deviante Persönlichkeiten einzuhegen vermag. Es muss ja nicht gleich der Verfassungsschützer oder Undercover-Cop sein, der diese neue Art der Kontaktanbahnung nutzen kann. Zwischenmenschliche Beziehungen lassen sich auch hervorragend finanziell im Alltag explorieren.

  2. Zitat:
    „Gegen die zunehmende ortsbasierte Überwachung von Facebook hilft nur: in den Optionen die Standortüberwachung ausschalten. Diese Einstellung haben wir nur mobil unter „Weitere Einstellungen > Ort > Niemals“ gefunden.“
    Sorry, #Ort# ist nicht auffindbar.
    Nutze Android auf Samsung Galaxy S4.
    Hast Du es vllt. präziser?
    Danke!

  3. Das macht FB nicht nur via Handy. Geh nie via Handy auf FB, trotzdem werden mir Personen, die im gleichen Haus wohnen wie ich als „Personen, die Du vielleicht kennst“ vorgeschlagen.

  4. Die „Gefahren“-Szenarien sind gut.

    Szenario 4: Lisa Lena geht in Kön shoppen neben ihr ein Typ mit einer Rohrbombe. Am Abend bekommt sie eine Freundschaftsempfehlung für ihn.

    Szenario 5: Michael Meister geht in ein Fussballstation und erhält 50000 Freundschaftsempfehlungen davon 15000 aus Island, von Menschen die er gar nicht versteht.

  5. Deswegen installiert man sich auch keine Facebook oder Whatsapp App auf dem Smartphone.. Die mobile Website nutzt man einfach über TOR.. (Facebook hat auch eine .onion adresse b.t.w.). Die Vorschläge die man da manchmal bekommt sind dann schon lustig :D

    „Arbeitest du vielleicht bei Railway Service Nigeria“ ^^

  6. Facebook hat mir nach einem One-Night-Stand genau jene Person als Vorschlag genannt. Mit 0 gemeinsamen Freunden, und ohne dass ich jemals nach ihr gesucht habe. Das war 2014.

    1. Aber vielleicht hat die Person nach dir gesucht? Oder deine Nummer in ihrem Telefonbuch gespeichert? Weißt du das alles?

  7. Ich halte das eigentlich für eine recht nützliche Funktion. Zu den Scenarien:
    1) Dann lehnt sie seine Anfrage halt ab.
    2) Wer nicht geortet werden will, schaltet das Smartphone ab. Problem gelöst.
    3) Was hat das mit Facebook zu tun? Den Schluss würde die gleiche Polizei auch aufgrund der Ortsdaten ziehen, ohne einen Freundesvorschlag bei Facebook…

    1. Vielleicht will ich als Mensch einfach nicht, dass jeder in der Nähe herumstehende Mensch, am nächsten Tag meinen Namen erfährt.

  8. Ich finde es gut, dass sich langsam aber sicher immer Mehr Menschen damit beschäftigen, ob es gut oder verwerflich ist, was mit ihren Daten insbesondere in sozialen Netzwerken passiert. Ich kann nur immer wieder davor warnen auf Mobiltelefonen, bzw. genauer Smartphones auch nur eines der berüchtigten Programme wie Facebook, Google+, Twitter, WhatsApp zu nutzen, denn diese Apps allesamt verfolgen so gut wie jede Aktivität eurer Nutzung, Verbindungen usw. Das ist m.M. nach auch genau so gewollt durch internationale Politik in Sachen „Terrorbekämpfung“. Dass diese Informationen zudem an diverse Werbefirmen und weitere Unternehmen verkauft werden, macht die Sache nicht besser. Und wer bitteschön interessiert sich für fremde Menschen, die per Facebook plötzlich vermittelt werden sollen? Da kann der Frauenschläger, der Pädophile, der Spieler, der Taschendieb, der Einbrecher, der Spitzel, der Mafiosi, der Säufer bei sein und ihr würdet einem Algorithmus die Entscheidung überlassen, euch evt. mit solchen Personen zu treffen. Alleine schon Vertrauen in US-Algorithmen halte ich für lebensgefährlich bei solch einer Funktion.

    Also ganz ehrlich Leute, macht doch endlich mal eure Smartphones aus und schützt eure Sicherheit von Innen heraus, indem ihr diese gefährlichen Optionen gar nicht mehr ermöglicht. Dann braucht es auch nicht so viel Security vor den wirklich bösen Menschen, und die gibt es in der Tat zur Genüge. Das klassiche Handy ohne Internetkram ist deutlich sicherer in allen Aspekten außer halt vor dem Staat. Aber der ist sicher immer noch besser als der andere beschriebene Rest, der sich im Netz neben normalen Bürgern so rumtreibt.

    Ihr müsst endlich mal checken, dass das Internet identisch mit der öffentlichen Straße draußen ist, da tragt ihr auch keine Namensschilder inkl. Adressen für jeden lesbar. Ist das denn so schwer zu verstehen? Das hatte Jahrzehnte lang auch genau diese Gründe, Schutz vor wirklich gefährlichen Menschen.

  9. Ich finde es gut, dass sich langsam aber sicher immer Mehr Menschen damit beschäftigen, ob es gut oder verwerflich ist, was mit ihren Daten insbesondere in sozialen Netzwerken passiert. Ich kann nur immer wieder davor warnen auf Mobiltelefonen, bzw. genauer Smartphones auch nur eines der berüchtigten Programme wie Facebook, Google+, Twitter, WhatsApp zu nutzen, denn diese Apps allesamt verfolgen so gut wie jede Aktivität eurer Nutzung, Verbindungen usw. Das ist m.M. nach auch genau so gewollt durch internationale Politik in Sachen „Terrorbekämpfung“. Dass diese Informationen zudem an diverse Werbefirmen und weitere Unternehmen verkauft werden, macht die Sache nicht besser. Und wer bitteschön interessiert sich für fremde Menschen, die per Facebook plötzlich vermittelt werden sollen? Da kann so ziemlich alles dabei sein aus dem kriminellen Milleu, der Drogenszene, der Schlepperszene, der rechten Szene, der Nachrichtendienste, Polizeibehörden und Co bei sein und ihr würdet einem Algorithmus die Entscheidung überlassen, euch evt. mit solchen Personen zu treffen. Alleine schon Vertrauen in US-Algorithmen halte ich für lebensgefährlich bei solch einer Funktion.

    Also ganz ehrlich Leute, macht doch endlich mal eure Smartphones aus und schützt eure Sicherheit von Innen heraus, indem ihr diese gefährlichen Optionen gar nicht mehr ermöglicht. Dann braucht es auch nicht so viel Security vor den wirklich bösen Menschen, und die gibt es in der Tat zur Genüge. Das klassiche Handy ohne Internetkram ist deutlich sicherer in allen Aspekten außer halt vor dem Staat. Aber der ist sicher immer noch besser als der andere beschriebene Rest, der sich im Netz neben normalen Bürgern so rumtreibt.

    Ihr müsst endlich mal checken, dass das Internet identisch mit der öffentlichen Straße draußen ist, da tragt ihr auch keine Namensschilder inkl. Adressen für jeden lesbar. Ist das denn so schwer zu verstehen? Das hatte Jahrzehnte lang auch genau diese Gründe, Schutz vor wirklich gefährlichen Menschen.

  10. Facebook ist aber nicht Ursache, sondern allenfalls ein Warnhinweis auf eine Schieflage. Und ich habe über Facebook Kontakt zu – jetzt sehr altmodisch ausgedrückt – von mir sehr hoch geschätzten Persönlichkeiten bekommen und eine lebensbereichernde und -bejahende Unterstützung.

  11. gefährlich wird es erst wenn nutzer nicht wissen was alles möglich ist und wie und ob man sich dagegen schützen kann. ich muss mein smartphone nicht nur einfach ausmachen… nö akku muss raus, karte raus,alles in die microwelle. ist zwar bischen hinderlich im alltag aber was solls. silent sms erhalten ist zwar blöd aber wer schaut schon regelmäßig ob die funkzelle echt oder nur vorgegaukelt ist… im grunde genommen reicht ein unterrichtsfach um grundlagen der it zu vermitteln. schön open source nutzen und sicherheitsrelevante dinge aufzeigen. linux eignet sich dazu am besten und sollte neben dem noch obligatorischen windblöd eh als dualboot laufen. warum soll ich auf technik verzichten wenn es da doch genausso gut erklärt werden kann wie z.b. mathematik,. es ist dann wie es immer war: jeder kann sich dann entscheiden inwieweit er sich wissen aneignen möchte.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.